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Veröffentlicht am 23.05.2023

Mehr als nur ein Familienroman

Der Ruf des Eisvogels
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Am 1. April 1925 erblicken Olga und ihre beste Freundin Lotte in der beschaulichen Uckermark das Licht der Welt. Es ist auch der Moment, in dem Olgas Mutter stirbt und ein Eisvogel auftaucht. Olgas Großvater ...

Am 1. April 1925 erblicken Olga und ihre beste Freundin Lotte in der beschaulichen Uckermark das Licht der Welt. Es ist auch der Moment, in dem Olgas Mutter stirbt und ein Eisvogel auftaucht. Olgas Großvater erzählt ihr später, dass die Seele eines Menschen 21 Gramm wiegt und damit genauso viel, wie die kleine Eisvogeldame, die fortan jedes Jahr am Geburtstag von Olga auftaucht und damit zum Sinnbild einer mütterlichen Präsenz wird. Da ihr Vater sie selbst indirekt für den Tod der Mutter verantwortlich macht, behandelt dieser Olga von Anfang an wie Luft. Die Rolle des Ersatzvaters übernimmt ihr Großvater, auch Pa genannt. Er ist Gynäkologe und erkennt schon früh Olgas Interesse an der Medizin. Er nimmt sie fortan bei seinen Untersuchungen mit, vermittelt ihr nebenbei viel medizinischen Fachwissen und stellt damit schon früh die Weichen für ihre spätere Berufswahl.
Olgas Jugend steht unter dem Schatten des Hakenkreuzes. Im Gegensatz zu einigen anderen lässt sie sich, auch dank der neutralen Einstellung ihres Großvaters, nicht von der Propaganda indoktrinieren. Stattdessen richtet sie eine geheimen Praxisraum ein, in dem sie heimlich verletzte Zwangsarbeitern medizinisch versorgt.Gleichzeitig wird der Erwartungsdruck größer, sich gegen ihr Herz und gegen ihre Träume zu entscheiden und die Rolle als Hausfrau und Mutter einzunehmen.
Nach Kriegsende sieht sie sich gezwungen, zusammen mit ihrer Tochter Becki in den Westen zu fliehen und möchte Ginsterburg gerne für immer hinter sich lassen.
Die schmerzhafte Vergangenheit holt sie erst wieder ein, als Tochter und Enkelin sie an ihrem 66. Geburtstag mit einer Fahrt in ihre Heimat überraschen.

Nicht nur für die Charaktere beginnt hier ein Wechselbad der Gefühle über den langen Zeitraum einer bewegenden, komplexen und lebendig erzählten Lebensgeschichte.
Die vielen Fragmente, aus denen diese besteht, setzt sich nach und nach, zu einen beeindruckenden Bild zusammen.
Die Handlung wechselt dabei immer wieder zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart im Jahre 1991. Zugegebenermaßen hatte ich zwar einen unterhaltsamen Familienroman erwartet und wurde von der enthaltenden Spannung, Lebendigkeit und Vielschichtigkeit etwas überrascht.
Der Fokus liegt auch nicht etwa auf die Thematik des Nationalsozialismus. Vielmehr werden der Kampf um Freiheit und Emanzipation gemeinsam mit der Zeitgeschichte zu einer emotional sehr berührenden Romanerzählung verwoben. Von mir gibt es für dieses Buch auf jeden Fall eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 21.05.2023

Spannend und mitreißend!

Wolfskinder
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Die Einwohner von Almenen stehen den Siedlern aus Jakobsleiter, sowie deren abgeschiedener, rauer und irgendwie auch geheimnisvoller Lebensweise mehr als skeptisch gegenüber.
Diese Ablehnung bekommen vor ...

Die Einwohner von Almenen stehen den Siedlern aus Jakobsleiter, sowie deren abgeschiedener, rauer und irgendwie auch geheimnisvoller Lebensweise mehr als skeptisch gegenüber.
Diese Ablehnung bekommen vor allem Jesse und Rebekka, die in der Schule in Almenen besuchen müssen, täglich am eigenen Leib zu spüren. Rebekka verschwindet nach einer solchen Attacke plötzlich spurlos und auch die Klassenlehrerin kehrt eines Tages nicht aus den Bergen zurück und ist damit nicht die Einzige. Auch die beste Freundin von Volontärin Smilla ist dort 10 Jahre zuvor bei einem Campingausflug wie vom Erdboden verschluckt worden und seit dem nicht wieder aufgetaucht.
Wer steckt hinter dem mysteriösen Verschwinden der Frauen?

Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven der einzelnen Protagonisten erzählt. Genau das sorgt dafür, dass ich die ersten Seiten noch mit mehreren Fragezeichen im Kopf lese, aber ehe ich mich versehe, bin ich mitten drin im spannenden Geschehen. Trotz der wechselnden Sichtweisen und Settings, fällt es dann doch recht leicht, den Überblick zu behalten. Wie sich herausstellt, haben vor allem die vermeintlich bibeltreuen Siedlern aus Jakobsleiter mehr zu verbergen, als zunächst angenommen. Dazu passt die düstere, beklemmende Grundstimmung, die von Anfang an und über das gesamte Buch hinweg, vorhanden ist. Wirklich gruselig finde ich die Geschichte zwar nicht, dafür hat sie aber ein angenehmes Spannungslevel, da nicht ganz klar ist, von wem letztlich die wahre Bedrohung ausgeht. Zum Ende werden dann sämtliche Geheimnisse und Verbindungen schrittweise aufgedeckt und sorgen für einen aufregenden Showdown.
Für mich ein gelungenes Gesamtpaket aus unterhaltsamen Plot und tollem Schreibstil, das ich gerne gelesen habe.
LESEEMPFEHLUNG für Thriller-Fans!

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Veröffentlicht am 16.05.2023

Alles andere als romantisch!

Es war einmal in Brooklyn
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Es ist der Sommer 1977 in New York, in dem es eines Nachts zum großen Blackout kommt und sich auch das bisherige Leben von Juliette und David für immer verändern wird.
Anfangs wirkt es noch wie eine klassisch ...

Es ist der Sommer 1977 in New York, in dem es eines Nachts zum großen Blackout kommt und sich auch das bisherige Leben von Juliette und David für immer verändern wird.
Anfangs wirkt es noch wie eine klassisch süße Liebesgeschichte, die sich aus einer Freundschaft entwickelt, die bereits seit Kindertagen besteht. Dazu gehört auch ein Entjungferungs-Pakt, den die Beiden vor dem College einlösen wollen.
David erkrankt dann jedoch an einem aggressiven Krebs und Juliette trifft auf einer Party zufällig auf Pizzabote Rico, in den sie sich rettungslos verliebt. Während David Gefühle für Juliette hegt und sicher ist, das Rico sie nur ausnutzt, distanziert sie sich immer mehr von ihrem Freund aus Kindertagen.
Das Buch hat an dem Abend des Blackouts, eine extreme Wendung für die zwei Hauptprotagonisten parat, die mich sehr erschüttert und die weiteren Entwicklungen maßgeblich beeinflusst.

Berührend, aber auch nüchtern und nachvollziehbar, beschreibt Syd Atlas die Story von David und Juliette. Auf den ersten Blick hat es sogar den Anschein, es handele sich möglicherweise um eine Neuinterpretation von Romeo & Julia. Doch der Schein trügt. Es ist alles andere, als romantisch und verträumt. Hier wird eine harte, unbarmherzige Wirklichkeit beschrieben, die mir immer wieder sehr nah geht und es mir unmöglich machte, aufzuhören zu lesen. Und obwohl ich mir so sehr ein anderes Ende gewünscht habe, sollte es nicht sein.

Für dieses Buch möchte ich sehr gerne eine LESEEMPFEHLUNG geben.

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Veröffentlicht am 11.05.2023

Pageturner

In blaukalter Tiefe
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Caroline ist Chefin eines Lifestyle-Magazins und Ehefrau eines ebenfalls sehr erfolgreichen Steueranwalts mit eigener Kanzlei.

Kurz vor ihrem geplanten Segeltörn, überrascht Andreas seine Frau mit der ...

Caroline ist Chefin eines Lifestyle-Magazins und Ehefrau eines ebenfalls sehr erfolgreichen Steueranwalts mit eigener Kanzlei.

Kurz vor ihrem geplanten Segeltörn, überrascht Andreas seine Frau mit der Nachricht, dass er einen angehenden Sozius und dessen Freundin mit auf den Trip eingeladen hat. Caroline ist alles andere als begeistert, da der gemeinsame Segelurlaub vor allem dazu dienen soll, ihrer eingeschlafenen Beziehung einen neuen Aufwind zu geben. Während es nach dem ersten Tag noch danach aussieht, dass sich die Eheleute wieder annähern, werden immer mehr Risse an deren Fassade sichtbar und auch Carolines Befürchtungen scheinen sich zu bestätigen. Auf dem kleinen Segelboot treffen nämlich zwei vollkommen unterschiedliche Paarungen aufeinander, die einfach nicht zusammenpassen. Und dann ist da noch Skipper Eric, der schwer bemüht ist, sich vom Rest abzukapseln.
Kaum hat die Reise begonnen, bekommen Andreas und David eine Hiobsbotschaft aus der Kanzlei. Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung sind intensiv am ermitteln. Während sich sein Chef davon gar nicht beeindrucken lässt, verfällt David zunehmend in Panik und versucht die Angelegenheit aus der Entfernung zu klären. Dabei vernachlässigt er seine Freundin Tanja, die sich ohnehin nur schwer mit der Gesamtsituation anfreunden kann und Andreas nutzt diesen Umstand ebenfalls aus, um unterschwellige Machtspielchen zu spielen.
Es ist somit nur eine Frage der Zeit, bis sich die fehlenden Rückzugsmöglichkeiten und die Mischung von zwischenmenschlichen Problemen und Provokationen in einem gigantischen Sturm entlädt.

Da die Story aus den Perspektiven der einzelnen Crew-Mitglieder erzählt wird, ändert sich ständig der Blickwinkel und man lernt gleichzeitig die einzelnen Protagonisten und ihre Beweggründe immer besser kennen.
Wie beim Abpellen einer Zwiebel kommen hier einzelne Schichten und dadurch auch menschliche Abgründe zum Vorschein, die unerwartet ein neues Licht auf die Charaktere und Geschehnisse werfen und so wieder eine ganz neue Spannung in die Handlung bringen.Nur mit dem Ende hadere ich ein wenig, da es etwas überhastet und unvollständig wirkt.
Das Segelsetting überzeugt hingegen vollends. Das verwendete Vokabular ist sehr danach ausgerichtet und zusammen mit der Erzählweise fühlt es sich tatsächlich von Beginn an so, als wäre man mit an Bord der „Querelle“.
Das scheint der Grund zu sein, warum dieses Buch ein wahrer Pageturner ist und von mir an dieser Stelle natürlich auch eine LESEEMPFEHLUNG erhält.

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Veröffentlicht am 06.02.2023

Hier wird der Leser gefordert!

Jemand
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Während ich das Buch innerhalb von 2 Tagen inhaliert habe, hat nun Wochen gedauert, diese Rezension zu verfassen.
Warum?!?
Nachdem ich zuvor vollkommen begeistert von „Schmerz und kein Trost“ war, konnte ...

Während ich das Buch innerhalb von 2 Tagen inhaliert habe, hat nun Wochen gedauert, diese Rezension zu verfassen.
Warum?!?
Nachdem ich zuvor vollkommen begeistert von „Schmerz und kein Trost“ war, konnte ich diese Neuerscheinung von Elias Haller kaum erwarten.

Nur stellte ich dann beim Lesen ziemlich schnell fest, dass es diesmal etwas komplett anderes ist, als ich mir vorgestellt habe.
Das Buch besteht aus zahlreichen Handlungssträngen, die am Ende zwar schlüssig zusammenführen, aber auch viel Aufmerksamkeit vom Leser erfordern.
Ich habe zugegebenermaßen dabei mehr als einmal den Faden verloren.

Wer ist das „Böse“ in der Geschichte, wer der/die Gute(n) ?!
Korrupte Polizisten, ehemalige Stasi-Mitarbeiter, Drogendealer und ein Serienkiller, der Fotos seiner in Szene gesetzten Opfer, anschließend im Darknet versteigert, sind es zunächst jedenfalls nicht!
Wer am Ende mein Held in diesem Buch ist, kann leider nicht verraten, das gilt es selbst herauszufinden.

Während die Kreativität des Autors hier durch den komplexen Plot seinesgleichen sucht, war ich zeitweise ein wenig überfordert, jedoch ist die Auflösung am Ende wieder unglaublich spannend und eine wahre Nervenzerreißprobe, die vom Hocker haut.

Mein Lieblingsthriller von Elias Haller wird “Jemand” zwar nicht, trotzdem hat er mich auch in diesem Buch mit einem grandiosen Ende überzeugen können!

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