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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2022

Eine TRAUMhaft schöne Geschichte

Die Katze, die von Büchern träumte
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Hinter diesem Titel, der in meinen Augen nicht ganz passend ist, habe ich unerwartet ein wahres Bücherschätzchen gefunden.

Die Hauptrolle spielt dabei nicht, wie man annehmen möchte, eine Katze, sondern ...


Hinter diesem Titel, der in meinen Augen nicht ganz passend ist, habe ich unerwartet ein wahres Bücherschätzchen gefunden.

Die Hauptrolle spielt dabei nicht, wie man annehmen möchte, eine Katze, sondern vielmehr der schüchterne und in sich gekehrte Jugendliche Rintaro Natsuki.
Er verkriecht sich nach dem Tod seines Großvaters in dessen nahezu antiquarische Buchhandlung, bis plötzlich ein sprechender Kater im Laden auftaucht und er ihn auf eine wichtige Mission begleiten soll - Die Bücher zu retten!

Der Klappentext hat mich an dieser Stelle nicht enttäuscht, sondern positiv überrascht. Die wage Befürchtung, es könnte sehr skurril und zu abstrakt werden, hat sich beim Lesen nicht bestätigt.
Geboten wird hier eine geradezu philosophisch anmutende Handlung, mit einer gewissen Leichtigkeit ohne banal zu sein und lädt sie den Lesenden auf angenehm subtile Art dazu ein, sich genauer mit dem eigenen Buchkonsum auseinander zu setzen und zu reflektieren.
Die Erzählweise ist dabei auf ihre Weise einzigartig und wunderschön flüssig, dass es eine wahre Freude ist, dieses Buch zu lesen.

Aufgrund der jungen Protagonisten erinnert die Handlung stellenweise ein wenig an ein Jugendbuch, was jedoch durchaus vernachlässigt werden kann, betrachtet man die Message, die hinter dieser Geschichte steht.
Und auch wenn sich mir der letzte Handlungsteil nicht in Gänze erschließt, oder viel mehr noch reichlich Interpretationsspielraum liefert, ist es eine wundervolle gelungene, sehr lesenswerte Geschichte die mich bei meiner zunehmend übermannenden Bücherflut zur rechten Zeit erreicht hat.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Hat mir gut gefallen!

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Als Lucien Comte de Chacarasse an das Sterbebett seines Vaters Alexandre gerufen wird,
verspricht er diesem, nun an seine Stelle zu treten und die ungewöhnliche Tradition der Familie, als Auftragsmörder, ...

Als Lucien Comte de Chacarasse an das Sterbebett seines Vaters Alexandre gerufen wird,
verspricht er diesem, nun an seine Stelle zu treten und die ungewöhnliche Tradition der Familie, als Auftragsmörder, fortzuführen. Für den geschäftlichen Teil des Familienunternehmens ist Onkel Edmond zuständig, der auch schon bald den ersten Auftrag für Lucien hat.
Obwohl er von klein auf für diese Aufgabe trainiert wurde, verabscheut Lucien Gewalt und muss nun einen Weg finden, wie er sein Versprechen einhalten kann, ohne dafür Töten zu müssen.
Zunächst einmal bin ich froh, mich ausnahmsweise für die Hörbuchvariante entschieden zu haben. Das liegt vor allem an den zahlreichen französischen Wörtern und Ausdrücken, mit denen man durchweg regelrecht bombardiert wird.
Da ich kein Französisch-Kurs in der Schule belegt habe, hätte ich mit der Print-Variante sicherlich meine Schwierigkeiten gehabt.
Dem Autor möchte ich an dieser Stelle allerdings keinen Vorwurf machen, sowohl Titel als auch Klappentext zeigen schließlich ganz klar auf, es geht nach Frankreich, genauer an die französische Riviera und man möchte meinen, er kennt sich dort aus, wie in seiner Westentasche.
Inhaltlich habe ich nach dem Klappentext etwas andere Erwartungen an die Story gehabt, die nicht ganz erfüllt wurden, dafür finde ich die Hauptakteure um so mehr gelungen.
Insbesondere die schwerhörige und resolute Haushälterin der Familie Chacarasse, Rosalie, hat es mir angetan, amüsant und wunderbar gezeichnet, ebenso wie Francine, die junge Geliebte von Luciens Vater.
Lucien selber wird als charmanter Frauenheld und erfolgreicher Restaurantbesitzer dargestellt und punktet bei mir mit seiner unkomplizierten Art, die sein Handeln noch am ehesten nachvollziehbar machen, im Gegensatz zu dem seiner Widersacher.
Trotz ein paar abstrusen Handlungsabschnitten hat mich Monsieur le Comte schön unterhalten und allein aufgrund der tollen Arbeit des Sprechers Wolfram Koch, habe ich dem Hörbuch von Anfang bis Ende gerne zugehört.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Eine wundersame Entwicklung

Zirkus der Wunder
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Südengland, 1866: Nell ist von Kopf bis Fuß übersät mit Muttermalen, wird von den Dorfbewohnern gemieden und von ihrem gewissenlosen Vater schließlich für 20 Pfund an Jasper Jupiters Zirkus der Wunder ...

Südengland, 1866: Nell ist von Kopf bis Fuß übersät mit Muttermalen, wird von den Dorfbewohnern gemieden und von ihrem gewissenlosen Vater schließlich für 20 Pfund an Jasper Jupiters Zirkus der Wunder verkauft, in dem sie mit ihrem einzigartigen Erscheinungsbild als sogenanntes „Leopardenmädchen“ scharenweise zahlende Zuschauer anziehen soll.
Bereits zuvor macht sie bereits die Bekanntschaft mit Toby, Jaspers jüngerem Bruder, der eine große Schuld mit sich herumzutragen scheint und an die ihn sein Bruder immer wieder erinnert.
Nell lernt mit der Zeit die Vorzüge des Zirkusleben kennen, gewinnt an Selbstbewusstsein und knüpft heimlich erste zarte Bande zum schüchternen Toby.
Für Jasper sind seine „Wunder“ oder auch Kuriositäten, nur Mittel zum Zweck.
Er giert nach Ruhm und Anerkennung und erträgt es nicht, wenn jemand an seiner Stelle in den Mittelpunkt rückt.
Als sich die Aufmerksamkeit der Queen auf den Zirkus und insbesondere auf Nell lenkt, ändert sich das Leben aller Beteiligten schlagartig.

Ein durchweg spannender Roman, abwechselnd aus der Sicht der Hauptcharaktere erzählt, mit einem Finale, dass so vermutlich keiner wirklich erwartet hätte.
Mit der Zeit wird klar, die Autorin ist nicht darauf aus, eine vorhersehbare Handlung zu konstruieren, sondern lässt ihre Protagonisten vielmehr unkonventionelle Wege gehen.
Wie es um die Beziehung der beiden Brüder Toby und Jasper tatsächlich bestellt ist, finde ich an dieser Stelle leider nicht ausreichend herausgearbeitet, sondern aufgrund der eher oberflächlichen Beschreibung, am Ende nicht ganz zufriedenstellend.
Dafür gelingt es Elizabeth Macneal in ihrem Roman hervorragend, die Atmosphäre von damals zu erzeugen und fühlbar in die Gegenwart zu transportieren.
Neben der Spannung macht sich auch immer wieder ein beklemmendes Gefühl breit.
Die Geschichte könnte sich tatsächlich so oder so ähnlich zu dieser Zeit zugetragen haben.

Die Anmerkungen der Autorin am Ende des Buches spiegeln jedenfalls wider, wie skrupellos und wenig mitfühlend die damalige Gesellschaft ist.
Der Voyeurismus und die Sensationslust wird auf dem Rücken von Menschen ausgelebt, die körperlich nicht der Norm entsprachen oder Besonderheiten aufwiesen und durch ihre Einzigartigkeit, im wahrsten Sinne des Wortes, zu einer Zirkusnummer werden.

Eine besondere Geschichte, wie die Menschen, von denen sie handelt. Von mir eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Traumhaft schöne Geschichte

Die Mitternachtsbibliothek
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Nora Seed sieht sich mit einem Leben voller Pech und falscher Entscheidungen konfrontiert. Als auch noch ihr Kater tot am Straßenrand liegt, verliert Nora letzten Halt im Leben.
Sie beschließt ebendiesem ...

Nora Seed sieht sich mit einem Leben voller Pech und falscher Entscheidungen konfrontiert. Als auch noch ihr Kater tot am Straßenrand liegt, verliert Nora letzten Halt im Leben.
Sie beschließt ebendiesem mittels einer Tablettenüberdosis ein Ende zu setzen.
Kurz darauf findet sie sich in der Mitternachtsbibliothek wieder, einem ganz besonderen Ort, irgendwo zwischen Leben und Tod. Hier trifft sie ausgerechnet auf ihre ehemalige freundliche Schulbibliothekarin Mr. Elm, die sie durch die schier endlosen bücherbeladenen Regale führt.
Nora bekommt die Möglichkeit, so lange sie an diesem Ort verweilt, sämtliche potentielle Leben auszuprobieren, die sich ohne ihre (vermeintlich) falschen Entscheidungen eben so entwickelt hätten.
Hat sie ihre Chance auf ein perfektes Leben und eine schöne Zukunft bereits in der Vergangenheit unwissentlich vertan?

Das Buch dreht sich zwar um Depressionen und Suizid, ist in erster Linie aber eine wahre Hommage an das Leben.
Egal wie dunkel die Wolken im Kopf auch erscheinen mögen und im eigenen Leben scheinbar alles drunter und drüber geht, ist es eine Phase die vorübergehen wird.
Jedenfalls gewinnt nicht nur die Hauptprotagonistin durch die Mitternachtsbibliothek wichtige Erkenntnisse für sich selbst. Man selbst kommt dabei auch kaum umher, sich mit seinem eigenen Lebenslauf auseinanderzusetzen.

Autor Matt Haig hat hier eine unglaublich eindrucksvolle Geschichte mit ganz viel persönlichem Nährwert geschrieben. Sie vermittelt unbewusst ein positives Lebensgefühl zum Mitnehmen und ist daher unbedingt lesenswert.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Es hätte ein Highlight werden können!

Café Leben
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Henrietta Lockwood lernt in ihrem neuen Job im Hospiz die 66-jährige Annie kennen. Ihre Aufgabe ist es, die Lebensgeschichte der Patienten aufzuschreiben.
Annie hat Krebs im Endstadium und ihr bleibt ...

Henrietta Lockwood lernt in ihrem neuen Job im Hospiz die 66-jährige Annie kennen. Ihre Aufgabe ist es, die Lebensgeschichte der Patienten aufzuschreiben.
Annie hat Krebs im Endstadium und ihr bleibt nur noch wenig Zeit, anderen von ihrer Geschichte zu erzählen, damit sie nicht wie sie selbst, ihr ganzes Leben verschwenden.

Die 32-jährige Henrietta ist dabei nicht etwa die soziale und einfühlsame Persönlichkeit, die man sich zunächst vielleicht vorstellen mag.
So versucht sie zunächst Annies Geschichte anhand eines Fragebogens abzuarbeiten, was wiederum vor allem Annie missfällt, die eine genaue Vorstellung von dem hat, was sie der Nachwelt mitteilen möchte.
Auch das spurlose Verschwinden ihrer Schwester vor 46 Jahren kommt dabei zur Sprache, dass Henriettas Interesse weckt und sie beginnt auf eigene Faust zu recherchieren, was damals passiert ist.

Mit Henrietta und Annie treffen zwei vollkommen verschiedene Charaktere aufeinander, die doch viel gemein haben.
Die anfängliche Distanz die sich zu einer Verbundenheit wandelt, finde ich dabei nicht glaubwürdig ganz dargestellt.

Während mir das erste Drittel der Geschichte ausgesprochen gut gefallen hat, geht der Story ab etwa der Hälfte dann immer wieder mal die Puste aus und es wird leider ein wenig zäh. Zum Ende hin überschlagen sich wiederum die Ereignisse.

Obwohl es zahlreiche emotionsgeladene Passagen gibt, die das ein oder andere Taschentuch erfordern könnten, fand ich das Potential einiger Handlungselemente nicht voll ausgeschöpft.
Manche Kernaussagen gehen regelrecht verloren. So auch der eindringliche Wunsch Annies, dass Henrietta nicht den selben Fehler wie sie begehen möge. Henrietta ist jedoch in einer vollkommen anderen Lebenssituation.

Während ich anfangs noch überzeugt war, ein echtes Highlight in den Händen zu halten, hat mich der Gesamteindruck ein wenig enttäuscht!
Nichtsdestotrotz ist es allemal ein sehr lesenswertes Buch, wenn auch mit ein paar kleineren Schwächen.

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