Es hapert in der Umsetzung
Der FlussregenpfeiferOskar Speck ist kaum jemandem ein Begriff, und das, obwohl er zu Beginn des 20. Jahrhunderts Unglaubliches vollbracht hat: Er ist von Ulm aus über zahlreiche Flüsse und den Ozean bis nach Australien gereist ...
Oskar Speck ist kaum jemandem ein Begriff, und das, obwohl er zu Beginn des 20. Jahrhunderts Unglaubliches vollbracht hat: Er ist von Ulm aus über zahlreiche Flüsse und den Ozean bis nach Australien gereist - und zwar mit einem Faltboot. In diesem Buch wird die Geschichte Oskars in Romanform verarbeitet.
Anlass für die Reise sind ein akutes Geldproblem und eine Zeitungsannonce, in der Arbeiter für eine Kupfermine auf Zypern gesucht weden. Allein diese Strecke sorgt schon für einiges Aufsehen, und noch ahnt niemand - am wenigsten vielleicht Oskar selbst - dass er am Ende noch sehr viel weiter paddeln wird. Denn ohne Oskars Zutun wird seine Reise von Männern, die selbst davon profitieren wollen, in einen Wettbewerb umgewandelt, sodass Oskar sich plötzlich mit besser ausgerüsteten und skrupellosen Gegnern konfrontiert sieht, die ihn um seinen Sieg und damit das dringend benötigte Geld bringen wollen.
Der Roman gliedert sich in mehrere Handlungsstränge. Einmal den um Oskar, ein weiterer widmet sich den Inittiatoren des Wettbewerbs, und dann gibt es noch einen Strang, in dem eine junge Frau die Geschichte des in einem Hospital liegenden Oskars niederschreibt. Im Laufe des Romas verbinden sich all diese Handlungsstränge. Dazwischen gibt es immer wieder bearbeitete, aber größtenteils trotzdem originale Briefe und Tagebucheinträge Oskar Specks zu lesen.
Leider hat mich der Roman nicht überzeugen können. Die Reise Oskars ist wirklich beeindruckend und spannend, die Umsetzung in Romanform aus meiner Sicht aber nicht geglückt. Bei sämtlichen Figuren mangelt es mir an Tiefe, da keine von ihnen eine wirkliche Gefühlswelt zu haben scheint; einschlägige, traurige Ereignisse werden in wenigen Sätzen abgehandelt und offenbar direkt danach aus dem Gedächtnis der Protagonist*innen gestrichen, jedenfalls kommt später nie mehr die Sprache darauf und es beeinflusst sie auch nicht in ihrem Handeln. Haupt- wie Nebenfiguren blieben mir insgesamt viel zu blass. Zusätzlich ist es gerade zu Beginn des Romans recht schwierig, den Überblick über die verschiedenen Zeitebenen und die recht vielen Figuren zu wahren; das gibt sich zwar mit der Zeit, hat mir aber den Einstieg in die Geschichte deutlich erschwert. Dazu kommt, dass mich einer der Handlungsstränge so gar nicht interessiert hat, es hier also einige Längen gibt, und das Ende ziemlich offen blieb; Recherchen im Internet helfen da zwar weiter, ich hätte mir das aber trotzdem mit im Buch gewünscht.
Zusammnfassend ist "Der Flussregenpfeifer" ein Roman, der ausgehend von der Hintergrundgeschichte wirklich Potential hätte und der mir in Hinblick auf diesen Hintergrund auch viele interessante Informationen geliefert hat, der mich aber in seiner Umsetzung als Roman einfach nicht packen und berühren konnte.