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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2019

Offene & kritische Worte, die zum Auseinandersetzen anregen

Deutschland verdummt
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In seinem Buch „Deutschland verdummt“ findet der Autor und Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Michael Winterhoff deutliche Worte für die katastrophalen Bildungszustände in Deutschland und welche ...

In seinem Buch „Deutschland verdummt“ findet der Autor und Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie Dr. Michael Winterhoff deutliche Worte für die katastrophalen Bildungszustände in Deutschland und welche Folgen daraus entstehen können.

Als Mutter von drei Kindern bekomme ich das Chaos an unseren Schulen leider immer wieder mit und war dementsprechend gespannt, was ein Experte zu diesem Thema zu sagen hat.

Der Autor hinterfragt das derzeitige Bildungssystem, den Umgang der Lehrer damit aber auch das der Eltern sehr kritisch. Dabei kommt man nicht daran vorbei auch sein eigenes Verhalten zu hinterfragen.
Viele der gebrachten Beispiele was an unseren Schulen nicht richtig läuft waren mir nicht unbekannt, aber in dieser Konzentration, haben sie mich doch ein wenig geschockt. Dabei stellt sich auch zwangsläufig immer wieder die Frage, warum Fehlentscheidungen nicht korrigiert werden. Stattdessen müssen beispielsweise Generationen von Schülern nach einer Methode unterrichtet werden von der sich längst alle einig sind, dass sie nicht zielführend ist.

Die Missstände des deutschen Bildungssystems werden hier schonungslos aufgezeigt, aber Dr. Winterhoff bringt auch interessante Lösungsansätze, deren Umsetzung einen großen Schritt in die richtige Richtung bedeuten könnte.

Das Buch lässt sich schnell und leicht lesen. Durch Interviews mit Eltern oder Lehrern wird es abwechslungsreich und auch unterhaltsam. Die wichtigsten Themen werden kurz und präzise umfasst. Nach jedem Kapitel folgt ein Fazit, das das Gelesene noch einmal gut zusammenfasst.
Unsere Kinder haben ein Recht auf Bildung und wenn sie diese in der Schule nicht bekommen, ist es umso wichtiger, dass sie zu Hause eine entsprechende Unterstützung erhalten. Mir ist nun noch klarer geworden, dass ich mich um die Korrektur der Hausaufgaben und die Rechtschreibfehler meiner Kinder kümmern muss, sonst tut es nämlich keiner – traurig, aber leider wahr.

Mein Fazit: Ein Buch, das wachrüttelt, die Augen öffnet und den Zusammenhang zwischen der Schulpolitik und der gesellschaftlichen Entwicklung klar darstellt – unbequem, aber lesenswert.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Interessante Protagonisten

Wilder Winter
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„Wilder Winter“ ist der erste von acht Bänden einer Krimireihe mit den beiden ungleichen Freunden Hap Collins und Leonard Pine des Autors Joe E. Landsdale. Dabei handelt es sich um eine Neuauflage der ...

„Wilder Winter“ ist der erste von acht Bänden einer Krimireihe mit den beiden ungleichen Freunden Hap Collins und Leonard Pine des Autors Joe E. Landsdale. Dabei handelt es sich um eine Neuauflage der bereits 1990 veröffentlichten Bücher.

Hap und Leonard sind zwei sehr unterschiedliche Protagonisten. Hap ist weiß, hetero und Kriegsdienstverweigerer, Leonard ist schwarz, schwul und war in Vietnam im Krieg. Beide leben gerade von Gelegenheitsjobs. Als Haps Ex-Frau Trudy auftaucht und seine Hilfe bei der Suche nach dem Geld aus einem Bankraub möchte, ergreifen er und Leonard die Chance. Das Geld soll im Sabine River liegen und dort ist Hap groß geworden. Aber die Umstände haben sich geändert und schnell ziehen Chaos und Ärger auf.

Der Schreibstil von Joe E. Landsdale lässt sich leicht lesen, ist teilweise amüsant aber auch ein wenig derb. Die Kapitel sind kurz – 30 auf 236 Seiten – wodurch beim Lesen ein Sog erzeugt wird, was allerdings weniger an der Handlung liegt, sondern mehr an den Charakteren. Neben Hap und Leonard, die durch ihre Gegensätzlichkeit faszinieren, sind es Trudy, die unheilbringende Ex, ihr neuer Freund Howard, der gezeichnete Paco und einige andere, die der Story ihre ganz besondere Note verleihen.

Insgesamt ist es ein spannendes, unterhaltsames Buch mit einem turbulenten Ende, das ich wegen seiner Protagonisten gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 06.06.2019

New York einmal anders erleben

Stadtnomaden
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„Stadtnomaden Wie wir in New York eine Wohnung suchten und ein neues Leben fanden“ ist ein autobiografischer Roman von den beiden Journalisten Christina Horsten und Felix Zeltner.

Nachdem Christina und ...

„Stadtnomaden Wie wir in New York eine Wohnung suchten und ein neues Leben fanden“ ist ein autobiografischer Roman von den beiden Journalisten Christina Horsten und Felix Zeltner.

Nachdem Christina und Felix mit ihrer kleinen Tochter Emma ihre bisherige Wohnung in Manhattan wegen einer Mieterhöhung verlassen müssen, starten sie in ein ungewöhnliches Projekt. Sie beschließen ein Jahr lang jeden Monat in eine andere Wohnung zu ziehen und lernen so New York von allen Seiten kennen. Ein Jahr heißt es nun Monat für Monat Koffer packen und eine neue Bleibe suchen. Dabei lernen sie eine Menge höchst unterschiedlicher Menschen kennen und machen viele interessante Bekanntschaften.

Das Buch ist äußerst abwechslungsreich, was zum Einen an den vielen interessanten und zum Teil auch unglaublichen Erfahrungen liegt und zum Anderen daran, dass Felix und Christina im Wechsel berichten und dies auf eine sehr unterschiedliche Art und Weise machen. Während aus Christina das Leben heraussprudelt, sind die Kapitel von Felix sachlicher und informativer.

Zu Beginn hatte ich gedacht, dass es gerade für Emma sehr schwierig sein muss, sich immer wieder auf eine neue Unterkunft einzustellen, da gerade Kinder einen festen Bezugspunkt brauchen. Aber diesen findet sie in ihrem Kindergarten, den sie durchgängig besucht.
In jedem neuen Viertel sind die Autoren sehr bemüht Kontakte zu knüpfen, sie veranstalten Partys zu denen sie ihre Nachbarn einladen, besuchen Restaurants und Cafés der Umgebung und nutzen die Sportmöglichkeiten. Oft habe ich mich gefragt wie viele Stunden die Tage der beiden haben, dass sie neben der Arbeit, den Fahrten von und zum Kindergarten so viel Zeit für soziale Kontakte hatten. Aber sie beschränken sich eben einfach auf das Wesentliche im Leben, was ich abgesehen von dem Umzugsstress, den das Projekt mit sich gebracht hat, beneidenswert finde.

Es sind nicht nur die Erfahrungen von Christina und Felix, die das Buch lesenswert machen, auch die Informationen über New York, die krassen Gegensätze zwischen Arm und Reich sowie das doch recht komplexe Thema der Gentrifizierung spielen dabei eine Rolle.

Ich habe das Buch sehr gerne gelesen, es war ungewöhnlich, einzigartig und unterhaltsam.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Spannender Wissenschaftsthriller – gelungene Mischung aus Fakten und Fiktion

Vaticanum
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„Vaticanum“ ist nach „Der Schlüssel des Salomon“ und „Das Einstein Enigma“ der dritte gut recherchierte Roman des portugiesischen Journalisten und Journalismus Dozenten J. R. Dos Santos mit dem Kryptologen ...

„Vaticanum“ ist nach „Der Schlüssel des Salomon“ und „Das Einstein Enigma“ der dritte gut recherchierte Roman des portugiesischen Journalisten und Journalismus Dozenten J. R. Dos Santos mit dem Kryptologen und Geschichtsprofessor Tomás Noronha.

Der Historiker Tomás Noronha hat den Auftrag das Petrusgrab unter den Vatikanischen Grotten zu finden. Als er die Grotten verlässt, wartet der Kardinal auf ihn und er soll diesem zu Papst Franziskus folgen. Dieser benötigt wegen eines Einbruchs in den Vatikan dringend seine Hilfe. Aber dabei bleibt es nicht. Der Papst wird von der Terrororganisation „Islamischer Staat“ entführt und soll hingerichtet werden.

Im Verlauf der Geschichte wechseln sich spannende Handlungsstränge und interessante historische Fakten ab. Skandale um den Vatikan, die der Autor recherchiert und belegt hat werden in einen fiktiven spannenden Thriller eingebunden. Über zahlreiche Dialoge werden auf leicht verständliche Art auch für einen Leser ohne Vorwissen interessante, komplexe historische Fakten und Hintergründe erklärt.

Fundierte Thesen wurden in die actionreiche Story eingeflochten, so dass man als Leser manchmal kaum zum Luft holen kommt. Dabei ist die Kombination zwischen Spannung und Fakten ausgesprochen gut gelungen, da man so nach dem geballten historischen Wissen und der turbulenten actionreichen Story die Gelegenheit bekommt, alles zu verarbeiten.

Die Hauptstory gerät zwischenzeitlich fast zur Nebensache, da die historischen und wissenschaftlichen Erklärungen und Fakten immer wieder im Vordergrund stehen. Die Handlungsorte wie die Unterwelt des Vatikans werden ausgesprochen gut beschrieben, so dass man während des Lesens ein gutes Bild von ihnen erhält. Aber trotzdem ist das Buch durchweg spannend und absolut lesenswert.

Mit Tomás Noronha hat J. R. Dos Santos einen ausgesprochen sympathischen Charakter erschaffen, der nicht nur intelligent ist, sondern auch menschlich sehr sympathisch wirkt. Seine Gedankengänge und Schlussfolgerungen sind oft unglaublich, aber nachvollziehbar und faszinierend.

Die Karte der Vatikanstadt, die Nachgeschichte und die Schlussbemerkung runden das Leseerlebnis perfekt ab.

Ich kenne keine Bücher von anderen Autoren, die Wissen so unterhaltsam und leicht eingängig vermitteln. Von daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 02.06.2019

Amüsante und romantische Geschichte mit tollen Protagonisten

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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„Love to share – Liebe ist die halbe Miete“ ist der gelungene Debütroman der Autorin Beth O'Leary.

Tiffy benötigt dringend eine Wohnmöglichkeit und Leon benötigt ebenso dringend Geld. Da Tiffy tagsüber ...

„Love to share – Liebe ist die halbe Miete“ ist der gelungene Debütroman der Autorin Beth O'Leary.

Tiffy benötigt dringend eine Wohnmöglichkeit und Leon benötigt ebenso dringend Geld. Da Tiffy tagsüber in einem Verlag arbeitet und Leon nachts als Pfleger und er außerdem an den Wochenenden bei seiner Freundin ist, bietet es sich für die beiden an sowohl die Unterkunft als auch das Bett zu teilen. Theoretisch würden sie sich niemals begegnen, beginnen aber nach kurzer Zeit sich über kurze Nachrichten auf Post-It-Zetteln über alles Mögliche auszutauschen und lernen sich so besser kennen.

Die Geschichte wird im Wechsel aus der Perspektive von Leon und Tiffy erzählt. Dabei verwendet die Autorin zwei sehr unterschiedliche Schreibstile, die den Charakter der beiden Protagonisten unterstreichen.

Während Leon eher zurückhaltend, nachdenklich und introvertiert ist, wirkt Tiffy chaotisch, wild und lebendig. Dementsprechend sind Leons Kapitel knapp und nüchtern und Tiffys wortgewaltig und ausschweifend geschrieben.

Die Idee des Buches, das zwei vollkommen Fremde eine Bleibe und ein Bett teilen ist schon ungewöhnlich und die Art und Weise wie sich die beiden über ihre Nachrichten kennenlernen ist einfach nur witzig und sehr charmant. Neben der Story um Tiffy und Leon, lernt man noch die Partner bzw. Expartner der beiden kennen, Leons Bruder und einige andere. Mit diesen Charakteren tauchen Probleme auf, die das Leben mit sich bringt.

Obwohl es sich bei Tiffy und Leon um sehr besondere und liebenswerte Menschen handelt, wirken sie und ihre Gefühle durchweg authentisch. Das Buch lebt davon, von ihrer Gegensätzlichkeit und ist insgesamt sehr kontrastreich. Es ist ebenso amüsant und romantisch wie ernst und hat sympathische und unsympathische Charaktere. Daraus hat sich für mich die perfekte Unterhaltung ergeben.

Obwohl mich das Ende nicht wirklich überraschen konnte, war es so zauberhaft geschrieben, dass ich total geflasht war. Es hat alles rundum abgerundet und ich habe das Buch total zufrieden zugeklappt.

Mein Fazit: Ungewöhnlicher und unterhaltsamer Lesestoff mit Humor und Romantik.