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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.09.2018

Beeindruckend und bemerkenswert

Befreit
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„Befreit“ ist der eindrucksvolle biografische Debütroman der Autorin Tara Westover.

Tara ist gemeinsam mit ihren sechs Geschwistern im ländlichen Idaho aufgewachsen. Ihr Vater ist Mormone und steht dem ...

„Befreit“ ist der eindrucksvolle biografische Debütroman der Autorin Tara Westover.

Tara ist gemeinsam mit ihren sechs Geschwistern im ländlichen Idaho aufgewachsen. Ihr Vater ist Mormone und steht dem Staat sehr skeptisch gegenüber. Seine Kinder lässt er nicht zur Schule und medizinische Hilfe wird auch nicht in Anspruch genommen. Stattdessen greift die Familie auf die Kräuterheilkünste der Mutter zurück, die als Hebamme arbeitet. Während sich Taras Eltern auf den Weltuntergang vorbereiten, wächst in ihr der Wunsch nach Wissen und Bildung. Mit 17 Jahren beginnt sie sich auf den Aufnahmetest für eine Universität vorzubereiten.

Das Buch ist in drei Teile gegliedert und beginnt in Taras Kindheit. Sie beschreibt die Umgebung, in der sie aufwuchs, die einfachen Bedingungen und den strenggläubigen Vater. Im zweiten Teil steht ihre Collegezeit im Mittelpunkt, in der sie sich langsam von ihrer Familie distanziert und die Welt um sich herum neu wahrnimmt. Im letzten Drittel erhält sie ein Stipendium und nabelt sich endgültig von ihrer Familie ab.

Es ist einfach unglaublich, wie es Tara Westcover aus eigener Kraft gelungen ist, sich aus den Fängen ihrer Familie zu befreien und ein Leben aufzubauen, das nichts mehr mit dem zu tun hat, in dem sie aufgewachsen ist. Man spürt ihre Zerrissenheit und ihre Gefühle wirken einfach authentisch, sind aber auch erschreckend und ihr daraus resultierendes Handeln beeindruckend. Mich hat die Autorin wirklich beeindruckt, zum einen durch ihren Mut und ihre Entscheidung sich gegen ihre Familie zu stellen und zum anderen durch ihre Kraft ihr Leben umzukrempeln und die Wertevorstellungen unter denen sie aufgewachsen ist, hinter sich zu lassen.

„Befreit“ ist ein eindrucksvoller und beeindruckender Roman über eine bemerkenswerte, starke Frau, den ich nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Beste Unterhaltung mit charmanten Protagonisten

Miss Olivia und der Geschmack von Gin
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„Miss Olivia und der Geschmack von Gin“ ist ein äußerst unterhaltsamer Roman der Autorin Catherine Miller.

Olivia Turner ist bereits 84 Jahre alt und liebt ihr eigenständiges Leben und ihre Strandhütte. ...

„Miss Olivia und der Geschmack von Gin“ ist ein äußerst unterhaltsamer Roman der Autorin Catherine Miller.

Olivia Turner ist bereits 84 Jahre alt und liebt ihr eigenständiges Leben und ihre Strandhütte. Auf Drängen ihres Sohnes Richard gibt sie ihre Wohnung auf und zieht in eine Seniorenresidenz. Dort macht ihr die kontrollsüchtige Hausmutter das Leben schwer, die ihr ihre Ausflüge zum Strand in ihre Strandhütte untersagen will. Schnell findet sie im Seniorenheim in Randolph und Victoria zwei Verbündete, die ebenso freiheitsliebend sind wie sie und gründet mit ihnen den Ginhütten-Club, dessen Aufgabe es ist den perfekten Gin zu finden.

Der Schreibstil von Catherine Miller ist angehen, locker und leicht, so dass man nur so durch die Seiten fliegt. Allerdings ist die Geschichte nicht nur locker und leicht, sondern hat auch noch einiges mehr zu bieten. Der Umgang mit den Senioren und wie sie unnötigerweise eingeschränkt werden, wird erschreckend authentisch und berührend beschrieben. Gleichzeitig ist die Story auch packend und spannend, da sich neben den Problemen des Ginclubs ein kleiner Kriminalfall entwickelt.

Olivia ist eine tolle Protagonistin und war mir von Anfang an sympathisch. Ihre Gedanken und Handlungen sind nachvollziehbar und sie steht trotz ihres Alters noch mitten im Leben. Ebenso gut gefielen mir ihre Freunde Victoria und Randy, die wie auch Olivias Sohn und die Hausmutter detailliert dargestellt werden. Auch die angenehme Atmosphäre des Strandes und der Hütte sowie das abschreckende Leben im Heim werden gut vermittelt.

Mit dem Roman ist es der Autorin gelungen mich gut zu unterhalten und gleichzeitig auf eine Problematik aufmerksam zu machen unter der immer mehr alte Menschen in unserer Gesellschaft leiden. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Erlebnisse mit Olivia in ihrer Ginhütte.


Veröffentlicht am 04.09.2018

Bewegend und atmosphärisch

Die Liebesbriefe von Montmartre
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„Die Liebesbriefe von Montmartre“ ist ein weiteres romantisches Buch des Autors Nicolas Barreau, in dem er seine Leser dieses Mal mit nach Paris nimmt.

Julien und sein vierjähriger Sohn Arthur müssen ...

„Die Liebesbriefe von Montmartre“ ist ein weiteres romantisches Buch des Autors Nicolas Barreau, in dem er seine Leser dieses Mal mit nach Paris nimmt.

Julien und sein vierjähriger Sohn Arthur müssen gerade einen schweren Schicksalsschlag verkraften. Hélène – die Frau von Julien und Mutter von Arthur – ist mit nur dreiunddreißig Jahren an Krebs gestorben. Zuvor hat sie aber Julien noch ein Versprechen abgenommen. Er soll für jedes ihrer Lebensjahre einen Brief schreiben. Schnell merkt Julien, dass ihm dies gut tut und berichtet ihr in seinen Briefen von seinem Leben und von Arthur. Die Briefe legt er in ein Geheimfach an Hélènes Grab, die auf einem Friedhof am Monmartre begraben wurde. Obwohl Julien nie jemanden von dem Briefen erzählt hat, sind sie eines Tages verschwunden und er findet stattdessen kleine Antworten in Form von ganz unterschiedlichen Dingen.

Der Schreibstil von Nicolas Barreau ist sehr angenehm zu lesen, er ist unaufgeregt aber lebendig und die Charaktere wirken authentisch.
Nach dem Prolog wechselt der Autor in die Ich-Perspektive von Julien wodurch sich seine Gefühle und seine Trauer gut nachvollziehen lassen.
Julien war mir direkt sympathisch, der Verlust seiner Frau hat in schwer getroffen aber er versucht für seinen Sohn so normal wie möglich zu leben. Auch die übrigen Charaktere gefielen mir gut. Sie lassen Julien mit seiner Trauer nicht allein und kümmern sich um ihn, versuchen ihm aus seiner Trauer herauszuhelfen. Obwohl die Themen Abschied, Verlust und Trauer im Vordergrund stehen, schafft es der Autor durch weitere Charaktere und Ereignisse Julien wieder ins Leben zurückzuholen.

Die Gegend und die Atmosphäre um den Montmartre werden sehr schön und bildhaft beschrieben, so dass ich mir alles gut vorstellen konnte.

Das Ende ist nicht wirklich überraschend, aber stimmig und rund, so dass ich mit dem Buch durchweg ein schönes, berührendes und emotionales Leseerlebnis hatte.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Eine zauberhafte Geschichte in einer Geschichte

Königskinder
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„Königskinder“ ist eine wunderschöne Liebesgeschichte des Autors Alex Capus.

Max und Tina sind seit 26 Jahren ein Paar und nun in ihrem Auto in den Schweizer Bergen eingeschneit. Um die Zeit zu überbrücken ...

„Königskinder“ ist eine wunderschöne Liebesgeschichte des Autors Alex Capus.

Max und Tina sind seit 26 Jahren ein Paar und nun in ihrem Auto in den Schweizer Bergen eingeschneit. Um die Zeit zu überbrücken beginnt Max Tina eine Geschichte zu erzählen, die genau dort wo sie sich befinden zur Zeit der Französischen Revolution beginnt. In dieser geht es um Jakob und Marie. Marie ist die Tochter eines reichen Bauer und Jakob ein mittelloser Knecht. Als sie sich ineinander verlieben, tut Maries Vater alles dafür diese Liebe zu verhindern….

Alex Capus beschreibt eine Geschichte in einer Geschichte. Während die von Max und Tina sehr authentisch und durch kleinere Sticheleien und amüsante Dialoge sehr lebendig wie aus dem Leben gegriffen wirkt, entführt einen die von Jakob und Marie in die Vergangenheit. Durch die historischen Informationen aus der Zeit von Jakob und Marie und den Bezug zu der Französischen Revolution und dem Frauenmarsch auf Versailles fand ich auch diesen Erzählstrang authentisch.

Ich mag den Schreibstil von Alex Capus, er versteht es die innige Verbundenheit seiner Charaktere zu vermitteln. Seine detaillierten Beschreibungen haben Bilder vor meinem inneren Auge hervorgerufen und ich hatte fast das Gefühl mit Max und Tina in dem verschneiten Auto zu sitzen. Die märchenhafte Geschichte, die Max seiner Tina erzählt um ihr die Zeit im eingeschneiten Wagen zu verkürzen, hat mich ebenso entführt – in eine Welt zur Zeit der Französischen Revolution, in der Marie Obst und Gemüse verkauft und Jakob als Hirte Tiere hütet .

Insgesamt ist „Königskinder“ ein wundervoller Roman, der von dem Autor einfühlsam und humorvoll erzählt wird. Historische Ereignisse und überraschende Details machen dieses Büchlein einzigartig und lesenswert.

Veröffentlicht am 02.09.2018

Eine intensive & bewegende Lebensgeschichte

Das rote Adressbuch
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„Das rote Adressbuch“ ist ein sehr intensiver, emotionaler und Mitreißender Roman und das Debüt der schwedischen Autorin und Journalistin Sofia Lundberg. Durch die Schwester ihrer Großmutter - Doris - ...

„Das rote Adressbuch“ ist ein sehr intensiver, emotionaler und Mitreißender Roman und das Debüt der schwedischen Autorin und Journalistin Sofia Lundberg. Durch die Schwester ihrer Großmutter - Doris - und dem Onkel ihres Großvaters - Gösta – wurde sie zu ihrem Roman inspiriert.

Doris lebt mit ihren Eltern und ihrer Schwester Agnes in einfachen Verhältnissen in Stockholm. Zu ihrem zehnten Geburtstag bekommt sie von ihrem Vater ein rotes Adressbuch geschenkt, in dem sie die Namen aller wichtigen und für sie bedeutsamen Menschen niederschreibt. Als sie bereits über 90 Jahre ist, nimmt sie dieses Büchlein als Grundlage, um sich an ihre Lebensgeschichte zurückzuerinnern und diese aufzuschreiben. Gemeinsam mit Doris reist man so von Stockholm über Paris, New York, England und wieder zurück nach Stockholm.

Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und fand die Idee, dass zwei Sprecherinnen für die unterschiedlichen Lebensabschnitte – einmal für die junge und einmal für die alte Doris – gewählt wurden, sehr gelungen.

Der Schreibstil von Sofia Lundberg ist klar, angenehm und unkompliziert, so dass man der Handlung durchweg gut folgen kann. Immer wieder reist man mit Doris in ihre Vergangenheit und erfährt nach und nach immer mehr über ihr Leben. Ein Leben, das voller Schicksalsschläge steckt und nicht immer einfach war.

Die Charaktere – insbesondere Doris – werden sehr facettenreich und authentisch beschrieben. Sie ist eine liebenswerte und sympathische Protagonistin, die mir im Laufe des Buches richtig ans Herz gewachsen ist, so dass ich sehr mit ihr gelitten habe.
Auch die Beschreibungen der Landschaft und der Umgebung war sehr detailliert, so dass ich stets alles gut vor meinem inneren Auge sehen konnte.

Insgesamt ist „Das rote Adressbuch“ ein sehr emotionaler Roman, bei dem man die Protagonistin durch ihr Leben begleitet. Mich hat das Buch sehr berührt und ich bin schon jetzt gespannt auf weitere Bücher der Autorin.