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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2023

Komplex, detailliert, fesselnd und gesellschaftskritisch

Babel
1

Mit ihrem Roman „Babel“ hat die Übersetzerin und Autorin Rebecca F. Kuang einen ganz fantastischen Roman geschaffen, den ich allerdings niemals im Fantasybereich angesiedelt hätte, auch wenn er fantastische ...

Mit ihrem Roman „Babel“ hat die Übersetzerin und Autorin Rebecca F. Kuang einen ganz fantastischen Roman geschaffen, den ich allerdings niemals im Fantasybereich angesiedelt hätte, auch wenn er fantastische Elemente enthält.

Robin ist in armen Verhältnissen im chinesischen Kanton aufgewachsen. Als sein Familie an Cholera stirbt, ist Professor Lovell aus London seine Rettung. Er nimmt ihn mit und unterrichtet Robin, um ihn auf Babel - das Königliche Institut für Übersetzung der Universität Oxford - vorzubereiten. Für Robin geht ein Traum in Erfüllung. Dort wird aber noch viel mehr gelehrt als nur Sprachwissenschaften und Robin lernt schon bald die Schattenseiten Babels kennen.

Der Schreibstil von Rebecca F. Kuang ist sehr detailliert. Neben der Story gibt es interessante Ausführungen über Sprache wie z.B. die Herleitung von Wörtern, über die man sich sonst so gar keine Gedanken macht.

Ich finde es sehr schwierig dieses Werk in Worte zu fassen. Es ist sehr sprachgewaltig und die Autorin hat Politisches und historische Hintergründe gelungen in der Story verarbeitet. Auch der Bezug zu unserer Gegenwart, die erschreckende fortwährende Aktualität einiger Themen - wie z.B. Alltagsrassismus und Machtmissbrauch - ist einfach nur beeindruckend. Durch zahlreiche Fußnoten gewinnt das Buch an Tiefe, ist dadurch allerdings nicht immer einfach zu lesen.

Auch wenn ich das Buch streckenweise anstrengend fand, es ist ein beeindruckendes Werk, von dem ich froh bin es gelesen zu haben. Allerdings möchte ich nochmals drauf hinweisen, dass ich die Zuordnung zum Fantasy-Genre unpassend finde. Natürlich gab es fantastische Elemente, aber ich fürchte, dass jemand der einen Fantasy-Roman lesen möchte, schwer enttäuscht sein könnte.

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Veröffentlicht am 02.05.2023

Eindrucksvoll aber schwierig

Die Vögel sangen ihre letzten Lieder
1

„Die Vögel sangen ihre letzten Lieder“ ist ein eindrucksvoller Roman des in Rhode Island lebenden Autors Laird Hunt.

Die Handlung spielt in den 1930er Jahren in Indiana und es geht um ein uraltes und ...

„Die Vögel sangen ihre letzten Lieder“ ist ein eindrucksvoller Roman des in Rhode Island lebenden Autors Laird Hunt.

Die Handlung spielt in den 1930er Jahren in Indiana und es geht um ein uraltes und unverändert aktuelles Problem: Unterschiede zwischen schwarzen und weißen Menschen, Rassismus, Unterdrückung, Gewalt, Vorurteile und Ungerechtigkeiten.

Drei schwarze Männer sollen gelyncht werden und dieses Ereignis wird regelrecht zu einem Volksspektakel. Sowohl Ottie Lee Henshaw als auch Calla Destry machen sich auf den Weg dorthin, allerdings aus vollkommen unterschiedlichen Motiven.

Das Buch ist in drei Teile untergliedert. Der erste wird aus der Perspektive von Ottie Lee Henshaw und der zweite aus der von Calla Destry geschildert. In dem sehr kurz gehaltenem dritten Abschnitt kommt eine Engelsbotin zu Wort.

Während sich die Ereignisse aus Ottie Lees Sicht recht unaufgeregt lesen, ist bei Calla Wut, Hilflosigkeit und Entsetzen zu spüren. Obwohl die beiden Charaktere total verschieden sind und sie vollkommen unterschiedlich mit der Situation umgehen, authentisch wirken sie beide.

Den für die Gegend typischen Maisanbau hat der Autor für seinen Roman genutzt, um mit der Maispflanze eine Metapher für die Menschen zu schaffen. So unterscheidet er nicht in schwarz und weiß, sondern in Maiskörner, -blätter, -haare und -wurzeln. Das klingt ungewöhnlich, passt aber gut in diesen atmosphärischen Roman, der trotz der schweren Thematik poetisch anmutet. Die Atmosphäre der Zeit, die Hitze und das gesamte Setting hat der Autor hervorragend eingefangen.

Thematisch ist dieses Buch kein leichter Stoff und der Schreibstil des Autors ist ebenfalls nicht einfach. Aber ich finde, dass es lohnt, sich darauf einzulassen, da es ein intensiver und eindrucksvoller Roman ist, der auf erschütternde Weise ein Stück Geschichte lebendig macht.

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Veröffentlicht am 30.04.2023

Nichts für schwache Nerven

Die Verborgenen
1

„Die Verborgenen“ ist ein spannender Thriller des in Köln lebenden Autors Linus Geschke.

Von außen betrachtet sind Sven und Franziska Hoffmann mit ihrer Tochter Tabea die perfekte Familie. Aber der Schein ...

„Die Verborgenen“ ist ein spannender Thriller des in Köln lebenden Autors Linus Geschke.

Von außen betrachtet sind Sven und Franziska Hoffmann mit ihrer Tochter Tabea die perfekte Familie. Aber der Schein trügt, hier hat jeder sein Geheimnis.
In ihrem Haus hat sich ein Phrogger – ein Mensch, der heimlich und unbemerkt im Haus fremder Menschen lebt – eingenistet. Kleine Veränderungen im Haus, für die keiner Zuständig ist, führen zu Missverständnissen und Anschuldigungen.

Die Story ist im Wechsel aus der Perspektive von Sven, Franziska, Tabea und dem Phrogger geschrieben. Dadurch habe ich schnell einen guten Einblick in die einzelnen Charaktere bekommen, musste allerdings feststellen, dass mir keiner von ihnen so richtig sympathisch war.
Neben dem Perspektivwechsel springen die Ereignisse zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart. Das macht es ungemein spannend, da es immer wieder Andeutungen gibt, mit denen ich zunächst nichts anfangen konnte und darauf gewartet habe, dass diese wieder aufgegriffen werden.

Die Grundidee des Buches hat bei mir für Gänsehaut gesorgt. Allein die Vorstellung, dass ein fremder Mensch mit mir unbemerkt unter einem Dach lebt, finde ich mehr als gruselig. Aber das ist hier nicht der einzige Faktor, der für Spannung sorgt, da es innerhalb der Familie mehr als nur ein Geheimnis gibt und die unterschiedlichen Wahrnehmungen der einzelnen Charaktere interessant zu lesen sind.

Zahlreiche Wendungen und der angenehm flüssige Schreibstil haben es mir fast unmöglich gemacht das Buch aus der Hand zu legen. Ich freue mich schon auf weitere Thriller des Autors.

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Veröffentlicht am 29.04.2023

Höre niemals auf zu träumen

Sternenreiter – Kleine Sterne leuchten ewig (Band 1)
1

„Sternenreiter – Kleine Sterne leuchten ewig“ ist das erste Märchen vom „Sternenreiter“ des Schriftstellers, Drehbuchautors und Kolumnisten Jando.

Das Leben von Mats besteht nur noch aus Arbeit. Er arbeitet ...

„Sternenreiter – Kleine Sterne leuchten ewig“ ist das erste Märchen vom „Sternenreiter“ des Schriftstellers, Drehbuchautors und Kolumnisten Jando.

Das Leben von Mats besteht nur noch aus Arbeit. Er arbeitet nicht, um zu leben, sondern lebt um zu arbeiten, für alles Andere ist ihm der Blick verloren gegangen. Durch einen Unfall kommt er ins Krankenhaus und trifft dort auf einen kleinen Jungen, der ihn zum Umdenken bringt.

Das Buch passt perfekt in unsere schnelllebige Zeit, die von Arbeit und Zukunftsängsten geprägt ist und uns den Blick für das Wesentliche im Leben nimmt. Mit warmen, einfühlsamen Worten erzählt Jando wie Mats durch den kleinen Sternenreiter in sein Leben und zu seinen Träumen zurückgeführt wird. Ihm wird wieder bewußt, was wirklich wichtig ist.

In der Geschichte habe ich viele tolle Sätze für mich entdeckt, über die es sich lohnt nachzudenken. Außerdem befinden sich liebevoll gestaltete Zeichnungen der lllustratorin Antje Arning in dem Buch, die für ein rundum gelungenes und stimmiges Leseerlebnis sorgen.

Ich kann das Buch nur empfehlen und bin gespannt auf den zweiten Band des kleinen Sternenreiters.

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Veröffentlicht am 23.04.2023

Ein unvergesslicher Sommer

Gidget. Mein Sommer in Malibu
1

„Gidget. Mein Sommer in Malibu“ ist ein fiktionales Werk des Autors Frederick Kohner, das auf realen Erlebnissen seiner Tochter Kathy beruht.

Gidget ist fünfzehn Jahre und die Ausflüge mit ihren Eltern ...

„Gidget. Mein Sommer in Malibu“ ist ein fiktionales Werk des Autors Frederick Kohner, das auf realen Erlebnissen seiner Tochter Kathy beruht.

Gidget ist fünfzehn Jahre und die Ausflüge mit ihren Eltern an den Strand von Malibu langweilen sie eigentlich eher, bis sie die Welt des Surfens und damit eine neue Leidenschaft für sich entdeckt. Obwohl das Surfen damals für Frauen eine untypische Sportart war, lässt sich Gidget nicht davon abringen. Sie liebt das Meer, die Wellen, das Surfen, den Lifestyle der Surfer und alles, was damit zusammenhängt. Alle haben Spitznamen und da sie klein ist, wird ihrer schon bald Gidget, eine Kombination aus girl und midget.

Ich bin mit dem Buch in die Atmosphäre der 1950er Jahre am Strand von Malibu eingetaucht. Die Beschreibungen sind toll und die Dialoge einfach großartig. Die Ereignisse werden beim Lesen lebendig und haben mich träumen lassen. Es ist eine wunderschöne Coming-of-Age-Geschichte aus der Perspektive der Protagonistin Gidget. Ich finde es unglaublich mit wie viel Einfühlungsvermögen der Autor hier über seine Tochter geschrieben hat. Einen größeren Liebesbeweis hätte er kaum erbringen können.
Für mich ist dies einfach ein großartiger Roman über ein Mädchen, das Erwachsen wird und ihre Leidenschaft zum Surfen auslebt.

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