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Veröffentlicht am 10.01.2023

Kontraststreiche Charaktere

Frankie
1

„Frankie" ist eine All-Age-Roman des vielfach ausgezeichneten Autors Michael Köhlmeier.

Frank ist vierzehn und sein Großvater - der bereits über 70 ist - saß achtzehn Jahre im Gefängnis. Für Frank ist ...

„Frankie" ist eine All-Age-Roman des vielfach ausgezeichneten Autors Michael Köhlmeier.

Frank ist vierzehn und sein Großvater - der bereits über 70 ist - saß achtzehn Jahre im Gefängnis. Für Frank ist er mehr oder weniger ein Unbekannter. Seine Mutter sieht die beiden nicht gerne zusammen, dadurch wird der Großvater für den Teenager natürlich noch interessanter. In dem Roman geht es um die Zeit nach der Haftentlassung.

Der Schreibstil des Autors lässt sich gut lesen.Die Handlung wird aus Frankies Perspektive geschildert. Seine Gedanken sind die eines Teenagers und gut nachzuvollziehen. Durch zahlreiche Dialoge wird das Erzählte lebendig. Allerdings wiederholt sich in diesen Vieles. Der Großvater blieb für mich lange Zeit unnahbar. Sein Verhalten gegenüber Frankie wirkt ungeübt, manchmal etwas befremdlich und man merkt, dass es ihm an Erfahrung im Umgang mit seiner Familie und Menschen fehlt. Mal ist er grob und unfreundlich, dann wieder nett und einnehmend.

Die Charaktere werden gut beschrieben. Michael Köhlmeier ist es hervorragend gelungen sich in Frankie hineinzuversetzen, der sich heimlich – gegen den Willen seiner Mutter, die regelrecht Angst vor ihrem Vater zu haben scheint - mit seinem Großvater trifft. Der Kontrast zwischen dem wohlbehütet aufgewachsenen Teenager und dem aus der Haft entlassenen, alten Mann könnte kaum größer sein.

Auch wenn sich das Buch gut lesen lies und durchaus gut geschrieben war, mich hat es leider ein wenig enttäuscht. Mir fehlte es an Handlung,die aber nach dieser Vorgeschichte nun sehr gut beginnen könnte.

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Veröffentlicht am 10.01.2023

Ein wichtiger Leitfaden, der hinterfragt und anleitet

Ein rassismuskritisches Alphabet
1

Rassismus ist leider noch immer allgegenwärtig und diesem Thema widmet sich Tupoka Ogette in ihrem Nachschlagewerk und Workbook „Ein rassismuskritisches Alphabet“.

In diesem Nachschlagewerk wurde jedem ...

Rassismus ist leider noch immer allgegenwärtig und diesem Thema widmet sich Tupoka Ogette in ihrem Nachschlagewerk und Workbook „Ein rassismuskritisches Alphabet“.

In diesem Nachschlagewerk wurde jedem Buchstaben des Alphabets - von A für „Ally“ über M für „Misogynoir“ bis „Z“ für „Zurück zum Anfang“ - ein Begriff zum Thema Rassismus zugeordnet. Dieser wird im Anschluss erklärt und eingeordnet. Zu jedem Thema gibt es Platz für eigene Gedanken. Diese können – zum Teil durch Gedankenanstöße oder Fragen – vertieft werden. Zusätzlich gibt es passende Buchtipps.

Wer sich bereits mit dem Thema Rassismus auseinandergesetzt hat, wird vermutlich irgendwann schon einmal den Namen Tupoka Ogette gehört haben. Sie ist u.A. durch ihr Buch „exit RACISM – Rassismuskritisch denken lernen“ bekannt geworden und eine der bekanntesten Beraterinnen für Rassismuskritik und Antirassismus in unserem Land. 

Dieses Nachschlagewerk bietet interessante Informationen und fordert dazu auf, das eigene Denken zu hinterfragen und zu reflektieren. Die Sprache der Autorin ist leicht verständlich und dies auch für Leser/innen, die sich bisher noch nicht mit der Thematik auseinandergesetzt haben.

 Es ist nicht nur der direkte Rassismus, gegen den wir angehen müssen. In unserer Gesellschaft haben sich unzählige falsche Strukturen verankert, die das Problem verschärfen. So sind z.B. Ignoranz, die Missachtung von Fakten oder das Verhindern von ernsthaften Auseinandersetzungen ebenso verletzend und zerstörend wie offener Rassismus.

Möglichkeiten rassismuskritisch zu denken und zu leben, gibt es mehr als genug. Die Informationen und hier dargestellten Denkanstöße bieten eine Menge Potential, um etwas zu verändern. Leicht ist dies sicherlich nicht, aber jeder kleine Schritt ist wichtig und richtig. Durch die offenen Worte und Ansätze hat mir die Autorin verdeutlicht, was ich tun kann.

Rassismuskritisch denken und -leben ist der Weg in eine Zukunft mit mehr Menschlichkeit. Dieses Nachschlagewerke hat für mich sehr deutlich gemacht, dass es noch ein ausgesprochen weiter Weg ist, aber mit jeder Bewegung in diese Richtung wird er ein wenig kürzer. Genau deswegen ist es wichtig, dass das Buch von möglichst vielen Menschen gelesen wird und meiner Meinung nach sollte es in jeder Schule zur Pflichtlektüre werden.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Resilienz stärken und zu sich selbst finden

KörperResilienz. Kopf und Körper in Einklang bringen - so erreichst du Ruhe, Stabilität und Widerstandskraft
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„KörperResilienz“ ist ein hilfreicher Ratgeber der Autorin, Diplom-Betriebswirtin sowie Fitness- und Personal Trainerin Isabel Scholz.

Der Untertitel „Kopf und Körper in Einklang bringen - so erreichst ...

„KörperResilienz“ ist ein hilfreicher Ratgeber der Autorin, Diplom-Betriebswirtin sowie Fitness- und Personal Trainerin Isabel Scholz.

Der Untertitel „Kopf und Körper in Einklang bringen - so erreichst du Ruhe, Stabilität und Widerstandskraft" klang für mich ausgesprochen vielversprechend.
Wer wünscht sich nicht innere Stabilität und psychische Widerstandskraft ?
Leider weiß ich aus Erfahrung, dass diese gar nicht mal so einfach zu erreichen ist und war entsprechend gespannt, welchen Weg die Autorin ihren Leser nahelegen würde.

Zunächst bietet das vordere Innencover einen guten Überblick über das, worum es eigentlich geht. Das Buch ist in sieben Teile gegliedert, in denen der klassische Ansatz, die Basis der Resilienz, der Körper als sechstes Sinnesorgan, wie man ihn versteht, wie die eigenen Bedürfnisse und Emotionen zu verstehen sind, der Weg zu sich selbst und passende Körperübungen erklärt werden.
Das klingt jetzt erst einmal alles sehr umfangreich, ist es auch, aber dank des eingängigen Schreibstils und den persönlichen Erfahrungen der Autorin lässt sich das Buch leicht und angenehm lesen. Besonders gelungen finde ich die Übungen im letzten Teil, da sich diese leicht in den Alltag integrieren und sie das zuvor Gelesene stimmig werden lassen.

Ich kann diesen Ratgeber jedem empfehlen, der zu sich finden und seine Resilienz stärken möchte. Schwierige Situationen werden uns immer wieder begegnen, wir müssen nur wissen, wie wir mit ihnen umgehen und genau das bringt Isabel Scholz ihren Lesern nahe.

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Veröffentlicht am 03.01.2023

Ein tolles Setting mit schwierigen Charakteren

Ein Lied vom Ende der Welt
1

„Ein Lied vom Ende der Welt“ ist ein bildgewaltiger Roman der Autorin Erica Ferencik. 

Valerie ist Linguistin, hat aber noch nie eine Sprache direkt vor Ort erforscht. Der Tod ihres Zwillingsbruders Andy ...

„Ein Lied vom Ende der Welt“ ist ein bildgewaltiger Roman der Autorin Erica Ferencik. 

Valerie ist Linguistin, hat aber noch nie eine Sprache direkt vor Ort erforscht. Der Tod ihres Zwillingsbruders Andy - angeblich Selbstmord - hat sie total aus der Bahn geworfen. Sie leidet unter Panikattacken und nimmt entsprechende Medikamente. Als sie einen Anruf aus der Arktis erhält, in dem der Forschungskollege ihres Bruders sie um Hilfe bittet, die Sprache eines unbekannten Mädchens zu entschlüsseln, wird ihr Interesse geweckt und sie reist dorthin.

Der Schreibstil von Erica Ferencik lässt sich leicht und angenehm lesen, aber zunächst dauert es eine ganze Weile bis ein wenig Spannung aufkommt.
Val habe ich als schwierig empfunden, sie ist sehr dünnhäutig und ohne ihre Medikamente oder Alkohol geht nichts.
 Wyatt konnte ich gar nicht einschätzen, seine Art, wie er mit anderen umging hat ihn mir wenig sympathisch erscheinen lassen. Auch seine Assistentin Jeanne konnte mich nicht überzeugen und war ein ebenso schwieriger Charakter.

Das Buch erfordert ein wenig Geduld, da es einige Zeit dauert bis die eigentliche Handlung beginnt und Spannung aufkommt. Aber es lohnt sich dranzubleiben, da die landschaftlichen Beschreibungen bei mir für ein tolles Kopfkino gesorgt haben und ich der Autorin sofort glaube, dass sie selbst vor Ort war, um die Schönheit der arktischen Natur vor ihren Lesern detailliert und bildgewaltig auszubreiten.

Richtig gut gefallen hat mir auch die Entwicklung, die Val durchgemacht hat, ebenso toll sind die Szenen rund um das Mädchen Naaja.

Die eisige Kälte, die einsame Weite der Arktis mit ihren Gefahren hatte ich beim Lesen vor Augen und nebenbei lässt die Autorin aktuelle Themen wie den Klimawandel und die Problematik des Plastikmülls in den Meeren mit einfließen. Abgesehen von ein paar Längen zu Beginn habe ich diesem Roman gerne gelesen und kann ihn empfehlen.

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Veröffentlicht am 02.01.2023

Gut recherchiert - grandios erzählt

Blüte der Zeit
9

„Blüte der Zeit“ ist ein gut recherchierter historischer Roman von Sabine Weiß, bei dem man merkt, dass die Autorin Geschichte studiert hat.

Die Handlung beginnt 1667, der Dreißigjährige Krieg ist vorbei, ...

„Blüte der Zeit“ ist ein gut recherchierter historischer Roman von Sabine Weiß, bei dem man merkt, dass die Autorin Geschichte studiert hat.

Die Handlung beginnt 1667, der Dreißigjährige Krieg ist vorbei, aber es drohen erneut Unruhen und Krieg. Deswegen flieht der Landschaftsgärtner Max mit seiner Mutter Deborah und seinem kleinen Bruder Floris aus den Niederlanden zu Verwandten nach Brandenburg-Preußen. Wirklich willkommen geheißen werden sie dort nicht. Dies ist nur ein Erzählstrang, in einem weiteren geht es um Prinz Wilhelm III. von Oranien und seinen treuen Gefährten Paulus. Im Wechsel erfährt man viel über die damaligen politischen Ereignisse und die Reise und das Leben der Familie von Max.

Ich bin direkt in das 17. Jahrhundert eingetaucht. Sabine Weiß hat mich mit ihrem Schreibstil direkt gefesselt. Die Perspektivwechsel sorgen dafür, dass die Ereignisse durchgehend spannend und abwechslungsreich bleiben. Durch Max habe ich eine Menge über die Landschaftsgärtnerei erfahren. Vor meinen Augen habe ich prachtvoll angelegte Gärten gesehen und zudem einiges an Wissen über Pflanzen erhalten. Etwas aufmerksamer musste ich die politischen Ereignisse rund um Wilhelm III. lesen, da mir die niederländische Geschichte bisher weitestgehend unbekannt war. Hier schafft es die Autorin historische Fakten geschickt mit den fiktiven Ereignissen zu verweben und mir gefiel diese Mischung aus Fiktion und politischem Zeitgeschehen ausgesprochen gut.

Zu Beginn des Buches findet man ein Personenverzeichnis, in dem die historischen Persönlichkeiten kenntlich gemacht sind. Aufgrund der hohen Anzahl der Charaktere ist dieses sehr praktisch und hilfreich, um nicht den Überblick zu verlieren. Am Ende des Buches befindet sich ein Glossar,der einzelne historische Ausdrücke erklärt, die nochmals für ein tieferes Eintauchen in das damalige Zeitgeschehen gesorgt haben.

Das Ende des Buches ist rund und stimmig, so dass ich es zufrieden zugeklappt habe.

Liebhabern historischer Romane kann ich dieses Buch - in dem ich für mich einiges Neues an historischen Ereignissen mitnehmen konnte - nur empfehlen. Es ist eine gelungene Mischung aus Fiktion und Fakten, die insgesamt ein großartiges Leseerlebnis bietet.


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