Profilbild von AnnaMagareta

AnnaMagareta

Lesejury Star
offline

AnnaMagareta ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit AnnaMagareta über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2021

Ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht einer Polizeioberkommissarin

Nachtschicht in Neukölln
0

In „Nachtschicht in Neukölln: Eine Polizistin erzählt“ berichtet die Autorin und Polizeioberkommissarin Lana Atakisieva aus ihrem Leben. Sie wurde in Russland geboren, ist in Aserbaidschan aufgewachsen ...

In „Nachtschicht in Neukölln: Eine Polizistin erzählt“ berichtet die Autorin und Polizeioberkommissarin Lana Atakisieva aus ihrem Leben. Sie wurde in Russland geboren, ist in Aserbaidschan aufgewachsen und mit fünfzehn Jahren mit ihrer Familie nach Deutschland gekommen.

In ihrem Buch berichtet die Autorin nicht nur über ihre Polizeiarbeit in Neukölln, sondern sie lässt ihre Leser durch Rückblicke in ihre Vergangenheit an ihrem Leben teilhaben.

Im Wechsel erfährt man von ihren Problemen, die sie als Migrantin in den ersten Jahren in Deutschland hatte, den Schwierigkeiten in der Schule, Hindernisse, die man ohne Sprachkenntnisse in einem fremden Land hat, von Mobbing und ihren Einsätzen bei der Polizei.

Alles ist gleichermaßen interessant, aber vieles ist auch einfach nur erschreckend. Die Steine, die ihr und ihrer Familie in den Weg gelegt wurden, Schicksalsschläge und die Gewaltbereitschaft, die sie während ihrer Einsätze erfahren hat. Lanas Ehrgeiz und auch ihre Bereitschaft sich für andere Verantwortung zu übernehmen und einzusetzen sind einfach bewundernswert.

Durch ihre Einsätze, ihren Arbeitsalltag, den Zusammenhalt unter den Kollegen und Kolleginnen erfährt man was es bedeutet bei der Polizei im Einsatz zu sein. Mal ist sie als Freund und Helfer im Einsatz und ein anders Mal wird es brenzlig und sie muss hart durchgreifen.

Mir hat diese Mischung aus Biografie und Polizeiarbeit sehr gut gefallen und ich hätte auch gerne noch mehr über weitere Einsätze von Lana gelesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2021

Beeindruckende Worte

Das Gewicht der Worte
0

„Das Gewicht der Worte“ ist ein tiefgründiger aber auch unterhaltsamer Roman über Sprache des Autors Pascal Mercier.

Simon Leyland ist Übersetzer und Verlagsinhaber und von Sprachen und Worten fasziniert. ...

„Das Gewicht der Worte“ ist ein tiefgründiger aber auch unterhaltsamer Roman über Sprache des Autors Pascal Mercier.

Simon Leyland ist Übersetzer und Verlagsinhaber und von Sprachen und Worten fasziniert. Durch eine ärztliche Verwechselung glaubt er vorübergehend, dass er einen Hirntumor hat. Wegen einer Erbschaft reist er nach London und will sich dort über sein weiteres Leben klar werden, das unverhoffte Wendungen in sich birgt.

Der Schreibstil des Autors ist ruhig, aber abwechslungsreich. Er verwendet verschiedene Textgattungen. So erhält man z.B. über innere Monologe und Briefe an seine verstorbene Frau einen guten Einblick in das Seelenleben von Simon Leyland und durch Rückblicke ergänzende Informationen über sein bisheriges Leben. Es ist immer wieder überraschend, was Simon in seinem Leben passiert ist und wie er damit umgeht.

Es geht aber nicht nur um Simon Leyland, der für sich vor der Herausforderung steht, wie man sein Leben lebt, wenn man eine zweite Chance erhält, sondern auch um andere Personen, die vor eben dieser Frage stehen. Mit den Lebens- und Verhaltensweisen seiner Charaktere regt Pascal Mercier zum Nachdenken an. Wie sieht das Leben aus? Was kann oder möchte ich ändern?

Es ist ein sehr intensives Buch, das sich mit Leben, Veränderung und Tod beschäftigt und in dem jeder Satz bedeutsam ist.

Man spürt beim Lesen die Begeisterung des Autors für Sprache und Wörter. Es ist ein ruhiges Buch, das sich nicht immer einfach lesen lässt. Wer Spannung und Action habe möchte, liegt hier falsch. Viel mehr besticht es durch seine Sprache, ausgefallene Wendungen und Poesie. Es macht nachdenklich. Wie lebt man sein Leben und was verändert man, wenn man eine zweite Chance erhält?

Mir wird dieser Roman noch lange im Gedächtnis bleiben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2021

Hier wird ein Stück Zeitgeschichte lebendig – die 60er Jahre in Deutschland

Ein Koffer voller Schönheit
0

„Ein Koffer voller Schönheit“ ist ein interessanter historischer Roman der Autorin Kristina Engel, in dem die Geschichte der ersten Avon-Beraterinnen lebendig wird.

Wie es in den 60er Jahren üblich war, ...

„Ein Koffer voller Schönheit“ ist ein interessanter historischer Roman der Autorin Kristina Engel, in dem die Geschichte der ersten Avon-Beraterinnen lebendig wird.

Wie es in den 60er Jahren üblich war, kümmert sich Anne Jensen um den Haushalt und die Kinder während ihr Mann Benno für das Familieneinkommen zuständig ist. Obwohl sie schon vor vierzehn Jahren mit ihrem Mann nach Lüneburg gezogen ist, fühlt sie sich dort als Fremde. Ihre Ehe läuft längst nicht mehr so gut wie zu Beginn, ihre Zwillinge befinden sich in der Pubertät und Anne ist einfach unzufrieden. Einen Hoffnungsschimmer findet sie durch ihre Schwiegermutter Margarethe, die einen Friseursalon betreibt und ihr Mut macht, etwas eigenes zu machen. Als Avon-Beraterin könnte sie andere Frauen beraten, ihnen Kosmetikprodukte vorführen und sie schminken. Benno ist kritisch, gibt aber sein Einverständnis, dass Anne mit der Tätigkeit als Avon-Beraterin beginnen kann. Es dauert nicht lange bis Anne in ihrer Tätigkeit aufgeht.

Der Schreibstil der Autorin liest sich flüssig und angenehm. Der Zeitgeist der 60er Jahre wird gut beschrieben. Durch die wechselnden Perspektiven erhält man einen guten Einblick in die Gefühlswelt von Benno und Anne. Annes neue Aufgabe verleiht ihr Energie und Elan. Mit ihrer Tätigkeit verkauft sie nicht einfach nur ein Produkt, sie verkauft den Frauen Luxus, Schönheit und ein neues Stück Selbstbewusstsein. Sie geht in ihrer Tätigkeit als Avon-Beraterin auf. Gleichzeitig kämpfen die Eheleute um den Erhalt ihrer Ehe, da sie sich immer mehr auseinandergelebt haben.

Neben dem Leben von Anne erfährt man auch viele historische Hintergründe zu der Firma Avon und ihrer Entwicklung. Das ist interessant in die Handlung eingebaut. Auch die Beschreibung der Unterschiede zwischen dem Stadt- und Landleben der Frauen ist gut gelungen.

„Ein Koffer voller Schönheit“ ist eine interessantes Stück Zeitgeschichte, das ebenso unterhaltsam wie informativ ist und das ich gerne gelesen habe und empfehlen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2021

Fesselnd und berührend

Das Buch der verschollenen Namen
0

„Das Buch der verschollenen Namen“ ist ein historischer Roman mit wahrem Hintergrund der Autorin und Journalistin Kristin Hamel.

Die Handlung beginnt im Jahr 2005. Eva Abrams entdeckt in der New York ...

„Das Buch der verschollenen Namen“ ist ein historischer Roman mit wahrem Hintergrund der Autorin und Journalistin Kristin Hamel.

Die Handlung beginnt im Jahr 2005. Eva Abrams entdeckt in der New York Times ein Buch, dass ihr vor über 60 Jahren gehörte „Das Buch der verschollenen Namen“ in dem so viele Geheimnisse stehen auf die sie nie eine Antwort erhalten hat. Der Bibliothekar Otto Kühn sucht den Besitzer. Eva beschließt dem Aufruf in der Zeitung zu folgen und macht sich auf den Weg nach Berlin, da nur sie das Buch entschlüsseln kann.

Der Roman wird in zwei Handlungssträngen erzählt. In dem einen erfährt man, was sich in Frankreich zur Zeit des Zweiten Weltkriegs abgespielt hat und der andere berichtet in der Gegenwart.

Das Leben von Eva im Zweiten Weltkrieg ist sehr berührend. Auch wenn inzwischen längst bekannt ist, wie viele grausame Taten sich damals ereignet haben und dass es trotzdem viele mutige Widerstandskämpfer gab, die sich unerschrocken zur Wehr gesetzt haben, ist es jedes Mal wieder erschütternd dies anhand einzelner Schicksale zu erfahren. Eva ist eine ganz starke Protagonistin die mich mit ihrer Vergangenheit ebenso beeindruckt hat, wie sie es in der Gegenwart tut.

Dieses Buch macht sprachlos und gibt gleichzeitig Hoffnung. Es zeigt, dass es sich lohnt zu kämpfen und Aufgeben keine Option ist. Mir bleibt nur eins zu sagen: Unbedingt lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2021

Historische Familiensaga über die Familie Ronnefeldt

Die Teehändlerin
0

„Die Teehändlerin“ ist der erste Band der Ronnefeldt-Saga der in der Schweiz lebenden Autorin Susanne Popp, die mich bereits mit ihrem Debüt „Madame Clicquot und das Glück der Champagne“ begeistert hat. ...

„Die Teehändlerin“ ist der erste Band der Ronnefeldt-Saga der in der Schweiz lebenden Autorin Susanne Popp, die mich bereits mit ihrem Debüt „Madame Clicquot und das Glück der Champagne“ begeistert hat.

Die Handlung beginnt im Frühjahr 1938 in Frankfurt. Es geht um das Leben der Eheleute Friederike und Tobias Ronnefeldt, die im Tee- und Kolonialwarenhandel tätig sind. Bisher war hauptsächlich Tobias für das Geschäft zuständig, aber als er sich auf eine Geschäftsreise nach China begibt, merkt Friederike, dass das Unternehmen durch den Prokuristen in Gefahr ist und nimmt die Geschäfte selbst in die Hand.

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut, er ist angenehm zu lesen, unterhaltsam und atmosphärisch. Der Zeitgeist, die aufkommende Industrialisierung und das gesellschaftliche Leben werden lebendig beschrieben. Mir gefiel das Setting und konnte mir das historische Frankfurt gut vorstellen.

Auch die Charaktere wirken authentisch und lebendig. Friederike ist eine starke Persönlichkeit, sympathisch, engagiert willensstark und klug. Ihr Mann Tobias passt perfekt in die Zeit und auch die Nebencharaktere, wie z.B. der charmante Paul Birkholz oder der windige Julius Mertens werden detailliert beschrieben.

Vorweg gibt es ein hilfreiches Personenverzeichnis, in dem die realen und fiktiven Personen gekennzeichnet sind. Die beiden Innencover fand ich sehr gelungen, im vorderen befindet sich eine Karte des historischen Frankfurts und im hinteren Abbildungen aus den Anfängen der Tee-Marke Ronnefeldt.

Mit ihrem Nachwort hat Susanne Popp den Roman perfekt abgerundet indem sie noch einmal deutlich macht worum es ihr beim Schreiben des Romans ging und was fiktiv und was Geschichte ist.

Mir hat die Kombination aus emotionaler Unterhaltung und der Vermittlung von historischen Fakten sehr gut gefallen und ich bin schon sehr gespannt auf den zweiten Teil der Saga.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere