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Veröffentlicht am 16.09.2021

"Tubariki watoto wa Tanzania - segne uns Kinder von Tansania"

Mai bedeutet Wasser
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In „Mai bedeutet Wasser“ wird die Geschichte der Familie Mukendi aus der kindlichen Perspektive des Mädchens Tshadi, genannt Adi, erzählt, die mit ihren Eltern und den Schwestern Dina und Mai in Daressalam, ...

In „Mai bedeutet Wasser“ wird die Geschichte der Familie Mukendi aus der kindlichen Perspektive des Mädchens Tshadi, genannt Adi, erzählt, die mit ihren Eltern und den Schwestern Dina und Mai in Daressalam, Tansania, aufwächst.
Obwohl die Familie, die aufgrund der Anstellung des Vaters in einer Wohnung in einem bewachten Gebäudekomplex im Diplomatenviertel lebt, zu Beginn der Erzählung verhältnismäßig gut situiert scheint, wird vielfach auch die Einfachheit ihrer Lebensverhältnisse deutlich. In Adis Wahrnehmung ist die gemeinsame Familienzeit durch die Bemühungen des Vaters bestimmt, den Kindern Glaube und Bildung zu vermitteln, was jedoch z.B. im Hinblick auf das allabendliche Rezitieren nicht konfliktfrei geschieht, da Dina und Adi häufig den hohen Ansprüchen des Vaters nicht gerecht werden, wodurch insbesondere bei Dina trotziges, rebellisches Verhalten provoziert wird.
Adi ist die stille Beobachterin. Sie teilt ihre Gedanken mit den Leser:innen und zeigt dadurch, wie sehr die kulturellen Einflüsse und Traditionen, Glaube und Aberglaube gleichermaßen ihr Denken und Handeln beeinflussen. Dies wird insbesondere im Zusammenhang mit der Geburt ihrer schwer kranken Schwester Mai deutlich, in der Adi ein Geistwesen sieht, dass sie immer wieder zu schikanieren versucht. Bestätigung für ihre ablehnende Haltung gegenüber Mai scheint Adi durch die teilweise sehr tragische Familiengeschichte zu erhalten, die durch Gewalt, plötzlichen Kindstod und persönliche Schicksale geprägt ist.
Fragmentarisch wird der Stammbaum der Familie nacherzählt, wodurch insbesondere die Grausamkeiten des Kolonialismus und die schwierige Rolle der Frau deutlich werden. Dies wird meiner Meinung nach auch in Bezug auf das traumatisierende Geheimnis, das Adi mit sich trägt, deutlich.
Durch die sehr authentische Erzählweise hatte ich das Gefühl, die persönliche Entwicklung von Adi hautnah mitzuerleben und gleichsam einen tiefen Einblick in eine mir fremde Kultur zu erhalten. Aufgrund der vielen schonungslosen Darstellungen musste ich häufig innehalten und versuchen, die erzeugten inneren Bilder zu verarbeiten.
Insofern war dieses Leseerlebnis ganz anders als erwartet, da ich das Buch aufgrund des Covers und der Beschreibung eher im Bereich der Jugendliteratur eingeordnet hätte. Zwar sind einige Passagen geeignet, um auch mit Jugendlichen über Themen wie Missbrauch, Kolonialisierung, Aberglaube und Unruhen zu sprechen, aber ohne Lesebegleitung könnte die Lektüre dieses Romans für heranwachsende Leser:innen meiner Meinung nach sehr verstörend sein.

Insgesamt hat mich „Mai bedeutet Wasser“ tief berührt und ich werde dieses Buch deswegen mit der entsprechenden Vorwarnung gern weiterempfehlen, weil es durchgängig zum Nach- und Weiterdenken anregt und somit lange im Gedächtnis bleibt.

Ich danke dem CulturBooks Verlag und Netgalley für das Rezensionsexemplar.

netgalley,

culturbooks,

maibedeutetwasser

kayompoyi

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Magisches "Sternenschweif"-Hörabenteuer - nicht nur für Pferdefans!

Sternenschweif (Folge 57): Geheimnis der Sonne
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In "Das Geheimnis der Sonne", Folge 57 der magischen Einhorn-Hörspielreihe "Sternenschweif", erleben wir gemeinsam mit Laura und Sternenschweif ein neues, spannendes Abenteuer rund um die Ereignisse einer ...

In "Das Geheimnis der Sonne", Folge 57 der magischen Einhorn-Hörspielreihe "Sternenschweif", erleben wir gemeinsam mit Laura und Sternenschweif ein neues, spannendes Abenteuer rund um die Ereignisse einer Sonnenfinsternis.

Zum Inhalt:
Voller Vorfreude erwarten Laura und ihre Freund:innen das bevorstehende Ereignis einer Sonnenfinsternis, das sie gemeinsam bei einem Reiterausflug mit ihren Familien erleben wollen. Während des Ausflugs beobachten sie jedoch, wie einige Pferde in Panik geraten und aus ihrer Koppel ausbrechen, weswegen sie gemeinsam eine Suchaktion starten. Als plötzlich auch noch Lauras jüngerer Bruder Max verschwunden ist, wird es Zeit für eine magische Verwandlung...

Rückmeldung zu unserem Hörerlebnis:
Nachdem ich bereits einige "Sternenschweif"-Bücher gemeinsam mit meinen jüngeren Töchtern (4 und 6 Jahre) gelesen hatte, war dies unser erstes gemeinsames Hörspiel-Erlebnis, das uns sehr gut gefallen hat.
Wir konnten der Geschichte durchgängig wegen der abwechslungsreichen Intonation und den angemessenen Sprechpausen, sanften Hintergrundklänge und ruhigen Überleitungen sehr gut folgen. Besonders das Ereignis der Sonnenfinsternis war atmosphärisch sehr dicht beschrieben – man spürt durch die Erzählung wie sich die Stimmung verändert ohne Angst haben zu müssen.

Wir hatten auch das Gefühl, dass diese Geschichte auch ohne Vorkenntnisse nachvollziehbar ist, da wichtige Informationen (z.B. Sternenschweif ist tagsüber ein Pony, nachts ein verzaubertes Einhorn) und Begründungen (Laura ist wegen eines besonderen Einhornzaubers morgens nicht müde) bereits zu Beginn in die Erzählung eingebaut werden. Ähnlich werden auch die anderen Familienmitglieder und Freund:innen im Erzählverlauf entsprechend charakterisiert, was wir als sehr hilfreich empfunden haben.

Aus Elternsicht gefällt mir besonders gut, dass wichtige Informationen "quasi nebenbei" vermittelt werden: Die Hörer:innen lernen viel neues Faktenwissen zum Thema "Sonnenfinsternis" und "Umgang mit Tieren in schwierigen Situationen".
Außerdem eignet sich Laura als Vorbild für Kinder, weil sie einfühlsam, verständnisvoll und mutig ist. Es gibt viele Situationen, in denen deutlich wird, wie sehr sie am Wohlbefinden ihrer Mitmenschen und Tiere interessiert ist.

Unsere Hörempfehlung:
Insofern ist dieses "Sternenschweif-Abenteuer", das für Kinder ab 6 Jahren empfohlen ist, nicht nur für Pferdefans zu empfehlen, da zusätzlich auch Themen wie ein achtsamer Umgang mit Tieren, Freundschaft und Sonnenfinsternis kindgerecht vermittelt werden und somit zahlreiche Erzählanlässe bieten.

Rezensionsexemplar

SternenschweifFolge57 #NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 08.09.2021

Wie ein lebendiger Stammbaum…

Wellenflug
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… so müsste „Wellenflug“ von Constanze Neumann meiner Meinung nach charakterisiert werden. Was ich damit meine, ist eine Ahnentafel – ein Papier mit Namen und Zahlen – das auf einmal lebendig wird, weil ...

… so müsste „Wellenflug“ von Constanze Neumann meiner Meinung nach charakterisiert werden. Was ich damit meine, ist eine Ahnentafel – ein Papier mit Namen und Zahlen – das auf einmal lebendig wird, weil hinter den Namen und familiären Verbindungen Menschen und Lebensgeschichten stehen, die mit Artefakten und Erinnerungen auf besondere Art und Weise verbunden werden.
Die Geschichte beginnt mit einem Rückblick: Während die Erzählerin „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ als Schullektüre lesen muss, wird sie von ihrem Großvater beobachtet, bei dem der Blick auf die Lektüre lange vergessene Erinnerungen hervorruft, und sie erfährt durch Zufall mehr über sich und ihre Familiengeschichte. Ein kurzer Moment – eine Hinführung – verbunden mit Erinnerungsstücken und einer Ahnentafel, die nun nicht mehr nur auf dem Papier erscheint, sondern durch die Zeiten hindurch real wird.
Da ist Anna. Tochter schlesischer Juden, die mehr aus ihrem Leben machen möchten. Ihre Familie ist aufstiegsorientiert, tüchtig und sie haben ein Gespür für die richtigen geschäftlichen Entscheidungen. Geschäftspartner werden gefunden, die richtigen Ehepartner ausgewählt. Beispielhaft für die Zeit des Kaiserreichs in Deutschland.
Wäre da nicht Arthur, äh Heinrich, nein Arthur! Also das schwarze Schaf im Stammbaum. Arthur Prins-Reichenheim, der sich nicht an die Regeln der gehobenen Gesellschaft hält. Der Spielsüchtige. Der Verlierer. Und sein Patenkind. Heinrich. Sohn von Anna, der Schicksalsgebeutelten, die endlich – ja endlich – ein Kind, ihren Sohn Heinrich, in den Armen hält und diesen grenzenlos liebt…
Und wären da nicht die gesellschaftlichen Konventionen. Die Erwartungen. Die Familiengeschichte, die eigentlich schon geschrieben ist und nur wenig Raum für Ausreißer hat, die es aber trotzdem gibt: Erst Arthur – dann Heinrich, deren Geschichten von den wichtigen Frauen in ihrem Leben – erst Anna – dann Marie – erzählt werden.
Die eine tüchtig, schicksalsergeben und mit angemessener Herkunft. Die andere authentisch und aus einfachen Verhältnissen. Dazwischen steht Heinrich – geprägt von Arthur, erzogen von Anna und geliebt von Marie. Ein Wellenflug, ein Auf und Ab durch verschiedene Zeiten und Orte, der mitreißt, verstört und letztendlich einen Platz im Gedächtnis des Lesers/der Leserin einnimmt.
Da mich das Cover und der Titel zunächst nicht angesprochen hatten, ist „Wellenflug“ für mich ein ganz besonderer, unterschätzter Roman, der mich bei der Lektüre von Beginn an begeistert sowie den Wert und Einfluss von Familie eindrucksvoll deutlich gemacht hat.
Ich danke dem ullstein Verlag und vorablesen sehr für dieses Rezensionsexemplar

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Jermaine ist ein Kind der See –

Loreley
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Und wer sie vom Gegenteil überzeugen will, hat es nicht leicht! Denn als geborene Loreley ist es ihr größter Wunsch, irgendwann als Kapitänin die langjährige Familientradition weiterzuführen.

Allerdings ...

Und wer sie vom Gegenteil überzeugen will, hat es nicht leicht! Denn als geborene Loreley ist es ihr größter Wunsch, irgendwann als Kapitänin die langjährige Familientradition weiterzuführen.

Allerdings kommt bereits zu Beginn der Geschichte alles anders als gedacht… Von einer leichten Vorahnung begleitet, erwarten Jermaine und ihre Familie die Rückkehr der Ruby. Doch nachdem diese zufällig in der Ferne entdeckt wurde, wird Jermaine ziemlich schnell klar, dass diesmal etwas Schlimmes passiert sein muss... Nun liegt es an ihr, ihren vorbestimmten Platz auf der Ruby einzunehmen und ihren Vater und die verbliebene Crew, die von der letzten Reise nicht zurückgekehrt sind, zu befreien.

Doch diese Befreiungsaktion hat es in sich, denn es scheint, dass sie nur mit göttlichem Beistand ans Ziel gelangen können. Und so beginnt für Jermaine und ihre Gefährten eine abenteuerliche Reise ins Ungewisse…

Und wie es sich dabei für richtiges Seemannsgarn gehört, ist die Geschichte von Jermaine tief verwoben mit anderen Handlungssträngen, die sich immer weiter verdichten und so einen dramatischen Spannungsbogen erzeugen.

Bemerkenswert ist, wie es der Autorin gelingt sowohl die einzelnen Charaktere als auch die unterschiedlichen Orte unheimlich detailliert und sehr liebevoll zu beschreiben. Zudem wirken auch die nautischen Beschreibungen sehr gut recherchiert, wodurch man sich die Ruby und deren Besatzung sehr gut vorstellen kann.

Besonders gut haben mir die vielen unerwarteten Wendungen und das sehr abwechslungsreiche, stimmige Erzähltempo gefallen, da die Geschichte dadurch sehr dynamisch gestaltet ist.

Wie gut, dass es eine Fortsetzung geben soll!

Mir hat die literarische Reise mit der Loreley sehr viel Freude bereitet und ich würde sie allen empfehlen, die sich für magische Welten, Seemannsgarn und viele unterschiedliche Erzählstränge begeistern können!

Ich danke dem Wreaders Verlag und lovelybooks für das Rezensionsexemplar.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Wann wirst du wirklich glücklich sein?

Wirklich glücklich
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Diese Frage versucht M. Florian Walz mit seiner Übersetzung der Seligpreisungen (Mt 5, 1-16) kindgerecht zu beantworten, indem er die einzelnen Verse sowohl sprachlich als auch durch seine sehr ansprechenden ...

Diese Frage versucht M. Florian Walz mit seiner Übersetzung der Seligpreisungen (Mt 5, 1-16) kindgerecht zu beantworten, indem er die einzelnen Verse sowohl sprachlich als auch durch seine sehr ansprechenden Illustrationen zeitgemäß deutet.

Wir haben "Wirklich glücklich" mit unseren Kindern (4, 6, 9 und 12 Jahre alt) entdeckt, die sich sehr für dieses Buch interessiert haben. Obwohl das Buch eigentlich für Kinder ab 5 Jahren empfohlen ist, gelang es sogar der jüngsten Tochter durch die Verknüpfung von Bild und Text auch die schwierigeren Aussagen zu verstehen. Beim Vorlesen haben wir abwechselnd mal zuerst die Bilder von den Kindern entdecken und beschreiben lassen oder direkt mit dem Vorlesen begonnen. Dadurch sind tolle Gespräche über Begriffe wie "Frieden", "Gerechtigkeit", "Glück" und "Unglück" entstanden, an denen sich alle Kinder beteiligen konnten.

Insofern eignet sich dieses Buch unserer Meinung nach auch sehr für den Einsatz im Religions- oder Ethikunterricht, da sowohl die Texte als auch die Bilder durchgängig einen sehr hohen Aufforderungscharakter haben und mit zahlreichen Lehrplanthemen verknüpft werden können. Bezogen auf die Seligpreisungen gelingt durch diese einfühlsame Darstellung, dass auch nicht religiös sozialisierte Kinder einen Zugang zur Botschaft Jesu haben können. Zudem fördern die Darstellungen das Symbolverständnis der Schülerinnen und Schüler, da Symbole wie der Leuchtturm oder das Licht ganzheitlich ausgedeutet werden.

Insgesamt hat uns die Auseinandersetzung mit dem Buch wirklich glücklich gemacht, weil die vermittelten Botschaften unheimlich zuversichtlich und ermutigend waren und wir auch beim erneuten Lesen immer wieder andere Aspekte entdecken konnten.

Ich danke der Stiftung christliche Medien und lovelybooks für dieses Rezensionsexemplar.

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