Berührend und bewegend!
Den Mund voll ungesagter DingeCover
Der Großteil des Covers ist ganz einfach rot und in einer bunten Druckschrift und dünnen Buchstaben zieht sich der Titel über fast das ganze Cover. Bis auf eine Ecke, in der Mann ein Mädchen sieht. ...
Cover
Der Großteil des Covers ist ganz einfach rot und in einer bunten Druckschrift und dünnen Buchstaben zieht sich der Titel über fast das ganze Cover. Bis auf eine Ecke, in der Mann ein Mädchen sieht. Sie ist gezeichnet und der hohe, unordentliche Dutt erinnert mich ein wenig an den, den das Mädchen auf dem Cover von »Mein bester letzter Sommer« trägt. Das weiß-rot-gestreifte Top, das man noch ein wenig sieht, ist sehr schön gewählt, da es auch im Buch selbst Erwähnung findet.
Meinung
Schreibstil:
Annes Schreibstil kann man nur mit einem Wort beschreiben. Einzigartig. Kaum hat man die erste Seite aufgeschlagen, ist man gefangen in einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Tränen sind unausweichlich, genauso wie Schmunzeln, breites Grinsen und verträumtes Aufseufzen. Binnen weniger Augenblicke verschwimmt die Realität und alles, was noch zählt, ist die Geschichte, die sie auf den Seiten erzählt. Nur wenige Autoren schaffen es, mich die Wirklichkeit wahrhaftig vergessen zu lassen – und Anne Freytag gehört definitiv dazu.
Handlung:
Auf dieses Buch habe ich lange, lange, LANGE hingefiebert, weil ich auf Anhieb das Gefühl hatte – Anne Freytag ist die richtige Autorin um eine solche Liebesgeschichte geschickt zu verpacken. Lesbian Romance gibt es auf dem deutschen Jugendbuchmarkt nicht sehr oft, weshalb es zwar wenig Vergleichswerte gibt – aber die Messlatte hat die Autorin mit diesem Buch definitv ziemlich weit noch oben gelegt.
Dabei passiert handlungstechnisch nicht viel. Das muss es aber auch gar nicht. Der Fokus liegt auf dem Charakterdevelopement. Es geht nicht darum, dass Sophie mit ihrem Vater umzieht, zu dessen Freundin und ihren Kindern und auch nicht darum, wie sie sich in der neuen Schule schlägt, mit ihren neuen Freunden und und und. Es geht um Sophie und um Alex und um Gefühle, die beide zunächst nicht offen zeigen. Es geht um eine Liebe, die langsam erblüht und die so berührend ist, dass man gar nicht anders kann, als sich ein Happy End für beide zu wünschen
Charaktere:
Sophie ist die erste Protagonistin und Ich-Erzählerin, daher lernen wir sie am besten kennen. Sophia sagt selbst im Buch, dass sie als Buchcharakter keine Sympathieträgerin ist, weil sie nicht perfekt ist, weil sie Ecken und Kanten hat – aber genau deshalb fällt es dem Leser unglaublich leicht, sich in sie einzufinden und sie zu mögen. Sie ist nicht perfekt, aber das muss sie auch gar nicht sein. Sie ist echt, das reicht schon. Sophie plagen viele Ängste, vermindertes Selbstwertgefühl und immer wieder ist sie, ohne es zu wollen, so tiefgründig wie es nur geht. Sie ist nicht das Mädchen, das viele in ihr sehen, sondern lebt, wie es ihr gefällt. Sie kämpft um das, was sie will – aber ob sie es auch bekommt?
Alex wirkt auf den ersten Blick stark, selbstbewusst und lebensfroh. Sie hat immer die richtigen Worte, wie es scheint und hilft damit Sophie mehr, als sie (und Sophie) es sich bewusst sind. Auf mich wirkt sie nicht wie das typische Mädchen von nebenan – dafür ist sie viel zu … unnormal. Aber im positiven Sinne. Von ihr zu lesen löst wahrliche Glücksgefühle aus, so viel Lebenslust wie sie ausstrahlt, aber der Schein trügt, denn auch Alex trägt einiges an Last mit sich herum. Diese versteckt sie gekonnt, aber wenn sie mal hervorkommt, dann lernt man eine andere Seite an ihr kennen und diese ist mindestens genauso berührend, wie Sophies Hintergrund.
Fazit
Aufgekratzt, zu tiefst berührt und bewegt – das bin ich nach dem Ende dieser wundervollen Geschichte. Ich habe mitgefiebert, mit geweint und mitgelacht. Ein schwieriges Thema hat die Autorin so gekonnt in eine Liebesgeschichte gepackt, wie sie nur das Leben schreiben kann.