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Veröffentlicht am 24.06.2019

Bewegende Familiengeschichte mit wunderbaren atmosphärischen Beschreibungen…

Das Tal der Orangen
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Der Familienroman „Das Tal der Orangen“ von Béatrice Courtot ist am 03.06.2019 im HarperCollins Verlag erschienen und spielt auf Mallorca und in Frankreich.

Magdalena lebt in Soller auf Mallorca und backt ...

Der Familienroman „Das Tal der Orangen“ von Béatrice Courtot ist am 03.06.2019 im HarperCollins Verlag erschienen und spielt auf Mallorca und in Frankreich.

Magdalena lebt in Soller auf Mallorca und backt für ihr Leben gern. Am liebsten ihre Ensaïmadas nach dem alten Familienrezept. Ihre freie Zeit verbringt sie mit ihren Freunden und bald schon mit Jaime, der am Bau der Eisenbahnlinie mitwirkt. Die beiden kommen sich schnell näher, sie heiraten und sind glücklich, bis der Krieg alles zerstört. Magdalena bleibt nichts anderes übrig, als aus ihrem geliebten Soller zu fliehen. Vor ihr liegt eine schöne, aber auch schwierige Zeit, die geprägt ist von neuen Erfahrungen, neuen Freunden und viel harter Arbeit, aber auch Momenten der Hilflosigkeit und Angst und ihrem inneren Konflikt, was sie bereit ist, für ihre Freiheit zu geben.

Anaïs, Urenkelin von Magdalena, wird ein Erbstück von ihrer Großmutter übergeben, das Fragen um das Leben Magdalenas aufwirft. Anaïs macht sich auf den Weg, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Dabei führt sie ihr Weg nach Mallorca, wo sie Miquel kennenlernt, der ungeahnt ein Puzzleteil zu des Rätsels Lösung ist.

Das Cover dieses Romans gefällt mir sehr und passt perfekt zu dieser Geschichte. Die Wärme, die das Cover ausstrahlt, spiegelt die Atmosphäre dieses Romans wirklich gelungen wider.

Und auch der Klappentext gefällt mir ausgesprochen gut. Er macht neugierig, ohne dabei zu viel zu verraten und stimmt einen sehr gut auf den Roman ein.

Ein paar Abende habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich insgesamt glücklich, aber auch betroffen zurücklässt.

Magdalena ist ein junge, starke Frau, die ihr Leben liebt und sehr positiv ist. Sie weiß, was sie im Leben erreichen will und arbeitet darauf hin. Sie gibt nie auf und lässt sich nicht unterdrücken. Gerade von Männern nicht. Magdalena ist mir sehr sympathisch. Sie ist ein selbstbewusster, weiblicher Charakter, mit der nötigen Tiefe. Ich finde sie in allem, was sie macht und denkt sehr authentisch. Ihr Want und Need sind klar und sie verfolgt nachvollziehbar ihr Ziel. Für meinen Geschmack hätte sie aber ruhig noch etwas mehr kämpfen bzw. noch etwas mehr leiden können. Mancher Konflikt wurde für mich zu schnell und zu zufällig gelöst. SPOILER ANFANG Als Monsieur Rubolini sie anfängt zu bedrängen, weiß Magdalena nicht, was sie machen soll und versucht ihm immer aus dem Weg zu gehen. Doch dann taucht plötzlich Francois auf und „rettet“ sie. SPOILER ENDE Insgesamt betrachtet, ist Magdalena aber eine wirklich gelungene Figur.

Gleiches gilt für Anaïs. Auch die kann sich in der Männerwelt behaupten, ist stark und selbstbewusst und weiß, was sie vom Leben will. Sie hat eine eigene Bäckerei und lebt ihren Traum. Nur die große Liebe hat sie bisher nicht gefunden. Doch vielleicht ändert sich das mit Miquel? Anaïs ist ebenfalls glaubhaft in dem, was sie denkt und tut. Auch für sie sind Want und Need für meinen Geschmack sehr gut dargestellt worden, d.h. als Leserin weiß ich immer, worum es ihr gerade geht.

Die anderen Nebenfiguren waren mir auch sympathisch und wenn sie es nicht waren, sollten sie es bestimmt auch nicht sein, wenn ich z.B. an Monsieur Rubolini denke. Sie sind alle nachvollziehbar in ihrem Handeln. Nur Jamie konnte ich erst nicht vollständig verstehen, aber das hat sich dann im Laufe der Geschichte erklärt. SPOILER ANFANG sein plötzlicher Selbstmord SPOILER ENDE

Die Handlung hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine gelungene Spannungskurve entwickelt worden mit überraschenden Twists und guten Konflikten. Die hätten aber für meinen Geschmack ruhig noch etwas weiter eskalieren können. Sehr gern hätte ich auch noch mehr über die eigentlichen Liebesgeschichten erfahren, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack. Sehr berührt haben mich die Auswirkungen des Krieges, d.h. das Familien und Liebende auseinandergerissen wurden, dass gemordet wurde usw. Das überrascht mich im Rahmen eines Krieges nicht. Trotzdem finde ich es immer wieder schlimm, wenn ich darüber nachdenke, wie es den Menschen damals ergangen ist.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 24 längere Kapitel + Prolog + Epilog, die auf zwei Zeitebenen abwechselnd aus der Sicht von Magdalena in der ICH-Form im Präteritum und aus der Sicht von Anaïs in der 3. Person Singular in der personalen Erzählform ebenfalls im Präteritum geschrieben sind. Das hat mir persönlich sehr gut gefallen, um sich gut in die Figuren hineinversetzen zu können.

Der Schreibstil Béatrice Courtots gefällt mir gut. Er ist flüssig und sehr bildreich. Die Formulierungen passen gut in das Genre, aber auch gut in die jeweilige Zeit, wie ich finde. Die Dialoge sind sehr authentisch und machen den Roman dadurch recht lebendig. Doch für meinen Geschmack hätte die emotionale Ebene weiter ausgebaut und intensiver dargestellt werden können, um noch mehr mitgerissen zu werden. Dafür fand ich aber die atmosphärischen Beschreibungen und die Beschreibungen der Settings mehr als gelungen. Ich habe mich so einige Male gefühlt, als wäre ich dort. Mallorca-Feeling pur…Grandios!

Was mir außerdem sehr gut gefallen hat, waren die Rezepte, die einigen Kapiteln vorangestellt waren und als Gericht auch in der Geschichte vorkamen. Tolle Idee!

Mein Fazit nach 237 Seiten:

„Das Tal der Orangen“ zeigt, wie wichtig es ist, nie aufzugeben und an seinen Traum / sein Ziel zu glauben, egal wie schwer die Schicksalsschläge manchmal auch sind. Das Leben hält für manch einen nicht nur eine zweite Chance bereit.

Wer eine bewegende Familiengeschichte mit einigen Geheimnissen sucht, in der auch die Liebe nicht zu kurz kommt, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sterne), weil die Handlung sehr bewegend und die Figuren sehr authentisch und sympathisch sind. Außerdem muss man, wie ich finde, diese atmosphärischen Beschreibungen gelesen und erlebt haben. Ein Sternchen ziehe ich ab für die zum Teil sich selbst lösenden Konflikte und für die Darstellung der emotionalen Ebene, die mir persönlich zu kurz gekommen ist.

Insgesamt ist es ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Béatrice Courtot für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Aufregender Dark-Romance-Roman mit gemeinem Cliffhanger…

CATCHING BEAUTY
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Der Dark Romance Roman „CATCHING BEAUTY - du gehörst mir“, Band 1 der Catching-Beauty-Reihe von J.S.Wonda ist am 10.Februar 2019 im Selfpublishing erschienen und spielt die meiste Zeit in Mexiko:

Amber ...

Der Dark Romance Roman „CATCHING BEAUTY - du gehörst mir“, Band 1 der Catching-Beauty-Reihe von J.S.Wonda ist am 10.Februar 2019 im Selfpublishing erschienen und spielt die meiste Zeit in Mexiko:

Amber soll ihren Chef auf eine Geschäftsreise begleiten. Als dieser dann am Zielort nicht auftaucht, geht sie abends in eine Bar, in der Hoffnung, jemanden für ein heißes, nächtliches Abenteuer zu finden. Tatsächlich trifft sie dort auch einen anziehenden Mann, doch der scheint sich nicht für sie zu interessieren. Auf dem Weg zum Hotel wird Amber dann überfallen und entführt und findet sich ein paar Stunden später in einem Käfig wieder, wo sie als Sklavin zum Verkauf angeboten wird. Durch eine Schießerei der anwesenden potenziellen Käufer, gelingt es ihr, sich zu befreien und zu fliehen. Sie versucht ein Auto kurzzuschließen, doch leider gehört das dem Typen aus der Bar, der jetzt plötzlich doch mehr Interesse an ihr zu haben scheint, als sie dachte. Vor Amber liegt eine aufregende Zeit, die geprägt ist von ambivalenten Gefühlen und ihrem inneren Konflikt, fliehen zu wollen, sich aber gleichzeitig zu ihrem Entführer hingezogen zu fühlen und bei ihm bleiben zu wollen.

Das Cover gefällt mir sehr und passt aus meiner Sicht sehr gut zur Geschichte. Auch der Titel ist wunderbar gewählt. Der Klappentext macht wirklich neugierig, schafft schon eine zum Genre passende Stimmung und verrät dabei nicht zu viel.

Gut 3 Stunden habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich insgesamt zufrieden, aber doch etwas zwiegespalten zurücklässt.

Die 26-jährige Amber Moore ist eine selbstbewusste, junge Frau, die immer sagt, was sie denkt, selbst wenn sie dadurch aneckt und Schwierigkeiten heraufbeschwört. Amber sucht das dunkle Abenteuer, auch wenn sie gar nicht genau weiß, was das eigentlich bedeutet, denn ihr fehlt die entsprechende Erfahrung. Ich habe mich zum Teil etwas schwer mit Amber getan, weil sie in ihren Gedanken und Gefühlen zum Teil recht sprunghaft war und ich nicht immer alles nachvollziehen konnte. Es gab aber auch Passagen, in denen mochte ich sie. Meines Erachtens fehlt es ihr an Tiefe. Gerade in der ersten Hälfte des Buches ist sie mir persönlich zu flach. Ab der Mitte ungefähr wird es deutlich besser und ich konnte mich dann auch in sie hineinversetzen und sie besser verstehen. Auch eine wirkliche Entwicklung macht sie für mein Empfinden nicht durch, d.h. mir persönlich ist es zu wenig. Ihr Want ist gut herausgearbeitet worden, mir war aber das Need nicht klar genug. Amber scheint außerdem sehr berechnend zu sein, um an ihr Ziel zu kommen. Sie ist mir nicht unbedingt sympathisch und für meinen Geschmack auch nicht sehr authentisch, aber ich mochte die Protagonistin, weil sie kein Stereotyp und für eine weibliche Protagonistin wirklich stark ist. Außerdem hat sie mich einige Male mit ihrer vorlauten Art zum Schmunzeln gebracht.

Crack finde ich deutlich besser gelungen. Er ist ein unnahbarer, gefährlicher Typ, der sich nimmt, was er will und dafür im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen geht. Trotzdem hat er auch positive Eigenschaften und zeigt im Verlauf der Geschichte zunehmend Herz. Er hat für meinen Geschmack ausreichend Tiefe bekommen, ist authentisch in seiner Art, seinem Denken und Handeln und macht eine gelungene Entwicklung durch, wie ich finde. Wie er Frauen sieht gefällt mir persönlich nicht, aber das gehört nun mal zum Genre, so dass ich seine Einstellung in seiner Rolle aushalten konnte. Zum Ende hin wurde er mir immer sympathischer. Dass er sich dann plötzlich wieder zum Negativen verändert, ist meines Erachtens Ambers Reaktion geschuldet.

Auch die anderen Figuren fand ich gelungen. Natürlich sind ein paar Klischees dabei, aber auch das gehört meines Erachtens zum Genre. Es muss ja auch alles irgendwie funktionieren und es kann ja nun mal nicht nur Frauen wie Amber geben. Obwohl, dann wäre es den Menschenhändlern vielleicht irgendwann zu nervig und zu aufwendig? Ehrlicherweise muss man auch sagen, dass es immer noch viele Länder und Kulturen gibt, in denen die Frau dem Mann gegenüber noch nicht als ebenbürtig angesehen wird. Umso positiver fiel Amber mit ihrer Einstellung auf.

Die Handlung des Buches hat mir gefallen. Es gibt insgesamt eine gut entwickelte Spannungskurve, so dass ich immer weiterlesen wollte, nur der Anfang war mir persönlich etwas zu langatmig und ich kam nicht so richtig rein. Erst ab kurz vor der Mitte hat mich das Buch dann richtig gepackt. Es gibt ein paar schöne Konflikte, die hätten aber zum Teil noch weiter ausgebaut werden können. Mir persönlich wurden sie zum Teil zu schnell aufgelöst. Gerade Amber hätte ruhig noch etwas mehr kämpfen können. Überraschende Twists gibt es auch einige in diesem Buch und die haben mir auch fast alle gefallen. Nur Ambers Offenbarung, als Ly ihr einen „Job“ anbietet, fand ich doch sehr konstruiert, auch wenn die Autorin im Nachwort 2 einiges dazu erklärt. Mmh. Das Ende fand ich dann wieder toll, aber auch krass. Mit Ambers Reaktion hätte ich an dieser Stelle nicht gerechnet. Und dann kommt ein absolut fieser Cliffhanger. Meine liebe J.S. Wonda, so geht das nicht… (grins) - echt gemein…

Auch die prickelnden Momente kommen nicht zu kurz. Ich hatte vorher schon einige negative Meinungen gerade zur Dark-Romance-Seite dieses Romans gelesen. Ich muss sagen, so sehr hat es mich dann nicht schockiert. Alles, was Crack mit Amber angestellt hat, lief meines Erachtens in beiderseitigem Einvernehmen ab und soweit ich es verstanden habe, hat Amber es sich ja auch gewünscht und war sehr neugierig darauf. Ob es nun meinen persönlichen Geschmack trifft, das ist ein ganz anderes Thema. Ich fand die Szenen schon sehr gelungen und eben auch passend für Dark Romance.

Besonders gefallen hat mir der Twist, als Amber aus
ihrem Käfig bzw. dem Keller geflohen war. Die Situation am bzw. im Auto, also wirklich: Klasse!

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 28 unterschiedlich lange Kapitel + ich sag mal Prolog und Epilog, die in der ICH-Form im Präteritum abwechselnd aus Ambers und Cracks Sicht geschrieben sind. Das gefällt mir sehr gut, denn so kann man besonders gut nachvollziehen, was die Figuren denken und fühlen.

Der Schreibstil von J.S. Wonda ist locker und flüssig und hat mich insgesamt überzeugt. Es könnte zum Teil noch etwas bildhafter sein, was die atmosphärischen Beschreibungen angeht, dafür sind die „prickelnden“ Szenen umso besser gelungen. Mir reicht bis ungefähr zur Hälfte des Buches die Darstellung der emotionalen Ebene nicht aus, aber ab der Mitte wird das deutlich besser und holt mich auch ab. Die Sprache der Männer in diesem Roman ist zum Teil etwas derb, aber auch das gehört zum Genre und damit zur Glaubhaftigkeit eines Charakters, nur sollte man als Leser/in darauf vorbereitet sein.

Besonders gelungen fand ich die Dialoge, insbesondere die zwischen Amber und vor allem Crack. Sie sind umgangssprachlich, frisch und haben mich so einige Male zum Schmunzeln gebracht. Wirklich toll!

Mein Fazit nach 362 Seiten:

„Catching Beauty - du gehörst mir“ ist ein Dark Romance Roman, der zeigt, dass Frauen, die sich dem Willen der Männer widersetzen, am Ende doch interessanter zu sein scheinen, als Frauen die sich ihrem Schicksal ergeben.

Wer einen aufregenden Dark Romance Roman mit Action-Elementen sucht, der auch sehr brutale Szenen bzw. Gewalt zeigt (SPOILER ANFANG Ermordung von Menschen SPOILER ENDE), der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil mir die Handlung insgesamt sehr gut gefallen hat und vor allem der Protagonist auch Tiefe hatte und authentisch war. Ein Sternchen ziehe ich ab für die nicht ausreichende Figurenentwicklung der Protagonistin und die doch etwas langatmige erste Hälfte. Dafür gab es aber einen grandiosen Cliffhanger am Ende…

Insgesamt ist es ein wirklich gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann. Ich werde mich jetzt auf die Fortsetzung stürzen.

Vielen Dank an J.S. Wonda für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Wunderbar ländliches Flair und viel Spaß …

Bleib doch, wo ich bin
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Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und auch wenn ich nicht zu den Gewinnern/Gewinnerinnen zählte, musste ich dieses Buch unbedingt haben. Nun hieß es noch ...

Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden und auch wenn ich nicht zu den Gewinnern/Gewinnerinnen zählte, musste ich dieses Buch unbedingt haben. Nun hieß es noch ein paar Tage warten bis das Taschenbuch erschien. Sofort schlug ich zu und am übernächsten Tag erreichte es mich dann endlich.

Das Cover hat mich sofort angesprochen. Es ist liebevoll gestaltet in den Farben Blau und Grün. Im Hintergrund ist eine Weide mit einer Schubkarre und ein paar Pferden zu sehen. Von unten zeigen ein paar beblätterte Äste ins Bild und von oben ein paar Blüten. Der Titel ist in Rot gestaltet und auf dem Wort „DOCH“ steht ein schattiertes Paar, Rücken an Rücken. Meinen persönlichen Geschmack trifft es total und passt meines Erachtens perfekt zu dieser Geschichte.

Auch der Klappentext ist sehr gelungen, wirft einen prima Konflikt auf, der gleichzeitig viel Spaß für den Leser verspricht und verrät trotzdem nicht zu viel.

Der Liebesroman „Bleib doch, wo ich bin“ von Lisa Keil ist am 27.März als Taschenbuch im Fischer-Verlag erschienen und spielt in Neuberg:

Kaya lebt in Neuberg, einem Dorf ca. 2 Stunden von Köln entfernt und hat eine kleine Buchhandlung. Um ihrer 13-jährigen Nichte Milena aus der Klemme zu helfen, gibt sie sich bei dem neuem Klassenlehrer als Milenas Mutter aus, nur leider kann sie ihn durch die starke Brille ihrer Schwester nicht richtig erkennen. Als das nächste Dorffest ansteht, wettet sie mit ihrer Freundin um einen Typen, der an der Bar sitzt, nichtsahnend, dass es sich dabei um Milenas Klassenlehrer handelt. Kaya findet ihn sofort sympathisch und sie kommen sich schnell näher, auch wenn Lasse erstmal die Finger von Frauen lassen wollte, nachdem seine Ex ihn betrogen hat. Auch Kaya will vorerst nur Spaß, doch die Liebe geht bekanntermaßen ihre eigenen Wegen. Vor beiden liegt eine wunderschöne Zeit mit vielen Gefühlen, aber auch Missverständnissen und Enttäuschungen und dem inneren Zwiespalt, sich gern auf jemanden fest einlassen zu wollen, sich aber gleichzeitig vor möglichen Verletzungen zu ängstigen und sich davor zu schützen.

Gut 4 Stunden habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich glücklich schmunzelnd zurücklässt.

Die 26-jährige Kaya ist eine selbstbewusste, junge Frau, die sagt, was sie denkt und sehr offen ist. Sie ist ein starker Charakter, lässt sich von kaum etwas unterkriegen und hat ein Riesenherz. Mir ist Kaya total sympathisch und ich habe sie gleich in mein Herz geschlossen. Auf den ersten Blick ist sie eine absolute Frohnatur, aber trotzdem ein sehr gefühlvoller Mensch, der schon auch schnell verletzlich ist, vor allem wenn sie sich jemandem gegenüber geöffnet hat. Im Laufe des Romans macht Kaya eine sehr gelungene Entwicklung durch und sie ist in allem was sie sagt, macht und denkt nachvollziehbar und wirklich authentisch. Dadurch fiel es mir leicht, mich in sie hineinzuversetzen und insbesondere mit ihr mitzufühlen.

Lasse dagegen wirkt am Anfang etwas spießig und zum Teil ein wenig depressiv, nachdem seine Freundin ihn betrogen hat. Zwar will er sich nicht auf etwas Neues einlassen, aber Kaya ist eben etwas ganz Besonderes. Auch Lasse hat die nötige Tiefe, die ich mir als Leserin wünsche, ist authentisch und macht eine Entwicklung durch, obwohl diese für mich hätte etwas deutlicher ausfallen können. Zum Teil wirkt er auf mich etwas passiv und leider auch ein wenig weinerlich.
Ich begrüße es sehr, dass die Autorin sehr darauf bedacht war, bei der Figurenentwicklung klischeefrei zu arbeiten. Mir persönlich gefällt das gut, doch ist gerade Lasse etwas zu überzeichnet für mich. Er ist Lehrer, er wurde betrogen, er leidet. Natürlich dürfen Männer ihre Verletzungen zeigen, doch leider kommt Lasse manchmal fast zu weich rüber. Das finde ich persönlich etwas schade. Für meinen Geschmack hätte Kaya ein sehr starkes Gegenüber haben können, was vielleicht zu noch mehr Konflikt und noch mehr amüsanten Momenten geführt hätte. Trotzdem mag ich ihn.

Auch alle anderen Figuren sind wirklich gelungen und sympathisch. Milena hat mich ganz besonders abgeholt. Sie ist so schön pubertär, etwas naiv und unüberlegt in ihrer Art.

Die Handlung des Buches hat mir sehr gefallen. Es gibt eine gut entwickelte Spannungskurve, so dass ich als Leserin immer im Buch gehalten wurde und nicht aufhören konnte zu lesen. Auch die Konflikte sind für meinen Geschmack sehr gut erdacht und angelegt. Nichts wirkt konstruiert. Beide Protagonisten haben Hindernisse zu überwinden und müssen kämpfen und leiden. Es fällt ihnen nichts einfach so zu. Ich fand die gesamte Handlung sehr abwechslungsreich und ausgesprochen unterhaltsam.

Es gibt auch ein paar prickelnde Momente, aber lest selbst…

Besonders gefallen hat mir, dass sich die Autorin bewusst fürs Landleben und gegen die Großstadt entschieden hat, obwohl man dort gegebenenfalls mehr erleben könnte, weil es mehr Gefahren birgt. Aber das Landleben: Wer es kennt, der liebt es! Es sind so wundervolle Szenen, die mich haben laut lachen lassen. Allein wenn ich an das Scheunenfest denke und wie Lasse dort aufgetaucht ist, in seinen feinen Sachen und wie er sich dann später festgefahren und schmutzig gemacht hat. Vielleicht war das zum Teil etwas klischeehaft, aber dann waren die Klischees für mich noch nicht abgenutzt. Es ist zwar ein bisschen Schubladendenken, aber so genial. Wirklich großartig!!!

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 24 längere Kapitel, die in der ICH-Form abwechselnd aus Kayas uns Lasses Sicht geschrieben sind. Das gefällt mir sehr, vor allem um sich gut in die Charaktere und deren Gefühlswelt hineinversetzen zu können.

Den Schreibstil Lisa Keils habe ich logischerweise nur auszugsweise in der Leseprobe kennenlernen können, doch er hat mich gleich überzeugt und bleibt über das gesamte Buch auch so bestehen. Dadurch bin ich super in die Geschichte reingekommen. Lisa Keil schreibt locker und flüssig, sehr bildhaft und sehr humorvoll. Ich kann mich nur wiederholen, so einige Male habe ich laut losgelacht. Aber es gibt eben auch sehr gefühlvolle Szenen, die mich genauso beeindruckt haben. Die Dialoge sind sehr umgangssprachlich und das meine ich in keinster Weise negativ. Ich finde sie sehr frisch und unterhaltsam. Die Formulierungen passen meines Erachtens gut zum Genre und der Einzigartigkeit der Figuren.
Besonders gelungen fand ich die atmosphärischen Beschreibungen. Ich hab mich gefühlt, als wäre ich in Neuberg überall dabei, eben auf dem Land.

Mein Fazit nach 330 Seiten im Taschenbuch:

„Bleib doch, wo ich bin“ ist ein Liebesroman, der zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht von negativen Erfahrungen der Vergangenheit prägen zu lassen, sondern neue Beziehungen offen und vertrauensvoll zu beginnen und sich nicht selbst unter Druck zu setzen.

Wer einen unterhaltsamen Liebesroman in einem wunderbar ländlichen Setting mit viel Humor sucht, der auch die Themen „Vertrauen“ und „Selbstbewusstsein“ verarbeitet, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil die Figuren, das Setting und die Handlung sehr realistisch dargestellt sind und ich mich gefühlt habe, als wäre ich dabei. Der Roman ist wirklich unterhaltsam, mit so schön amüsanten Momenten. 1 Sternchen ziehe ich für die Figur Lasse ab. Mir persönlich war er etwas zu überzeichnet, zu weich, zu weinerlich. Da hätte ich mir einen stärkeren Gegenpart zu Kaya gewünscht, aber das ist nur mein persönlicher Geschmack.

Insgesamt ist es ein wirklich gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann und ich kann es nicht erwarten, die Fortsetzung zu lesen.

Vielen Dank an Lisa Keil für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 22.05.2019

Spannende (Liebes-)Geschichte im Märchen-Stil für Jugendliche …

Schattenthron
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Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Um genau zu sein, hat mich das Cover gepackt. Meinen Geschmack trifft es total. Pink ist meine Lieblingsfarbe und damit ...

Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Um genau zu sein, hat mich das Cover gepackt. Meinen Geschmack trifft es total. Pink ist meine Lieblingsfarbe und damit kam ich an diesem Buch nicht vorbei. In einem schwarzen Herzen sind der Titel des Buches (in Gold), der Name der Autorin und zwei weiße Rehe dargestellt. Um das Herz herum sind pinkfarbene, romantische Szenen/Symbole angeordnet, die an Märchen und Liebe erinnern. Ich finde, es hebt sich von anderen Büchern dieses Genres deutlich ab und wird allein dadurch schon interessant. Nachdem ich den Roman dann gelesen hatte, kann ich sagen, das Cover passt wirklich perfekt zu dieser Geschichte.

Der Klappentext hat mir auch sofort zugesagt. Es klingt nach einer spannenden Fantasy-Story verpackt in eine Liebesgeschichte. Der angedeutete Konflikt hat für meinen Geschmack viel Potenzial und in jedem Fall meine Neugier geweckt.

Der Jugendroman „Schattenthron: Das Mädchen mit den goldenen Augen“ von Angelika Diem erschien am 01.05.2017 im Oettinger34 Verlag und spielt in einem Königreich.

Rahel lebt mit ihren Adoptiveltern in dem kleinen Dorf Weißenrosen, deren Bewohner in ständiger Angst vor Übergriffen der königlichen Soldaten leben. Sie und ihr Geheimnis sind dort wohlbehütet, bis sie sich bei einem Übergriff durch einen ihrer Verehrer selbst verrät. Um ihre geliebten Eltern nicht unnötig in Gefahr zu bringen, flieht sie an den königlichen Hof und nimmt dort Arbeit als Küchenmagd auf. Durch einen Zufall gerät sie dann in die Brautschau für den Prinzen und muss herausfordernde Prüfungen absolvieren, um die Gunst des Prinzen zu gewinnen. Dabei kommt sie einem dunklen Geheimnis des Königs und seiner Familie auf die Spur. Rahel will alles tun, um das Königreich und deren Bewohner zu retten. Vor ihr liegt eine aufregende und gefährliche Zeit, die geprägt ist von ihrem inneren Konflikt, ob sie als einfaches Mädchen gut genug für den Prinzen ist.

Gut drei Stunden brauchte ich für dieses Buch, das mich am Ende glücklich zurücklässt, aber auch etwas aufgeregt, denn es gibt einen Cliffhanger und der verspricht schon wieder viel Spannung.

Rahel ist ein junges Mädchen, das in einer Wirtschaft in der Küche arbeitet. Sie ist mutig und selbstbewusst und lässt sich nichts gefallen. Als ihr Geheimnis herauskommt, flieht sie an den königlichen Hof, um ihre Eltern nicht weiter in Gefahr zu bringen. Auch dort lässt sie sich nicht unterkriegen. Zwar gerät sie durch die Brautschau in „mädchenhafte“ Zickereien, aber sie bewahrt insgesamt einen kühlen Kopf und hat immer ihr Ziel vor Augen, von dem sie sich nicht abbringen lässt. Want und Need von Rahel sind nachvollziehbar und auch ihre Motivation. Mir persönlich fehlt der Protagonistin ein wenig Tiefe. Außerdem ist es etwas schade, dass Rahel alles irgendwie immer gleich gelingt. Sie kommt nie so richtig in Schwierigkeiten bzw. wenn doch, wird sie immer gleich gerettet. (SPOILER ANFANG: Als sie im Rahmen der Prüfungen keinen Koffer und keine passende Kleidung hat, hilft ihr ein wildfremdes Mädchen aus der Patsche. SPOILER ENDE) Natürlich erklärt sich später diese Verbindung und auch das Handeln von Rieke, aber ich hätte mir gewünscht, dass Rahel einfach etwas mehr aushalten und kämpfen muss und dass die Hürden etwas höher gelegt worden wären. Auch eine wirkliche Entwicklung macht Rahel meines Erachtens nicht durch. Insgesamt mag ich Rahel aber trotzdem sehr gern und habe sie auch in mein Herz geschlossen. Trotzdem wurde da etwas Potenzial verschenkt.

Gleiches gilt für Leonard. Er ist gerade am Anfang sehr sympathisch gezeichnet und man kann sich gut in ihn hineinversetzen, aber auch ihm fehlt für meinen Geschmack Tiefe. Sein Want ist mir nicht so richtig klar geworden. Erst zum Ende kam etwas Licht ins Dunkel.

Auch viele der Nebenfiguren sind recht sympathisch. Doch ich finde alle Figuren zu wenig dreidimensional. Zum Teil sind sie mit Klischees angehaucht. Mit etwas mehr Individualität hätte das Ergebnis meines Erachtens noch besser ausfallen können.

Die Settings haben mir sehr gut gefallen. Es waren verschiedene Orte ausgewählt und auch gut beschrieben, so dass allein dadurch schon für Abwechslung gesorgt wurde.

Die Handlung des Buches finde ich ebenfalls gelungen. Auch wenn der Roman am Anfang etwas düster war, hat er damit aber eine passende Stimmung erzeugt, so dass man Rahels Situation gut nachempfinden konnte. Am Anfang wird ein sehr gut durchdachter Konflikt aufgeworfen, der sich im Laufe der Geschichte weiter entwickelt und bis zum Schluss für Spannung sorgt. Die Spannungskurve ist an keiner Stelle unterbrochen, jedoch traten manche Situationen für mich zu „zufällig“ oder nicht nachvollziehbar ein. (SPOILER ANFANG: Wieso meldet sich der Prinz am Ende drei Wochen lang nicht mehr bei ihr? SPOILER ENDE). Es sind ein paar tolle Twists dabei. Gerade der Twist kurz vor dem Ende (SPOLER ANFANG: das Geheimnis um die Königin SPOILER ENDE), hat mir sehr gut gefallen.

Der Roman ist insgesamt sehr spannend und abwechslungsreich. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, hätte für meinen persönlichen Geschmack aber noch mehr Raum einnehmen können.

Ein bisschen ärgerlich fand ich dann das Ende. Also, es hat mir schon gut gefallen, aber so ein Cliffhanger… liebe Frau Diem. Ich konnte mich aber recht schnell wieder beruhigen, denn den zweiten Teil gibt es ja zum Glück schon. (grins)

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 4 längere Leseabschnitte, die in weitere kleinere, nicht nummerierte Abschnitte, unterteilt sind, die in der ICH-Form aus Rahels Sicht geschrieben sind. Der Schreibstil ist flüssig und bildreich. Die Dialoge hätten für mich noch etwas lebendiger sein können und vor allem mehr. Gerade die königliche Sprache, auch wenn sie zu diesem Buch passt, hat den Lesefluss zum Teil etwas unterbrochen und passt nicht unbedingt zu der Artikulation der anderen Figuren. Das hätte meines Erachtens noch etwas besser aufeinander abgestimmt werden können. Auch die Gefühlsebene ist für meinen Geschmack noch ausbaufähig, d.h. mir wurden als Leserin noch nicht genug Gefühle und Eindrücke transportiert und ich hätte Rahel gern noch etwas mehr leiden sehen.

Besonders gelungen fand ich die Szene am Lagerfeuer mit Rahel und Leonard. Das war wirklich romantisch und hat mich die beiden besser kennenlernen lassen. Genau in dieser Situation haben beide etwas Tiefe bekommen.

Mein Fazit nach 333 Seiten:

„Schattenthron: Das Mädchen mit den goldenen Augen“ zeigt, wie wichtig es ist, für sein Glück und die Liebe zu kämpfen und sich nicht durch eigene Zweifel oder das Gerede anderer verunsichern zu lassen. Liebe ist ein hohes Gut und versetzt bekanntermaßen Berge.

Wer einen spannenden Jugendroman eingebettet in eine Liebesgeschichte mit Fantasy-Elementen sucht, der auch das Thema „Selbstbewusstsein“ verarbeitet, dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält das Buch eine Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil es eine spannende Geschichte mit einer wirklich starken und mutigen Protagonistin ist, die einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Ein Sternchen ziehe ich ab, für die fehlende Tiefe der Figuren, insbesondere der Protagonistin und für das noch nicht ausgeschöpfte Potenzial der Darstellung der emotionalen Ebene.

Insgesamt ist es aber ein gelungener Roman, den ich weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Angelika Diem für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Aufwühlender Jugendroman…

Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann
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Im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf das Buch „Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ aufmerksam geworden. Um genau zu sein, war es das Cover, was mich angesprochen hat, ...

Im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf das Buch „Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ aufmerksam geworden. Um genau zu sein, war es das Cover, was mich angesprochen hat, denn es hebt sich von anderen Jugendromanen ab. Drei cool gekleidete Mädels gucken lässig von oben herab auf den Leser/die Leserin. Im Hintergrund ist der Teil eines gebrochenen Herzens zu erkennen, was ein wenig an ein Graffiti erinnert. Auch die Farbgestaltung in Schwarz, Rot, Beige ist nicht unbedingt typisch in diesem Genre. Kein bisschen Kitsch und genau das machte mich neugierig.

Der Klappentext deutet dann auch eine besondere Jugendgeschichte an, auch wenn schon viel verraten wird, doch er macht neugierig und ich wollte unbedingt mehr über Mo und ihr Leben erfahren.

Nach ein paar Tagen war das Buch dann bei mir und ich legte auch direkt los.

Der Jugendroman „Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ von Alex Wheatle ist am 06.03.2019 im Kunstmann-Verlag erschienen und spielt in South Crongton in England:

Maureen (Mo) lebt allein mit ihrer Mutter in einem sozialen Brennpunkt der Stadt. Zwischen den beiden ist es ziemlich schwierig, denn Mo’s Mutter ist nur mit sich selbst beschäftigt. Anstatt ihrer Tochter Aufmerksamkeit und Zuneigung zu schenken und sie zu beschützen, kümmert sie sich jedoch nur um ihren neuen Freund und ertränkt ihre Probleme in Alkohol. Mo ist also zum größten Teil auf sich allein gestellt, wenn sie nicht ihre Freundinnen, Nachbarn und Sam hätte. Sam, ihre erste große Liebe und alles könnte schön sein. Doch dann eskaliert die Situation mit Lloyd, der sich dieses Mal nicht nur an Mo vergreift. Vor Mo liegt nun eine schwierige Zeit intensiver Gefühle, die geprägt ist von ihrem inneren Konflikt, die eigene Wut auszuleben und Rache zu üben oder aber sich selbst nicht durch die Wut zerstören zu lassen.

Gut 4,5 Stunden habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich doch recht aufgewühlt zurücklässt.

Die 15-jährige Protagonistin Mo ist selbstbewusst und sehr mutig. Sie ist schon recht reif für ihr Alter und auf sich allein gestellt, denn ihre Mutter ist mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Mo kämpft um eine „normale“ Mutter-Tochter-Beziehung, doch ihre Mutter erkennt das nicht. Vielmehr geht es ihr darum, ihren neuen Partner halten zu können, auch wenn der alles andere als gut für Mo ist. Eine echt verfahrene Situation und für die Protagonistin aus meiner Sicht ziemlich ausweglos. Halt sucht sie bei ihren Freundinnen, die auch in dem sozialen Brennpunkt wohnen und von denen jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Trotzdem halten sie zusammen und sind füreinander da. Mich hat Mo’s Schicksal sehr aufgewühlt, denn es hätte ein Bericht aus einer Akte im Jugendamt sein können. Die Protagonistin ist mit ihren Ängsten, Sorgen und Nöten sehr authentisch dargestellt worden und ihr Handeln ist für mich immer nachvollziehbar. Die Verzweiflung und Enttäuschung gerade ihrer Mutter gegenüber konnte ich direkt fühlen.

Auch die anderen Figuren sind sehr gelungen, obwohl ich mir für Sam etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Außerdem hätte ich Mo und Sam gern noch etwas mehr zusammen erlebt, damit auch diese Gefühle noch besser transportiert werden. Warum Sam sich im letzten Sommer dann von Mo getrennt hat, konnte ich verstehen. Auch wenn das Motiv meines Erachtens nicht stark genug ist, darf man nicht vergessen, dass es hier um 15-jährige Jugendliche geht. Trotzdem gibt es keinerlei Zweifel an Sams Gefühlen für Mo.

Die Handlung des Buches hat mir auch sehr gefallen. Die Spannungskurve ist gut entwickelt worden, so dass der Leser / die Leserin im Buch gehalten wird. Man begleitet Mo die gesamte Zeit, leidet mit ihr und hofft, gerade kurz vor dem Ende, dass sie vernünftig wird. Wird sie dann auch für ein paar Sekunden, doch dann gipfelt es in einer totalen Katastrophe. Wow! Damit habe ich echt nicht gerechnet und es hat mich innehalten lassen. Wie soll ein Mensch sowas je verarbeiten. Heftig!

Besonders gefallen hat mir dann Mo’s Entscheidung am Ende des Buches und auch die hat mich sehr berührt und zeugt von einer gewissen Reife. Mo wurde sich der Konsequenzen ihres Handelns bewusst und das wird gerade für jugendliche Leser/Leserinnen sehr schön visualisiert.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 29 längere Kapitel, die in der ICH-Form aus Mo’s Sicht geschrieben sind. Das hat mir sehr gefallen, vor allem um sich gut in Mo und ihre Gefühlswelt hineinversetzen zu können.

Bisher habe ich noch kein Buch von Alex Wheatle gelesen, so dass ich sehr gespannt auf seinen Schreibstil war. Die Leseprobe hatte mir gefallen, doch ich muss ehrlicherweise gestehen, dass die nicht unbedingt erkennen lässt, wohin sich der Schreibstil entwickelt. Ich hatte doch einige Probleme in das Buch zu kommen, weil ich das Geschriebene nicht als flüssig empfand. Der Ghetto-Slang hat mich zum Teil rausgerissen, auch wenn er wirklich zu dieser Geschichte passt. Meines Erachtens ist er aber nicht mehr in jeder Formulierung zeitgemäß und zum Teil widersprüchlich (SPOILER ANFANG: Wenn ein Mädchen, während ihre Mutter mit ihr spricht, denkt: „Halt die Fresse.“, dann ist das hart. Meines Erachtens steht dem aber entgegen und ich finde es auch nicht richtig gelungen, wenn sie zu spät zur Schule kommt, an den Lehrer zu denken mit: „Der … zieht mir die Ohren lang.“ SPOILER ENDE) Meine 14-jährige Tochter verzog bei manchen Ausdrücken peinlich berührt ihr Gesicht, doch für diese Altersgruppe sollte das Buch ja eigentlich ansprechend sein.

Mich persönlich hätte die Geschichte ohne Ghetto-Slang noch mehr berührt.

Besonders gelungen fand ich die emotionalen Beschreibungen, insbesondere in Bezug auf die Beziehung zwischen Mo und ihrer Mutter.

Mein Fazit nach 263 Seiten im Taschenbuch:

„Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ ist ein aufwühlender Jugendroman, der sehr emotional zeigt, wie wichtig Liebe, Zuneigung, Geborgenheit und auch Schutz durch das Elternhaus sind und wohin es ein Kind oder Jugendlichen führen kann, wenn er all diese Dinge nicht erfährt.

Wer einen spannenden Jugendroman sucht, der auch schwierige Themen wie Vernachlässigung durch das Elternhaus, Leben im sozialen Brennpunkt, Abhängigkeiten der Eltern, häusliche Gewalt und Drogen thematisiert, dürfte mit diesem Buch gut beraten sein, jedoch trifft der Schreibstil nicht unbedingt jeden Geschmack, auch wenn er insgesamt gut zur Geschichte passt.

Von mir erhält dieses Buch eine Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil die Figuren und die Handlungen so realistisch dargestellt sind und mich wirklich berührt haben. In der heutigen Zeit fällt es mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass es genauso auch in Wirklichkeit passiert ist. 1 Sternchen ziehe ich für den Schreibstil ab, der mich doch einige Male aus dem Lesefluss gerissen hat.

Insgesamt ist es aber ein wirklich gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Alex Wheatle für diese Geschichte.