Profilbild von Annis-Buecherstapel

Annis-Buecherstapel

Lesejury Star
offline

Annis-Buecherstapel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Annis-Buecherstapel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.05.2019

Spannende (Liebes-)Geschichte im Märchen-Stil für Jugendliche …

Schattenthron
0

Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Um genau zu sein, hat mich das Cover gepackt. Meinen Geschmack trifft es total. Pink ist meine Lieblingsfarbe und damit ...

Durch eine Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Um genau zu sein, hat mich das Cover gepackt. Meinen Geschmack trifft es total. Pink ist meine Lieblingsfarbe und damit kam ich an diesem Buch nicht vorbei. In einem schwarzen Herzen sind der Titel des Buches (in Gold), der Name der Autorin und zwei weiße Rehe dargestellt. Um das Herz herum sind pinkfarbene, romantische Szenen/Symbole angeordnet, die an Märchen und Liebe erinnern. Ich finde, es hebt sich von anderen Büchern dieses Genres deutlich ab und wird allein dadurch schon interessant. Nachdem ich den Roman dann gelesen hatte, kann ich sagen, das Cover passt wirklich perfekt zu dieser Geschichte.

Der Klappentext hat mir auch sofort zugesagt. Es klingt nach einer spannenden Fantasy-Story verpackt in eine Liebesgeschichte. Der angedeutete Konflikt hat für meinen Geschmack viel Potenzial und in jedem Fall meine Neugier geweckt.

Der Jugendroman „Schattenthron: Das Mädchen mit den goldenen Augen“ von Angelika Diem erschien am 01.05.2017 im Oettinger34 Verlag und spielt in einem Königreich.

Rahel lebt mit ihren Adoptiveltern in dem kleinen Dorf Weißenrosen, deren Bewohner in ständiger Angst vor Übergriffen der königlichen Soldaten leben. Sie und ihr Geheimnis sind dort wohlbehütet, bis sie sich bei einem Übergriff durch einen ihrer Verehrer selbst verrät. Um ihre geliebten Eltern nicht unnötig in Gefahr zu bringen, flieht sie an den königlichen Hof und nimmt dort Arbeit als Küchenmagd auf. Durch einen Zufall gerät sie dann in die Brautschau für den Prinzen und muss herausfordernde Prüfungen absolvieren, um die Gunst des Prinzen zu gewinnen. Dabei kommt sie einem dunklen Geheimnis des Königs und seiner Familie auf die Spur. Rahel will alles tun, um das Königreich und deren Bewohner zu retten. Vor ihr liegt eine aufregende und gefährliche Zeit, die geprägt ist von ihrem inneren Konflikt, ob sie als einfaches Mädchen gut genug für den Prinzen ist.

Gut drei Stunden brauchte ich für dieses Buch, das mich am Ende glücklich zurücklässt, aber auch etwas aufgeregt, denn es gibt einen Cliffhanger und der verspricht schon wieder viel Spannung.

Rahel ist ein junges Mädchen, das in einer Wirtschaft in der Küche arbeitet. Sie ist mutig und selbstbewusst und lässt sich nichts gefallen. Als ihr Geheimnis herauskommt, flieht sie an den königlichen Hof, um ihre Eltern nicht weiter in Gefahr zu bringen. Auch dort lässt sie sich nicht unterkriegen. Zwar gerät sie durch die Brautschau in „mädchenhafte“ Zickereien, aber sie bewahrt insgesamt einen kühlen Kopf und hat immer ihr Ziel vor Augen, von dem sie sich nicht abbringen lässt. Want und Need von Rahel sind nachvollziehbar und auch ihre Motivation. Mir persönlich fehlt der Protagonistin ein wenig Tiefe. Außerdem ist es etwas schade, dass Rahel alles irgendwie immer gleich gelingt. Sie kommt nie so richtig in Schwierigkeiten bzw. wenn doch, wird sie immer gleich gerettet. (SPOILER ANFANG: Als sie im Rahmen der Prüfungen keinen Koffer und keine passende Kleidung hat, hilft ihr ein wildfremdes Mädchen aus der Patsche. SPOILER ENDE) Natürlich erklärt sich später diese Verbindung und auch das Handeln von Rieke, aber ich hätte mir gewünscht, dass Rahel einfach etwas mehr aushalten und kämpfen muss und dass die Hürden etwas höher gelegt worden wären. Auch eine wirkliche Entwicklung macht Rahel meines Erachtens nicht durch. Insgesamt mag ich Rahel aber trotzdem sehr gern und habe sie auch in mein Herz geschlossen. Trotzdem wurde da etwas Potenzial verschenkt.

Gleiches gilt für Leonard. Er ist gerade am Anfang sehr sympathisch gezeichnet und man kann sich gut in ihn hineinversetzen, aber auch ihm fehlt für meinen Geschmack Tiefe. Sein Want ist mir nicht so richtig klar geworden. Erst zum Ende kam etwas Licht ins Dunkel.

Auch viele der Nebenfiguren sind recht sympathisch. Doch ich finde alle Figuren zu wenig dreidimensional. Zum Teil sind sie mit Klischees angehaucht. Mit etwas mehr Individualität hätte das Ergebnis meines Erachtens noch besser ausfallen können.

Die Settings haben mir sehr gut gefallen. Es waren verschiedene Orte ausgewählt und auch gut beschrieben, so dass allein dadurch schon für Abwechslung gesorgt wurde.

Die Handlung des Buches finde ich ebenfalls gelungen. Auch wenn der Roman am Anfang etwas düster war, hat er damit aber eine passende Stimmung erzeugt, so dass man Rahels Situation gut nachempfinden konnte. Am Anfang wird ein sehr gut durchdachter Konflikt aufgeworfen, der sich im Laufe der Geschichte weiter entwickelt und bis zum Schluss für Spannung sorgt. Die Spannungskurve ist an keiner Stelle unterbrochen, jedoch traten manche Situationen für mich zu „zufällig“ oder nicht nachvollziehbar ein. (SPOILER ANFANG: Wieso meldet sich der Prinz am Ende drei Wochen lang nicht mehr bei ihr? SPOILER ENDE). Es sind ein paar tolle Twists dabei. Gerade der Twist kurz vor dem Ende (SPOLER ANFANG: das Geheimnis um die Königin SPOILER ENDE), hat mir sehr gut gefallen.

Der Roman ist insgesamt sehr spannend und abwechslungsreich. Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, hätte für meinen persönlichen Geschmack aber noch mehr Raum einnehmen können.

Ein bisschen ärgerlich fand ich dann das Ende. Also, es hat mir schon gut gefallen, aber so ein Cliffhanger… liebe Frau Diem. Ich konnte mich aber recht schnell wieder beruhigen, denn den zweiten Teil gibt es ja zum Glück schon. (grins)

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 4 längere Leseabschnitte, die in weitere kleinere, nicht nummerierte Abschnitte, unterteilt sind, die in der ICH-Form aus Rahels Sicht geschrieben sind. Der Schreibstil ist flüssig und bildreich. Die Dialoge hätten für mich noch etwas lebendiger sein können und vor allem mehr. Gerade die königliche Sprache, auch wenn sie zu diesem Buch passt, hat den Lesefluss zum Teil etwas unterbrochen und passt nicht unbedingt zu der Artikulation der anderen Figuren. Das hätte meines Erachtens noch etwas besser aufeinander abgestimmt werden können. Auch die Gefühlsebene ist für meinen Geschmack noch ausbaufähig, d.h. mir wurden als Leserin noch nicht genug Gefühle und Eindrücke transportiert und ich hätte Rahel gern noch etwas mehr leiden sehen.

Besonders gelungen fand ich die Szene am Lagerfeuer mit Rahel und Leonard. Das war wirklich romantisch und hat mich die beiden besser kennenlernen lassen. Genau in dieser Situation haben beide etwas Tiefe bekommen.

Mein Fazit nach 333 Seiten:

„Schattenthron: Das Mädchen mit den goldenen Augen“ zeigt, wie wichtig es ist, für sein Glück und die Liebe zu kämpfen und sich nicht durch eigene Zweifel oder das Gerede anderer verunsichern zu lassen. Liebe ist ein hohes Gut und versetzt bekanntermaßen Berge.

Wer einen spannenden Jugendroman eingebettet in eine Liebesgeschichte mit Fantasy-Elementen sucht, der auch das Thema „Selbstbewusstsein“ verarbeitet, dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält das Buch eine Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil es eine spannende Geschichte mit einer wirklich starken und mutigen Protagonistin ist, die einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat. Ein Sternchen ziehe ich ab, für die fehlende Tiefe der Figuren, insbesondere der Protagonistin und für das noch nicht ausgeschöpfte Potenzial der Darstellung der emotionalen Ebene.

Insgesamt ist es aber ein gelungener Roman, den ich weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Angelika Diem für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 19.05.2019

Ein Wahnsinns-Roman: bewegend und ergreifend…

Das Haus der Verlassenen
0

Durch eine Leserunde auf wasliestdu.de bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Das Cover hat mich sofort gepackt, denn der Zaun im Vordergrund scheint etwas vor der Öffentlichkeit verstecken zu wollen. ...

Durch eine Leserunde auf wasliestdu.de bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Das Cover hat mich sofort gepackt, denn der Zaun im Vordergrund scheint etwas vor der Öffentlichkeit verstecken zu wollen. Ein Geheimnis. Ansonsten wirkt es etwas düster und bedrückend. Dafür sorgt schon der dunkle Himmel. Lediglich das Mädchen in dem roten Mantel, das auf einem geebneten, von Bäumen gesäumten Weg auf das alte Herrenhaus zugeht, bringt etwas Farbe in das Cover. Da sie aber hinter dem Zaun ist, hat sie bestimmt was mit dem Geheimnis zu tun.

Der Klappentext holt mich dann vollends ab. Er wirft spannende Fragen auf, deutet einen großen Konflikt an und verspricht Geheimnisse. Natürlich möchte ich wissen, was damals vor sich gegangen ist und wie die Vergangenheit mit der heutigen Zeit verwoben ist. Also, los geht’s.

Die Familiensaga gepaart mit Thriller-Elementen „Das Haus der Verlassenen“ von Emily Gunnis erschien am 18. März 2019 im HEYNE-Verlag und spielt in Sussex.

Ivy ist eine junge Frau, die an die Liebe glaubt und bitter enttäuscht wird, denn sie wird unehelich schwanger und in ein Heim für ledige Mütter verfrachtet. Trotz härtester, körperlicher Arbeit und schweren Misshandlungen hat sie Hoffnung, irgendwann ein glückliches Leben mit ihrem Kind und dem Vater des Kindes führen zu können. Doch nur sie scheint sich dieses Leben zu wünschen. Vor Ivy liegt eine schwere Zeit, die geprägt ist von Gewalt, Angst und tiefen Gefühlen und ihrem inneren Konflikt, weiter für das Leben und ihr Kind zu kämpfen oder aber dem Ganzen selbst ein Ende zu setzen.

In engem Zusammenhang mit Ivy’s Geschichte steht Sams Geschichte. Sam ist eine junge Journalistin, die zufällig auf einen Brief von einer Ivy stößt, die dem Vater ihres Kindes schreibt und diesen anfleht, sie und ihr Kind zu retten. Der Brief nimmt sie so mit, dass sie beginnt über St. Margaret’s zu recherchieren, wodurch die sie viel Grausames und furchtbare Geheimnisse erfährt, die eine blutige Spur bis in die Gegenwart ziehen und in direktem Zusammenhang mit ihrer eigenen Familiengeschichte zu stehen scheinen. Auch vor Sam liegt eine schwere Zeit, die geprägt ist von tiefen Emotionen über die Vergangenheit, aber auch der heutigen Zeit, mit allen Konsequenzen, die ihre Recherche provozieren.

Gut 4 Abende habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich aufgewühlt, bedrückt und schockiert zurücklässt.

Beide Protagonistinnen Ivy und Sam sind sehr starke und mutige Frauen. Sie wollen etwas Bestimmtes erreichen und arbeiten hart dafür, wobei sie immer an das Gute in Menschen glauben, auch wenn sie die Realität zum Teil etwas anderes lehrt. Sie stehen beide allein da, weil ihre Männer sie im Grunde verlassen haben. Trotzdem ergeben sie sich nicht ihrem Schicksal, sondern kämpfen, solange es eine Aussicht auf ein gutes Ende gibt.

Beide Protagonistinnen sind sehr authentisch und ihre Schicksale wirklich realistisch dargestellt, d.h. auch jede in ihrer Zeit mit den Normen und Werten, die da vorherrschten. Beide haben ein konkretes Ziel, das die jeweilige Motivation gut verstehen und nachvollziehen lässt und beide machen eine beobachtbare Entwicklung durch. Sie sind dreidimensional, für mich nicht klischeehaft und sehr gut durchdacht. Wirklich großartig!

Die anderen Figuren sind auch alle wunderbar entwickelt, mit einem eigenen Ziel und einer eigenen Motivation.

Von der Handlung des Buches bin ich ebenfalls begeistert. Es gibt eine sehr gelungene Spannungskurve, die über das gesamte Buch stetig ansteigt. Man ist immer dabei und möchte nicht, nein, kann nicht aufhören zu lesen. Es gibt aus meiner Sicht auch immer wieder überraschende Wendungen bzw. neue Informationen, die einen in eine andere Richtung denken lassen. Man vermutet als Leser/in so einiges, wird aber durch die Autorin immer im Ungewissen gelassen, so dass wirklich erst am Ende alles aufgeklärt wird. Und wo wir gerade dabei sind. Auch das Ende ist wirklich sehr gelungen und ein bisschen anders als ich dachte.

Ganz besonders haben mich Ivy’s Briefe an den Vater des Kindes gepackt, die sehr emotional geschrieben waren und mich wirklich berührt haben.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 46 längere Kapitel + Prolog und Epilog, die in der 3. Person Singular in der personalen Erzählform aus verschiedenen Sichten geschrieben sind, vorrangig aber aus der Sicht Ivys und Sams. Das gefällt mir sehr gut, denn man kann sich dadurch gut in die Figuren hineindenken und auch Situationen miterleben, bei denen man sonst nicht dabei wäre, z.B. der Todestag des Arztes aus Sicht des Arztes geschrieben. Das war sehr spannend und natürlich aufschlussreich. Aber ganz besonders packend und berührend sind einfach Ivy’s Briefe geschrieben, die dafür sorgten, dass ich immer am Ball blieb.

Das war mein erstes Buch von Emily Gunnis, so dass ich sehr gespannt auf ihren Schreibstil war und ich muss sagen, bis jetzt habe ich wirklich was verpasst. Er ist einfach grandios. Sehr flüssig, bildhaft und unheimlich emotional bzw. berührend. Auch die spannenden Abschnitte sind echt gut. Ich habe mit den Personen regelrecht mitgezittert und mitgelitten. Mit ihrer Art zu schreiben, schafft sie eine ganz besondere Atmosphäre/Stimmung, die einen nicht mehr loslässt. Auch nach dem Ende des Buches hat mich dieser Roman noch einige Zeit beschäftigt, denn Emily Gunnis ist es so wunderbar gelungen, so realitätsnah zu schreiben und den Leser/die Leserin tief zu berühren. Ich bin immer noch hin und weg und musste es auch noch ein wenig wirken lassen, bevor ich die Rezension schrieb.

Mein Fazit nach 392 Seiten im Taschenbuch:

„Das Haus der Verlassenen“ ist ein ergreifender Roman, der sehr emotional zeigt, wie schlecht es Frauen vor nicht allzu langer Zeit ergehen konnte, die unehelich schwanger wurden und wie man sich dieser Problematik entledigen konnte, wenn sie nicht ins persönliche Lebenskonzept passten.

Wer einen tiefgründigen, berührenden Roman sucht, der zum Teil in der Zeit um 1956 in Sussex spielt, der viele schwierige Themen wie uneheliche Schwangerschaft, die Rolle der Frau, aber auch das Thema Misshandlung thematisiert, dürfte mit diesem Buch gut beraten sein. Der Schreibstil von Emily Gunnis ist grandios und lässt alles sehr lebendig sein, so als wäre man dabei. Wirklich fantastisch!!!

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (5/5 Sternen), weil die Figuren und so realistisch dargestellt sind und die Handlung mich wirklich aufgewühlt und nachdenklich gestimmt hat. Dieser Roman ist nach „Die Fliedertochter“ mein zweites Highlight in diesem Jahr. Manches ist wirklich bedrückend und man muss als Leser/in ganz schön schlucken und auch die Tränen verdrücken. Besonders Ivy’s Schicksal ist hoch emotional.

Insgesamt ist es ein mehr als gelungener Roman, den ich ganz klar weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Emily Gunnis für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Bestes Buch dieser Reihe mit intensiven Gefühlen…

After forever
0

Nun ist auch Band 4 seinen Geschwistern in mein Zuhause nachgereist und ich kann es gar nicht erwarten zu erfahren, wie die Geschichte der beiden Protagonisten ausgeht.

Ein weiteres dieser wunderschönen, ...

Nun ist auch Band 4 seinen Geschwistern in mein Zuhause nachgereist und ich kann es gar nicht erwarten zu erfahren, wie die Geschichte der beiden Protagonisten ausgeht.

Ein weiteres dieser wunderschönen, schlichten Cover ziert jetzt mein Bücherregal. Das Buch ist in schwarzmatt gehalten, Schrift und Blumenranke sind wieder in Glanzschwarz und der Schriftzug „forever“ in blau gestaltet. Ich kann mich an dieser Stelle nur wiederholen. Mir gefallen die Cover dieser Reihe wirklich sehr und sie passen auch wirklich gut zu dieser Geschichte.

Der Klappentext verspricht viele Konflikte, ohne zu viel zu verraten und genau damit packt Anna Todd mich auch, so dass ich auf jeden Fall wissen möchte, was im vierten Band passieren wird und vor allem ob Tessa und Hardin eine gemeinsame Zukunft haben werden.

Der New Adult - Roman „AFTER forever“ von Anna Todd erschien am 15.08.2015 im Heyne-Verlag und knüpft inhaltlich als auch örtlich an den dritten Band an, d.h. der Leser / die Leserin treffen Hardin und Tessa in London wieder. Später reist man mit den beiden aber auch in Tessas Heimat, in das Zuhause von Hardins „Vater“ und auch nach New York:

Nachdem Tessa über Hardins Vater Bescheid weiß, will sie ihm zur Seite stehen, doch Hardin grenzt sich ab und zieht sich zurück, nach dem Verrat durch seine Familie. Er flieht in seine „alte“ Welt und verletzt Tessa damit sehr. Die fliegt allein zurück in die USA, nur um dort den nächsten schweren Schicksalsschlag einstecken zu müssen, den sie aber nicht mehr verkraften kann. Tessa bricht zusammen und wird in ihr Elternhaus gebracht, wo ihr ihre Jugendliebe Noah zur Seite steht. Natürlich dauert es nicht lange bis Hardin dort auftaucht und versucht, so gut es geht, sich um Tessa zu kümmern. Doch die lässt ihn nicht mehr an sich heran. Erst als sie in einer ihrer schwierigsten Stunden erfährt, dass Zed doch nicht so ehrlich zu ihr war, wie sie vermutete, und ihr gegenüber eher fordernd als unterstützend auftritt, ist es Hardin, der ihr Halt gibt. Nach all den Geschehnissen erkennt Tessa jedoch, dass es für sie so nicht weitergehen kann und bittet Hardin um Abstand und Freiraum, was er ihr schweren Herzens zugesteht, in der Hoffnung ihre Liebe zu retten. Vor Tessa und Hardin liegt eine schwierige Zeit, die geprägt ist von deren inneren Kampf, den jeweils anderen aus Liebe eben auch loslassen zu können, um sich selbst zu finden, zu verwirklichen und treu bleiben zu können.

Gut acht Stunden brauchte ich für dieses Buch, das mich am Ende glücklich zurücklässt, obwohl es mich einige Male tief berührt und traurig gestimmt hat.

Die beiden Hauptcharaktere sind mir mittlerweile echt ans Herz gewachsen. Tessa erkennt, in welcher Abhängigkeit sie lebt und dass die Liebe zu Hardin sie zerstört, wenn es ihr nicht gelingt, sie selbst zu werden. Schlimmer noch für sie, dass sie Hardins positive Entwicklung behindert. So geht sie den für sie richtigen Weg, Abstand zwischen sich und Hardin zu bringen und ihre eigenen Träume zu verwirklichen. Sie lernt auch ohne Hardin glücklich zu sein, auch wenn er sich doch immer in ihre Gedanken schleicht.

Auch Hardin nutzt die schwere Zeit, um an sich und seinen Problemen zu arbeiten und beginnt eine längst überfällige Therapie. Dadurch wird ihm viel bewusst, v.a. aber dass er Tessa Freiraum geben muss, wenn er sie nicht verlieren will. Er wird in diesem Band für mich persönlich deutlich reifer und erwachsen, was ich aber in Anbetracht der Zeitsprünge zum Ende des Buchs auch erwartet habe.

Beide Protagonisten entwicklen sich in diesem vierten Band großartig, sie sind dreidimensional und verhalten sich bzw. entscheiden nachvollziehbar für den Leser/die Leserin. Natürlich zerreißt es einem manchmal fast das Herz, die beiden schon auch so leiden zu sehen und man hofft, ihre Wege führen sie wieder zusammen.

Die Handlung des Buches gefällt mir dieses Mal sehr. Ich empfand keine Szene als konstruiert. Auch die Spannungskurve ist wirklich gut entwickelt und so gestaltet, dass es kein ständig monotones Auf und Ab ist, sondern eher ein Mitfiebern und Hoffen. Die Story ist sehr abwechslungsreich gestaltet.

Insgesamt ist auch Band 4 wieder sehr unterhaltsam. Man erfährt einiges über Hardin, d.h. was ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er geworden ist. Die Stimmung in weiten Teilen des Romans ist ziemlich bedrückend. Man spürt aber trotzdem, dass es noch Hoffnung gibt.

Natürlich knistert es auch wieder gewaltig mit einigen prickelnden Momenten.

Am Ende gibt es diesmal keinen Cliffhanger, ACHTUNG SPOILER ANFANG: aber wie ich finde ein wunderschönes Happy End, an das ich in dieser Form schon nicht mehr geglaubt hatte SPOILER ENDE.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 79 Kapitel + Epilog, von denen die meisten mittlerweile etwas länger sind. Wieder bin ich durchs Buch geflogen. Es wird abwechselnd aus Tessas und aus Hardins Sicht in der ICH - Form geschrieben. Der Schreibstil gefällt mir zunehmend besser, ist locker und flüssig und hat sich meines Erachtens im Vergleich zu Band 1 ganz deutlich weiterentwickelt.

Auch im vierten Band spricht Hardin wieder wie Hardin, d.h. zu seinem Wortschatz/Wortgebrauch gehören ordinäre Ausdrücke. Es ist nicht mehr so schlimm wie in den Vorbänden, aber eben immer noch da. Das zeigt, dass Hardin sich entwickelt, aber natürlich nicht gänzlich ändert.

Wieder besonders gelungen fand ich die Darstellung der emotionalen Ebene. Durch die Beschreibung der Gefühlswelt und der Atmosphäre fühlt man mit den Protagonisten mit und kann sich die dargestellten Situationen gut vorstellen. Man ist auf eine besondere Art verbunden.

Mein Fazit nach 567 Seiten:

„AFTER forever“ zeigt sehr emotional, wie schmerzhaft und schwierig Liebe sein kann. Auch wenn man jemanden liebt, muss man ihn/sie manchmal loslassen, um ihn/sie nicht zu verlieren. Wichtig ist, sich selbst treu zu sein und die eigenen Ziele und Träume nicht für eine andere Person aufzugeben. Nur wenn man bei sich ist und das Gefühl hat, sich verwirklicht zu haben, kann man auch mit jemand anderem glücklich werden. Verzichtet ein Partner/ eine Partnerin auf die eigenen Träume besteht die Möglichkeit von Vorwürfen, die sich auf Dauer belastend auf eine Beziehung auswirken können.

Wer einen sehr emotionalen New Adelt-Roman sucht, der sehr ehrlich mit dem Thema „Liebe“ umgibt und nichts schön rosa malt, der dürfte mit diesem Roman gut beraten sein.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (5/5 Sternen), weil sowohl die Figuren, als auch die Handlung authentisch sind. Das Thema „Liebe“ ist nicht rosarot, sondern sehr ernst verarbeitet und macht deutlich, wie wichtig es ist, eigene Ziele bzw. Träume nicht wegen der Liebe aufzugeben. Kritikpunkte habe ich diesmal keine.

Insgesamt ist es ein sehr gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Und so bin ich gespannt auf den fünften Band, der schon zum Lesen bereit liegt.

Vielen Dank an Anna Todd für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Trauriger und ergreifender Roman…

Die Fliedertochter
0

Durch eine Leserunde auf wasliestdu.de bin ich auf dieses Buch gestoßen. Das Cover sprach mich sofort an, auch wenn es anderen Covern dieses Genres sehr ähnelt. Eine Frau schaut, mit dem Rücken zum Leser/zur ...

Durch eine Leserunde auf wasliestdu.de bin ich auf dieses Buch gestoßen. Das Cover sprach mich sofort an, auch wenn es anderen Covern dieses Genres sehr ähnelt. Eine Frau schaut, mit dem Rücken zum Leser/zur Leserin, zu einem alten Herrenhaus und von oben fallen Fliederblüten ins Bild. In der Hand hält sie einen Fliederstrauß. Vor ihr liegt ein Weg, der beidseitig mit lilafarbenen Blumen bewachsen ist. Ich finde das Motiv und die farbliche Gestaltung sehr gelungen und passend zur Geschichte.

Auch der Klappentext hat mich sofort gepackt. Es wird eine Geschichte über zwei Frauen bzw. deren Schicksale angedeutet, um die sich ein Geheimnis webt. Diese Konstellation hat mich neugierig gemacht. Zwei Erzählstränge in zwei verschiedenen Zeitebenen, das mag ich persönlich sehr.

Der historische Roman „“Die Fliedertochter“ von Teresa Simon ist am 11. Februar 2019 im Heyne Verlag erschienen und spielt größtenteils in Wien:

Paulina ist eine toughe, junge Frau in der heutigen Zeit, die von einer älteren Dame, die sie schon ihr Leben lang kennt, gebeten wird, nach Wien zu reisen und ein Erbstück in Empfang zu nehmen. Paulina tut der älteren Dame diesen Gefallen ohne zu ahnen, dass das Erbstück mit ihrer eigene Familiengeschichte verbunden ist und das bisher gehütete Geheimnis aufdeckt. In engem Zusammenhang mit Paulinas Geschichte steht die Geschichte um Luzie Kühn.

Luzie ist ebenfalls eine starke, junge Frau, die zur Zeit des NS - Regimes in Berlin lebt. Als Jüdin wird es aber immer schwieriger in dieser Stadt. Zu ihrem Schutz schicken ihre Großeltern sie nach Wien zu Bekannten, die dort behaupten, Luzie wäre die lange verschollene Tochter, so dass niemand ihre wahre Identität kennt. In Wien lernt sie dann einen Mann kennen, ebenfalls Jude, in den sie sich sofort verliebt. Ihre „Eltern“ warnen sie vor möglichen Konsequenzen, doch Luzie lässt sich nicht bekehren. Vor ihr liegt eine schwierige Zeit, in der sie um ihre Liebe kämpft und die geprägt ist von ihrem inneren Konflikt, die eigene Identität zu verschleiern, um seinem Schicksal zu entgehen oder offen zuzugeben wer man ist und mit den Folgen zu leben.

Gut 3 Abende habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich aufgewühlt und bedrückt zurücklässt.

Die beiden Protagonistinnen Paulina und Luzie sind selbstbewusst und mutig. Beide wissen im Grunde, was sie wollen und arbeiten hart für ihre Ziele. Paulina ist ein Stück weit auf dem Weg der Selbstfindung, wohingegen Luzie die große Liebe und Sicherheit sucht. Doch manchmal trügt der Schein und sie muss schmerzlich feststellen, dass man auch falsche Entscheidungen trifft, dann aber mit den Konsequenzen umgehen muss.

Beide Protagonistinnen sind sehr authentisch und ihre Schicksale sehr realistisch dargestellt. Gerade Luzies Geschichte hat mich sehr bewegt, aufgewühlt, aufgeregt, bedrückt, erschrocken und traurig gemacht. Ihre zum Teil verzweifelte Situation konnte ich regelrecht spüren. Wie schlimm muss es damals für die betroffenen Menschen gewesen sein.

Auch alle anderen Figuren sind wunderbar entwickelt und gezeichnet und jede ist besonders auf ihre Art. Jede Figur hat ein eigenes Ziel und eine eigene Motivation, was mich wirklich beeindruckt hat.

Die Handlung des Buches hat mir mehr gefallen. Spannung wird stetig über das ganze Buch aufgebaut, so dass man nicht aufhören kann zu lesen. Da ging es mir mit dem Roman, wie Paulina mit dem Tagebuch von Luzie.

Man liest abwechselnd aus den Sichten von Paulina, Luzie oder Paulinas Mutter und ist dadurch immer überall dabei. Auch wenn ich weiß, wie dramatisch die damalige Zeit war, hoffte ich immer auf ein paar positive Entwicklungen, die so wie ich sie mir erhoffte natürlich nicht eintraten und so litt ich in vielen Situationen, vor allem mit Luzie mit.

Besonders die Beziehung zu ihren Großeltern und deren Schicksal sind sehr emotional beschrieben und haben mich sehr berührt.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 23 längere Kapitel, die in der 3. Person Singular in der personalen Erzählform geschrieben sind. Die Tagebucheinträge werden jedoch aus Luzies Sicht in der Ich-Form erzählt. Beides gefällt mir sehr, denn dadurch kann man sich gut in die Figuren und Situationen hineindenken. Insbesondere die Tagebucheinträge sorgen dafür, dass man emotional gefangen wird und mitleiden muss.

Bisher habe ich noch kein Buch von Teresa Simon gelesen, was sich aber ab jetzt definitiv ändern wird. Ihr Schreibstil hat mich begeistert. Er ist sehr flüssig, bildhaft und unheimlich gefühlvoll. Sie schafft es sofort eine Atmosphäre bzw. eine bestimmte Stimmung zu schaffen, die einen in die Geschichte saugt und auch nicht mehr loslässt.

Besonders gelungen fand ich die vielen, tiefen Emotionen der unterschiedlichen Charaktere…wirklich beeindruckend!!!

Mein Fazit nach 472 Seiten im Taschenbuch:

„Die Fliedertochter“ ist ein bewegender historischer Roman, der sehr emotional zeigt, wie viele Leben die NS-Zeit zerstört, wie sie Liebende entzweit und wie sie Menschen in Angst und Schrecken versetzt hat.

Wer einen einen tiefgründigen historischen Roman aus der NS-Zeit sucht, der viele schwierige Themen wie die Judenverfolgung, die Verfolgung Homosexueller, aber auch die Unterdrückung bzw. Einschüchterung durch Gewalt thematisiert, dürfte mit diesem Buch gut beraten sein. Der Schreibstil Teresa Simons passt perfekt zu dieser Geschichte und lässt sie dadurch lebendig werden.

Von mir erhält dieses Buch eine klare Kaufempfehlung (5/5 Sternen), weil die Figuren und die Handlungen so realistisch dargestellt sind und mich wirklich aufgewühlt und nachdenklich gestimmt haben. Schon lange hat mich kein Roman mehr so berührt wie dieser und es gab mehrere Stellen im Buch, die mich zu Tränen gerührt haben. Neben dem Schicksal der Großeltern ist auch das Ende von Luzies Geschichte hoch emotional.

Insgesamt ist es ein rundum gelungener Roman, den ich ganz klar weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Teresa Simon für diese Geschichte.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Aufwühlender Jugendroman…

Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann
0

Im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf das Buch „Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ aufmerksam geworden. Um genau zu sein, war es das Cover, was mich angesprochen hat, ...

Im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks bin ich auf das Buch „Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ aufmerksam geworden. Um genau zu sein, war es das Cover, was mich angesprochen hat, denn es hebt sich von anderen Jugendromanen ab. Drei cool gekleidete Mädels gucken lässig von oben herab auf den Leser/die Leserin. Im Hintergrund ist der Teil eines gebrochenen Herzens zu erkennen, was ein wenig an ein Graffiti erinnert. Auch die Farbgestaltung in Schwarz, Rot, Beige ist nicht unbedingt typisch in diesem Genre. Kein bisschen Kitsch und genau das machte mich neugierig.

Der Klappentext deutet dann auch eine besondere Jugendgeschichte an, auch wenn schon viel verraten wird, doch er macht neugierig und ich wollte unbedingt mehr über Mo und ihr Leben erfahren.

Nach ein paar Tagen war das Buch dann bei mir und ich legte auch direkt los.

Der Jugendroman „Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ von Alex Wheatle ist am 06.03.2019 im Kunstmann-Verlag erschienen und spielt in South Crongton in England:

Maureen (Mo) lebt allein mit ihrer Mutter in einem sozialen Brennpunkt der Stadt. Zwischen den beiden ist es ziemlich schwierig, denn Mo’s Mutter ist nur mit sich selbst beschäftigt. Anstatt ihrer Tochter Aufmerksamkeit und Zuneigung zu schenken und sie zu beschützen, kümmert sie sich jedoch nur um ihren neuen Freund und ertränkt ihre Probleme in Alkohol. Mo ist also zum größten Teil auf sich allein gestellt, wenn sie nicht ihre Freundinnen, Nachbarn und Sam hätte. Sam, ihre erste große Liebe und alles könnte schön sein. Doch dann eskaliert die Situation mit Lloyd, der sich dieses Mal nicht nur an Mo vergreift. Vor Mo liegt nun eine schwierige Zeit intensiver Gefühle, die geprägt ist von ihrem inneren Konflikt, die eigene Wut auszuleben und Rache zu üben oder aber sich selbst nicht durch die Wut zerstören zu lassen.

Gut 4,5 Stunden habe ich für dieses Buch gebraucht, das mich doch recht aufgewühlt zurücklässt.

Die 15-jährige Protagonistin Mo ist selbstbewusst und sehr mutig. Sie ist schon recht reif für ihr Alter und auf sich allein gestellt, denn ihre Mutter ist mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Mo kämpft um eine „normale“ Mutter-Tochter-Beziehung, doch ihre Mutter erkennt das nicht. Vielmehr geht es ihr darum, ihren neuen Partner halten zu können, auch wenn der alles andere als gut für Mo ist. Eine echt verfahrene Situation und für die Protagonistin aus meiner Sicht ziemlich ausweglos. Halt sucht sie bei ihren Freundinnen, die auch in dem sozialen Brennpunkt wohnen und von denen jeder sein eigenes Päckchen zu tragen hat. Trotzdem halten sie zusammen und sind füreinander da. Mich hat Mo’s Schicksal sehr aufgewühlt, denn es hätte ein Bericht aus einer Akte im Jugendamt sein können. Die Protagonistin ist mit ihren Ängsten, Sorgen und Nöten sehr authentisch dargestellt worden und ihr Handeln ist für mich immer nachvollziehbar. Die Verzweiflung und Enttäuschung gerade ihrer Mutter gegenüber konnte ich direkt fühlen.

Auch die anderen Figuren sind sehr gelungen, obwohl ich mir für Sam etwas mehr Tiefe gewünscht hätte. Außerdem hätte ich Mo und Sam gern noch etwas mehr zusammen erlebt, damit auch diese Gefühle noch besser transportiert werden. Warum Sam sich im letzten Sommer dann von Mo getrennt hat, konnte ich verstehen. Auch wenn das Motiv meines Erachtens nicht stark genug ist, darf man nicht vergessen, dass es hier um 15-jährige Jugendliche geht. Trotzdem gibt es keinerlei Zweifel an Sams Gefühlen für Mo.

Die Handlung des Buches hat mir auch sehr gefallen. Die Spannungskurve ist gut entwickelt worden, so dass der Leser / die Leserin im Buch gehalten wird. Man begleitet Mo die gesamte Zeit, leidet mit ihr und hofft, gerade kurz vor dem Ende, dass sie vernünftig wird. Wird sie dann auch für ein paar Sekunden, doch dann gipfelt es in einer totalen Katastrophe. Wow! Damit habe ich echt nicht gerechnet und es hat mich innehalten lassen. Wie soll ein Mensch sowas je verarbeiten. Heftig!

Besonders gefallen hat mir dann Mo’s Entscheidung am Ende des Buches und auch die hat mich sehr berührt und zeugt von einer gewissen Reife. Mo wurde sich der Konsequenzen ihres Handelns bewusst und das wird gerade für jugendliche Leser/Leserinnen sehr schön visualisiert.

Aber wie liest sich das Buch nun?

Es sind 29 längere Kapitel, die in der ICH-Form aus Mo’s Sicht geschrieben sind. Das hat mir sehr gefallen, vor allem um sich gut in Mo und ihre Gefühlswelt hineinversetzen zu können.

Bisher habe ich noch kein Buch von Alex Wheatle gelesen, so dass ich sehr gespannt auf seinen Schreibstil war. Die Leseprobe hatte mir gefallen, doch ich muss ehrlicherweise gestehen, dass die nicht unbedingt erkennen lässt, wohin sich der Schreibstil entwickelt. Ich hatte doch einige Probleme in das Buch zu kommen, weil ich das Geschriebene nicht als flüssig empfand. Der Ghetto-Slang hat mich zum Teil rausgerissen, auch wenn er wirklich zu dieser Geschichte passt. Meines Erachtens ist er aber nicht mehr in jeder Formulierung zeitgemäß und zum Teil widersprüchlich (SPOILER ANFANG: Wenn ein Mädchen, während ihre Mutter mit ihr spricht, denkt: „Halt die Fresse.“, dann ist das hart. Meines Erachtens steht dem aber entgegen und ich finde es auch nicht richtig gelungen, wenn sie zu spät zur Schule kommt, an den Lehrer zu denken mit: „Der … zieht mir die Ohren lang.“ SPOILER ENDE) Meine 14-jährige Tochter verzog bei manchen Ausdrücken peinlich berührt ihr Gesicht, doch für diese Altersgruppe sollte das Buch ja eigentlich ansprechend sein.

Mich persönlich hätte die Geschichte ohne Ghetto-Slang noch mehr berührt.

Besonders gelungen fand ich die emotionalen Beschreibungen, insbesondere in Bezug auf die Beziehung zwischen Mo und ihrer Mutter.

Mein Fazit nach 263 Seiten im Taschenbuch:

„Wer braucht ein Herz, wenn es gebrochen werden kann“ ist ein aufwühlender Jugendroman, der sehr emotional zeigt, wie wichtig Liebe, Zuneigung, Geborgenheit und auch Schutz durch das Elternhaus sind und wohin es ein Kind oder Jugendlichen führen kann, wenn er all diese Dinge nicht erfährt.

Wer einen spannenden Jugendroman sucht, der auch schwierige Themen wie Vernachlässigung durch das Elternhaus, Leben im sozialen Brennpunkt, Abhängigkeiten der Eltern, häusliche Gewalt und Drogen thematisiert, dürfte mit diesem Buch gut beraten sein, jedoch trifft der Schreibstil nicht unbedingt jeden Geschmack, auch wenn er insgesamt gut zur Geschichte passt.

Von mir erhält dieses Buch eine Kaufempfehlung (4/5 Sternen), weil die Figuren und die Handlungen so realistisch dargestellt sind und mich wirklich berührt haben. In der heutigen Zeit fällt es mir nicht schwer, mir vorzustellen, dass es genauso auch in Wirklichkeit passiert ist. 1 Sternchen ziehe ich für den Schreibstil ab, der mich doch einige Male aus dem Lesefluss gerissen hat.

Insgesamt ist es aber ein wirklich gelungener Roman, den ich nur weiterempfehlen kann.

Vielen Dank an Alex Wheatle für diese Geschichte.