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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2022

Interessante Idee mit einigen Längen

Die dunklen Sommer
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"Xavier weiß es doch besser. Er weiß, dass er mich in Ruhe zu lassen hat - außer. Außer das Kommende ist schlimmer als das, was ist."

Nach dem Tod ihres Bruders findet die 12-jährige Saskia Zuflucht bei ...

"Xavier weiß es doch besser. Er weiß, dass er mich in Ruhe zu lassen hat - außer. Außer das Kommende ist schlimmer als das, was ist."

Nach dem Tod ihres Bruders findet die 12-jährige Saskia Zuflucht bei einer Sekte namens "Zuhause".
Jahrzehnte später treffen mysteriöse Briefe bei ihr ein, welche sie und ihre Jugendfreunde an eine dunkle Episode erinnern und zurück nach "Zuhause" führen. Wie weit sind sie bereit zu gehen, um ihre Geheimnisse zu bewahren?

Der Anfang der Geschichte ist unheimlich fesselnd und zieht einen direkt in ihren Bann. Man fragt sich sofort, was in jenem Sommer geschehen ist.
Die Kapitel sind abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit geschrieben, dabei erklären und bedingen sie sich gegenseitig. Hierdurch schafft die Autorin ein enormes Tempo und schnell kommt Spannung auf.
Leider übertreibt sie dabei irgendwann ziemlich, nach einigen kurzen Kapiteln möchte man auch einfach mal ein bisschen weiterlesen und der ständige Wechsel nervt etwas.

Nach einem aufregenden Start folgen leider einige Längen und die Geschichte plätschert nur so vor sich hin.
Auf den letzten hundert Seiten wird es dann doch wieder interessanter und die Autorin überrascht mit einigen unerwarteten Wendungen.

Insgesamt ist es eine packende Geschichte mit einem guten Plot, nur leider zieht sich der mittlere Teil sehr, daher war es für mich lediglich ein mittelmäßiger Thriller.

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Typischer Sträter-Humor gepaart mit ernsten Themen

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
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"Sie und ich, du und ich, wir werden nie perfekt sein, also sollten wir alles daran setzen, uns locker zu machen. So ist der Mensch. Ich vor allem. [...] Es hört nie auf. Und das ist gut. Sich zum Deppen ...

"Sie und ich, du und ich, wir werden nie perfekt sein, also sollten wir alles daran setzen, uns locker zu machen. So ist der Mensch. Ich vor allem. [...] Es hört nie auf. Und das ist gut. Sich zum Deppen zu machen, ist gut für die Seele."

Endlich! Torsten Sträters neuestes Buch "Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen" ist erschienen und beinhaltet die besten Geschichten der letzten drei Jahre.
Es ist aufgeteilt in neun Kapitel, welche übersichtlich im Inhaltsverzeichnis gegliedert sind ("Was [im Buch] drinsteht? Steht drin."), sodass man sich auch ohne Lesezeichen mühelos zurechtfindet - falls das Buch denn aus der Hand gelegt werden kann.

Im ersten Teil "Stories" lesen wir im altbekannten Sträter-Stil Alltagssituationen, die durch Abschweifungen ins Absurde geführt werden und deren Pointe wie gewohnt immer wieder überraschend kommt. Absolutes Highlight war für mich definitiv die zweite Geschichte "Zucker", eine Anspielung auf Stephen Kings "Shining".

In den weiteren Kapiteln widmet sich Sträter ernsteren Themen, nähert sich diesen aber stets humorvoll.
Natürlich dreht sich viel um Corona, auch mit der Politik wird sich kritisch befasst, aber zur Sprache kommen auch Probleme, die darüber hinaus nicht vergessen werden dürfen. Der Autor richtet sich dabei mit einem Appell an den Leser, man solle beim eigenen Verhalten anfangen, etwas zu verändern, ohne dass einem jedoch das Gefühl vermittelt wird, belehrt zu werden.

Sehr persönlich und nahbar wird es im Kapitel über Sträters Depressionen.
Außerdem widmet er sich dubiosen Formulierungen und Redewendungen der deutschen Sprache, gibt Filmtipps und schreibt über die Spielzeuge seiner Kindheit.

Der Autor hat einen geschickten Mix aus lockeren und ernsten Themen gewählt, wobei alle Geschichten kurzweilig und unterhaltsam, teilweise auch sehr berührend sind. Sie bringen einen sowohl zum Lachen, als auch zum Nachdenken und bieten somit beste Unterhaltung.

Ich empfehle das Buch allen Sträter-Fans, Freunden von Wort- und Sprachspielen, sowie jenen, die satirische Kurzgeschichten mögen und mal wieder ein paar herzhafte Lacher brauchen.

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Veröffentlicht am 05.11.2022

Frauen im Schatten des Trojanischen Krieges

Elektra, die hell Leuchtende
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"Als ich geboren wurde, gab mein Vater mir meinen Namen. Er benannte mich nach der Sonne: die hell Leuchtende. So hatte er es mir erklärt, als ich noch klein war - ich sei das Licht unserer Familie."

Jennifer ...

"Als ich geboren wurde, gab mein Vater mir meinen Namen. Er benannte mich nach der Sonne: die hell Leuchtende. So hatte er es mir erklärt, als ich noch klein war - ich sei das Licht unserer Familie."

Jennifer Saints "Elektra, die hell Leuchtende" behandelt den Trojanischen Krieg aus der Sicht dreier Frauen, deren Schicksale miteinander verbunden sind:
Elektra, die nichts will, außer ihrem Vater Gerechtigkeit zu erweisen;
Klytämnestra, die vor Trauer und Wut um ihre ermordete Tochter ihre lebendigen Kinder vergisst;
und Kassandra, deren furchteinflößenden Visionen niemand Glauben schenken will.

Das Cover des Buches ist mir direkt in die Augen gesprungen: auf dunklem, mattem Hintergrund sieht man goldglänzend Elektra, die sich von ebendiesem abhebt und erstrahlt und somit ihrem Namen alle Ehre macht.

Die Geschichte an sich ist nicht neu. Wer sich mit der griechischen Mythologie auskennt, kennt auch die grundlegende Handlung des Romans. Was jedoch neu ist, ist die Erzählweise: Saint lässt die Frauen in den Vordergrund rücken und gibt ihnen eine Stimme, diesmal geht es nicht primär um die heroischen Taten der Krieger.
Die Autorin lässt uns durch die Ich-Perspektive tief in die Gedanken- und Gefühlswelten der jeweiligen Erzählerin (wechselt zwischen den drei Protagonistinnen) eintauchen, wodurch man gut mit ihnen mitfühlen und ihre Taten nachvollziehen kann. Jede hat mit ihrem eigenen Schicksal zu kämpfen und jede geht auf ihre Art damit um.

Saint hat eine wunderschöne Erzählart, mit wenigen Worten schafft sie es, den Leser in das mythische Griechenland zu versetzen.
Wer sich mit den Geschichten auskennt, der wird viele bekannte Namen wie Helena, Achilles, Odysseus, usw. hören und sich über die kleinen angedeuteten Legenden freuen; kennt man sich nicht aus, so wird man aber auch nicht mit Fragezeichen im Kopf zurückgelassen.
Einzig und allein die Familienkonstellationen der Protagonistinnen könnte für Neulinge verwirrend sein. Deshalb hätte ich mir einen Stammbaum oder eine Auflistung der Personen zum Nachschlagen gewünscht. Gerade wenn man das Buch nicht in einem Rutsch durchliest, kann man durch die vielen Namen aus verschiedenen Generationen, die teils nur einmal erklärt werden, durcheinander kommen.

Alles in allem ist es eine spannende Neuerzählung einer alten Geschichte, die sowohl für Kenner der griechischen Mythologie, als auch für Einsteiger absolut zu empfehlen ist und nochmal eine ganz andere Seite beleuchtet.

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