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Veröffentlicht am 08.01.2023

Aycayas Fluch

Die Meerjungfrau von Black Conch
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Eigenwillig trifft es wohl am ehesten. 'Die Meerjungfrau von Black Conch' aus der Feder von Monique Roffey, welche ich als Hörbuch gehört habe. Ein Buch, das zwar einerseits stilistisch außergewöhnlich ...

Eigenwillig trifft es wohl am ehesten. 'Die Meerjungfrau von Black Conch' aus der Feder von Monique Roffey, welche ich als Hörbuch gehört habe. Ein Buch, das zwar einerseits stilistisch außergewöhnlich ist, bei dem der Funke dann aber doch nicht so wirklich überspringen wollte. Warum ich trotzdem froh bin, nicht schon vorzeitig abgebrochen zu haben, könnt ihr in meiner Rezension lesen.

Aycaya with the lovely voice...

Ein Fluch war es, welcher Aycaya aus dem Volk der Taino einst ins Meer getrieben hat. Aus Angst vor ihrer Schönheit und ihrer Anziehung auf die Männer und aus Eifersucht wurde Aycaya zu einem ewigen Leben als Meerjungfrau verbannt. Bis sie 1976 von weißen US-Amerikanern aus den karibischen Gewässern gefischt wird. Brutal misshandelt und schwer verletzt, will man die Meerjungfrau verkaufen. Die Gier nach Profit ist groß. Der junge Fischer David rettet die Frau aus dem Meer und versteckt sie bei sich zu Hause, wo Aycaya nach tagelangen Qualen ihre Schuppen abwirft und sich zurück in eine menschliche Frau verwandelt. Und so beginnt die Geschichte von David und seiner Meerjungfrau auf der fiktiven kleinen Antilleninsel Black Conch.

Der Klappentext hat mich sehr angesprochen, weshalb ich mich voller Enthusiasmus in die Geschichte gestürzt habe, nur um dann gleich mal ausgebremst zu werden. Der Schreibstil von Monique Roffey bzw. die Übersetzung von Gesine Schröder ist nämlich wirklich sehr gewöhnungsbedürftig und macht einem dem Einstieg ins Buch nicht gerade einfach. Die Sprache ist sehr eigenwillig, roh und derb. Der verwendete Dialekt wirkt urtümlich, fast schon primitiv. So wird zum Beispiel aus dem Wort "fischen" kurzerhand "kaschen" und der "Liebesakt" zum "Sexting". Und auch die Dialoge sind sehr gewöhnungsbedürftig und bewusst grammatikalisch falsch. Es hat wirklich länger gedauert, mich mit diesen Stil anzufreunden. Vielleicht wäre es leichter gewesen die Geschichte zu lesen als zu hören. Ich musste mich jedenfalls über weite Strecken sehr konzentrieren, um der Handlung auch richtig folgen zu können.

Monique Roffey greift zahlreiche Themen auf. Es geht unter anderem um das Frausein und um Selbstbestimmung, um Andersartigkeit und dem Fremdsein, um Hass, Eifersucht und Gier. Der Kolonialismus der Vergangenheit und dessen Folgen noch heute spürbar sind, ist auch ganz großes Thema. Das alles erzählt Monique Roffey anhand der alten karibischen Legende der verfluchten Meerjungfrau Aycaya.

Mich konnte vorallem die zweite Hälfte packen. Ich wollte eigentlich schon vorzeitig abbrechen, bin letztlich aber froh zu Ende gehört zu haben. Ab der Hälfte haben sich einige Knoten gelöst, ich konnte die Handlung, die großteils aus Davids Sicht geschrieben ist, mehr genießen. Etwas zu kurz kamen mir die Kapitel aus Aycayas Perspektive. Gerne hätte ich mehr von ihr selbst gehört, dann wäre sie für mich auch greifbarer geworden.

Das Hörbuch wird von Patrick Abozen und Sina Martens gelesen. Besonders Sina Martens Interpretation möchte ich hervorheben. Sie hat es geschafft Aycayas Leiden und ihre Sehnsüchte wunderbar mit ihrer Stimme zu transportieren. Ich fand ihre Lesung sehr gelungen.

Fazit:

'Die Meerjungfrau von Black Conch' ist eine sehr eigenwillige Interpretation von Monique Roffey. Ich habe relativ lange gebraucht, um mich an den Stil der Autorin zu gewöhnen. Dieser ist sehr urtümlich und derb. Der Versuch die karibischen Dialekte einzufangen ist in der Übersetzung etwas holprig zu lesen. Wenn man sich daran gewöhnt, bekommt man eine eindringliche Geschichte präsentiert, die sich neben dem Mythos Meerjungfrau unter anderem mit dem Kolonialismus und dessen Folgen, Selbstbestimmung, dem Frausein, aber auch mit dem Anders- und Fremdsein, Hass und Gier auseinandersetzt. Definitiv außergewöhnlich, auch wenn der Funke bei mir nicht ganz überspringen wollte.





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Veröffentlicht am 07.01.2023

Edingburgh und seine dunklen Geheimnisse

Anatomy
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Mit 'Anatomy - Eine Liebesgeschichte' habe ich das Jahr 2022 tatsächlich noch mit einem Highlight beendet. Die Geschichte ist besonders und außergewöhnlich. Eine Regency Romance und zugleich ...

Mit 'Anatomy - Eine Liebesgeschichte' habe ich das Jahr 2022 tatsächlich noch mit einem Highlight beendet. Die Geschichte ist besonders und außergewöhnlich. Eine Regency Romance und zugleich ein Thriller mit feministischen Elementen. Bereits das Cover hat mich fasziniert - makaber und anmutig zugleich. Ich musste es einfach lesen. Wenn ihr wissen wollt, warum mir das Buch so gut gefallen hat, lest gerne weiter.

Edingburgh und seine dunklen Geheimnisse...

Als ich den Klappentext das erste Mal gelesen habe, war ich mir eigentlich schon sehr sicher, dass mir Dana Schwartz düstere Regency Romance sehr gut gefallen wird. Und ich sollte Recht behalten. Nicht nur dass Dana Schwartz Schreibstil sehr einnehmend, unkompliziert und unglaublich bildhaft ist, auch die Handlung hat mich begeistert. Die Autorin nimmt uns mit ins Jahr 1817 nach Edinburgh, wo wir auf die 17-jährige Lady Hazel Sinett treffen. Hazels großer Traum ist es Medizin zu studieren und Chirurgin zu werden - für Frauen zur damaligen Zeit undenkbar. Als junger Student verkleidet schummelt sich Hazel in eine Vorlesung. Hazels Schwindel fliegt zwar auf, sie kann allerdings Kontakt zu dem berühmten Chirurgen Professor Dr. Beecham knüpfen. Die beiden gehen einen Handel ein. Sollte Hazel die medizinische Aufnahmeprüfung bestehen ohne die Vorlesungen zu besuchen, wird sie zum Studium der Medizin zugelassen. Doch wie soll man ohne Übungsmaterial lernen? Auferstehungsmann Jack Currer beschließt Hazel zu helfen und Hazel mit Leichen zu versorgen. Als Hazel bei der Obduktion Unstimmigkeiten auffallen, die nicht zur offiziellen Todesursache passen, ahnt sie noch nicht, welche dunkle Geheimnisse Edinburgh verbirgt.

Ich war von Seite 1 an komplett gefesselt von der Handlung, die sich in keine Schublade stecken lässt. Das Buch ist historisch, Liebesgeschichte, Krimi und hat auch kleine Mysteryelemente. Hazels Leidenschaft für die Medizin und ihre Forschungen stehen im Fokus. Dabei wird es mitunter schon mal ziemlich blutig und makaber, wenn wieder einmal ein Leichnam ins Anwesen der Sinetts geliefert wird oder Lady Hazel Herzen seziert. Unterbrochen wird die Handlung immer wieder durch kleine Einschübe aus Dr. Beechams medizinischer Abhandlung, welche für einen noch tieferen Einblick in die Medizin der damaligen Zeit sorgen.

Als Menschen verschwinden, manche nur mehr im Sarg, andere nicht mehr ganz vollständig wieder auftauchen, beginnt Hazel ganz 'Sherlock Holmes'-like Ermittlungen anzustellen, nichts ahnend welcher Gefahr sie schon bald gegenüber steht.

Neben der Liebe zur Medizin und Hazels detektivischer Recherche steht auch die aufkeimende Liebe zwischen Hazel und Auferstehungsmann Jack. Manch junge Lady mag es wenn der Verehrer mit einem Strauß Rosen an der Tür klingelt. Nicht so Hazel, sie weiß Jacks besondere Vorzüge als Leichenbeschaffer zu schätzen. Die Liebe ist nicht nur aufgrund der Standesunterschiede unziemlich und verboten, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass Lady Hazel eigentlich bereits ihrem Cousin zur Ehe versprochen ist. Aber Hazel setzt auch hier ihren Kopf durch und so nähern sich Hazel und Jack langsam an. Mir hat Entwicklung sehr gut gefallen. Vorallem auch, da dieser romantische Part die restliche Handlung nicht verdrängt hat.

So überraschend, wendungsreich und vielschichtig wie die Handlung sind auch die Charaktere. Zu Hazel brauche ich glaub ich nicht mehr viel schreiben. Die junge Lady weiß was sie will, sie ist klug, hat Kampfgeist ist erfrischend unkonventionell und setzt sich über die Gepflogenheiten ihrer Zeit hinweg. Hazel ist auch mehr oder weniger auf sich alleine gestellt. Die Beziehung zu ihrer alleinerziehenden Mutter schwierig, trauert diese noch dem Tod des ältesten Sohnes hinterher. Ihre Fürsorge gilt zudem hauptsächlich dem Gesundheitszustand des jüngsten Sinnett-Sprosses. Die Abwesenheit ihrer Mutter ist es aber auch, welche Hazel für ihre Studien zu Gute kommt.

Auch Jack mochte ich total gerne. Im Gegensatz zu Hazel stammt Jack aus ärmlichen Verhältnissen. Seine Anstellung im Theater kann er aufgrund des grassierenden römischen Fiebers nicht ausüben, weshalb er sich Geld als Beschaffer von Leichen für die Universität verdient. Er führt ein gefährliches Leben an der Grenze zur Legalität und pendelt zwischen Herrenhäusern und Friedhöfen hin und her.

Neben Hazel und Jack begegnen wir noch zahlreichen anderen Charakteren. Die einen mehr, die anderen weniger sympathisch und wieder andere sorgen für völlig unerwartete Überraschungen.

Dana Schwartz weiß wie sie Spannung aufbauen muss. Mich hatte sie zumindest am Haken. Vorallem die zweite Hälfte hatte es ziemlich in sich. Die Auflösung des Ganzen hat mich dann ziemlich überrascht, auch wenn meine Vorahnung schon in diese Richtung ging. Am Ende hat Dana Schwartz mein Herz zerschmettert. Wird es eine Fortsetzung geben? Ich hoffe es!

Fazit

Dana Schwartz 'Anatomy' war ein würdiger Abschluss des Lesejahres 2022. Eine außergewöhnliche Liebesgeschichte angesiedelt zwischen Tanzveranstaltungen der gehobenen Gesellschaft, blutigen Seziertischen, Operationssälen und dunklen Friedhöfen im vom römischen Fieber heimgesuchten Edinburgh des Jahres 1817. Dana Schwartz hat mich auf ganzer Länge überzeugt und ich fiebere einer Fortsetzung entgegen.

Wenn du düster gruselige Geschichten im Stil von Mary Shelley magst, dann kann ich dir 'Anatomy - Eine Liebesgeschichte ' sehr empfehlen.





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Veröffentlicht am 04.01.2023

8 Frauen

Miss Kim weiß Bescheid
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Das Hörbuch zu 'Kim Jiyoung' geboren 1982 habe ich letztes Jahr in einem Rutsch durchgehört. Ich war daher schon sehr auf den Nachfolger gespannt. Leider konnte mich 'Miss Kim weiß Bescheid' ...

Das Hörbuch zu 'Kim Jiyoung' geboren 1982 habe ich letztes Jahr in einem Rutsch durchgehört. Ich war daher schon sehr auf den Nachfolger gespannt. Leider konnte mich 'Miss Kim weiß Bescheid' nicht ganz so fesseln.

Sprachlich konnte mich die Kurzgeschichtensammlung vollends überzeugen. Klar und nüchtern portraitiert Cho Nam-Joo das Leben und Schicksal von 8 Frauen unterschiedlichen Alters und geht dabei auf das Rollenbild der Frau bzw. die Lebensweise und Kultur in Südkorea ein. Es finden sich Thematiken wie Ungleichbehandlung am Arbeitsplatz, Gewalt in der Beziehung, sexuelle Belästigung, aber auch wie die 'südkoreanische Familie' richtig zu funktionieren hat und den Ausbruch aus den vorgegeben Normen.
Leider konnten mich nicht alle Geschichten gleichermaßen begeistern. Zu manchen fehlte mir einfach der Zugang. Einige werden mir mehr, andere weniger in Erinnerung bleiben.

Wem das erste Buch der Autorin gefallen hat, wird auch an diesem Folgeband Freude finden. Für Zwischendurch war das Buch auf jeden Fall sehr gut zu hören.










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Veröffentlicht am 03.01.2023

Der trojanische Krieg aus weiblicher Sicht

Elektra, die hell Leuchtende
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Ich liebe Geschichten mit mythologischem Hintergrund und die griechische Götterwelt. Von Elektra, der Tochter des namhaften Herrschers Agamemnon hatte ich zuvor tatsächlich noch nichts gehört bzw. gelesen, ...

Ich liebe Geschichten mit mythologischem Hintergrund und die griechische Götterwelt. Von Elektra, der Tochter des namhaften Herrschers Agamemnon hatte ich zuvor tatsächlich noch nichts gehört bzw. gelesen, was Jennifer Saints Roman natürlich noch spannender für mich gemacht hat. Ich bin daher sehr enthusiastisch in die Geschichte gestartet und habe überrascht festgestellt, dass es gleich drei Protagonistinnen sind, von denen die Geschichte Trojas erzählt wird. Elektra, welche die Heimkehr ihres Vaters Agamemnon herbeisehnt, Klytaimnestra, die Schwester Helenas von Troja und Agamemnons Ehefrau, die nach einer großen Untat Rache an ihrem Mann sinnt und Kassandra, Prinzessin von Troja und Priesterin Apollons, welche von Agamemnon als Kriegsbeute verschleppt wird. Drei einzigartige Frauen, deren Schicksal eng miteinander verbunden ist.

Jennifer Saint erzählt die Geschichte des Trojanischen Krieges abwechselnd aus der Sicht von Elektra, Klytaimnestra und Kassandra und das auf eine sehr emotionale Art und Weise. Die Autorin beleuchtet die Seite der Frauen, die im Krieg zurück geblieben sind. Die den Untaten der Männer und Launen der Götter ausgesetzt sind und diesen trotzen. Dabei ist mir besonders Klytaimnestras Schicksal und der Verlust ihrer Tochter Iphigenie, welche das erste Opfer des Krieges wurde, sehr nah gegangen. Ihr Schicksal hat mich am meisten bewegt und es ist auch jenes, welches den größten Teil des Romans einnimmt. Doch auch das Los von Priesterin Kassandra, deren Visionen niemand Glauben schenkt, hat mich sehr bewegt. Die titelgebende Elektra ist hinter den beiden erstgenannten Frauen leider etwas zur Randnotiz verblasst, weshalb ich die Titelwahl auch nicht so ganz nachvollziehen kann. Doch auch ihre Rolle ist natürlich wichtig für das große Ganze.

Mich hat diese außergewöhnliche Nacherzählung über den Trojanischen Krieg und besonders die weibliche Ansicht mit all ihren Facetten gepackt. Jennifer Saint schreibt sehr einnehmend und mitreißend. Die Kapitel sind dabei eher kurz gehalten und laden dazu ein einfach immer weiter zu lesen und ganz tief in der Vergangenheit zu versinken.

Gerne empfehle ich das Buch weiter. Und es wird auch bestimmt nicht mein letztes Buch von Jennifer Saint sein.

Fazit

'Elektra - Die hell Leuchtende' erzählt die doch sehr bekannte Geschichte des Trojanischen Krieges aus Sicht der Frauen - Königin Klytaimnestra, Priesterin Kassandra und eben der titelgebenden Prinzessin Elektra. Mich hat das Buch nach einer kleinen Eingewöhnungsphase total abgeholt und ich kann es auf jeden Fall weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 03.01.2023

Die Autorin hält uns den Spiegel vor

Unsre verschwundenen Herzen
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Mein erstes Buch im Jahr 2023 sollte für mich eine Autorinnenpremiere werden. Fest steht, dass ich Celeste Ng definitiv im Auge behalten werde, auch wenn 'Unsre verschwundenen Herzen' kein Highlight ...

Mein erstes Buch im Jahr 2023 sollte für mich eine Autorinnenpremiere werden. Fest steht, dass ich Celeste Ng definitiv im Auge behalten werde, auch wenn 'Unsre verschwundenen Herzen' kein Highlight geworden ist.

Die Autorin hält uns den Spiegel vor...

Celeste Ng's Dystopie schrammt verdammt nah an der Realität vorbei. Wir befinden uns in den USA der Zukunft, welche geschwächt von der Wirtschaftskrise seine Macht wieder zurück erlangen will. Dazu gehört auch, dass jegliches anti-amerikankische Gedankengut ausgelöscht werden soll. Vorallem Menschen mit asiatischer Herkunft und Abstammung werden diskriminiert, gibt man ihnen die Hauptschuld an der großen Krise. Ein Gesetz namens PACT ermöglicht es zum Beispiel, dass Kinder gewaltsam aus Familien gerissen werden, die "anders" denken oder gegen den Staat agieren, um sie im Anschluss umzudrehen. Der 12-jährige Bird wächst bei seinem Vater auf, nachdem seine Mutter ihn vor Jahren ganz plötzlich verlassen hat. Bird hat es nicht leicht, da auch er asiatische Vorfahren hat. Als Bird eine rätselhafte Botschaft von seiner Mutter erhält, beschließt er sich auf die Suche zu machen. Er möchte endlich Antworten und wissen, warum sie ihn alleine zurück gelassen hat. Seine Suche führt ihn von alten japanischen Märchen, verbotenen Büchern und Buchhandlungen zu den "verschwundenen Herzen" - eine Widerstandsbewegung, die irgendwie mit seiner Mutter zusammenhängt.

Mir hat Celeste Ng's Roman wirklich gut gefallen. Die Autorin schreibt sehr poetisch und weiß zu fesseln, wobei mich vorallem das erste und das letzte Drittel besonders mitreißen konnten. Besonders die Einflechtung des japanischen Märchens 'Der Junge der Katzen malte' und die Liebe zu Büchern und Gedichten haben mir sehr gut gefallen. Die Elemente begleiten durch die gesamte Geschichte. Gedichte als plakative Protestschreie und Bibliotheken als Orte des Widerstandes in einer Zeit der Bücherverbote. Ich liebe es wie die Macht der geschriebenen Wörter hier regelrecht aufblüht. Es geht aber auch um Familie, die Beziehung einer Mutter zu ihrem Sohn und einen Jungen, der seinen Weg erst noch finden muss.

'Unsre verschwundenen Herzen' ist vorallem auch sehr gesellschaftskritisch, in großen Teilen erschreckend, sehr emotional und aktuell. Ich habe Bird unglaublich gerne begleitet. Im zweiten Teil des Buches kommt eine weitere Perspektive dazu, welche ich sehr aufschlussreich und spannend fand. Das Ende hat mich wiederum sehr berührt und hallt auch definitiv noch länger nach.

Fazit

Mit 'Unsre verschwundenen Herzen' hat Celeste Ng einen sehr gesellschaftskritischen Roman geschrieben, den ich gerne gelesen habe. Es geht um Diskriminierung, Rassismus, Manipulation und die Einschränkung der Meinungsfreiheit. Im Zentrum steht ein 12-jähriger Junge, der sich auf die Suche nach seiner Mutter macht und auf seiner Reise von Gedichten und einem japanischen Märchen begleitet wird. Auf der einen Seite erschreckend, auf der anderen sehr berührend, regt der Roman sehr zum Nachdenken an und hallt definitiv nach.

Empfehlung, für all jene, die gerne besondere Dystopien mit Realitätsbezug lesen.



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