Profilbild von April1985

April1985

Lesejury Star
online

April1985 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit April1985 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.06.2023

Eine süße Geschichte zum Verlieben

Das romantische Château in Frankreich – Ein Neuanfang für Élodie
0

》Den Jura-Abschluss zum vierten Mal zu verpatzen hätte eine perfekte Liebesgeschichte vielleicht wieder aufwerten können. Aber die Prüfung zum vierten Mal zu verpatzen, weil ein Filmstar und ein Schlosserbe ...

》Den Jura-Abschluss zum vierten Mal zu verpatzen hätte eine perfekte Liebesgeschichte vielleicht wieder aufwerten können. Aber die Prüfung zum vierten Mal zu verpatzen, weil ein Filmstar und ein Schlosserbe mit meinen Gefühlen spielten … Das hatte ich hoffentlich nicht verdient.《

(Zitat aus ‚Das romantische Château in Frankreich 1‘, Pos. 2795)

Darum geht’s:

Zum wiederholten Mal ist Élodie nun schon durch die Abschlussprüfung ihres Jurastudiums gerasselt. Um sich voll und ganz aufs Lernen konzentrieren zu können, beschließt sie Paris für eine Weile den Rücken zu kehren und nach Hause nach Courléon zu fahren. Courléon ist ein kleines verschlafenes Dorf, wo es keine Ablenkungen geben sollte. Womit Élodie jedoch nicht gerechnet hat, ist, dass ausgerechnet in diesem Sommer ein Hollywoodfilm im Schloss von Courléon gedreht wird. Ehe sich Élodie versieht, ist sie auch schon als Statistin engagiert, der attraktive Hauptdarsteller Paul macht ihr schöne Augen und Schlosserbe Nicolas, den Élodie schon seit Kindertagen kennt, scheint mehr als nur freundschaftliche Gefühle für Élodie zu empfinden.

Meine Meinung:

Ich hatte wirklich wunderschöne Lesestunden mit Claire Bonnetts romantischen Reihenauftakt, der mich ins idyllische Loire Tal entführt hat.

Claire Bonnett hat einen unglaublich bildhaften Schreibstil. Ich habe mich sofort in den vielen tollen Landschaftsbeschreibungen verloren. Es sind die puren Urlaubsgefühle in mir aufgekommen. Ich hätte am liebsten gleich selbst in der kleinen Pension von Élodies Eltern im kleinen verschlafenen französischen Dorf Courléon eingecheckt.

Protagonistin Élodie, aus deren Perspektive die Geschichte geschrieben ist, mochte ich von Anfang an sehr gerne. Ich konnte ihre Gefühle total gut nachvollziehen. Man merkt, dass sie mit ihren Jura-Studium nicht glücklich ist, aber auch so kurz vor dem Abschluss nicht aufgeben will. Auch wenn sie noch nicht weiß, was sie für ihre Zukunft möchte, setzt sie alles daran ihren Abschluss zu schaffen. Doch die Ruhe zum Lernen, die sie sich in Courléon erhofft hat, bleibt aus. Kaum hat Élodie ihre Koffer ausgepackt, landet sie mitten in einem Filmdreh, bei dem ihr der aufsteigende Hollywoodstar Paul ziemliche Avancen macht. Ganz zum Missfallen von Nicolas, dem Schlosserben, der ebenfalls heimliche Gefühle für Élodie hegt. Und als ob das nicht schon genug Turbulenzen sind, verlangt Élodies Vater noch dass sich Élodie mehr in der Pension einbringt. Und dann geschehen am Set auf dem Schloss auch noch mysteriöse Vorkommnisse. Will jemand den Film sabotieren? Ruhig hat es Élodie wirklich nicht.

Ich hatte großen Spaß mit der Geschichte. Die Handlung ist romantisch, turbulent und bietet überraschende Wendungen. Besonders gut haben mir die Einwohner Courléons gefallen, die zwar etwas überspitzt dargestellt sind, unter denen ich mich aber auch total wohlgefühlt habe.

Weniger gefallen hat mir hingegen die Darstellung des Antagonisten. Bei diesem Charakter habe ich die Grautöne vermisst, weil er einfach nur typisch böse dargestellt wurde. Für mich war es demnach auch keine Überraschung, wer hinter den Pannen beim Filmdreh steckt. Und auch das Ende fand ich etwas übertrieben; die Szene, in welcher der Antagonist auf Élodie trifft, hätte es meines Erachtens nicht gebraucht. Ich fand sie etwas zu viel des Guten bzw. eigentlich eher „Schlechten“. Der Ausgang der Liebesgeschichte hat mir aber im Gegensatz dazu sehr gut gefallen.

Letztlich hat das Buch genau das gemacht, für das es geschrieben wurde. Es hat für gute und leichte Unterhaltung gesorgt. Eine Geschichte zum Wohlfühlen und die einem den Alltag für ein paar Stunden vergessen lässt.

Das Buch ist im Übrigen in sich abgeschlossen, bildet allerdings den Auftakt einer Reihe. Doch auch als Einzelband lässt sich die Geschichte gut lesen. Ich bin jedenfalls gespannt wie es mit Élodie weitergeht und was ihre Zukunft für sie bereit hält.


》Gerüchte verbreiteten sich hier schneller als Katzenhaare auf weißen Hosen.《

(Zitat aus ‚Das romantische Château in Frankreich 1, Pos. 1828)

Fazit:

Eine süße Geschichte zum Verlieben mit charmanten Charakteren, Humor und den einen und anderen Turbulenzen. Wenn du dich von Courléon und seinen Einwohnern verzaubern und in der Pension Vinet verwöhnen lassen willst, dann kann ich den Reihenauftakt, der gut als Einzelband zu lesen ist, sehr empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Gefühl
Veröffentlicht am 14.06.2023

Wer ist hier das Monster?

Die Tochter des Doktor Moreau
0

》Sie war unverblümt und doch reizend. Aber wie sehr sie auch mit dem Fächer wedeln mochte, Soireen und literarische Salons waren ihr ebenso fremd wie die Sprache der Blumen.《

(Zitat aus ‚Die Tochter des ...

》Sie war unverblümt und doch reizend. Aber wie sehr sie auch mit dem Fächer wedeln mochte, Soireen und literarische Salons waren ihr ebenso fremd wie die Sprache der Blumen.《

(Zitat aus ‚Die Tochter des Doktor Moreau‘, S. 88)

Darum geht’s:

Mexiko, 1871: Mitten im Dschungel auf der Halbinsel Yucatan, fernab der Zivilisation, befindet sich das als Heilanstalt getarnte Labor von Dr. Moreau. Angewiesen auf seinen Geldgeber betreibt der Doktor geheime Forschungen. Doch die Resultate sind nicht wie erwünscht und Dr. Moreau steht kurz davor alles was ihm lieb ist zu verlieren. Als Eduardo Lizalde, der Sohn von Moreaus Auftraggeber, die Hacienda besucht, scheint sich zunächst alles zum Positiven zu fügen. Denn Eduardo hat sich in die liebreizende Carlota, Moreaus Tochter verliebt und macht ihr den Hof. Doch dann kommen nach und nach immer mehr dunkle Geheimnisse ans Licht. Das größte und gefährlichste davon betrifft Carlota selbst.

Meine Meinung
Eins vorweg: Wer mitreißenden Horror und eine gruselige Atmosphäre sucht, der wird sie hier nicht finden. ‚Die Tochter des Doktor Moreau‘ war mein erster Roman von Silvia Moreno-Garcia und einfach komplett anders als ich ihn mir erwartet habe. Horror ist definitiv vorhanden – aber eher von subtiler Machart.

Inspiriert von H.G. Wells ‚Die Insel des Doktor Moreau‘ schreibt Silvia Moreno-Garcia über grausame Experimente, die der Doktor in seinem geheimen Labor, das selbst Carlota nicht kennt, durchführt. Ich kannte H.G. Wells Werk bislang nicht und war daher von den Enthüllungen sehr überrascht. Doch auch wenn man Wells Werk kennt, ist das Entsetzen und Grauen nicht weniger präsent.

Der Roman kommt mit wenig Handlung aus. Tatsächlich habe ich mir vorallem in der ersten Hälfte einige Male gedacht, dass es nett wäre, wenn mal was passieren würde. Trotzdem konnte ich aber auch nicht aufhören zu lesen, weil mich die Charaktere so vereinnahmt haben. In einer Zeit, in der Frauen sich den Männern zu fügen haben, geht Carlota ihren ganz eigenen Weg. Sie ist wunderschön, freundlich und liebreizend und sie hat genaue Ziele vor Augen. Carlota dabei zu begleiten, wie sie ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, hat mich sehr mitfiebern lassen. Und auch ihr dunkles Erbe fand ich wahnsinnig spannend, auch wenn ich schon recht früh geahnt habe, welches Geheimnis in ihr schlummert.

Während die erste Hälfte wie gesagt sehr ruhig erzählt ist, wird es in der zweiten Hälfte ein bisschen temporeicher. Und es kommt auch zu einigen Wendungen in der Geschichte. Man darf sich aber wie gesagt keine mitreißende Action à la Indiana Jones erwarten.

Erzählt wird die Geschichte nicht nur aus Carlotas Perspektive. Die zweite Perspektive ist Montgomery, ein Trunkenbold mit dem Herz am rechten Fleck, den das Leben und die Liebe übel mitgespielt haben. Als Verwalter der Hacienda zählt es seinen Aufgaben sich um die Experimente zu kümmern.

Die Experimente sind es auch, die im Fokus stehen. Genauso wie die Frage inwieweit der Mensch in die Natur eingreifen darf. Ich war richtig ergriffen und entsetzt über das Leid, welches sich hinter den vier Wänden der Hacienda verbirgt.

Neben den Forschungen und wissenschaftlichen Experimenten geht es auch um Ausbeutung und Sklaverei. Historischer Hintergrund ist der Kastenkrieg – ein Konflikt zwischen Mayas und der Mexikanischen Bevölkerung. Die Autorin schreibt im Nachwort einiges dazu. Ich kann nur empfehlen dieses auch zu lesen, allein schon um ein besseres Gefühl für die ganze Situation zu bekommen.

Ich habe das Buch wirklich sehr gerne gelesen. Nicht zuletzt auch wegen des schönen Schreibstils bzw. der wunderbaren Übersetzung von Frauke Meier.


»Es ist, wie es ist. Für uns alle gibt es einen Pfad, dem wir folgen müssen, und ein Schicksal, das im Buch der Tage festgeschrieben ist.«

(Zitat aus ‚Die Tochter des Doktor Moreau‘, S. 211)

Fazit:

‚Die Tochter des Doktor Moreau‘ war komplett anders als erwartet. Silvia Moreno-Garcias Erzähltempo ist ruhig. Über weite Strecken passiert nicht viel. Und doch konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen, war ergriffen von dem Leid und dem Schmerz, welcher sich tief im mexikanischen Dschungel abspielt.

Ich kann das Buch all jenen empfehlen, die gerne ruhige Geschichten mit historischem Hintergrund lesen und sich auch gerne mit moralischen und ethnischen Fragen beschäftigen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2023

Eine Geschichte über die Liebe, Freundschaften und das Leben

Happy Place
0

》Einen Toast darauf, dass ich jetzt mein Körpergewicht in Wein trinke und hoffentlich erkenne, dass es alles nur ein Traum war, wenn ich aufwache, denke ich.《

(Zitat aus ‚Happy Place‘, S. 65)

Darum ...

》Einen Toast darauf, dass ich jetzt mein Körpergewicht in Wein trinke und hoffentlich erkenne, dass es alles nur ein Traum war, wenn ich aufwache, denke ich.《

(Zitat aus ‚Happy Place‘, S. 65)

Darum geht’s:

Harriet und Wyn sind seit dem College ein Paar und unzertrennlich. Gemeinsam mit ihren besten Freunden Sabrina und Parth sowie Cloe und Kimberly, verbringen Sie seit rund 10 Jahren ihren Urlaub gemeinsam an ihrem Happy Place – dem Strandhaus von Sabrinas Dad an der Küste von Maine. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Denn Harriet und Wyn haben sich vor Monaten nach einer Fernbeziehung getrennt. Und keiner der beiden hat die Freunde über die Trennung informiert. Doch dann werden die beiden überraschend zur Hochzeit von Sabrina und Parth eingeladen. Um die Stimmung und den Urlaub nicht zu ruinieren, beschließen Harriet und Wyn trotz Trennungsschmerz weiterhin das verliebte Paar zu spielen. Was macht eine weitere Woche schon aus…

Meine Meinung
Emily Henry hat mich mit ‚Happy Place‘ auf ganzer Linie überzeugt. Ich habe das Buch innerhalb von 2 Tagen regelrecht verschlungen, was vorallem an den einnehmenden Charakteren lag, die mich einfach nicht loslassen wollten.

Das Buch ist aus Harriets Perspektive geschrieben, wodurch wir vorallem sie als Person sehr gut kennen lernen. Ich habe die angehende Gehirnchirurgin mit der Leidenschaft zum Töpfern schnell in mein Herz geschlossen und mit ihr eine Woche voller Höhen und Tiefen, voll von wunderschönen Freundschaftsmomenten, Erinnerungen an vergangene Zeiten, aber auch Situationen, die wütend und traurig machen, erlebt.

Als Harriet in Maine anreist, um gemeinsam mit ihren besten Freunden ein letztes Mal eine Auszeit ‚an ihrem Happy Place‘ zu verbringen, ahnt sie nichts von den Überraschungen, die sie erwarten. Nicht nur, dass sie sich mit ihrem Ex-Verlobten Wyn ein Zimmer teilen soll, auch, dass ihre Freundin Sabrina, die Scheidungsanwältin, welche eigentlich nie heiraten wollte, plötzlich ihre Verlobung mit Partykönig und Spaßvogel Parth verkündet, kommt für Harriet vollkommen unerwartet. Da Harriet und Wyn immer als das Vorzeigepaar schlechthin galten – als der beste Beweis, dass aus Freunden auch mehr werden kann – bringen es die beiden nicht übers Herz ihre Trennung zu verkünden. Harriet und Wyn beschließen daher für diese eine Woche noch ein letztes Mal das verliebte Paar zu spielen. Dabei kommen alte Erinnerungen wieder hoch. Und so erfährt man in Rückblicken, wie sich die Freundinnen, und auch Harriet und Wyn kennen und lieben gelernt haben. Und auch wie es letztlich zum Ende der Beziehung kam. Doch bedeutet ein Ende der Beziehung auch immer das Ende der Liebe?

Mich hat die Handlung total überrascht, da sie nicht nur spaßig und amüsant ist und mit witzigen Dialogen auskommt, sondern auch viel Tiefgang mit sich bringt. Wir treffen auf Charaktere, die sich in der Jugend kennen gelernt haben und die sich in verschiedene Richtungen weiterentwickelt haben. Doch nicht alle haben Verständnis dafür. Es gibt auch jene, die an den alten Zeiten festhalten. Und jene, die noch nicht wissen, wo sie sich in der Zukunft beruflich und privat sehen.

Die Handlung ist sehr charakterbezogen, was ich persönlich total gerne mag. Das Setting kommt aber auch nicht zu kurz. Ich hab mich total wohlgefühlt in Maine und die Kleinstadtatmosphäre sehr genossen. Emily Henry hat, wie der Titel schon sagt, einen Happy Place geschaffen.

》Das Begehren ist ein Dieb. Er baut eine Tür ins Herz, und sobald man sie entdeckt, verbringt man sein ganzes Leben damit, sich nach dem zu sehnen, was dahinter ist.《

(Zitat aus ‚Happy Place‘, S. 403)

Fazit:

Emily Henry schreibt über die Liebe, zweite Chancen, neue Wege, Freundschaften und das Leben. Als Rom Com vermarktet, kommt ‚Happy Place‘ mit unerwartet viel Tiefgang daher. Aber keine Sorge: der Humor kommt nicht zu kurz.

Große Liebe und große Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.06.2023

Derb, brutal, blutig, genial

Die Prinzessinnen: Fünf gegen die Finsternis
0

》Gleich werden die Prinzessinnen die Lichtung in Blut und Eingeweide tränken.《

(Zitat aus ‘Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis’, 1. Satz)

Darum geht’s:

Prinzessin Narvila wurde entführt ...

》Gleich werden die Prinzessinnen die Lichtung in Blut und Eingeweide tränken.《

(Zitat aus ‘Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis’, 1. Satz)

Darum geht’s:

Prinzessin Narvila wurde entführt – wieder einmal. Zum Glück sind die Prinzessinnen – eine Söldnertruppe aus 4 waschechten Prinzessinnen – schon auf dem Weg, um Narvila zu retten und zu ihrer Familie zurück zu bringen. Doch die Rechnung haben sie ohne Narvila gemacht, denn diese hat ihr Leben bei Hofe satt. Sie möchte nicht länger im goldenen Käfig sitzen und darauf warten, dass sie aus politischen Gründen verheiratet wird. Narvila schließt sich den Prinzessinnen an – übersteht sie die Probezeit, darf sie fortan bei den Söldnerinnen bleiben und die Königreiche vor Ogern, Drachen und anderen Monstern und Mistkerlen befreien.

Meine Meinung:

Kein Pomp, kein Chichi, keine rosa Zuckerwatte und keine Regenbogen-Einhörner. Christian Endres Fantasy-Auftakt ist rau, brutal, blutig und actiongeladen. Ich habe die Geschichte vom ersten Satz an gefeiert und wollte mehr. Man könnte sagen, ich habe im wahrsten Sinne des Wortes Blut geleckt.

Aus Sicht von Narvila erleben wir brutale Schlachten und blutige Gemetzel. Es werden Schwerter geschwungen, es wird abgeschlachtet und Köpfe rollen. Aiby, Cinn, Decanra und Mef sind Söldnerinnen, die dafür bezahlt werden, die Welt vor Monstern und Diebesgesindel zu befreien. Ihr Spezialgebiet: Die Rettung entführter Prinzessinnen. So lernen sie auch Narvila kennen, die nicht länger die Marionette ihrer Eltern sein will. Die Prinzessinnen sagen zu, Narvila auszubilden. Besteht sie die Probezeit, darf sie bleiben. Und die Probezeit hat es wirklich in sich. In feinster Witcher-Manier erleben wir ein Abenteuer nach dem anderen. Ogern, Werwölfen, Fledermäusen und machthungrigen Okkultisten geht es an den Kragen. Bier und Wein fließen in rauen Mengen und süße Wirtshaustöchter und Schaustellersöhne werden vernascht.

Neben Narvila, deren Entwicklung ich großartig finde, lernt man durch Rückblenden in die Vergangenheit Aiby, Decanra, Cin und Mef kennen. Man erfährt woher sie ursprünglich kommen, wie sie zu Söldnerinnen wurden und schließlich zusammengefunden haben. Mir haben die Zeitsprünge bzw. Perpektivenwechsel unglaublich gut gefallen.

Absolut großartig ist auch das Worldbuilding. Wir befinden uns in einer mittelalterlichen Welt, die mich sehr an die Witcher-Romane erinnert hat. Durch die vielen Abenteuer, die man gemeinsam mit den Prinzessinnen erlebt, erfährt man viel von der Welt, den verschiedenen Königreichen, den Monstern und der Magie.

Christian Endres’ Schreibstil habe ich sehr gefeiert. Ich liebe die derbe Sprache, die spitzzüngigen Dialoge und auch den zweideutigen Humor.

Für mich ist das Buch ein großes Highlight, das ich Fans von Dark Fantasy und Grimdark absolut empfehle. Ich freue mich schon riesig auf Band 2, welcher mit dem Titel ‘Helden und andere Dämonen’ im November 2023 erscheint.

»Du hättest ihm mit der Sense das Gelege abrasieren können«, meint Cinn. »Oder sein Hirn aus dem Ohr zerren«, bringt Decanra ein. »Beim nächsten Mal«, verspricht Aiby. … »Ob Jungfrauen oder Riesenlümmel«, sagt Mef … »wir helfen bei jedem Problem.«

(Zitat aus ‚Die Prinzessinnen – Fünf gegen die Finsternis‘, S. 43 ff.)

Fazit:

Rosa Zuckerwatte, Regenbögen und Einhörner sucht man in Christian Endres Fantasy-Auftakt vergebens. ‚Die Prinzessinnen‘ ist rau, actiongeladen, äußerst brutal, blutig und derb. Es wird gemetzelt und abgeschlachtet, Prinzessinnen werden aus goldenen Käfigen befreit und vor größenwahnsinnigen Fanatikern gerettet. Sicher nicht für Jedermann, aber ich habs absolut geliebt und gefeiert.

Große Leseempfehlung für Fans von Dark Fantasy!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.05.2023

Dystopie mit Sogwirkung, die nostalgische Gefühle weckt

Gameshow – Der Preis der Gier
0

Ich kann mich noch zu gut daran erinnern, als ich vor Jahren ‘Die Tribute von Panem’ gelesen habe und in einem bösen Bookhangover geschlittert bin. Und dann kam der Hype um ‘Die Bestimmung’, ‘Die Amor-Trilogie’, ...

Ich kann mich noch zu gut daran erinnern, als ich vor Jahren ‘Die Tribute von Panem’ gelesen habe und in einem bösen Bookhangover geschlittert bin. Und dann kam der Hype um ‘Die Bestimmung’, ‘Die Amor-Trilogie’, ‘Starters und Enders’. Was hab ich diese klassischen Dystopien geliebt bzw. liebe ich sie noch immer. Als ich ‘Gameshow’ entdeckt habe, habe ich sofort nostalgische Gefühle bekommen.

Wenn du wissen willst, wie mir ‘Gameshow’ gefallen hat und ob es wie die anderen Bücher einen fixen Platz in meinem Herzen bekommen hat, dann lies gerne in meiner Rezension weiter.

》Für dich wird es immer nur bergauf gehen, meine Kleine. Warum habe ich dann das Gefühl, geradewegs in den Abgrund zu sehen?《

Zitat aus ‘Gameshow – Der Preis der Gier’, E-Book-Pos. 503 von 4968

Darum geht’s

Nach mehreren Weltkriegen hat sich im Jahr 2126 eine neue Ordnung in New London entwickelt, welche die Menschen in Klassen und entsprechenden Zonen einteilt. Während in der niedrigsten Gesellschaftsschicht die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Überleben spielen, leben in den anderen Zonen jene, die durch gezielte Wetteinsätze das Spiel am Laufen halten, ihr Leben verbessern, aber auch alles verlieren können. Als Cass Vater bei einem Wetteinsatz all seine Coins verliert, wird Cass in die niedrigste Klasse der Gesellschaft verstoßen, wo sie ab sofort als Gamerin bei den gefährlichen Arenakämpfen teilnehmen muss. Ihre einzige Chance der roten Zone zu entkommen, ist es, sich bis in die Gameshow hochzuspielen. Doch der Weg dorthin ist mit tödlichen Gefahren gespickt.

Meine Meinung

Wahnsinn! Was für ein mitreißender Pageturner! Einmal angefangen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe ‘Gameshow’ tatsächlich innerhalb von zwei Nachmittagen gelesen und jede einzelne Szene davon geliebt.

Das Buch ist aus Sicht der 19-jährigen Protagonistin Cass geschrieben, die unverschuldet alles verliert und in die niedrigste Gesellschaftsschicht – zu den Gamern in die rote Zone – verstoßen wird. Cass ist eine tolle junge Frau. Trotz ihrer Verzweiflung und ihrer Ängste lässt sie sich nicht unterkriegen und sie ist wild entschlossen der Hölle zu entfliehen. Ich habe wirklich durchgehend, von der ersten Seite weg, mit Cass mitgefiebert und mitgelitten. Ich bin mit Cass durch die Hölle gegangen, habe gemeinsam mit ihr Verbündete gefunden, dem Feind ins Auge gesehen, mich durch tödliche Spiele gekämpft. Ich habe mit Cass überlebt.

Doch nicht nur Cass ist mir sehr ans Herz gewachsen. Auch Yuna und Christoph habe ich rasch lieb gewonnen. Die beiden waren für mich wie ein Lichtblick in der sonst so rauen und tötlichen Welt.

Und dann gibt es auch noch Jax, der alles für ein Ticket in die Gameshow tun würde. Kann Cass ihm wirklich vertrauen?

Franzi Kopka mutet ihren Charakteren wirklich viel zu. Eine grausame Welt, in der Menschen zu Spielfiguren herabgesetzt werden. Eine Welt, in der Menschen auf das Leben anderer Menschen wetten. Wer bestimmt wieviel ein Leben wert ist? Und wie weit würdest du gehen, um zu überleben? Es ist wirklich ein heftiger Stoff. Menschliche Abgründe tun sich auf. Vertraute werden zu Verrätern, das eigene Leben wird über das anderer gestellt.

Ich habe etwas gebraucht, bis ich die neue Weltordnung und das Gesellschaftssystem durchblickt habe. Der Aufbau des Systems mit seinen verschienenen Klassen, den Gamblern und den Gamern ist aber auch ziemlich komplex. Ich war jedenfalls von Anfang an gefesselt. Die Geschichte hat eine enorme Sogwirkung. Abgesehen von den tragischen Schicksalen, von denen man erfährt, fesselt die Handlung mit unvorhersehbaren Wendungen, vielen Geheimnissen und temporeichen Actionsequenzen. Wem kann Cass wirklich vertrauen und wer spielt bloß ein böses Spiel mit ihr? Und was hat es mit dem rätselhaften, bruchstückhaften Erinnerungen von Cass über ihre verstorbene Mum auf sich? Das musst du natürlich selber herausfinden.

Ich habe jede einzelne Seite des Buches geliebt. Die Geschichte hat wunderbare nostalgische Gefühle in mir hervorgerufen. Ja, sie erinnert teilweise an ‘Die Tribute von Panem’ – alleine schon wegen den Arenakämpfen. Aber ‘Gameshow’ ist keinesfalls ein Abklatsch, sondern eine eigenständige, neue Geschichte mit vielen neuen Ideen. Ich liebe die Parallelen zu den ‘Klassikern’ jedenfalls sehr.

Franzi Kopkas Schreibstil ist großartig. Sehr unkompliziert und mitreißend. Die Handlung spielt sich wie ein Kinofilm ab, den man ohne Pause durchsuchten will. Meine Empfehlung daher: genügend Popcorn und Getränke bereitstellen, einen gemütlichen Leseplatz finden und sich voll und ganz in die Geschichte hineinfallen lassen.

Ich wünschte, ich könnte das Buch noch einmal zum ersten Mal lesen. Naja, dafür freue ich mich umso mehr auf die Fortsetzung, die nach dem fiesen Cliffhanger dringend her muss.


》Wer andere zur Gewalt zwingt, ist auch selbst dazu fähig.《

Zitat aus ‘Gameshow – Der Preis der Gier’, E-Book-Pos. 1329 von 4968

Fazit

Ich feiere Franzi Kopkas Debüt und liebe wirklich jede einzelne Seite davon. Die Dystopie hat wundervolle nostalgische Gefühle in mir geweckt, eine enorme Sogwirkung entfaltet, mich mit unglaublichen Wendungen überrascht und mich mit den Charakteren, besonders Protagonistin Cass, mitfiebern lassen.

‘Gameshow – Der Preis der Gier – ist für mich ein Jahreshighlight, das ich allen Fans von Klassikern wie ‘Die Tribute von Panem’ oder ‘Die Bestimmung’ sehr ans Herz legen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere