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Veröffentlicht am 12.08.2021

Thriller, Geschichte oder Fantasy?

Unter der Erde
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Der Thriller beginnt ziemlich spannend: Elias Haack ist mit dem Auto auf dem Weg zu seinem Großvater, den er seit mehr als dreißig Jahren nicht gesehen hat. Kurz vor dem Ziel hat Elias einen Unfall: nach ...

Der Thriller beginnt ziemlich spannend: Elias Haack ist mit dem Auto auf dem Weg zu seinem Großvater, den er seit mehr als dreißig Jahren nicht gesehen hat. Kurz vor dem Ziel hat Elias einen Unfall: nach einem lauten Knall kommt er von der Straße ab und verliert das Bewusstsein.

Die kürzen Einwürfe, welche die laufende Handlung oft unterbrechen, lassen vermuten, dass jemand Elias` Wiedertreffen mit dem 90-jährigen Großvater um jeden Preis verhindern will. Aber Elias ist zäh. Trotz der demnächst festgestellten Gehirnerschütterung marschiert er weiter zu Fuß und nimmt sogar an Opas Geburtstagsfeier teil. Am nächsten Morgen erwartet Elias böse Überraschung: der Großvater stirbt in der Nacht, zu einer Aussprache zwischen den beiden konnte es nicht kommen.

Es wurde aber noch schlimmer. Wegen Großvaters Tod wurde Elias prompt als Verdächtiger von dem örtlichen Polizisten verhört und darf eigentlich das Dorf nicht verlassen.

Bereits in diesem Moment bekam ich meine Zweifel an dieser Story. Soll es wirklich ein Thriller sein? Für mich wurde es zu dem Zeitpunkt höchstens ein Krimi mit einem einfältigen Dorfpolizisten. Warum erwähnt er mit keinem Wort Elias Unfall? Hat sich jemand von der Polizei den Unfallort angesehen? Wurden Spuren gesichert?

Auch der Protagonist Elias Haack, ein beliebter Autor der Krimi- und Horrorgeschichten, der für seine Bücher viel recherchiert hat (sein neuestes Buch gerade auf Platz fünf der Spiegel-Bestsellerliste, sein Foto schmückte die Titelseite des Sterns-Crime-Magazines) müsste eigentlich gescheiter sein. Er unternimmt aber nichts, tappt immer wieder in eine neue Falle und lässt den Albtraum seines Lebens einfach weiterlaufen. Ich fand das Ganze nicht gerade spannend, dafür aber sehr irritierend.

Viel interessanter fand ich die Familiengeschichte von Elias. Nach und nach erinnert sich Elias an seine Kindheit, an seine Mutter, sucht nach Fotos und Beweisen aus der Vergangenheit, und schließlich entdeckt Geheimnisse, die ihn zutiefst erschüttern.
Größtenteils unglaubwürdig fand ich dagegen die Geschichte des Dorfes und der merkwürdigen Dorfbewohner. Sie ist zwar von der Idee her sehr interessant, aber ihre Umsetzung so unrealistisch, dass Manches davon sogar absurd erscheint. Schade eigentlich, weil die grauenhaften Bilder des russischen Gefangenenlagers bewegen und womöglich auf historischen Ereignissen basieren.

Unabhängig davon, ob der Roman „Unter der Erde“ ein phantasievoller Thriller oder ein Thriller mit einem historischen Hintergrund ist, schockiert diese ausgefallene Geschichte an manchen Stellen. Sie bleibt länger in meiner Erinnerung.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Fantastische Reise nach Rom der 60er Jahren

Imperator
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Der Schauplatz des Romans ist Rom in den 60er Jahren:
“eine Stadt, in der monumentale Geschichte und heruntergekommene Gegenwart in einer der unzähligen Bars zusammen Kaffee tranken – und niemand wunderte ...

Der Schauplatz des Romans ist Rom in den 60er Jahren:
“eine Stadt, in der monumentale Geschichte und heruntergekommene Gegenwart in einer der unzähligen Bars zusammen Kaffee tranken – und niemand wunderte sich darüber.“ (19)

Im Cafe de Paris trifft man abends die High Society, tagsüber besuchen das Cafe die Touristen, die nach prominenten Gesichtern Ausschau halten. Auch der Privatdetektiv Gennaro Palladino verweilt hier täglich. Er tut es aber aus beruflichen Gründen, denn hier bekommt er Informationen, an die sonst keiner kommt. Von der einflussreichen Contessa Amarante bekommt er einen besonderen Auftrag. Er soll im Mordfall von Fausto ermitteln, einen bekannten Maler und guten Freund der Contessa.

Nach dem Mörder ihrer Mutter sucht Anna Savarese, die aus London nach Rom gekommen ist. Anna wohnt bei ihrem Onkel Bruno, der sein Lebensunterhalt mit den Fotos von Prominenten verdient. Mit ihm und seinem Paparazzi-Team durchquert Anna das nächtliche Rom, besucht die exklusiven Clubs und Bars in der Jagd nach prominenten Gesichtern. Bei Paparazzos lernt sie Spartaco kennen, der sie bei ihrer Recherche kräftig unterstützt. Als Sohn eines Adeligen verschafft er Anna Zutritt zu der geheimen Welt des römischen Adels. Beide entdecken Verschwörungen und Geheimnisse, die bisher im Dunklem verborgen lagen.

Auch Palladinos Ermittlungen nehmen einen unerwarteten Verlauf. Der Ermittler, der selbst ein doppeltes Spiel spielt, gerät unter Einfluss der finsteren Mächte und muss drastische Entscheidungen treffen.

Der Roman „Imperator“, der erste Teil einer Trilogie, basiert an dem Hörspiel, das bereits 2020 erschienen ist. Er ist eine gelungene Mischung aus Thriller, historischen Fakten und Phantastik. Die ganze Geschichte ist sehr spannend und gleichzeitig lehrreich. Denn viele Details aus der römischen Vergangenheit, die Legenden über die römischen Kaiser, sowie Fakten aus der Nachkriegszeit und die politischen Ereignisse der sechziger Jahre, die in diesem Roman wichtige Rolle spielen, sind historisch belegt.

Sehr interessant und bildhaft erscheint die Stadt Rom auf den Seiten des Buches. Im Nachwort erzählt Kai Meyer über seine Faszination für den italienischen Film und seine Recherchen vor Ort. Beim Lesen des Buches hatte ich oft das Gefühl selbst durch diese fantastische Stadt zu wandern, so realistisch und detailreich sind die Bilder, die das Autoren-Duo in diesem Buch vermittelt.

Der Thriller punktet durch seine temporeiche Handlung, Verschwörungstheorien, Konflikte und Intrigen zwischen den einzelnen Protagonisten und auf der politischen Ebene, starke Charaktere und Exkursionen in die römische Vergangenheit.

Faszinierend war für mich vor allem Annas Geschichte, die in Rom die Wahrheit über den gewaltsamen Tod ihrer Mutter herausfinden will. Palladinos Geschichte mit vielen phantastischen Elementen verwirrt zuerst, aber im Verlauf der Handlung bereichert sie unheimlich das Ganze und sorgt für gute Unterhaltung.

Ich habe diese Lektüre sehr genossen und bin gespannt auf ihre Fortsetzung.
Der Thriller bekommt meine wärmste Empfehlung!

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Veröffentlicht am 02.08.2021

Tom Bachmann - ein Profiler mit eigenen dunklen Seiten

Der Blutkünstler (Tom-Bachmann-Serie 1)
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Der grausame Mord an Senta van Darten, einer Galeristin aus Düsseldorf, erschüttert stark das erfahrene Team des BKA in Bonn. Der Tatort mit der kunstvoll drapierten Leiche lässt keine Zweifel zu; hier ...

Der grausame Mord an Senta van Darten, einer Galeristin aus Düsseldorf, erschüttert stark das erfahrene Team des BKA in Bonn. Der Tatort mit der kunstvoll drapierten Leiche lässt keine Zweifel zu; hier hat der Blutkünstler wieder zugeschlagen, es kann sich nur um sein Werk handeln.

Tom Bachmann, der weltweit beste Profiler, übernimmt die Leitung der Sonderabteilung des BKA. Der Seelenleser, wie ihn viele nennen, kann sich meisterhaft in die Psyche jedes Täters hineinversetzen. Seine Fähigkeiten und die Erfahrung setzt er jetzt ein, um den Psychopathen, der die Frauenleichen als Kunstwerke zur Schau stellt, schnellstens zu fassen.
„Die Arbeit als Profiler war für ihn wie eine Sucht, die alles Dunkle in ihm überdeckte.„Nur wenn er auf der Jagd war, hatte er seine eigene dunkle Seite unter Kontrolle.“ (25)
Nur welche dunklen Geheimnisse verbergt Tom Bachmann selbst?

„Der Blutkünstler“ ist der erste Roman von Chris Meyer. Der Thriller eröffnet die Reihe mit dem Profiler Tom Bachmann, der all seine bisherigen Fälle erfolgreich lösen konnte. Tom ist kein gewöhnlicher Fallanalytiker. Denn der Kampf gegen das Böse, Jagd nach Psychopathen und Mördern sind für ihn wie eine Sucht. Und nur er selbst kennt die Gründe dafür. Seine Ermittlungsmethoden sind ungewöhnlich und für seine Kolleg*innen nicht immer nachvollziehbar.

Der Autor lässt uns auch in die Seele des Blutkünstlers zu blicken, ihm bei seiner blutigen grausamen Arbeit zuzuschauen, seine bizarren Gedankengänge zu verfolgen. Es sind grausigen Begegnungen, die starke Emotionen hervorrufen und schwer zu ertragen sind.

Der Thriller punktet nicht nur wegen der starken kontinuierlichen Spannung. Seine außergewöhnlichen Protagonisten, die mit ihren Neigungen und Zwängen zu kämpfen haben, fesseln an das Buch. Gekonnt setzt der Autor falsche Spuren ein und obwohl er vieles über den Täter im Verlauf der Handlung verrät, kommt die Auflösung des Falles wirklich überraschend.

Ich fand diesen hochspannenden Thriller sehr unterhaltsam. Die interessanten Ermittlungen und die vielseitigen Charaktere haben mir fesselnde Lesestunden beschert.
Der Thriller bekommt von mir eine absolute Leseempfehlung.!

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Ein guter Auftakt der Reihe mit Jonah Colley

Die Verlorenen
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Das Hörbuch erschien am 8.Juli 2021 im Argon Verlag. Es wurde von Johannes Steck gesprochen. Ein düsteres schwarzweiß Bild einer Lagerhalle auf der Schutzhülle lässt die Atmosphäre des Tatortes hervorragend ...

Das Hörbuch erschien am 8.Juli 2021 im Argon Verlag. Es wurde von Johannes Steck gesprochen. Ein düsteres schwarzweiß Bild einer Lagerhalle auf der Schutzhülle lässt die Atmosphäre des Tatortes hervorragend nachempfinden.

Auch der Sprecher des Buches vermittelt sehr gut die diversen Stimmungen des Hörbuches. Seine tiefe, ausdrucksstarke Stimme passt meines Erachtens, besonders zu den männlichen Protagonisten, wunderbar. Nicht so gut empfand ich sie bei den weiblichen Stimmen. Jedoch seine Art zu sprechen hat die Gefühle der Protagonisten und die Dramatik der Handlung eindrucksvoll wiedergegeben.

Das Hörbuch ist gekürzt, was ich persönlich, besonders bei Krimis und Thrillern, nicht mag. In solchen Fällen erscheint mir jedes Detail von Bedeutung zu sein. In dem Thriller jedoch bleiben zum Schluss einige Fragen offen, die wahrscheinlich bei der Fortsetzung der Reihe aufgeklärt werden.

Der gutmütige Protagonist Jonah Colley ist mir sehr sympathisch. Er zögert nicht, als sein Ex-Freund Gavin ihn unerwartet telefonisch um ein Treffen und um Hilfe bittet. Jonah fährt zum Treffpunkt und findet dort nur die Leiche seines Freundes und drei weitere in Plastikfolie eingewickelte Tote. Auch er selbst kommt nicht ungeschoren davon; wurde angegriffen und fast zu Tode geprügelt. Seitdem läuft er auf Krücken. Seine Behinderung hält ihn jedoch nicht davon ab, seinen Mitmenschen zu Hilfe zu eilen. Egal, ob es Gavins Witwe oder seine Ex-Frau ist.

Er kann immer noch nicht über den Verlust seines vierjährigen Sohnes Theo hinwegkommen. Theo ist vor zehn Jahren von einem Spielplatz spurlos verschwunden, der Fall wurde nie aufgeklärt. Jonah gibt sich selbst die Schuld dafür, weil er zu der Zeit auf Theo aufpassen sollte. Damals ist auch seine Ehe zu Bruche gegangen und die Freundschaft mit Gavin wurde abrupt beendet. Der Anruf von Gavin weckt in Jonah die Hoffnung auf neue Erkenntnisse im Theos Fall.

Am Anfang überschlagen sich die Ereignisse und der Spannungsbogen steigt enorm. Aber auch im weiteren Verlauf ist der Thriller sehr spannend und aufregend. Neue dramatische Ereignisse und Charaktere sorgen für einige Gänsehautmomente, einige falsch ausgelegte Spuren täuschen perfekt. Fast bis zum Schluss ist es unklar, was mit Theo damals wirklich passiert ist und warum Gavin gerade jetzt Jonah um Hilfe gebeten hat.

Das Hörbuch hat mir insgesamt gut gefallen. Ich fühlte mich an die Orte des Geschehens versetzt und hatte gute Unterhaltung.
Ich empfehle das Hörbuch allen, die lieber lauschen als lesen mögen

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Veröffentlicht am 30.07.2021

Ein guter Auftakt der Reihe mit Jonah Colley

Die Verlorenen
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Mit dem Buch „Die Verlorenen“ eröffnet Simon Beckett seine neue Thriller-Reihe mit Jonah Colley. Mit gemischten Gefühlen habe ich den Polizisten einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei in ...

Mit dem Buch „Die Verlorenen“ eröffnet Simon Beckett seine neue Thriller-Reihe mit Jonah Colley. Mit gemischten Gefühlen habe ich den Polizisten einer bewaffneten Spezialeinheit der Londoner Polizei in dem Roman begleitet. Denn Jonah ist kein Superbulle, der alle Hindernisse aus dem Weg räumt und das Verbrechen blitzschnell bekämpft. Im Gegenteil: er wurde oft selbst angegriffen und sogar von der Polizei als Verdächtiger ins Visier genommen.

Trotzdem ist der gutmütige Protagonist mir sehr sympathisch. Er zögert nicht, als sein Ex-Freund Gavin ihn unerwartet telefonisch um ein Treffen und um Hilfe bittet. Jonah fährt zum Treffpunkt und findet dort nur die Leiche seines Freundes und drei weitere in Plastikfolie eingewickelte Tote. Auch er selbst kommt nicht ungeschoren davon; wurde angegriffen und fast zu Tode geprügelt. Seitdem läuft er auf Krücken. Seine Behinderung hält ihn jedoch nicht davon ab, seinen Mitmenschen zu Hilfe zu eilen. Egal, ob es Gavins Witwe oder seine Ex-Frau ist.

Er kann immer noch nicht über den Verlust seines vierjährigen Sohnes Theo hinwegkommen. Theo ist vor zehn Jahren von einem Spielplatz spurlos verschwunden, der Fall wurde nie aufgeklärt. Jonah gibt sich selbst die Schuld dafür, weil er zu der Zeit auf Theo aufpassen sollte. Damals ist auch seine Ehe zu Bruche gegangen und die Freundschaft mit Gavin wurde abrupt beendet. Der Anruf von Gavin weckt in Jonah die Hoffnung auf neue Erkenntnisse im Theos Fall.

Am Anfang überschlagen sich die Ereignisse und der Spannungsbogen steigt enorm. Aber auch im weiteren Verlauf ist der Thriller sehr spannend und aufregend. Neue dramatische Ereignisse und Charaktere sorgen für einige Gänsehautmomente, einige falsch ausgelegte Spuren täuschen perfekt. Fast bis zum Schluss ist es unklar, was mit Theo damals wirklich passiert ist und warum Gavin gerade jetzt Jonah um Hilfe gebeten hat.
Ich habe den Thriller gerne gelesen und fühlte mich sehr gut unterhalten. Dazu hat auf jeden Fall der wunderbare Schreibstil des Autors beigetragen: dynamisch, flüssig, fesselnd.

Zum Schluss bleiben noch einige Fragen offen, deren Aufklärung offensichtlich im nächsten Band der Reihe erfolgen würde. Auf die Fortsetzung bin ich sehr gespannt.

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