Ein fesselnder Auftakt der Reykjavik-Trilogie
Das NetzNach der Scheidung von Adam bleibt Sonja mittellos und kann nicht für ihren Sohn Tómas sorgen. Deswegen bekommt Adam das Sorgerecht für Tomas und bestimmt den Umgang mit ihm. Sonja will unbedingt ihren ...
Nach der Scheidung von Adam bleibt Sonja mittellos und kann nicht für ihren Sohn Tómas sorgen. Deswegen bekommt Adam das Sorgerecht für Tomas und bestimmt den Umgang mit ihm. Sonja will unbedingt ihren Sohn zurückgewinnen; dafür müsste sie aber genug Geld verdienen. Aus diesem Grund lässt sie sich auf Drogenschmuggel ein. Sie will unabhängig sein; deswegen nimmt sie auch kein Geld von ihrer Freundin Agla, mit der sie seit kurzem eine Liebesbeziehung hat.
Auch Agla, eine Bankangestellte in gehobener Position, befindet sich in Schwierigkeiten. Zwar mangelt es ihr an Geld nicht, aber es wurde gegen sie wegen kriminellen Bankgeschäften ermittelt. Von Anfang an ist es klar, dass sie in die illegalen Machenschaften verwickelt ist.
Der erfahrene Zollbeamte Bragi verdächtigt bald Sonja des Drogenschmuggels. Bisher konnte er sich immer auf seine Intuition verlassen und die perfekte Sonja kommt ihm sehr verdächtig vor.
Die Handlung dieses Romans wurde aus der Sicht der jeweiligen Hauptperson fortgeführt. Sonja, Agla und der Zollbeamter Bragi erzählen im Wechsel über die bedeutenden Geschehnisse aus ihren Leben.
Häppchenweise erfährt man, wie die Protagonisten straffällig geworden sind und welch drastische Konsequenzen dies für ihr Leben habe.
Lilja Sigurdardottir versteht es, die emotionalen Bilder des Geschehens anschaulich dem Leser zu vermitteln. Zwar gibt es in diesem Krimi keinen brutalen, blutigen Mord, aber an der Brutalität und dem Verbrechen selbst mangelt es hier nicht. Es ist schon erstaunlich, wie schnell man in das Netz der Kriminalität gelangen kann und wie schwer es ist, sich daraus zu befreien.
Die Krimikapitel sind kurz, temporeich, spannend. Sie verleiten förmlich zum Weiterlesen, denn auch die Cliffhänger am Ende der vielen Abschnitte erhöhen enorm die Spannung.
Ich habe mich bei dieser Lektüre sehr gut unterhalten gefühlt. Sonjas Geschichte fand ich besonders spannend; sogar für ihre Straftaten könnte ich etwas Verständnis aufbringen. Agla dagegen erscheint mir noch sehr blass, was vor allem an ihrer Vergangenheit und ihrer unklaren Rolle in dem ganzen Komplott liegt. Eine richtige Überraschung ist der Zollbeamter Bragi, den ich trotz seiner Rolle sympathisch fand.
„Das Netz“ ist das erste Buch aus der 3-teiligen Krimireihe. Sehr gelungen und völlig überraschend ist das Finale des ersten Teils. Auf die Fortsetzung, die voraussichtlich im Oktober 2020 erscheint, freue ich mich jetzt schon.