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Veröffentlicht am 21.06.2021

Die Schlinge zieht sich weiter zu....

Die Schlinge
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Sonja gelingt die Flucht mit ihrem kleinem Sohn Tómas. Im sonnigen Florida genießen Mutter und Sohn ihr unbeschwertes Zusammensein, bis Tomas in eine Falle gelockt wurde. Sie wurden gezwungen zur Rückkehr ...

Sonja gelingt die Flucht mit ihrem kleinem Sohn Tómas. Im sonnigen Florida genießen Mutter und Sohn ihr unbeschwertes Zusammensein, bis Tomas in eine Falle gelockt wurde. Sie wurden gezwungen zur Rückkehr nach Reykjavik: Sonja muss weiter als Drogenkurierin arbeiten. Doch sie weiß nun, wer ihr wahrer Feind ist und schwört die Rache. Um ihr Ziel zu erreichen, ist sie bereit über Leichen zu gehen.

In ihrer Liebesbeziehung mit Agla kriselt es gewaltig, doch die treue Freundin ist bereit ihr jede Unterstützung zu gewähren. Auch der kriminell gewordene Zollinspektor Bragi würde sie unterstützen, obwohl er langsam von Zweifeln gepackt wurde.
Wird das ungewöhnliche Trio ihre waghalsigen Pläne durchführen können?

Mit großem Interesse habe ich die Fortsetzung der Krimiserie mit Sonja gelesen. Das Schicksal der jungen Mutter, die auf eine perfide Weise zu Kriminalität gezwungen wurde, hat mich ergriffen. Ich habe mich mehrmals gefragt, wie weit würde Sonja noch gehen, was würde sie noch ertragen müssen, um endlich ein normales Leben mit ihrem Sohn führen zu können.

Erstaunlich sind auch die Beweggründe des Zollbeamten Bragi, der eigentlich jetzt schon sein Rentnerdasein genießen dürfte. Auch er verfolgt einen ausgeklügelten Plan, und auch er will nicht aufgeben.
Sehr interessant ist die hochintelligente Agla, die vor allem um die Liebe kämpft. Auch sie ist bereit alles dafür zu riskieren.

„Die Schlinge“ ist eine super spannende Fortsetzung der Island-Trilogie. Kurze Kapitel, interessante, temporeiche Story, dramatische Ereignisse und nicht zuletzt der flüssige, fesselnde Schreibstil der Autorin haben bewirkt, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

Der packende Reykjavik-Krimi von Lilja Sigurdardottir bekommt meine wärmste Leseempfehlung. Von Vorteil wäre es zuerst den ersten Teil zu lesen.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Emotionaler Thriller

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
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Elle Castillo betreibt ein True-Crime-Podcast, in dem sie alte ungelöste Kriminalfälle neu aufrollt. Sie will Gerechtigkeit für die Opfer des Verbrechens und sucht nach den Tätern. Dabei hofft sie auf ...

Elle Castillo betreibt ein True-Crime-Podcast, in dem sie alte ungelöste Kriminalfälle neu aufrollt. Sie will Gerechtigkeit für die Opfer des Verbrechens und sucht nach den Tätern. Dabei hofft sie auf die Aufmerksamkeit und Hilfe ihrer Zuhörer.
Ihr aktueller Fall ist der sogenannte Countdown-Killer, der immer im Abstand von drei Tagen drei junge Frauen entführt hat. Jedes Mal wurde das nächste Opfer ein Jahr jünger als das vorherige. Jede entführte Frau wurde am siebten Tag tot aufgefunden. Der Killer plante all seine Taten perfekt, trotzdem gelang es dem zehnten Opfer zu fliehen. Der Countdown wurde unterbrochen, der Täter aber nie identifiziert, geschweige denn gefasst.
Obwohl inzwischen mehr als zwanzig Jahre vergangen sind, erregt Elles aktuelle Staffel enorme Aufmerksamkeit und sorgt für viele Emotionen. Die Resonanz fällt aber nicht immer positiv aus; es hagelt auch von Hass- und Drohnachrichten. Und bald gibt es sogar neue Opfer, und Elle gerät in Schwierigkeiten. Hat sie mit ihren Veröffentlichungen den Killer herausgefordert?


„Der Countdown-Killer“ ist ein sehr spannender Thriller, der mich von Anfang an in Atem gehalten hat. Dazu hat - ohne Zweifel - die Erzählweise dieser Geschichte viel beigetragen. Das Buch beginnt mit einem Kapitel aus Elles Justice Delayed- Podcast, in dem die Podcasterin über ihre Sendung und ihren aktuellen Ermittlungsfall spricht. Sie lässt auch die damaligen Tatzeugen zu Wort kommen; auf diese Weise konnte ich die relevanten Details des bisher ungeklärten Ermittlungsfalles erfahren. Später folgen weitere Podcast-Kapitel mit den Aufzeichnungen der Staffel, die immer mehr Informationen über das begangene Verbrechen, ihre Opfer und den Täter liefern.

Zwischendurch lässt die Autorin ihre Protagonistin Elle über ihren Alltag erzählen. Der ist vor allem von Elles Ermittlungen bestimmt, denn sie will um jeden Preis den Countdown-Killer finden und ihn zu Rechenschaft ziehen. Elle ist keine professionelle Ermittlerin, trotzdem macht sie ihren Job sehr gut. Ihre Gespräche mit den damaligen Zeugen und Hinterbliebenen der Opfer wirken realistisch und gehen oft tief unter die Haut.

Neue Wendungen in dem Fall, überraschende Enthüllungen und Erkenntnisse, und nicht zuletzt neue Opfer sorgen in diesem Thriller für enorme Spannung. Das Buch ist ein wahrer Pageturner, ich konnte es kaum aus der Hand legen.

„Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden“ ist der Debütroman von Amy Suiter Clarke. Auf die nächsten Bücher der Autorin freue ich mich jetzt schon.

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Veröffentlicht am 24.04.2021

Hannahs bewegende Geschichte lässt keinen kalt

Hannahs Gefühl für Glück
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Hannahs Gefühl für Glück – ein modernes Wintermärchen über ein elfjähriges Mädchen, das allein auf der Welt ist.
Hannah irrt durch die winterliche Kälte, unpassend angezogen, mit Tränen in den Augen, sichtlich ...

Hannahs Gefühl für Glück – ein modernes Wintermärchen über ein elfjähriges Mädchen, das allein auf der Welt ist.
Hannah irrt durch die winterliche Kälte, unpassend angezogen, mit Tränen in den Augen, sichtlich verstört. So findet sie der Ex-Polizist Eric Nyland und schon kurze Zeit später bleibt Hannah über die Weihnachtstage bei seiner Familie.

Eric riskiert damit einiges, denn seine Frau Ellie ist bereits mit ihren zwei Söhnen: dem Teenager Dan und dem autistisch veranlagten fünfjährigen Sammy, sowie dem dementen Schwiegervater total überfordert. Und Eric widmet sich gerne seinen beruflichen Pflichten, ist bereit bei jeder Krise außerhalb des eigenen Hauses zu helfen.

In diesem chaotischen Durcheinander der Familie Nyland soll Hannah zuerst Zuflucht finden, ihre seelischen Wunden heilen lassen, an eine bessere Zukunft glauben. Aber dann ist es gerade Hannah - tapfer und warmherzig - die in dieser kurzen Zeit die Familie Nyland zusammenbringt und die Herzen der Familienmitglieder erobert. Sogar der Hund Thorn trottet Hannah ständig hinterher und lässt sie keinen Augenblick allein.

Der Roman ist eine wunderschöne Geschichte, die mich von Anfang an in ihren Bann gezogen hat. Sie wurde aus verschiedenen Sichten erzählt; dadurch wurde das Verhalten der Protagonisten für mich als Leserin leicht verständlich und nachvollziehbar. Die einzige Ausnahme bildet hier die Ehefrau und Mutter Ellie, ständig unzufrieden und wechselhaft, deren Handlungen und Reaktionen mich oft verwundert haben.

Sehr spannend sind die meisterhaft skizzierten Porträts der Romanfiguren sowie die ausdruckstarken Bilder des Lebens einer ungewöhnlichen Familie. Ich habe das Gefühl gehabt selbst mittendrin im Geschehen zu sein.

Hannahs dramatisches Schicksal, ihr Mut und die Charakterstärke, haben mich tief berührt. Bei ihrer Geschichte musste ich immer wieder die eine oder andere Träne wegdrücken. Ein herzbewegender Roman, der an das Gute in Menschen glauben lässt und lange in Erinnerung bleibt.

Eine märchenhafte Geschichte, die die Seele der Leser*innen erwärmt.

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Veröffentlicht am 13.04.2021

Spannender Auftakt der Reihe mit Arne Stiller

Der Kryptologe
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An dem Abend wollte der Journalist Holger Winzer die neue Aufführung in der Semperoper mit seiner Frau Annalena genießen. Stattdessen muss er eine Vermisstenanzeige bei der Polizei erstatten, denn Annalena ...

An dem Abend wollte der Journalist Holger Winzer die neue Aufführung in der Semperoper mit seiner Frau Annalena genießen. Stattdessen muss er eine Vermisstenanzeige bei der Polizei erstatten, denn Annalena und die Tochter Liliana spurlos verschwunden sind. Der Fall landet bei dem Kriminaloberkommissar Arne Stiller, der - nach der Suspendierung vor einem Jahr - den Dienst bei der Dresdner Mordkommission wieder aufgenommen hat.
Noch am gleichen Abend findet die Polizei in der Nähe der Semperoper Annalenas Leiche, in einem Abendkleid, an Händen und Füßen in die Haut eingeritzte Zahlen. Die einzige Hoffnung besteht noch darin, dass der erfahrene Kryptologe Arne die Zahlen entschlüsseln kann, und dass man mit Hilfe dieser Botschaft die immer noch vermisste Liliana schnell finden kann.

„Der Kryptologe“ von Elias Haller ist das erste Buch aus der Reihe mit dem Ermittler Arne Stiller. Der Kriminaloberkommissar ist ein erfahrener Beamte, der bei den Ermittlungen ungewöhnliche Wege geht. Vielleicht haben ihn die persönlichen Erfahrungen, die zu seiner Suspendierung geführt haben, so geprägt, aber man muss ihn wahrscheinlich entweder lieben oder hassen.

Ich konnte ihn zuerst schlecht einschätzen; den mal war er sehr formell, wortkarg, ironisch oder sogar sarkastisch, dann wieder zeigte er viel Herz. Auch sein Umgang mit der Kollegin Inge, die ihn bei den Ermittlungen tatkräftig unterstützt, lässt viel zu wünschen übrig.

Trotzdem überzeugt mich dieses Ermittler-Team. Die Sturheit und die Kratzbürstigkeit der beiden haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Mit großem Interesse habe ich die Arbeit der beiden Kommissare verfolgt.

Präzise, mit Angabe des Wochentags und der Uhrzeit, dokumentiert der Autor das dramatische Geschehen. Die aktuellen Ereignisse wurden mehrmals mit den „Rückblicken“ unterbrochen, in denen der Autor die Einblicke in die Vergangenheit des Täters gewährt, ohne jedoch seine Identität preiszugeben. Der Leser darf fleißig miträtseln.

Der Thriller ist sehr spannend. Von Anfang an hat er mich in seinen Bann gezogen, die kurzen fesselnden Kapitel und der lebendige, anschauliche Schreibstil zu weiterlesen verleitet.

Das erste Buch mit Arne Stiller hat mir sehr gefallen. Auf die Fortsetzung der Reihe bin ich sehr gespannt. Meine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 11.04.2021

Familiengeheimnisse und ein Recht auf Schweigen

Klaras Schweigen
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Miriam sorgt sich um ihre Großmutter Klara, die vor kurzem einen Schlaganfall erlitten hat. Denn seitdem konnte die 89-jährige Dame nicht mehr sprechen. Miriams Freude ist dementsprechend groß, als sie ...

Miriam sorgt sich um ihre Großmutter Klara, die vor kurzem einen Schlaganfall erlitten hat. Denn seitdem konnte die 89-jährige Dame nicht mehr sprechen. Miriams Freude ist dementsprechend groß, als sie erfährt, dass die Großmutter nach 6 Wochen Reha-Klinik wieder einzelne Wörter sprechen kann. Verwirrend ist es aber, dass Klara plötzlich Französisch spricht.
Seit langem besteht eine besondere Beziehung zwischen Klara und ihrer Enkelin. Denn im Alter von 2 Jahren hat Miriam ihre Eltern verloren und wuchs seitdem bei den Großeltern auf. Miriam hilft der Großmutter bei den Sprachübungen und erfährt nach und nach Einzelheiten über Klaras Vergangenheit. Auf Wunsch der Großmutter beginnt Miriam mit der Suche nach Klaras ersten großen Liebe. So kommen lange verschwiegene Familiengeheimnisse ans Tageslicht und dabei viele alte Wunden aufgerissen wurden.


„Unsere Mütter und Väter, Großväter und Großmütter haben ein Recht auf die Lücken in ihren Biografien. Sie schulden uns keine Auskunft.“ (107)

Sehr emotional ist der neueste Roman von Bettina Storks. Die Autorin erzählt hier die Geschichte einer sehr starken Frau, die ziemlich früh Verantwortung für ihr Leben übernehmen musste. Um ihre Familie finanziell zu unterstützen unterbrach Klara ihre Schneiderlehre und begann im Herbst 1948 in einem französischen Laden zu arbeiten. Dort traf sie ihre erste Liebe, einen in Freiburg stationierten Französen Pascal. Doch diese Liebe war von Anfang an zum Scheitern verurteilt; den weder das Gesetz noch ihre Familie haben solche Beziehungen erlaubt.

Kurze Zeit später ist Klara gezwungen Freiburg zu verlassen. Sie bekommt Unterstützung ihres Patenonkels in Konstanz, kann ihre Schneiderlehre beenden und heiratet – gegen den Willen ihrer Familie - den Justizschreiber Eduard. Klara hatte viel Glück im Leben, aber sie musste auch viele Schicksalsschläge annehmen, an denen sie leicht zerbrechen könnte. Sie war bestimmt ein gutes Vorbild für ihre Enkelin Miriam, die ihr jetzt treu zu Seite steht.

Auf Klaras Wunsch begibt sich Miriam auf Spuren der Vergangenheit, doch ihre Großtante Lotte reagiert mit Ärger:
„Nichts war…. Jedenfalls nichts, was für deine Ohren bestimmt wäre. Es ist einfach geschehen. Und nach all den Jahren kommst du mit deinen Fragen. Lass es gut sein, Miriam, lass es gut sein. Ich warne dich – du bringst sie ins Grab – das schwöre ich dir! Es hängt zu viel dran.“ (106)

Bei ihrer Recherche stößt Miriam auf Lügen, die vor fast siebzig Jahren gesponnen wurden und das Leben der ganzen Familie verändert haben. Auch Miriam muss die entdeckten Wahrheiten verkraften.

Bettina Storks platziert die Geschichte mit Miriam ins Jahr 2018, Klaras Geschichte erfasst die Nachkriegsjahre bis Jahr 2018. Beide Geschichten wurden abwechselnd erzählt und beide sind unheimlich spannend.

Bildhaft hat die Autorin das Leben der deutschen Familien in der Nachkriegszeit, insbesondere in der französischen Besatzungszone, dargestellt. Interessant und authentisch hat sie über die Rolle der Frau in der Familie und in der Gesellschaft geschrieben.
Der Erzählstil ist sehr ansprechend, extrem anschaulich, emotional und tiefgehend.

„Klaras Schweigen“ ist eine berührende Geschichte, die ich regelrecht verschlungen habe.
Sehr empfehlenswert!

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