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Veröffentlicht am 08.11.2017

Schneewittchen-Gang und das Aggro-Problem

Rotkäppchen und der Hipster-Wolf
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Im Märchenwald herrscht Aufruhr. Die Prinzen der vier Prinzessinnen sind verschwunden. Die Prinzessinnen, darunter Schneewittchen und Aschenputtel, machen sich zusammen mit Rotkäppchen auf die Suche. Wobei ...

Im Märchenwald herrscht Aufruhr. Die Prinzen der vier Prinzessinnen sind verschwunden. Die Prinzessinnen, darunter Schneewittchen und Aschenputtel, machen sich zusammen mit Rotkäppchen auf die Suche. Wobei zusammen nicht wörtlich zu nehmen ist - Rotkäppchen aka Red lässt einen Hipster-Wolf für sich schnüffeln, während die Schneewittchengang erst Leute umbringt und sie dann fragt, ob sie was über ihre Ehemänner wissen. Dass das nicht funktioniert, ist klar. Dann verliebt sich Red auch noch in zwei Typen und Jasemin aus dem Morgenland erklärt den Prinzessinnen und somit dem Märchenwald den Krieg.

Auf dieses Buch hatte ich mich gefreut. Ich meine, wie cool ist die Idee, Märchenfiguren total modern darzustellen mit Facebook, Selfiestick und Überwachungsspiegel? Dazu die vielen begeisterten Rezensionen, die von megawitzig und prustendem Lachen sprachen. Dann ging's mir wie nach einer wirklich heftigen Nacht. Ich wurde schlagartig nüchtern, und das tat weh. So richtig. Gehe ich zum Lachen in den Keller? Glaub nicht. Aber lustig finde ich die ständigen "Ups, ich habe der Hexe mit dem Selfiestick den Schädel eingeschlagen" nicht zum Lachen. Allgemein kann ich nicht lachen, wenn jemand umgebracht wird - bin da anscheinend eher altmodisch und übelst retro. Dann diese angeblich supercoole Red. Erst denkt sie darüber nach, den Wolf umzubringen (huch, wie lustig!), dann griff ich zu meiner Cola, und als ich meine Augen dem Buch zuwandte, war sie bis über beide Ohren in den Wolf verliebt. Was?! Wo kam das her? Aber ein Typ reicht nicht, ein zweiter musste her, Hook verwandelte sich innerhalb eines Augenblicks von Bad Ass zu Kicked Ass. Nicht mal zu einem müden Lächeln reichte auch die Dummheit sämtlicher Beteiligten, die auch, nachdem es ihnen schon in Großbuchstaben in die Ohren gebrüllt worden war, nicht kapierten, wo die Prinzen sind. Was soll's. Not my cup of tea. Für die Idee gibt's noch Punkte, den Rest sollte man lieber ganz lustig mit dem Selfiestick erschlagen. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 06.11.2017

Sechs Minuten

Crimson Lake
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Sechs Minuten sind keine lange Zeit, egal unter welchen Parametern man rechnet. Und doch reichen sie aus, um das Leben des Polizisten Ted Concaffey zu zerstören. Man hat ihn im Gespräch mit einem jungen ...

Sechs Minuten sind keine lange Zeit, egal unter welchen Parametern man rechnet. Und doch reichen sie aus, um das Leben des Polizisten Ted Concaffey zu zerstören. Man hat ihn im Gespräch mit einem jungen Mädchen gesehen, das vergewaltigt wurde und dadurch den Verstand verlor. Er verliert alles - Job, Familie, Glaubwürdigkeit, auch wenn er nach acht Monaten im Gefängnis wieder rauskommt. Und so flieht er in den Norden Australiens, in die Kleinstadt Crimson Lake. Doch auch dort findet er keine Ruhe, denn er wird erkannt. Als er dann noch Amanda kennenlernt, die acht Jahre wegen Mordes im Knast gesessen und jetzt ein Detektivbüro eröffnet hat, wird er nicht nur ihr Partner bei der Klärung eines Mordfalls, sondern kommt auch ihrem Geheimnis auf der Spur und muss die Feindseligkeit der Menschen um sich herum überleben.

Wow. Ich kannte schon Fox' Erstling, Hades. Mochte auch den Schreibstil und die Ideen, aber die Umsetzung gefiel mir nicht so, auch die Logik nicht. Wenn man genau hinsieht in diesem Krimi, weiß man auch, dass sich Fox von ihrem Hades nicht wirklich zu trennen vermochte, denn sein Zwillingsbruder taucht auf, der seine Leichen jedoch nicht auf dem Schrottplatz, sondern bei den Krokodilen entsorgt. Krokodile spielen auch eine Hauptrolle hier, ist doch das Mordopfer im Magen eines Riesenkrokos gefunden worden. Doch die eigentlichen Kreaturen, vor denen man sich hier fürchtet, sind nicht die Urzeitwesen, die die Sümpfe und Flüsse unsicher machen - es sind die Menschen, die vorverurteilen und in ihrer scheinbar gerechten Empörung nicht davor zurückschrecken, anderen Leuten Furchtbares anzutun. Ich fand den Fall zum Schluss ein wenig lasch gelöst, aber die unglaubliche Intensität der Verurteilung, des Hasses und der Gewaltbereitschaft scheinbar rechtschaffender Bürger hat mich so mitgerissen, dass ich auf jeden Fall die anderen beiden Bücher der Trilogie lesen will, um zu erfahren, wie es mit Ted und Amanda weitergeht, bei denen es zum Glück kein Liebesgedöns gibt. Empfehlung von mir, 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 03.11.2017

Mordsgefühle

Dunkel Land
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Verena Hofer ist eigentlich Literaturdozentin, doch vor kurzem hat sie alles verloren. Ihre Schwester, ihren Freund, ihren Job. Nur ihre kleine Nichte lebt bei ihr nach dem Tod ihrer Schwester. Sie braucht ...

Verena Hofer ist eigentlich Literaturdozentin, doch vor kurzem hat sie alles verloren. Ihre Schwester, ihren Freund, ihren Job. Nur ihre kleine Nichte lebt bei ihr nach dem Tod ihrer Schwester. Sie braucht Geld, dringend, und nimmt daher einen Babysitterjob auf Gut Wuthenow an, einem herrschaftlichen Anwesen im Havelland. Es stellt sich jedoch heraus, dass sie kein Babysitter für ein Kind ist, sondern auf den Neffen der Frau von Wuthenow aufpassen soll. Carl ist ein brillanter Kopf, ein Kriminalist, der als außenstehender Spezialist die Polizei berät. Es gibt nur ein Problem: Seit er eine Kugel in den Kopf bekommen hat, ist sein Kurzzeitgedächtnis kaputt. Als die Berliner Polizei in einem Serienkillerfall ermittelt und ihn dazuzieht, wird Verena mehr als seine Assistentin - sie fungiert als Gedächtnis und Gewissen des Profilers.

Ich mochte den Schreibstil und die Idee. Keine Ahnung, ob es das wirklich gibt, dass man jeden Morgen aufwacht und nichts mehr vom letzten Abend weiß, wenn man es sich nicht aufgeschrieben hat, aber die Idee hatte was. Es schadete auch nichts, dass alles ein bisschen zu sehr Friede, Freude, Eierkuchen auf Gut Wuthenow ist. Was mich mehr störte, war das sofortige Schmachten Verenas auf den ach-so-heißen Kriminalisten. Und violette Augen! Alter! So was ertrage ich kaum in Jugendbüchern, muss das echt noch in Krimis vorkommen? Völlig unnötig, zumal die Protagonisten beide die dreißig überschritten hatten und nun echt kein Teeniegeschmachte notwendig war. Übelst Klischee waren auch die Neonazis, die alle fett, dumm und aggressiv waren. Schön wär's, wenn es im real life so abginge, dann müsste man sich um diese Bande nicht solche Sorgen machen. Sieht hier extrem nach Meckerei aus, aber ich sehe Potenzial für die Serie (falls es eine wird), wenn sich das Liebesgedöns dezent im Hintergrund hält und vorrangig auf die Fälle konzentriert wird. Und sich bitte, bitte die violetten Augen als Kontaktlinsen oder eine scheußliche Augenkrankheit herausstellt. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Erhängte Hunde

Oxen. Das erste Opfer
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In Spanien stirbt ein Ex-Wirtschaftsboss. Unfall? Mord? Kurze Zeit später treffen kurz hintereinander ähnliche Schicksale auf ähnlich hochrangige Ex-Magnate oder angesehene Mitglieder der Gesellschaft. ...

In Spanien stirbt ein Ex-Wirtschaftsboss. Unfall? Mord? Kurze Zeit später treffen kurz hintereinander ähnliche Schicksale auf ähnlich hochrangige Ex-Magnate oder angesehene Mitglieder der Gesellschaft. Gemeinsamkeiten? Alle wurden (oder waren dabei) von Bodyguards bewacht und kurz vorher brachte jemand ihren Hund um und hing ihn so offensichtlich auf, dass man ihn sehen konnte. Die Polizei, selbst die Geheimpolizei tappt im Dunkeln. Da kommt ihnen ein Mann verdächtig vor, der in der Nähe des letzten Opfers im Wald wohnt - der hochdekorierte, kaputte Elitesoldat Nils Oxen. Es gibt zwei Möglichkeiten, denn er hatte Kontakt zu allen Opfern: Entweder ist er der Mörder, oder er ist zumindest jemand, den man den Wölfen zum Fraß vorwerfen kann. Doch Oxen hat zu viel überlebt, um sich widerstandslos missbrauchen zu lassen ...

Eigentlich kommt in diesem Buch alles vor, was ich in Thrillern nicht leiden kann: megakrasse Elitesoldaten, Geheimdienste, Wirtschaftsbosse, politische Entscheidungen, Geheimbünde. Trotzdem hat es mich nach dem ersten Kapitel abholen können. Ich mochte die ambivalenten Protagonisten, von denen manche so undurchsichtig waren, dass man bis zum Schluss nicht weiß, welches Spiel sie spielen oder für wen sie arbeiteten. Natürlich liegt es in der Natur der Sache, dass einiges auch extrem übertrieben war, na ja, das kann man annehmen oder als bedeutungslos abtun. Auf jeden Fall hat mich dieser erste Band einer Trilogie um Oxen gut unterhalten können und ich werde sehr wahrscheinlich auch die nächsten Bände lesen.

Veröffentlicht am 29.10.2017

Überlebende

Untiefen (Ein Nora-Watts-Thriller 1)
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Nora Watts ist ein menschlicher Lügendetektor und eine verdammt gute Privatdektivin in Kanada. Doch sie ist auch ein Wrack, psychisch, und eine mal mehr, mal weniger trockene Alkoholikerin. Knapp sechszehn ...

Nora Watts ist ein menschlicher Lügendetektor und eine verdammt gute Privatdektivin in Kanada. Doch sie ist auch ein Wrack, psychisch, und eine mal mehr, mal weniger trockene Alkoholikerin. Knapp sechszehn Jahre vorher ist sie vergewaltigt und fast totgeschlagen worden, und sie kann sich noch immer nicht wirklich davon lösen. Von Menschen hält sie sich zum Großteil fern, ihre genauso abgewrackte Hündin ist ihre einzige Gesellschaft. Und dann kommen die Adoptiveltern ihrer Tochter zu ihr und bitten darum, dass sie nach eben jener Tochter sucht, die aus der Vergewaltigung entstanden ist. Nora gerät in einen Strudel tödlicher Ereignisse, die sich bis in höchste Kreise ziehen, und sie ist chancenlos. Doch wenn sie eines gelernt hat in ihrem Leben, dann das: zu überleben.


Man muss sagen, dass dieses Buch wohl nicht jedermann ansprechen wird. Es ist übelst depressiv und damit teilweise auch deprimierend und es beinhaltet jede Menge Trigger für Menschen, die vielleicht Ähnliches wie Nora erlebt haben. Alkohol, Obdachlosigkeit, Vergewaltigung sind wiederkehrende Themen, damit einhergehend Vereinsamung und soziale Unfähigkeit. Gleichzeitig zeigt es aber auch, wozu der Mensch fähig sein kann, wenn ihm nichts mehr geblieben ist, und dass es Chancen gibt, sich zu ändern, wenn man den Willen und die Stärke dazu hat. Es gibt im Buch immer wieder Ereignisse, die ich für unrealistisch halte, aber andererseits war es so gut geschrieben und die Protagonisten so vielschichtig, dass ich darüber meistens hinwegsehen konnte. Es wäre zu viel gesagt zu behaupten, es hätte Spaß gemacht zu lesen, aber eine gute Lektüre war es allemal.