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Veröffentlicht am 27.10.2017

Cold Case

Der Fall Kallmann
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Leon Berger ist Schwedischlehrer, der vor kurzem Frau und Tochter verloren hat. Ein Ortswechsel ist angesagt, also zieht er irgendwohin in ein Kaff in Schweden, weil eine alte Freundin erwähnt hat, dass ...

Leon Berger ist Schwedischlehrer, der vor kurzem Frau und Tochter verloren hat. Ein Ortswechsel ist angesagt, also zieht er irgendwohin in ein Kaff in Schweden, weil eine alte Freundin erwähnt hat, dass einer ihrer Lehrerkollegin unter mysteriösen Umständen ums Leben kam und dessen Stelle frei ist. Beim Ausräumen der Schubladen Kallmanns, so der Name des Betreffenden, fallen Leon ein paar Tagebücher in die Hände, die der Sache einen anderen Anstrich geben als nur ein Unfall. Berger, seine Kollegin und ein paar Schüler machen sich unabhängig voneinander auf, den Todesfall Kallmann zu klären und decken dabei noch andere Sachen auf, die den kleinen Ort in ein mörderisches Licht tauchen.

Mir fällt es immer schwer, eine Rezension zu einem Buch zu schreiben, das mich gelangweilt hat. Und dieser Krimi hat wirklich alles getan, um mich in seiner langatmigen, ausschweifenden Art zu Tode zu langweilen (das wäre ein weiterer Todesfall, der hätte aufgeklärt werden müssen). Ich kann anerkennen, dass Nesser die Perspektivwechsel gut gelungen sind und man immer merkt, wer gerade berichtet - doch was ich lesen wollte, war ein spannender skandinavischer Krimi, keine Sozialstudie aus der Mitte der 90iger Jahre, und viel anders kam es mir meistens nicht vor. Meines Erachtens nach hätte man 200 Seiten einfach mal streichen können, weil die nicht relevant für die Geschichte waren. Am Ende des Buches konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass jeder zweite Schwede ein Mörder ist und keiner eine Beziehung oder Ehe respektiert. Weiß nicht, ob es das ist, was Nesser im Sinn hatte. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 26.10.2017

Klischee in Kürze

The Chosen One - Die Ausersehene
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Skadi ist siebzehn und gehört zu den Auserwählten, nur dass die hier Ausersehene heißen. Das sind die Mädels, die nach schrecklichen Ereignissen vor vielen Jahren noch fruchtbar sind und sich mehren und ...

Skadi ist siebzehn und gehört zu den Auserwählten, nur dass die hier Ausersehene heißen. Das sind die Mädels, die nach schrecklichen Ereignissen vor vielen Jahren noch fruchtbar sind und sich mehren und das Volk gedeihen können, wie es in der Bibel heißt. Diese Ausersehenen sind selten und werden als Brutstation missbraucht; zwar leben sie im goldenen Käfig, müssen aber ab einem bestimmten Alter regelmäßig Männer über sich lassen und deren Kinder gebären. Skadi ergreift die Flucht vor ihrem ersten Mal und lernt auf der Flucht eine Gruppe Leute kennen, die wie sie anders sind und auf der Suche nach etwas, das lange verboten ist: Magie.

Ist es jetzt positiv oder negativ, dass dieser erste Teil so kurz ist? Schlecht zu beurteilen, auf jeden Fall liegt wie in so vielen 08/15 Büchern das Augenmerk eher auf vollkommenes Aussehen und eine Dreierkonstellation als auf der wirklichen Ausarbeitung der Welt oder Logik. Zumindest erscheint es mir unlogisch, eine ehemalige Ausersehene zu verstoßen, weil sie mit einem Mann zusammen war, der nicht für sie bestimmt wurde - sie kann immerhin trotzdem noch Kinder von dem guten Genmaterial bekommen, was mir in so einer Welt wichtiger wäre als diverse Liebesausrutscher. Auch meine ich, dass es viel weniger Menschen geben müsste, aber ok, lassen wir das mal außen vor. Es war ganz nett, wenn auch manchmal kindlich geschrieben und Umgangssprache (Er nahm die Beine in die Hand) oder wenn einer in einer solchen Welt etwas von "Mit Lanzen gegen Windmühlen anrennen" erzählt (mittelalterlich und magisch, und die zitieren Don Quichotte?), passt das für mich nicht so richtig. Man müsste sehen, was die Autorin im zweiten Band draus macht, hier war es mir zu kurz und klischeehaft, um dauerhaft Eindruck zu hinterlassen.

Veröffentlicht am 26.10.2017

Die Wege trennen sich

Die Gabe der Auserwählten
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Lia wurde bei der Flucht schwer verletzt, doch zusammen schaffen sie, Rafe und dessen Männer es nach vielen Gefahren in das sichere Militärlager Dalbrecks an der Grenze zu Venda. Hier erfährt Rafe, dass ...

Lia wurde bei der Flucht schwer verletzt, doch zusammen schaffen sie, Rafe und dessen Männer es nach vielen Gefahren in das sichere Militärlager Dalbrecks an der Grenze zu Venda. Hier erfährt Rafe, dass sein Vater gestorben ist, mit einem Schlag wird aus Rafe, dem Soldaten, König Jaxon, der Herrscher. Und wie es Herrscher so an sich haben, lassen sie nur ungern andere Meinungen neben sich stehen, auch lügen und betrügen sie gern einmal. Rafe ist in dieser Hinsicht nicht anders, wie Lia schmerzhaft erfahren muss. Als sie bemerkt, dass er sie weder ernst nimmt noch wirkliches Vertrauen in sie hat, entschließt sie sich zu einem Schritt, der ihnen beiden wehtun muss.

Auch dieser Band schließt sich nahtlos dem zweiten an, und mir gefällt wirklich gut, dass es eine durchgehende, stringente Handlung gibt. Immer mehr Konflikte und Intrigen stürzen auf Lia ein, aber anstatt sich geschlagen zu geben, wächst sie daran. Obwohl sie bald alles verliert: Freunde, Vertraute, Sicherheit, wird sie nicht zu einer Heulsuse, aus jeder Konfrontation geht sie stärker hervor. Endlich mal eine Heldin, die nicht den Prinzen auf dem weißen Pferd braucht, um sie zu retten, eine, die nicht völlig den Kopf wegen eines hübschen Gesichts und muskulösen Körpers verliert. Was mich absolut aufregt, ist die Unsitte, ein im Englischen bestehendes Buch zweizuteilen und damit an einer Stelle aufzuhören, die so sinnlos und ereignislos wie möglich ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Gefühl
Veröffentlicht am 18.10.2017

Das Cover ist Programm

Schreckliche Gewalten
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Man muss dem Verlag zugutehalten, dass er diesen Roman wohl selbst nicht ernst nimmt, denn das Cover haben sie bestimmt von den malenden Affen im Krefelder Zoo entwerfen lassen. Das Cover ist auch noch ...

Man muss dem Verlag zugutehalten, dass er diesen Roman wohl selbst nicht ernst nimmt, denn das Cover haben sie bestimmt von den malenden Affen im Krefelder Zoo entwerfen lassen. Das Cover ist auch noch das Beste am Buch. Und was eine Jury als Kunst betrachtet, nun, dafür kann so ein Verlag nun echt nichts.

Worum geht's? Keine Ahnung. Aber spekulieren. Ich stelle mir folgendes Szenario vor:
Verleger und/oder Agent kommen zum Autor und sagen: Weißt du was? Dein Erstlingswerk hat sich gut gemacht, schreib doch mal was Neues, was Tiefsinniges, so was, wie du immer in dein Buch da kritzelst.
Der Autor schaut pikiert auf und sagt: Hey, ich schreibe da nichts. Das ist ein Zeichenbuch für Erwachsene, ich male die Mandalas aus. Solltest du auch mal probieren, ist voll Hare Krishna und so.
Ach, egal, sagen Verleger und/oder Agent. Bald ist wieder dieses Dings, wie heißt das?
Deutscher Buchpreis?, fragt der Autor, während er sorgfältig - die Zungenspitze zwischen die Zähne geklemmt -, ein helles Rot auswählt.
Genau, das Dings. Also, schreibst du was?
Klar, wenn ich die Blüte ausgemalt habe. Apropos Blüte, hast du schon mal Bachblüten ausprobiert? (Hält ihm eine Pflanze vor die Nase.)
Das ist Hanf!, empören sich Verleger und/oder Agent.
Ja, voll gut. Wird man ruhig und kriegt auch schöne Träume. Fast wie Mandalas. Manchmal wird man auch aggressiv.
Ach, egal, wiederholen Verleger und/oder Agent. Schreib das so, Longlist ist sicher.
(Sie hatten Recht.)

Veröffentlicht am 17.10.2017

Von Fuchslingen, flügellosen Vögeln und einem Mäuseritter

Der Wunderling
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Nummer Dreizehn ist ein Erdling, ein Geschöpf halb Mensch, halb Tier. Er sieht aus wie ein auf zwei Beinen gehender (junger) Fuchs, nur dass er menschlich denkt und spricht. Solange er denken kann, lebt ...

Nummer Dreizehn ist ein Erdling, ein Geschöpf halb Mensch, halb Tier. Er sieht aus wie ein auf zwei Beinen gehender (junger) Fuchs, nur dass er menschlich denkt und spricht. Solange er denken kann, lebt er in Miss Carbunkles Heim für missratene Wesen, in dem Erdlingswaisen von der grausamen Heimleiterin nur für Arbeiten missbraucht werden. Sie dürfen keine Freude haben, sollen nur leiden und schuften. Eines Tages lernt Nummer Dreizehn Trixxi kennen, ein flügelloses Vögelchen, das ihm Geschichten und Märchen erzählt und ihm den Namen Arthur gibt. Gemeinsam beschließen die beiden Freunde zu fliehen und nach ihren Verwandten und/oder ihrer Bestimmung zu suchen. Auf der Flucht lernt Arthur nicht nur die Außenwelt und Torten, sondern auch Diebe, Gauner, Elfen und Nachtkrähen kennen.

Das ist mal wieder eine Fantasygeschichte, die ich mögen wollte. So richtig. Allein die Beschreibung klingt toll, und die ersten Rezensionen waren vielversprechend. Die Ideen fand ich klasse, aber die Umsetzung eher lala. Als könnte sich die Autorin nicht entscheiden, ob sie Prinzessin Lilifee oder doch lieber Oliver Twist schreiben wollte. Einerseits ist es superkindlich, wenn zum Beispiel der Elfenjunge auftaucht, andererseits supergrausam, wenn einer der Handlanger der Miss Carbunkle auch vor (versuchten) Mord nicht zurückschreckt. Oder wenn die Elfeneltern supernett die Kinder verköstigen und sie dann sehenden Auges in ihr Verderben schicken - da wollen sich mal eben zwei Elfjährige mit Verbrechern anlegen, über die ihnen ausgiebig berichtet wurden. Ach, was soll's, sind ja nur Erdlinge, wer braucht die schon. Wenn es keinen vernünftigen Ausweg mehr gibt, wird mal schnell ein uraltes Gesetz der Magie erwähnt, eine (Nacht)krähe kann tagsüber nicht fliegen, ein Manticor lebt in einem Stock ... der Wunderlichkeiten waren wahrhaftig viele, nur bezaubern vermochten sie nicht. Jedenfalls mich nicht. Wenn ich ehrlich bin, hat mich Arthur meistens ganz schön genervt; dafür, dass er der Held der Geschichte war, hat eigentlich immer nur Trixxi dafür gesorgt, dass die Story voranging, während er meistens schlaff irgendwie abhing oder rumheulte. Und was soll das mit der Suche nach einer Bestimmung? Die Message lautet: jeder hat eine. Echt mal? Wer sagt denn so was? Dumme Message, finde ich. Die Sprecherin klingt nach unendlich vielen Whiskys, Zigarren und durchgemachten Nächten, aber wenn man sich daran gewöhnt hat, ist sie eigentlich ziemlich cool. 2,5/5 Punkten.