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Veröffentlicht am 10.07.2017

M - ein Henker sucht einen Mörder

Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf (Die Henkerstochter-Saga 7)
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Der alte Kuisl könnte hochzufrieden sein, ist er doch endlich in den erlesenen Kreis des Rats der Zwölf gewählt worden, in den nur die besten Henker Bayerns aufgenommen werden. Aus diesem Grund tritt er ...

Der alte Kuisl könnte hochzufrieden sein, ist er doch endlich in den erlesenen Kreis des Rats der Zwölf gewählt worden, in den nur die besten Henker Bayerns aufgenommen werden. Aus diesem Grund tritt er mit der ganzen Familie die Reise nach München an, und prompt gerät er in einen Fall von ermordeten jungen Mädchen. Als wäre es damit nicht getan, beschäftigen ihn und seine Familie Geldfälscher, der verschwundene Hund der Erzherzogin, brutale Mädchenhändler und dass Kuisls jüngere Tochter nicht nur ungewollt schwanger ist, sondern auch dringend einen Ehemann benötigt - nur ist unter Henkern das Ehemannmaterial eher rar gesät, zumal der TOD auch ihnen mit der Sense winkt.

Ein ganz schöner Wälzer, das Buch. Und doch hatte ich es extrem schnell ausgelesen, was für den flüssigen Schreibstil spricht. Das ist zwar nicht mein erstes Pötzschbuch, aber das erste, das ich mit der Henkersfamilie Kuisl verbracht habe - und ich hatte null Probleme, der Handlung oder den Verbindungen untereinander zu folgen. Höchstens, dass ich jetzt bereue, nicht schon vorher mit der Reihe angefangen zu haben. Die Personen wirkten auf mich sehr authentisch, keiner von denen kam mir wie vom Reißbrett vor, und obwohl ich nicht alle Familienmitglieder sympathisch fand (Simon, Paul), konnten sie mich überzeugen. Absolut gelungen ist auch der sehr präsente Nebendarsteller namens München - in die Stadt ein paar Jahrzehnte nach dem dreißigjährigen Krieg einzutauchen hat schon Spaß gemacht und zeugt von Pötzsch' super Recherche und seinem Können, anschaulich zu erzählen, ohne zu klingen, als würde er von Wiki abschreiben. Kriegt eine fette Empfehlung.

Veröffentlicht am 08.07.2017

Die Schlafenden im Berg

Was die Spiegel wissen (Raven Boys 3)
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Achtung, das hier ist Band 3, könnte Spoiler zu den ersten beiden Büchern enthalten: Es wird Herbst in Henrietta, und das bedeutet, dass Blue und die Raven Boys wieder zur Schule gehen müssen und weniger ...

Achtung, das hier ist Band 3, könnte Spoiler zu den ersten beiden Büchern enthalten: Es wird Herbst in Henrietta, und das bedeutet, dass Blue und die Raven Boys wieder zur Schule gehen müssen und weniger Zeit haben, nach Glendower, dem mystischen König, zu suchen. Und doch lässt er sie nicht los, Gansey lässt sogar seinen alten Mentor aus England einfliegen, um mit ihm über die Ley-Linien und den König zu reden. Adam bekommt eine beunruhigende Vision: Drei Schlafende gibt es unter der Erde: einen soll man wecken, einer darf auf keinen Fall geweckt werden, und einer dazwischen. Was bedeutet das? Und dann verschwindet auch noch Maura, Blues Mutter.

Wenn man Stiefvaters Raven Boys liest, hat man das Gefühl, sich in einem Traum zu befinden. Obwohl man die meiste Zeit nicht genau durchblickt, was gerade warum passiert, sind sowohl der Schreibstil als auch die Personen so genial, auch was ihre Entwicklung betrifft, dass man sich unmöglich lösen kann. Es passieren extrem viel mystische Sachen, und doch hat man das Gefühl, stets im Jetzt und Hier zu sein und mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen. Die Leute, die auftauchen, sind alle so krass, nicht einmal Nebenfiguren sind nur Schall und Rauch, sondern sie haben alle irgendwie Substanz und Bedeutung. Abzug gibt's eigentlich nur, weil bei allem Magischen und Fantastischen, das passiert, mir ausgerechnet der Erzählstrang um Colin Greenmantle total unglaubwürdig vorkam, und ich auch nicht weiß, wie es Ronan aus der Höhle geschafft hat. Ansonsten kann ich nur sagen, dass es sich hier um eine absolut geniale Jugendbuchreihe handelt, und ich jetzt auf der Stelle den letzten Band lesen will.

Veröffentlicht am 06.07.2017

Homecoming

Harry Potter und die Kammer des Schreckens (Schmuckausgabe Harry Potter 2)
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Ich habe seit Jahren kein Harry-Potter-Buch mehr (wieder)gelesen. Doch als jetzt die illustrierten Ausgaben rauskamen, führte kein Weg vorbei. Mit dem Inhalt fasse ich mich kurz - wer den noch nicht kennt, ...

Ich habe seit Jahren kein Harry-Potter-Buch mehr (wieder)gelesen. Doch als jetzt die illustrierten Ausgaben rauskamen, führte kein Weg vorbei. Mit dem Inhalt fasse ich mich kurz - wer den noch nicht kennt, hat eh die Welt verpennt.

Harrys zweites Schuljahr hat schon recht holprig begonnen. Ich sag nur fliegende Autos, peitschende Weide, Gilderoy Lockhart. Und dann diese Stimme in seinem Kopf - wird er verrückt? Natürlich nicht, wir reden hier von Harry Potter. Und der Tatsache, dass es immer noch jemand auf sein Leben abgesehen hat, der dessen Name nicht genannt wird. Etwas Fieses hat der sich einfallen lassen, etwas, das er schon in seiner Jugend hat einfallen lassen. Und dann ist da noch eine Riesenschlange, Hermine, die Vielsafttrank in einer Toilette braut, ein Blender-Professor und jede Menge Freundschaft. Harry-Potter-Bücher sind wie nach Hause zu kommen, wo man von seiner ganzen Familie erwartet wird, umarmt und gedrückt und mit diesem tiefen Seufzer, dem Loslassen, dem Entspannen, obwohl man gar nicht wusste, dass man verspannt ist.

Diese Illustrationen sind geil, einfach nur geil. Manchmal hätte ich mir sogar noch mehr davon gewünscht, aber die Illustrationen, die da sind, treffen die Geschichte oder die Protagonisten perfekt. Es ist, als hätte Jim Kay in J. K.'s (hey, die gleichen Initialen haben doch bestimmt nichts zu sagen - it's magic, I believe in magic!) Kopf gesessen und genau gewusst, wie er das Buch noch einmal mehr zum Leben erwecken könnte. Ja, ich bin erwachsen, jedenfalls offiziell. Nein, ich habe nicht aufgehört, auf meinen Hogwartsbrief zu warten. Bis dahin warte ich einfach auf die nächsten illustrierten Ausgaben zweier Genies: Rowling und Kay.

Veröffentlicht am 05.07.2017

Die Wahrheit ist irgendwo da draußen

Tiefe Schuld
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Toni Stieglitz ist Kommissarin bei der Mordkommission, doch sie trägt jede Menge seelisches Gepäck mit sich herum, denn sie ist jahrelang von ihrem Ex-Freund misshandelt worden. Umso schwerer trifft sie ...

Toni Stieglitz ist Kommissarin bei der Mordkommission, doch sie trägt jede Menge seelisches Gepäck mit sich herum, denn sie ist jahrelang von ihrem Ex-Freund misshandelt worden. Umso schwerer trifft sie der Fund einer Frauenleiche, die an Armen und Beinen tiefe Wunden trägt, welche sie sofort als brutale Schläge identifiziert. Sehr schnell schießt sie sich bei ihren Ermittlungen auf den Ehemann der Toten ein, denn sie weiß aus leidvoller Erfahrung, dass Schläge meistens im direkten Umfeld passieren. Je mehr sie und das Team über die Tote erfahren, desto verworrener wird das Bild. Und dann ist da noch ihre neue Liebe zu dem Rechtsmediziner Tom Mulder (sic!) und ihr Ex, der wieder anfängt, sie zu stalken und Psychospielchen zu spielen.

Ich muss zugeben, dass ich Probleme mit dem Buch hatte, was hauptsächlich an der Protagonistin lag. Mir will einfach nicht eingehen, wie eine Frau, eine Polizistin dazu, die von den anderen als stark und tough eingeschätzt wird, sich jahrelang von ihrem Polizistenfreund als Punchingball benutzen lassen kann, ohne einfach mal ihre Dienstpistole durch seine Zähne zu kloppen oder seine Kniescheiben zu zerschießen. Bei Frauen, die eh aus zerrütteten Verhältnissen kommen, kapier ich das ja noch. Aber Tonis Elternhaus war zwar dumm, aber wohl nicht auf Prügeln ausgelegt, wie ich das verstanden habe. Noch weniger verstehe ich, wie sie dann Hilfe von Psychologen und/oder Polizeiseelsorgern ablehnen kann. Dadurch wirkte sie auf mich ständig unprofessionell, weil sie halt auch nicht mal andere Ermittlungsansätze sehen wollte, und mich ärgert in so einem Fall, dass sie dann überhaupt ermitteln darf. Ihr Chef hätte sie von der Sache abziehen müssen, er wusste schließlich Bescheid. Dann die Sache mit Mulder (sorry, aber hier muss ich an Akte X denken, und dann bin ich noch mehr abgelenkt), das ist mir alles zu viel Privates, das mich stört. Ich glaube nicht, dass ich die Reihe weiter verfolgen werde.

Veröffentlicht am 03.07.2017

Left For Dead

Wer schön sein will, muss sterben
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Da ist ein Foto: ein wunderschönes Mädchen, gebrochen und blutig inmitten eines Rosenbusches. Dieses Mädchen ist die 16jährige Jane, die gerade im Krankenhaus erwacht ist und sich nicht mehr erinnern ...

Da ist ein Foto: ein wunderschönes Mädchen, gebrochen und blutig inmitten eines Rosenbusches. Dieses Mädchen ist die 16jährige Jane, die gerade im Krankenhaus erwacht ist und sich nicht mehr erinnern kann, was passiert ist. Jane fotografiert in ihrer Freizeit leidenschaftlich, doch dieses Foto von ihr stammt von einem Polizeifotograf und ist nicht arrangiert. Jemand hat sie mit dem Auto angefahren, für tot gehalten und zurückgelassen. Als wäre das nicht schlimm genug, erhält sie Anrufe, in der ihr jemand droht, sie endgültig umzubringen, doch stimmt das wirklich? Ihr Psychiater und selbst ihre Freunde und Verwandten vermuten, sie hat Halluzinationen aufgrund der starken Drogen, die die Ärzte ihr verpasst haben. Jane muss sich erinnern, was nach der Party passiert ist, denn dann weiß sie, ob sie verrückt wird oder wirklich ein Mörder hinter ihr her ist.

Für einen Jugendthriller fand ich das Ganze schon spannend. Sicher, manche Gedankengänge konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen, zum Beispiel die Bereitschaft von Jane, sich für Beliebtheit total zu verbiegen und sich von ihrem Freund übelst manipulieren zu lassen. Auch kann ich aus eigener Erfahrung (ja, doch, ich war auch schon 16!) sagen, dass nicht alle Leute auf der Welt heiß, cool und reich sind - diesen Eindruck konnte man beim Lesen hier durchaus bekommen. Doch die psychischen Spielchen hier haben mich überzeugt und ich habe bis zum Schluss zwischen zwei Personen geschwankt, die dahinter stecken mochten, was bedeutet, dass es nicht mega auffällig inszeniert war, im Gegenteil. Zum Mitraten gab es genügend, da sich dem Leser ja wie Jane vieles erst so nach und nach mit ihren Erinnerungsfetzen erschloss. Als Gesamtpaket also ein spannender Jugendthriller mit einer nicht immer sympathischen, aber wahrscheinlich relativ authentischen Protagonistin.