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Veröffentlicht am 02.05.2018

Abenteuer im frühen 16. Jahrhundert

Schlag auf Schlag
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Die Abrafaxe sind die Hauptdarsteller im Comicmagazin Mosaik, und als solche treiben sie sich schon sehr lange in verschiedenen Zeiten herum. In diesem Sammelband begleiten wir sie ins frühe 16. Jahrhundert, ...

Die Abrafaxe sind die Hauptdarsteller im Comicmagazin Mosaik, und als solche treiben sie sich schon sehr lange in verschiedenen Zeiten herum. In diesem Sammelband begleiten wir sie ins frühe 16. Jahrhundert, in eine Zeit voller berühmter Leute wie Martin Luther, Lucas Cranach, Thomas Müntzer und an ihrer Seite dürfen wir miterleben, wie aus einem jungen, zeichenwütigen Burschen der Lehrling von Lucas Cranach wird. Bei dem wiederum ist oft der Professor Martin Luther anzutrefffen, der soeben anfängt, gegen die Klingelbeutelwirtschaft des Papstes vorzugehen. Natürlich gibt es nicht nur berühmte Leute, sondern auch andere: welche aus dem einfachen Volk wie Michael, der Malerlehrling und seine Mitlehrlinge oder auch der arrogante Adrian von Schwarzenburg, ein junger, adliger Student, der immer wieder mit den bürgerlichen Jugendlichen Streit anfängt.

Was mir bei diesem dicken Comic gefallen hat, ist - abgesehen von den klasse Zeichnungen, die teilweise schon Wimmelbildqualität hatten - das Eintauchen in eine Zeit, von der wir vielleicht mal kurz in der Schule gehört haben und dann nie wieder. Dabei gab es so viele Veränderungen, neue Ideen, Erfindungen, Umbrüche standen bevor, sowohl im Glauben als auch im Denken. Dabei wird nicht einmal der Zeigefinger gehoben oder irgendwelche trockenen Geschichtsfakten wiedergegeben, sondern die Leute bekommen nicht nur ein Gesicht, eine Stimme, sondern tatsächlich Lebendigkeit, ohne glorifiziert zu werden. Bestimmt ist diese Art von Geschichtsvermittlung selbst für Kinder/Jugendliche/Erwachsene geeignet, die damit gar nichts am Hut haben, denn all die tatsächlichen Ereignisse werden wunderbar in eine spannende Abenteuergeschichte verwoben, die wirklich Spaß macht beim Lesen und (immer wieder) Ansehen.

Veröffentlicht am 24.04.2018

Cyberterror

Darkworld
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Anton ist fünfzehn, ein Basketballass und lebt am Ar... der Welt. Wenn es nach ihm ginge, würde er am liebsten auf die Sportschule nach Berlin gehen, stattdessen muss er seine Helikoptermum ständig anbetteln, ...

Anton ist fünfzehn, ein Basketballass und lebt am Ar... der Welt. Wenn es nach ihm ginge, würde er am liebsten auf die Sportschule nach Berlin gehen, stattdessen muss er seine Helikoptermum ständig anbetteln, wenigstens sein intensives Trainingspensum durchziehen zu dürfen und das ganz normale Leben eines Jugendlichen führen zu können. Dass es einen Grund für die ewige Sorge seiner Mutter geben könnte, wird ihm eines Nachts auf äußerst brutale Art klargemacht: Als er heimlich auf dem Geburtstag seiner Freundin ist, jagt jemand sein Elternhaus in die Luft. Und plötzlich fühlt sich Anton, als würde von allen Seiten Jagd auf ihn gemacht, als wäre er der Schlüssel zu einem virtuellen Geheimnis. Doch wer steckt dahinter? Die dubiose Firma Dataland, bei der seine Mutter gearbeitet hat? Oder Blackbyte, ehemalige Cyberterroristen mit Wurzeln in der DDR? Eines ist sicher: Nur weil man paranoid ist, heißt das nicht, dass da nichts ist, wovor man sich fürchten muss.

Eine absolut coole Geschichte. Zugegeben, mir liegt sowieso seit Dead Water die Aufmachung der Bücher des Autors, aber hier hat er noch einmal eine grandiose Weiterentwicklung seines eigenen Stils hingelegt, die sich sehen lassen kann. Der Aufbau mit den Vitalwerten und den dazugehörigen Computercodes, die so treffend immer das aussagen, was für das Kapitel relevant ist, gefällt mir echt super. Auch die vielen Wendungen, die alle paar Seiten lang die Handlung von einem neuen Fokus aus betrachten lassen, die virtuelle Gefahr, die ewige Frage "wem trauen?" und die actionreichen Szenen lassen auch für schnell gelangweilte Leser die Spannung nicht zu kurz kommen. Wieder gibt es am Seitenrand Blogbemerkungen und Eintragungen anderer, auch andere Infos in Bezug auf Daten oder Verbrechen werden eingestreut. Als kleines Gimmick gibt es ein kurzes Lebenszeichen der Deadwaterleute, sodass es also nur noch zu sagen gibt: Her mit einem Crossover!

Veröffentlicht am 03.03.2018

Ach so!

Der Totengräbersohn: Buch 1
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In einer mittelalterlichen Welt lebt Farin, der Sohn des Totengräbers, in dem kleinen Nest Haufen. Sein Vater und er gehören zu den Verachteten, minder Wertgeschätzten ihrer Gemeinde, denn sie sind diejenigen, ...

In einer mittelalterlichen Welt lebt Farin, der Sohn des Totengräbers, in dem kleinen Nest Haufen. Sein Vater und er gehören zu den Verachteten, minder Wertgeschätzten ihrer Gemeinde, denn sie sind diejenigen, die sich um die Toten kümmern. Sie waschen, herrichten - und manchmal auch bestehlen. Was absolut verständlich ist, wenn man bedenkt, wie arm sie gehalten werden. Farin ist strickt gegen das Stehlen und deshalb will er das Amulett, das er bei der toten Gerlunda gefunden hat, ihren Angehörigen zurückgeben. Nur dass sie keine hat, dafür viele undurchsichtige Gestalten, die sich für sie oder besser: ihren Nachlass interessieren. Durch einen dummen Zufall verschmilzt das Amulett mit Farin, und er erkennt, dass er jetzt seinen Körper und seinen Geist mit einem Dämon teilen muss. Als wäre das nicht stressig genug, ist plötzlich ein skrupelloser Schlächter eines grausamen Ordens hinter ihm her, und dann nimmt ihn ausgerechnet Ritter Emicho als seinen Knappen an. Viel Stress, viel Ehr könnte man meinen, nur dass Farin von der Ehre nicht viel hat, er ist beschäftigt genug, sein Leben zu retten.

Neben Farin gibt es eine zweite Hauptfigur, Aross, ein Waisenmädchen. Noch ist nicht klar, ob und wann sie sich jemals begegnen werden, aber eigentlich ist das noch nicht so wichtig. Erzählt wird die Handlung in einer so modernen und schnoddrigen Art mit vielen Wortspielen und witzigen, spannenden und manchmal fast beängstigenden Erlebnissen, dass es einfach reicht, sich abholen zu lassen. Dazu kommt Robert Frank, der ganz offensichtlich mega Spaß am Lesen und Interpretieren der Figuren hatte. So ist das ein Hörbuch geworden, dem man gern lauscht und welches nur wenig unnötige Längen hatte - mit anderen Worten perfekt zum Autofahren und trotz Staus noch Fun haben.

Veröffentlicht am 20.02.2018

Mutig voran!

Nevermoor 1. Fluch und Wunder
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Morrigan Crow ist ein kleines Mädchen, das nicht gerade scharf darauf ist, seinen elften Geburtstag zu feiern. Sie weiß, sie ist verflucht und wird um Mitternacht dieses Tages sterben. Doch dann passiert ...

Morrigan Crow ist ein kleines Mädchen, das nicht gerade scharf darauf ist, seinen elften Geburtstag zu feiern. Sie weiß, sie ist verflucht und wird um Mitternacht dieses Tages sterben. Doch dann passiert etwas gar Wundersames an ihrem Geburtstag. Ein großer, rothaariger, skurriler Mann taucht auf und rettet sie - und zwar vor der unheimlichen Rauchhundejagd. Außerdem bringt er sie nach Nevermoor, einem Land, von dem sie noch nie gehört hat. Der Mann heißt Jupiter North und er ist eines der angesehenen Mitglieder der Wundersamen Gesellschaft und auch Morrigan soll seiner Meinung nach Mitglied werden. Dafür muss sie drei Prüfungen bestehen, doch die eigentliche Prüfung ist ganz anderer Art ...

Ja, es gibt oberflächige Ähnlichkeiten mit Harry Potter. Jupiter könnte der erwachsene George Weasley sein, Morrigan wird in ihrer Familie wie Dreck behandelt, das Alter von elf Jahren spielt eine Rolle. Doch dieses Buch geht einen ganz eigenen Weg, entwickelt eine eigene originelle Welt, in der nachwachsende Kronleuchter, riesige sprechende Katzen und winzige Vampire Normalität sind. Eigene Arten des zauberhaften Transports, eigene Prüfungen. An diesem Buch könnten sich die Autorinnen von Magisterium mal ein Beispiel nehmen, denn so sieht es aus, wenn sich jemand wirklich Gedanken macht über eine eigene magische Welt. Ich habe gern Zeit in Nevermoor verbracht, war befreundet mit den Guten, verabscheute die Bösen, wie es sich gehört. Und ich kann es kaum erwarten, dass es weitergeht mit Morrigan und ihren Freunden.

Veröffentlicht am 27.12.2017

Liebenswürdige Chaotentruppe

Lockwood & Co. - Das Grauenvolle Grab
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Angeblich handelt es sich hier um den letzten Lockwood-&-Co-Band, doch da Millionen Fans auf der Welt hoffen, dass Stroud weitermacht und er sich selbst ein Hintertürchen offen gehalten hat, das so groß ...

Angeblich handelt es sich hier um den letzten Lockwood-&-Co-Band, doch da Millionen Fans auf der Welt hoffen, dass Stroud weitermacht und er sich selbst ein Hintertürchen offen gehalten hat, das so groß wie ein Scheunentor ist, ist es nicht so unwahrscheinlich, dass wir uns auf ein sechstes Abenteuer freuen dürfen.

Das Klima in London wird kälter, und das hat nur wenig mit der Geisterkälte und den Erscheinungen zu tun. Penelope Fittes von der größten Geisteragentur ist so mächtig geworden, dass sie sämtliche kleineren Agenturen entweder zerstören oder assimilieren will. Sie schreckt auch nicht davor zurück, ihren Bluthund Gale auszuschicken, um Leute zusammenzuschlagen oder zu überfallen. Ausgerechnet jetzt versuchen Lockwood und seine Freunde, hinter das Geheimnis der mächtigen Fittes-Matriarchin zu gelangen, um eine Aussage von Lucys Schädelfreund zu überprüfen. Dass sie dabei wieder sämtliche Regeln brechen, der gesamten Unterwelt Londons und selbst dem Totenreich anlegen, ist dabei fast schon Routine.

Wenn man es genau betrachtet, ist Lockwood selbst die Art von jungem Held, die ich überhaupt nicht abkann: gut aussehend, smart, mit außergewöhnlichem Sinn für Mode, ein herausragender Degenfechter, großartiger Stratege und auch in sonst jeder Hinsicht perfekt. Und doch gelingt es Stroud immer wieder, dass ich hinter Lockwood stehe. Vielleicht, weil er nicht nur perfekt ist, sondern auch ein guter Freund und phantastischer Mensch. Einer, der Leute annimmt, wie sie sind, der hinter seinem Witz und Charme keine Arroganz verbirgt, sondern zutiefste Menschlichkeit. Vielleicht auch, weil seine Freunde eben nicht perfekt sind und ihn damit vollkommen ausbalancieren. Vielleicht auch, weil Stroud ein schrecklich guter Autor ist, der mir alles verkaufen könnte. Ich weiß es nicht, nur so viel: Jedes Buch dieser Reihe ist großartig und wert, gelesen zu werden. Und natürlich warte ich auf Band sechs, was sonst.