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Veröffentlicht am 01.01.2017

00Salat - geschüttelt, nicht gerührt

Shaking Salad Low Carb
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Da haben wir den Salat! Für mich war das eigentlich immer so Zeug dazu, konnte, musste jedoch nicht unbedingt gegessen werden. Ja, ich weiß, gesund und so. Trotzdem. Und dann kam die Neugierde und ich ...

Da haben wir den Salat! Für mich war das eigentlich immer so Zeug dazu, konnte, musste jedoch nicht unbedingt gegessen werden. Ja, ich weiß, gesund und so. Trotzdem. Und dann kam die Neugierde und ich dachte: Joa, probiere ich halt mal die Salate aus diesem Buch aus. Will jetzt nicht gerade behaupten, dass es eine Offenbarung war - aber mal was richtig anderes in Bezug auf Salat. Und das auch noch sympathisch.

Also, was ist denn nun das Tolle? Erstens mal bildet sich die Autorin nicht ein, sie hätte mit ihrem Buch die Welt verändert, das finde ich schon mal cool. Dann hat sie ein paar echt gute Ideen, was man alles zu Salat verarbeiten könnte - schon mal von Sojapfannkuchen mit Avocado gehört? Bis ich das Buch aufschlug, hatte ich das auch nicht. Schmeckt aber, ehrlich.

Gut gemacht ist auch die Einteilung des Buches, denn sie unterteilt in vegetarisch, vegan, Fisch, Fleisch, süß - und dann der Knaller: Cheat Meals. Denn eigentlich heißt das Buch ja Shaking Salad Low Carb - aber Stöttinger sagt selbst, dass man manchmal cheaten muss, um vernünftig eine Diät oder Low Carb durchzuhalten. Gibt nun mal kaum was Besseres, als seine Zähne in frisches Brot zu graben. Dann sind da noch ihre Dressings, die fast alle mit den einfachsten Mitteln herzustellen sind, die sogar ich zuhause habe. Dreimal sympathisch war mir, dass sie bei exotischen Sachen immer auch Alternativen aufführte, es war kein dogmatisches "Du brauchst unbedingt das megateure Gewürz/Öl/die Zutat, die du danach nie wieder verwenden wirst", sondern sie hatte meistens einen preiswerten Ausweg bei der Hand.

Es hat mir also tatsächlich gefallen, das Shake-it-Baby-Buch - allerdings habe ich eine Kategorie kategorisch ausgelassen: Fisch. Sorry, nein, aber Fisch (oder Muscheln) im Glas - kein Plan, aber da schüttelt's mich selbst. Ich habe also nicht alle Rezepte probiert, aber alle Rezepte, die ich probierte, haben geschmeckt.
Und als Abschluss für all diejenigen, die das immer übelst wichtig finden: Ein Lesebändchen ist in dem Buch auch dabei. In Rot.

Veröffentlicht am 01.01.2017

Die Hüter des Scriptum Futurums

Mount Caravan
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Jake ist Waise, lebt dementsprechend in einem Waisenhaus und wird dort ziemlich oft gemobbt. Eines Tages wird er von seltsamen Leuten einer Prüfung unterzogen, bei er er aus einem Buch lesen soll - dabei ...

Jake ist Waise, lebt dementsprechend in einem Waisenhaus und wird dort ziemlich oft gemobbt. Eines Tages wird er von seltsamen Leuten einer Prüfung unterzogen, bei er er aus einem Buch lesen soll - dabei wird er ohnmächtig. Trotzdem scheint er die Prüfung bestanden zu haben, denn er kommt auf die Mount Caravan, eine Schule für besondere Kinder. Der Name kommt daher, weil die Schüler tatsächlich in Wohnwagen leben, außerdem magisch begabt sind. Sie lernen in Jake unbekannten Fächern und lesen die Zukunft in dem Scriptum Futurum, einem mächtigen Buch, das bestimmte Leute gern in die Hände bekommen würden. Zum ersten Mal in seinem Leben findet Jake Freunde in Ava und Finley und er erhält eine Aufgabe, die alle in Gefahr bringt und doch noch größere Gefahr abzuwenden vermag, sollte er sie erfüllen können: den Diebstahl des Scriptum Futurums.

Ich habe das Hörbuch gehört, das sehr genial von Mark Bremer gelesen wird. Im Gegensatz zu den meisten Rezensenten finde ich keine Ähnlichkeit zu Harry Potter, Waisenkind und drei Freunde hin oder her. Doch Anna Ruhe hat sich was ganz Eigenes ausgedacht, mit eigenständigen Protagonisten, Fächern und Handlungen. Das hat mir mega gefallen, und ich war die erste Zeit auch durchgehend begeistert. Leider konnte die Autorin das nicht ganz bis zum Schluss durchhalten. Im Gegensatz zu ihrem ersten Buch Seeland kam es hier am Ende zu einigen unlogischen Sachen, die mich gestört haben, und der Showdown war mir zu überstürzt und selbst für ein Kinderbuch etwas zu übertrieben. Trotzdem gefällt mir Ruhe mit ihren Ideen und ihrer Schreibweise extrem gut und ich bin gespannt, was sie uns demnächst zu bieten hat.

Veröffentlicht am 01.01.2017

Dear Boredom

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Ein Wirbelwind von einem Psychothriller, steht hinten auf der Klappentextseite. Dieser Wirbelwind konnte mich nicht beeindrucken, kam er doch in Slow Motion daher. Und auch bei einem "Psycho"Thriller wäre ...

Ein Wirbelwind von einem Psychothriller, steht hinten auf der Klappentextseite. Dieser Wirbelwind konnte mich nicht beeindrucken, kam er doch in Slow Motion daher. Und auch bei einem "Psycho"Thriller wäre es cool, wenn es ein bisschen Thrill geben würde. Doch hier? Nichts. Doch zum Inhalt:

Dear Amy ist eine Kolumne, die Margot Lewis, die eigentlich Lehrerin ist, in der hiesigen Tageszeitung führt. Meistens bekommt sie Post, die in etwa so langweilig ist wie sie selbst, doch eines Tages verschwindet eine ihrer Schülerinnen, Katie. Und nur kurz darauf bekommt Margot den Hilferuf eines Mädchens mit Namen Bethan Avery. Dumm nur, dass Bethan vor siebzehn Jahren verschwand und selbst wenn sie noch leben sollte, mittlerweile kein Mädchen mehr sein kann, sondern eine Frau ist. Warum also schreibt jemand unter diesem Namen? Margot wendet sich an die Polizei, doch es ist ein Kriminologe, der sie ernst nimmt und sich mit ihr auf eine Spurensuche begibt, die fast zwei Jahrzehnte zurückführt.

Vielleicht hatte ich zu viel erwartet. Ganz sicher hatte ich das, denn die inhaltlichen Vorgaben finde ich eigentlich spannend. Das Problem bestand eigentlich aus mehreren. 1. Die langatmige Schreibweise und die Konzentration auf Sachen, die nichts mit dem Fall zu tun haben (Freundin-Gelaber, Ex-Mann-Gelaber). 2. Die mir übelst unsympathische Protagonistin. Ich konnte Margot nicht ausstehen. Ihre Art (ständig säuft sie ganze Weinflaschen am Abend), ihre Ansichten (sie ist dauergeil auf ihren Ex, obwohl der sie betrogen hat, kann aber auch nicht ihre Augen von dem gutaussehenden Kriminologen lassen), ihre saudummen Ansichten über Leute (z. B. die Neue ihres Ex-Mannes: huh, die ist viel schlauer als ich, aber sieh mal, ich kann schwierige Worte aussprechen und kenne mich mit Literatur aus, was ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit beweise). Die Lösung des Falles kam mir an den Haaren herbeigezogen vor, und warum sich der Kriminologe mit der Frau abgeben wollte, die abwechselnd hysterisch oder nervig reagiert, blieb mir ein Rätsel. Richtig gut fand ich nur die zwei Seiten am Schluss, als Margot endlich mal die Initiative ergreift und kämpft. Mehr als 1,5/5 Punkten kann es so nicht geben.

Veröffentlicht am 30.12.2016

Kupfersternträger Eins-Null-Sieben

Das Feuer der Freiheit
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Stadtrat Symmes ist kein Freund von Timothy Wilde, dem ersten Ermittler der Polizei New Yorks, im Gegenteil. Vor wenigen Jahren erst war Symmes bereit gewesen, Timothy zu töten, so beiläufig, als wäre ...

Stadtrat Symmes ist kein Freund von Timothy Wilde, dem ersten Ermittler der Polizei New Yorks, im Gegenteil. Vor wenigen Jahren erst war Symmes bereit gewesen, Timothy zu töten, so beiläufig, als wäre er eine Fliege. Trotzdem ist es Wildes Pflicht, Ermittlungen anzustellen, als ausgerechnet Häuser des Stadtrates angezündet werden - und das, obwohl er ein Trauma vor Feuer hat, sind doch seine Eltern bei einem umgekommen. Zusätzlich gibt es Ärger mit Näherinnen aus Symmes Fabrik, die es tatsächlich wagen, mehr Lohn zu fordern, und ausgerechnet Wildes Bruder Valentine tritt gegen Symmes bei der Stadtratswahl an. Timothy wird halb erschlagen, fast verbrannt und muss sich ausgerechnet mit seiner Erzfeindin verbünden, um nicht nur sein Leben zu retten, sondern auch das vieler unschuldiger Frauen. Und dann kehrt auch noch Mercy Underhill zurück, die große und einzige Liebe seines Lebens.

Der letzte Fall für Timothy Wilde, und man könnte übelst nostalgisch werden. Wenn ich ehrlich bin, habe ich dieses Mal auch ein wenig gebraucht, um wieder richtig abgeholt zu werden. Es gab zwei Sachen, die mich ein wenig störten. Einmal die plötzliche Neigung Fayes, immer mit Foreshadowing zu arbeiten - das hat sie absolut nicht nötig, das nervt. Und dann Mercy Underhill. Ich mag die Frau nicht. Ich mochte sie nicht. Ich werde sie nie mögen. Es gibt manchmal so Protagonisten, mit denen wird man nicht warm, sie gehört dazu, obwohl sie genauso authentisch ist wie jeder andere aus den Timothy-Wilde-Büchern. Trotzdem. Nicht nur, dass hier extrem gute Krimis vor einem liegen, man bekommt gleichzeitig einen Exkurs in die Geschichte New Yorks, immer anhand eines wichtigen Themas. Im ersten Teil waren das Kinderprostitution, im zweiten Sklavenhandel, im dritten Frauenrechte. Ich hab keinen Plan, ob es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wirklich so abgelaufen ist in New York, aber für mich wird es immer so geschehen sein, einfach weil Lyndsay Faye mir mit ihrer mega kraftvollen Sprache und den Bilder entstehenden Beschreibungen diese Annäherung verschafft hat. Diese Frau braucht sich vor niemandem zu verstecken, gegen sie sind die meisten Autoren nur Anfänger.

Veröffentlicht am 27.12.2016

All our yesterdays

Zeitsplitter
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Em sitzt in einer Zelle, wird ständig verhört und gefoltert. Nebenan sitzt Finn, ihr Leidensgenosse und Freund. Em hat etwas, das der Doktor unbedingt braucht.
Marina sitzt in einem großen Haus, ist reich, ...

Em sitzt in einer Zelle, wird ständig verhört und gefoltert. Nebenan sitzt Finn, ihr Leidensgenosse und Freund. Em hat etwas, das der Doktor unbedingt braucht.
Marina sitzt in einem großen Haus, ist reich, verwöhnt und ziemlich oberflächig. Sie ist seit Jahren in ihren besten Freund verliebt, James, der ein Genie ist und bereits studiert. Dessen besten Freund, Finn, kann sie nicht ausstehen.
Was die beiden Sachen miteinander zu tun haben? Nichts. Fast nichts. Bis auf die Tatsache, dass Em Marina ist, nur vier Jahre älter. In der Zeit, in der Em in der Zelle sitzt, gibt es eine Zeitmaschine, die von dem Doktor gebaut wurde. Dem Doktor, der die Welt retten wollte, einst James hieß und bereit ist, einige wenige für viele zu opfern, selbst seine besten Freunde. Em springt in der Zeit zurück, um ihn aufzuhalten - doch die Zeit mag keine Paradoxien, und James aufzuhalten wird nicht einmal die schwierigste Angelegenheit.

Das Buch subbte bei mir schon ... sagen wir mal: einige Zeit, was irgendwie witzig ist, wenn man das Thema bedenkt. Ich hatte die Befürchtung, dass zu viel Liebesgedöns enthalten sein würde, und tatsächlich spielt Liebe eine große Rolle. Zum Glück nervt es nicht (sehr). Marina ist gerade 16, schätze mal, in dem Alter total verknallt zu sein, ist normal. Außerdem stammt sie aus einer reichen Familie, was bedeutet, sie ist extrem verwöhnt und zumindest anfangs eine ziemlich blöde Kuh. Aber sie macht auch eine meist nachvollziehbare Entwicklung durch, und wenn Finn ein wenig zu perfekt erscheint mit seinem Hintergrund - was soll's. Das Buch schaffte es, mich in die Geschichte zu ziehen und zu fesseln, lediglich den Schluss fand ich in einer Hinsicht ziemlich unlogisch. Mal sehen, ob da noch ein Sequel kommt, falls nicht, kann es auch für sich allein stehen.