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Veröffentlicht am 18.01.2020

Atme!

Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
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In den Rocky Mountains stürzt ein Flugzeug ab. Einzige Überlebende ist die einunddreißigjährige Ally, die zwar voller Verletzungen ist, aber weiß, dass sie verschwinden muss, denn jemand ist hinter ihr ...

In den Rocky Mountains stürzt ein Flugzeug ab. Einzige Überlebende ist die einunddreißigjährige Ally, die zwar voller Verletzungen ist, aber weiß, dass sie verschwinden muss, denn jemand ist hinter ihr her. Sie packt alles ein, was sie gebrauchen kann und verschwindet in der Wildnis, bevor Helfer - oder schlimmer - Verfolger am Unglücksort auftauchen können. Wenig später erhält ihre Mutter Maggie die Nachricht von ihrem Tod und ist natürlich geschockt. Gleichzeitig jedoch will sie sich nicht mit den offiziellen Erklärungen abspeisen lassen und forscht selbst im Leben ihrer Tochter nach, von der sie sich in den letzten Jahren - nach dem Tod ihres Mannes Charles und Allys Vater - entfremdet hat. Sie kommt einer Sache auf die Spur, die vielleicht nicht nur Allys Leben kosten könnte ...

Ich hatte die Leseprobe gelesen und fand sie gut. Mir imponierte diese Ally, die kurz nach dem Absturz so klar denken konnte, dass sie alles tat, um zu überleben. Und ich dachte, sie wäre die ganze Zeit diese Frau vom Anfang: tough, konzentriert, irgendwie cool und unter Strom, denn sie wusste, was sie erwartete. Tatsächlich jedoch waren das die einzigen lichten Momente, die ich persönlich mit Ally erlebte. Ansonsten ist die Frau, die zwar von allen als stark und clever bezeichnet wird, eine furchtbare Person. Wie ein Teenager schiebt sie alles, was ihr passiert, auf andere. Sie lässt sich von vorne bis hinten manipulieren, hat aber auch nur Verachtung für andere Frauen übrig, die dasselbe tun. Maggie war da schon sympathischer, auch die Leute in dem kleinen Ort in Maine, wo sie wohnt.

Mit Maggies Strang hätte man vielleicht vieles rausreißen können, wenn die Geschichte nicht so übel konstruiert gewesen wäre. Die amerikanischen Polizisten müssen alle völlig dumm und schludrig sein, sonst könnte das Buch von vornherein nicht funktionieren. Mit traumwandlerischer Sicherheit verfolgt ein Typ eine Frau in der Wildnis, kommt ihr aber nie wirklich näher - ein bisschen wie in den Horrorfilmen der 60iger, nur noch lächerlicher. Hier wird rechts und links des Weges gemordet, aber die Polizei ist zu blöd, das zu erkennen.

Ich weiß nicht, warum dieses Buch so als Hype aufgebaut werden soll. Es ist nicht schlecht geschrieben, aber dermaßen unlogisch, dass sich beim mitdenkenden Leser die Zehennägel aufrollen. Vielleicht funktioniert es als Hollywood-Film, als Buch ist es ein Absturz in den Rocky Mountains.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Black Out

Draussen
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Cayenne und Joshua leben ihr ganzes Leben am Rande der Gesellschaft, wenn nicht sogar im Wald. Ihr Ziehvater Stephan besteht darauf, ebenso, sie auf Nahkampftechniken, Survival und andere Dinge zu trainieren. ...

Cayenne und Joshua leben ihr ganzes Leben am Rande der Gesellschaft, wenn nicht sogar im Wald. Ihr Ziehvater Stephan besteht darauf, ebenso, sie auf Nahkampftechniken, Survival und andere Dinge zu trainieren. Die siebzehnjährige Cayenne hält das mittlerweile für übertrieben und lehnt sich immer öfter gegen Stephan auf. Doch dass er Recht hat, merkt sie eines Tages, als sie von einem Mann angegriffen und fast getötet wird. Doch damit ist es nicht getan. Durch heftige Unwetter kommt es in Deutschland zu einem Black Out, einem flächendeckenden Stromausfall. Und jemand aus den höchsten Kreisen hat noch eine Rechnung mit Stephan und den Jugendlichen offen.

Zuerst das Positive: Es war gut geschrieben. Damit beginnen und enden die Vorteile des Buches. Hier wird sich unter anderem extrem fleißig aus der Klischeekiste des Supermarkts für 99 Cent bedient. Der verfettete Verschwörungstheoretiker, der seine Bude verkommen lässt. Die blonde Sekretärin aus dem Ministerium, die sich flachlegen lässt, und deren Namen der Antagonist gleich wieder vergisst. Ein Wurzelzwerg von Reichsbürger, der so weit vorbereitet ist, dass er alles außer einer Atombombe übersteht. Ein Asiate, meist stoisch und natürlich in Kampfkunst geschult und loyal bis zum Schluss. Bei den Auswirkungen des Black Outs hatte ich das Gefühl, das gleichnamige Buch von Elsberg nochmal zu lesen. Das wäre alles nicht so übel, wie es sich jetzt anhört, wenn wenigstens die Ausgangsbasis für die ganze Geschichte einen logischen Untergrund besäße. Mit ein bisschen Nachdenken wird jedoch klar, dass man sich schon hier in Treibsand befindet. Wer sollte den Aussagen von Stephan und den Kindern glauben? Genau. niemand. Zwischendurch kann man sich auch fragen, wie es der schurkische Schurke überhaupt innerhalb der wenigen Jahre geschafft hat, in eine so hohe Position zu steigen, wie er besetzt. Aber das ist dann bei all dem, worüber man sich so Gedanken macht, nur noch Nebensache und macht das Buch dann auch nicht besser oder schlechter.

Empfehlung: Klüpfel/Kobr, bleibt bei euren Leisten im Allgäu.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Für Eve

Eve of Man (I)
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Fünfzig Jahre lang wurden auf der ganzen Welt keine Mädchen mehr geboren - und dann kam sie: Eve. Dieses Kind ist der kostbarste Schatz der Menschheit, denn auf ihr ruht die Hoffnung, dass eben diese überlebt. ...

Fünfzig Jahre lang wurden auf der ganzen Welt keine Mädchen mehr geboren - und dann kam sie: Eve. Dieses Kind ist der kostbarste Schatz der Menschheit, denn auf ihr ruht die Hoffnung, dass eben diese überlebt. Die Männer haben natürlich völlig die Macht an sich gerissen, Frauen zur Brut verdammt, den Planeten vor die Hunde gehen lassen. Stürme sind an der Tagesordnung, das Klima ist kaputt. Doch Eve wächst behütet und abgeschirmt von allem in einem 4000 Meter hohem Turm auf, wird von alten Frauen behütet, unterrichtet und sportlich gehalten. Junge Männer, so genannte Piloten, schlüpfen regelmäßig in eine Art Avatar, um ihr als "Holly", der besten Freundin, Gesellschaft zu leisten. Einer davon ist Bram, der Sohn des Wissenschaftlers, der hinter allem steht, was hier passiert. Doch sowohl Eve als auch Bram merken irgendwann, dass es nicht mehr nur um die Rettung der Menschheit geht, sondern nur noch Macht, und sie beschließen, sich aufzulehnen ...

Okay. Ich weiß nicht wirklich, was ich erwartet habe. Vielleicht etwas mehr logischer wissenschaftlicher Hintergrund? Ich meine, selbst wenn Eve in der Lage wäre, nur Mädchen zu gebären, sie allein könnte die Menschheit mit ihren Nachkommen nicht retten. Das müsste auch den Protestierenden und allen anderen Regierungen, die sich anscheinend der Organisation, die Eve besitzt, klar gewesen sein. Doch selbst wenn wir das mal außen vor lassen, bleibt von der Geschichte nicht viel Substanz. In der ersten Hälfte zeichnen sich die beiden Protagonisten dadurch aus, dass sie immer genau das tun, was das Dümmste ist, obwohl sie genau wissen, dass sie permanent überwacht werden. Ab der zweiten Hälfte kommt dann Action hinzu, allerdings so furchtbar pathetisch und unlogisch, dass es schwer fällt, dabei zu bleiben. Was ist also übrig von dem Buch? Jedenfalls auf meiner Seite nicht das Bedürfnis, noch mehr Bände dieser Trilogie zu lesen.

Veröffentlicht am 16.10.2019

Teenie-Apokalypse

Lovely Curse, Band 1: Erbin der Finsternis
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Aria ist sechzehn und hat ihre Eltern bei einem Unfall verloren. Deshalb zieht sie von New York nach Texas zu ihrer Tante auf eine Ranch. Das Leben im texanischen Kaff fällt ihr nicht leicht und auch in ...

Aria ist sechzehn und hat ihre Eltern bei einem Unfall verloren. Deshalb zieht sie von New York nach Texas zu ihrer Tante auf eine Ranch. Das Leben im texanischen Kaff fällt ihr nicht leicht und auch in der neuen Schule hat sie's schwer. Eine Mädchenclique um die örtliche Schulkönigin mobbt sie. Zum Glück gibt es gleich zwei Ritter in schimmernden Rüstungen, die sich sofort um sie bemühen: den absolut perfekten Sunnyboy Simon und den mindestens genauso perfekten Bad Boy Dean. Während Aria versucht, sich einzuleben, geschehen seltsame Dinge. Eine Alge vergiftet das Wasser und damit die Tiere, Arias Haare färben sich über Nacht, ein paar Leute sind der Meinung, sie müssten ihr unbedingt ihre tiefsten Geheimnisse anvertrauen. Die Apokalypse ist vorprogrammiert!

Dass der Untergang der Welt in Texas beginnt, war spätestens klar, als Bush senior an die Macht kam. Ich hatte allerdings nicht erwartet, dass er so banal und langweilig daherkommen würde und dass das größte Problem darstellen würde, sich zwischen zwei Jungs zu entscheiden. Der eine von beiden ist ein Christian-Grey-Abklatsch, der am liebsten das Mädchen 24/7 kontrollieren würde, der andere ein ganz, ganz schlimmer Bad Boy, der allerdings ständig zu Hilfe eilt und die Protagonistin mit Respekt behandelt. Natürlich ist er auch ein ganz, ganz schlimmer Frauenverführer, bei dem ein Blick aus seinen dunklen Augen genügt, die Knie weich werden zu lassen. Vielleicht muss die Protagonistin auch einfach mal einen Orthopäden aufsuchen, normal ist das nicht. Vielleicht bin ich auch einfach zu alt, um einen sechzehnjährigen Casanova ernstnehmen zu können. Ansonsten plätscherte die Geschichte mit den typischen Teenie-Dramen dahin, ohne auch nur Ansätze von Spannung zu erzeugen - es sei denn natürlich, man knabbert an den Fingernägeln, wenn man liest, wie jemand Kerzen herstellt. Die Protagonistin konnte mich auch nicht überzeugen. Sie ist eher der lethargische Bella-Swan-Typ (okay, bei der hat's ja auch mit zwei Jungs geklappt) ohne besondere Merkmale, die deutlich machten, warum sich die Helden um sie bemühten. Viele Dialoge klangen bemüht cool, als hätte sie sich vorher Sprüche auf Instagram angesehen und auswendig gelernt. Jedenfalls trieft das Buch vor lauter Kitsch und Klischees und langweilt auf 400 Seiten, bis auf den letzten 20 endlich mal was passiert. Kann ich nicht weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 30.09.2019

Willkommen zurück auf der Insel der Willkür

Die Schule der Alyxa. Morvans Erbe
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Finn kehrt zurück nach Alyxa (warum auch immer). Bevor sein Bruder und er wieder zur Insel fahren, besuchen sie mit ihrer Mutter das Grab ihres Vaters, wo er eine Vision von Morwan hat. In der Schule sind ...

Finn kehrt zurück nach Alyxa (warum auch immer). Bevor sein Bruder und er wieder zur Insel fahren, besuchen sie mit ihrer Mutter das Grab ihres Vaters, wo er eine Vision von Morwan hat. In der Schule sind wegen der Vorfälle im letzten Trimester Wachleute und Angehörige dieses ominösen Ordens zu finden, die alle Anzeichen des sechsten Sinns auslöschen wollen. Natürlich behält Finn seine Erlebnisse mit dieser speziellen Gabe für sich. Trotz der verschärften Sicherheitsmethoden passieren seltsame Dinge: Finns Zimmernachbar wird von einem Skorpion angegriffen und hat seltsame Gedächtnislücken, schließlich werden selbst die Hüter angegriffen. Finn braucht seine Freunde, um sich dieser erneuten Bedrohung stellen zu können.



Okay, eigentlich möchte ich schon wissen, wie die Geschichte weiter- oder ausgeht. Sie ist also nicht unspannend. Leider ist das neben dem mega Sprecher so ziemlich der einzig positive Punkt, der sich hier finden lässt. Mal von reinen Lektoratsfehlern abgesehen - es wird mehrmals betont, dass es Herbst ist, aber dann schneit es wie wild (wohlgemerkt auf einer Insel bei England, nicht irgendwo in der Antarktis), bei dieser seltsamen Jagd trägt Finn jedoch anscheinend nur ein T-Shirt, denn die Schnüre des Netzes drücken sich tief in seine nackte Haut). Die Kinder werden wie Gefangene behandelt. Wenn sie nicht auf der Stelle kuschen, werden sie mit einer Art Stromstoß traktiert, der extrem wehtut und bis zur Ohnmacht führen kann. Der Dekan selbst schreckt nicht vor Mord zurück. Er verschleppt Finn in sein Büro, um ihn mal so eben mit einem Lügendetektor zu befragen (das ist allerdings so ziemlich das Harmloseste, was er anstellt). Ansonsten ist er permanent brutal: packt den Jungen hart an, drückt ihn gegen Wände, bedroht ihn ständig. Echt, mir ist absolut nicht verständlich, warum nicht alle Kinder mit ihren überragenden Fähigkeiten versuchen a) entweder ihre Lehrer zu beseitigen oder b) von dieser Nazi-Insel zu fliehen. Die Zustände da sind unhaltbar. Nachdem ich ohnehin von den Methoden des "Ordens" nicht begeistert bin, die ebenfalls einfach mal so Leute töten, die ihnen nicht in den Kram passen, bin ich höchstens überrascht, warum Morwan nicht viel mehr Anhänger hat.

Noch etwas fällt auf. Es gibt absolut keine Anhaltspunkte dafür, dass die Kinder irgendetwas lernen, was man als Erwachsener gebrauchen kann, außer vielleicht, wie man heftige Prügel mit einem Langstock einsteckt oder aus Angst um das eigene Leben Autoritätspersonen belügt. Der Autor hat leider auch null Ahnung vom Bogenschießen, machte sich aber auch nicht die Mühe, dieses zu recherchieren, obwohl es ab und zu eine Rolle spielt. Es gibt auffällige Parallelen zu Harry Potter, aber so schlecht umgesetzt, dass es lediglich zum allgemeinen Ärger beiträgt.