Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.10.2016

Einer wird scheitern, einer wird sterben, einer ist schon tot

Magisterium
1

Das dritte Jahr von Call, Tamara und Aaron beginnt. Und wie es scheint, wird es ein gutes Jahr werden, dieses Bronzene Jahr. Denn die drei plus ihre Lehrer und Calls Vater Alastair bekommen erst einmal ...

Das dritte Jahr von Call, Tamara und Aaron beginnt. Und wie es scheint, wird es ein gutes Jahr werden, dieses Bronzene Jahr. Denn die drei plus ihre Lehrer und Calls Vater Alastair bekommen erst einmal eine Party ihnen zu Ehren ausgerichtet, weil sie den Feind des Todes besiegt haben. Zumindest denkt das die Mehrheit der magischen Welt, die drei sowie Jasper wissen es ja besser. Doch bereits während die Party in vollem Gang ist, geschieht etwas Unfassbares: Ein Mädchen aus dem Magisterium wird ermordet und auf Call ein Attentat verübt. Wer will ihn tot sehen? Und gehen die Angriffe gegen Call-den-Makar oder Call-ich-bin-eigentlich-der-Feind-des-Todes? Zurück im Magisterium lassen seine Freunde Call nicht mehr aus den Augen und sie beginnen, Nachforschungen zu betreiben. Während in ihrer Freizeit ein erneuter Angriff beginnt, die beiden Makare Seelenmagie lernen und die Liebe Einzug in ihrem Leben hält, wartet im Verborgenen ein hinterhältiger Feind darauf zu töten, und er beschränkt sich nicht allein auf C

Fast hätte ich gedacht, dieser Teil könnte endlich mal auf eigenen Füßen stehen, ohne sich ständig Vergleichen mit Harry Potter gefallen lassen zu müssen, aber das trauen sich die beiden Autorinnen wohl nicht (oder nicht zu). Immer wieder wird das Original bemüht und katapultiert die Geschichte in den Rang einer Fanfiction, was eigentlich schade ist, denn das Potenzial für etwas Eigenständiges ist vorhanden. Woran die Geschichte auch arg krankt, ist die fehlende Beschreibung diverser Lehrmethoden. Ich persönlich habe wenig Vorstellungen davon, was die drei lernen, falls sie überhaupt etwas lernen. Gelegentlich bemühen Aaron und Call die Chaosmagie, doch ansonsten lernen sie wohl bei Master Rufus so ziemlich nichts. Anders ist ihre ständige Unsicherheit beim Verteidigen nicht zu erklären, besonders wenn Master Rufus irgendwann gedenkt doch aufzutauchen und dann mit übermenschlicher Lässigkeit die gefährlichsten Kreaturen beseitigt. Positiv empfand ich die Entwicklung einiger Protagonisten, wozu der Hauptakteur leider nicht zählt. Noch immer ist er wehleidig, egoistisch und vor allem jemand, den ich nicht zum Freund haben möchte, denn dazu taugt er nichts. Immerhin hat mich das Buch mit seinem Ende so weit bei der Stange gehalten, dass ich auch die letzten beiden Bände lesen möchte, aber ich erwarte endlich mehr Eigenständigkeit bei den Autorinnen und den Mut, sich von J. K. Rowling zu lösen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Charaktere
  • Abenteuer
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 28.09.2016

Mordsfahrt

Schnick, schnack, tot
0

Kiki ist die ungekrönte Königin der Klasse, die eine Klassenfahrt nach Vlieland unternimmt. Sie ist 17, schön, arrogant und bösartig. Mit einem Fingerschnipsen erhebt oder erniedrigt sie ihre Klassenkameraden, ...

Kiki ist die ungekrönte Königin der Klasse, die eine Klassenfahrt nach Vlieland unternimmt. Sie ist 17, schön, arrogant und bösartig. Mit einem Fingerschnipsen erhebt oder erniedrigt sie ihre Klassenkameraden, doch anscheinend hat sie es irgendwann zu weit getrieben. In der ersten Nacht auf Vlieland wird sie ermordet. Ihre Leiche wird am nächsten Tag während einer Wanderung gefunden, und eines ist klar: Jeder, wirklich jeder, der bei der Klassenfahrt dabei ist, hätte ein Motiv, ihr Schlechtes zu wünschen. Doch wer würde so weit gehen zu morden? Ein Sturm tobt über der Insel, niemand kann sie verlassen, und jedem ist klar, dass der Mörder unter ihnen ist.

Daraus hätte man wirklich was machen können. Klar, die Prämisse ist uralt: unangenehme, ermordete Person, viele Motive, abgeschnittene Insel, Sturm. Trotzdem hätte es was wirklich Cooles sein können. Man erfährt die Geschichte aus sehr kurzen Kapiteln, die jeweils aus der Sicht anderer Schüler, Lehrer, Polizisten und des Täters erzählt wird. Dadurch wird es zugegeben kurzweilig, andererseits wird dabei auch klar, dass nicht nur Kiki eine unsympathische Person war. Jeder einzelne der Erzähler ist entweder ein Arschloch, dumm, faul, steht voll neben sich, ist egoistisch oder hat einfach nichts zu sagen. Die einzige Person, die (angeblich) dem Täter auf die Spur kommt, handelt so völlig unlogisch und dumm, dass man sich fragt, was sie sich dabei denkt, falls sie sich überhaupt was dabei denkt. Und der Täter glaubt, er müsste noch einmal morden, obwohl das, was gefunden wurde, überhaupt kein Beweis ist. Im Übrigen war mir mit dem ersten Auftauchen des Mörders nach dem Mord klar, wer er sein musste, es war mehr als offensichtlich, auch wenn sich große Mühe gegeben wurde, jedem anderen ein mögliches Motiv zuzuschustern. Ich habe auch die Schüler nicht verstanden. Diejenigen, die man wirklich für 16/17jährige halten konnte, haben sich benommen, als hätte man ihnen Sexdrogen eingeflößt, bei den anderen hatte man das Gefühl, dass sie keinen Tag älter als 13 waren. Ich fand das Buch in seiner Gesamtheit unstimmig und unlogisch.

Veröffentlicht am 16.09.2016

Aufbruch, Ausbruch ... Bruchlandung

Die Witwen
0

Das sind sie, die Witwen, die eigentlich keine sind. Penny, Laura, Beatrice, Dodo. Und er, der kein Witwer ist, ein Lahmer, ein Mann mit kaputten Bein, ihr Führer. Oder zumindest der mit dem Führer-Schein, ...

Das sind sie, die Witwen, die eigentlich keine sind. Penny, Laura, Beatrice, Dodo. Und er, der kein Witwer ist, ein Lahmer, ein Mann mit kaputten Bein, ihr Führer. Oder zumindest der mit dem Führer-Schein, Bendix. Die Damen begehren eine Reise. Einen Aufbruch ins Unbekannte, einen Ausbruch quasi aus dem Alltag, aus allen Tagen, die sich gleichen, aus ihrem langweiligen Leben. Und Bendix, der Mann mit dem Schein, der Fahrer, was will er? Ich kann es nicht sagen, seine ewig lahmen, wenn auch geschliffenen Monologe und Briefe konnten sprachlich gelegentlich beeindrucken, aber wirklicher Druck, etwas von Substanz, fand sich dort nicht. Wie es sich überhaupt in dem ganzen Buch nichts von Substanz findet, außer Doro vielleicht, die zumindest körperlich etwas davon aufweisen konnte.

Ansonsten: vier ältere Damen, ein nicht mehr junger Herr. Auf Reisen. Gut situiert, alle vier. Alle mit Wohlstandsproblemen, die zumindest von mir nicht wohl angenommen wurden, weil das für mich keine Probleme sind. Aber ausführlich und hochintellektuell diskutiert worden sind. Mein Gott, wie ausführlich. Wie langatmig. Wie langweilig. Wie doch teilweise sprachlich eingängig, immerhin das. Schlechtes Handwerk kann man der Autorin nun wirklich nicht vorwerfen.

Zum Abschluss ein Fazit zu drei Büchern aus der Buchpreis-Longlist, die ich gelesen habe. Thema grundsätzlich: das Leben von nebenan. Deins, das deiner Eltern, der komischen Nachbarin von gegenüber oder dem Typen, den du im Verdacht hast, heimlich deine Fernsehzeitung zu klauen. Spannend? Verdammt, nein. Wie spannend kann schon das Leben dieser Leute sein? Alle scheinen deprimiert, keiner weiß, wie man überhaupt das Wort "Hoffnung" ausspricht, geschweige denn lebt und am Ende bist du als Leser deprimiert und fragst dich, ob du auch mal so enden wirst. Wenn mir die Lektüre dieser preisverdächtigen Bücher was gebracht hat, dann dieses: Niemals werde ich so enden wie diese uninteressanten Protagonisten in ihren lahmen Leben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Glitzer, Glamour ... welche Leiche?

Glitzer, Glamour, Wasserleiche
0

Pauline Miller, Halbamerikanerin, Diva, Opersängerin und Besitz von Radames, dem Hund, der nur für Laien wie ein Mops aussieht, tatsächlich jedoch ein Boston Terrier ist, hat ein Engagement in Bregrenz, ...

Pauline Miller, Halbamerikanerin, Diva, Opersängerin und Besitz von Radames, dem Hund, der nur für Laien wie ein Mops aussieht, tatsächlich jedoch ein Boston Terrier ist, hat ein Engagement in Bregrenz, an der Seebühne. Dort soll sie die Turandot geben, die chinesische Prinzessin, die halt diesmal etwas voluminöser rüberkommen wird. Doch bevor sie die Massen mit ihren Massen begeistern kann, verschwinden Paulines Zuneigung zu einem Wikinger, dann ihr Hund Radames und eine ältere Millionenerbin, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Pauline muss Prioritäten setzen, und das tut sie auf ihre eigene Weise.

Zuerst das Positive: Der Schreibstil ist gut, das Buch ist kurz und schnell beendet. Und man erfährt etwas über den Lebensstil einer Operndiva. Das wäre als Roman nicht schlecht, wird jedoch als rabenschwarzer Pauline-Miller-Krimi angekündigt. Rabenschwarzen Humor habe ich nur auf den ersten paar Seiten gefunden, danach ging die Geschichte in eine Slapstick-Komödie über, die zwar ab und zu auch witzige Momente enthielt, aber für den Krimianteil musste man bis tief zum Grund des Bodensees tauchen, um ihn dort in homöopathischen Dosen zu finden. Und als er sich dann anfand, wurden sowohl Mörder als auch Paulines wundersame Abenteuer bei der Mörderjagd auf den letzten Seiten aus dem Ärmel geschüttelt. Das weiße Kaninchen, das nicht in das Erdloch sprang, sondern aus dem Zylinder, dabei murmelnd "Zu spät, zu spät, ich bin zu spät ..."

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen ...

Venezianische Schatten
0

Luca Brassoni, der Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, und seine Freundin, die Gerichtsmedizinerin Carla Sorrenti, finden bei ihrem abendlichen Spaziergang eine verwirrte, junge Frau. ...

Luca Brassoni, der Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, und seine Freundin, die Gerichtsmedizinerin Carla Sorrenti, finden bei ihrem abendlichen Spaziergang eine verwirrte, junge Frau. Sofort ist dem Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, klar, dass ein Verbrechen geschehen ist, und er weiß auch sofort, dass es sich hier um den Mädchenfänger handelt. Die Frau ist blond und hübsch und es sind schon zwei blonde, hübsche Mädchen verschwunden - voilá, Deduktion gelungen. Dem Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, ist ebenso klar, dass seine Vorgänger in dem Fall gepfuscht haben müssen, denn sie haben nicht herausgefunden, was mit den blonden, hübschen Mädchen, die verschwunden sind, passiert ist. Oder wurden sie gar bestochen? Dann wird die Leiche eines blonden, hübschen Mädchens gefunden, der Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, bekommt eins auf die Nase (wortwörtlich), weil er einem Anwalt die Hörner aufgesetzt hat, und sein Cousin Stefan Mayer, der nur Caruso genannt wird (von wem eigentlich?), löst den Fall mehr oder weniger im Alleingang.

Es treten auch noch auf: ein Serienkidnapper/Mörder, dessen Blick sich immer bedrohlich ändert oder dessen Augen immer auf seltsame Weise gefährlich aufleuchten, die Freundin des Commissarios, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, die Gerichtsmedizinerin ist, aber sich gleich auch mal als Profilerin versucht, ein Kriminaltechniker, der jung und übereifrig ist, Maria Grazia, ehemalige Chefsekretärin, die ihren Mann eiskalt mit Luca Brassoni, dem Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, betrogen hat und sich jetzt wundert, dass der ausrastet, als er es erfährt und findet, dass seine neugeborene Tochter nur wenig Ähnlichkeit mit ihm hat, Raffaella Cerano, die vorübergehende Chefsekretärin und einige Opfer, die alle blond und hübsch sind.

Wie man unschwer erkennen kann, liebt es die Autorin, dieselben Dinge immer und immer und immer und immer ... wieder zu erwähnen. Zudem verteilt sie großzügig Adjektive, denn die werden sowieso viel zu wenig beachtet. Das Motiv des Mörders ist mir persönlich zu weit hergeholt, zumal schon ab der Hälfte ziemlich deutlich wurde, wer es mit ziemlicher Sicherheit sein musste. Da wurden Leute von oben angewiesen, nicht weiter zu ermitteln? Der Vater des Verdächtigen ist ein hochrangiger Richter? Wird schon nichts zu sagen haben. Mich hat auch gewundert, dass das gefundene Opfer nicht unter Polizeischutz stand bzw. dass der Mörder keinen Versuch unternahm, es zum Schweigen zu bringen, Amnesie hin oder her. Ich empfand den Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, als arrogant und unsympathisch, den Fall eher als nebensächlich, denn es wird viel aufs Dolce Vita eingegangen und wenig auf tatsächliche Ermittlungen.

Die zwei Punkte gibt's für die Stadtrundführung (sollte es mich je nach Venedig verschlagen, werde ich mich ziemlich gut auskennen) und das Auskennen mit den ganzen italienischen Begriffen.