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Veröffentlicht am 15.09.2016

Seltsame Märchenumsetzung

The School for Good and Evil, Band 1: Es kann nur eine geben
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In dem kleinen Dorf Gavaldon werden alle vier Jahre zwei Kinder gestohlen, ein "gutes" und ein "böses". Was auch immer die Dorfbewohner unternehmen, wie sehr sie ihre Kinder auch verstecken oder bewachen, ...

In dem kleinen Dorf Gavaldon werden alle vier Jahre zwei Kinder gestohlen, ein "gutes" und ein "böses". Was auch immer die Dorfbewohner unternehmen, wie sehr sie ihre Kinder auch verstecken oder bewachen, es passiert, und niemand sieht, wie genau. Die wunderschöne Sophie jedoch möchte entführt werden, denn sie ist überzeugt davon, dass sie ihrem Traumprinzen begegnen wird, genauso wie sie sicher ist, dass ihre abgrundtief hässliche Freundin Agatha entführt wird, um eine böse Hexe zu werden.

Sie hat auch Recht, alle beiden Mädchen werden gekidnapt, doch dann ist auch schon Schluss mit Sophies Tagträumereien. Denn statt dass sie die schöne, gute Prinzessin mit einem Happy End wird, ist es Agatha, die in der Schule der Guten abgeliefert wird, während hingegen sie in die Schule der Bösen kommt. Es scheint, jemand schaut nicht nur auf das Äußere eines Menschen, sondern auch auf den Charakter.

Eigentlich ist das eine tolle Voraussetzung für eine mitreißende Märchenumsetzung, doch genau daran hapert's gewaltig. Am mitreißend. Tatsächlich scheint sich die Autorin an richtigen Märchen zu orientieren, die ja auch eher nach dem Schema ablaufen: erst passierte das, dann das und dann das, einfach so runtererzählt, ohne dass irgendwie Spannung aufgebaut wurde. Nach dem ersten, netten, wenn auch vorhersehbaren Twist mit Sophie passierte nichts mehr, das überraschen konnte und weder Schreibstil noch die Personen konnten großartig überzeugen. Der Schluss hat mich ratlos zurückgelassen, bis ich gesehen habe, dass es einen zweiten Teil geben wird. Also dann, aber eher ohne mich. Ciao, Sophie und Agatha.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Banker, Pfauen, Nepp am Leser

Der Pfau
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Dieses Buch scheint ja die Nation (zumindest die lesende) zu spalten. Während die einen es als amüsante, very british Entdeckung des Jahres feiern, steht die andere Hälfte mit einem großen Fragezeichen ...

Dieses Buch scheint ja die Nation (zumindest die lesende) zu spalten. Während die einen es als amüsante, very british Entdeckung des Jahres feiern, steht die andere Hälfte mit einem großen Fragezeichen im Gesicht da und stellt die Frage aller Deutschlehrer, welche alle Schüler hassen: Was wollte uns die Autorin (und auch der Verlag, wenn wir schon dabei sind) mit diesem Geschreibsel sagen?

Ich verwende bewusst das Wort Geschreibsel, denn ernst nehmen kann ich das Ganze nicht. Der Inhalt ist in wenigen Worten zusammengefasst: Ein altes Schloss in Schottland, das wegen seiner hohen Kosten von seinen adligen Besitzern als Erholungsort vermietet wird, beherbergt ein paar Banker, die dort ein Wochenende für Teambildungsmaßnahmen verbringen sollen. Ein Pfau dreht durch (wahrscheinlich hat er das Buch vorher gelesen, dann wäre mir das auch passiert an seiner Stelle) und geht auf alles los, was blau ist, macht das Auto der Chefin der Banker kaputt, der Herr des Hauses erschießt ihn und versucht, diese Tatsache vor fast allen zu verbergen.

Hört sich nicht spannend ist? Ist es auch nicht. Muss es ja nicht mal, wir haben es schließlich nicht mit einem Krimi oder auch nur irgendeiner Art von Lektüre zu tun, bei der Spannung aufkommen soll oder muss. Dann kann doch wenigstens der Schreibstil überzeugen? Fehlanzeige. Meine Mutter, die Stichpunkte für eine Einkaufsliste erstellt, hat denselben leiernden und einschläfernden Ton drauf, der dieses Buch auszeichnet. Nun gut, aber dann sicherlich die Personen - bestimmt zeichnen die sich durch Tiefe, Charakter oder wenigstens Sympathie aus? Sagen wir mal so: Die interessanteste Person war der Pfau, und der wurde ja ziemlich zeitig gekillt. Die sich daraus ergebenden "Spannungen" und "Verwicklungen" ergaben immerhin eine gute Einschlafhilfe.

Machen wir es also wie Goethe und sagen: Jetzt steh' ich da, ich alter Tor, und bin so klug als wie zuvor. Das ist in der heutigen Zeit vielleicht grammatikalisch nicht sonderlich korrekt, aber immer noch faszinierender als ein Roman, der nichts aussagt, sich durch permanente indirekte Rede und völlige Banalität auszeichnet: Buchpreis, du bist ganz nah!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit dem Teufel den Teufel bekämpfen

Devil's River
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Eve ist eine priviligierte junge Frau, die immer das Richtige tut, um ihrer Mutter zu gefallen. Sie studiert, sie hat den richtigen Freund, sie hat null Rückgrat. Eigentlich mag sie auch ihre Mutter nicht ...

Eve ist eine priviligierte junge Frau, die immer das Richtige tut, um ihrer Mutter zu gefallen. Sie studiert, sie hat den richtigen Freund, sie hat null Rückgrat. Eigentlich mag sie auch ihre Mutter nicht sonderlich, liebt dafür ihre Oma viel mehr. Als diese stirbt, ist sie zwar am Boden zerstört, erbt aber das geliebte Haus der Oma. Dort findet sie seltsame Aufzeichnungen über jemanden namens River und beginnt, sie zu lesen.
Das wirft uns als Leser direkt ins Jahr 1878. Die Aufzeichnungen handeln von River, einer jungen, weißen Frau, die unter Indianern aufgewachsen ist. Als ihr Stamm von einer übernatürlichen, bösen Kreatur fast vollständig ausgerottet wird, zieht sie los, um all diese Toten zu rächen. Dabei trifft sie unterwegs auf ein anderes Monster: Nathan Blake ist zwar durch und durch ein Mensch, aber er kann nicht anders als immer wieder Frauen zu töten. Dieser wird von einer Gruppe Kopfgeldjäger verfolgt und hat eigentlich auch nichts mehr zu verlieren. Anstatt River zu töten, schließt er sich ihr an auf ihrem Rachefeldzug.

Seltsamerweise gefielen mir die Ereignisse aus der zurückliegenden Zeit besser als die in der Gegenwart. Ich gebe es zu, ich mochte Eve nicht. Zu schwach, zu wenig Selbstbewusstsein hat diese Frau (das wurde zwar zum Schluss hin ein wenig besser, aber eigentlich auch nur durch ihre beste Freundin, nicht, weil sie sich selbst mal aufgerappelt hätte). River hingegen ist stark und hat einen Sturkopf, so was finde ich extrem gut. Zwischendurch hatte das Buch einige Längen (meistens in der Jetztzeit, aber auch in der Vergangenheit ab und zu). Es hat mich also ganz gut unterhalten, ist jedoch auch nichts, was lange Zeit im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Zum Heulen

Kalix. Werwölfin von London
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Ja, ja, ich weiß, Wölfe heulen ja auch den Mond an, und Werwölfe wahrscheinlich auch. Aber der Titel der Rezension bezieht sich auf die Reaktion des Lesers, auf jeden Fall dieses Lesers hier. Was durfte ...

Ja, ja, ich weiß, Wölfe heulen ja auch den Mond an, und Werwölfe wahrscheinlich auch. Aber der Titel der Rezension bezieht sich auf die Reaktion des Lesers, auf jeden Fall dieses Lesers hier. Was durfte ich laut Klappentext erwarten? Eine spannende Geschichte wurde mir versprochen, von einer Werwölfin (also dieser Kalix, der Titelheldin!), die sich gegen ihren Vater aufgelehnt hat, was ein totales No-Go ist, denn er ist Clanchef. Also streift sie allein durch London, wird von Werwolfsjägern gejagt, doch nicht nur denen: auch ihre eigenen Leute stellen ihr nach. Das macht aber eigentlich gar nichts, denn Kalix ist die Überkämpferin und ob ihr drei oder zehn Leute gegenüberstehen, ist egal, sie besiegt sie alle. Vielleicht sogar noch in weniger Worten, als ich hier gebraucht habe. Sie nistet sich bei Studenten ein, die durch ihre Dummheit auch noch in den Konflikt mit ihrem Clan gezogen werden.

Ich weiß echt nicht, wie man so was schreiben oder eher noch wie man so was verlegen kann. Ist "Jugendbuch" ein Grund sauschlecht zu schreiben, damit die armen Kinder nicht überfordert werden und glauben, den Aufsatz eines Klassenkameraden vor sich zu haben? Dafür wird dann aber auch ordentlich gekifft, geritzt und Gewaltbereitschaft gezeigt. Vielleicht soll das ja ein Hinweis auf die zugrunde gehende Gesellschaft sein, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass dieses Buch sich durch langatmige Beschreibungen, zähe Handlungen und einer Heldin auszeichnet, dass einem das kalte Grausen kommen möchte. Empfehlung? Nur als Bestrafung für unartige Kinder: Wenn du nicht brav bist, musst du die ganze Woche lang diesen 800-Seiten-Klopper lesen und einzelne Passagen auswendig lernen! Funktioniert bestimmt besser als eine Wuttreppe.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hat mich keine Minute packen können

Die Rebellion der Maddie Freeman
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Maddie, die Titelfigur, ist siebzehn und die Tochter des Digital-School-Erfinders Kevin Freeman, priviligiert und behütet. Mit ihrem Vater kommt sie nicht allzu gut klar, seit sie sich ihm vor ein paar ...

Maddie, die Titelfigur, ist siebzehn und die Tochter des Digital-School-Erfinders Kevin Freeman, priviligiert und behütet. Mit ihrem Vater kommt sie nicht allzu gut klar, seit sie sich ihm vor ein paar Jahren einmal widersetzt hat. Obwohl sie nicht mit ihrem Vater übereinstimmt, macht sie alles so, wie er es am liebsten hat, ist fast nur zuhause. Beim Lernen, beim Treffen mit Freunden, selbst Erlebnisse finden digital statt. Das ändert sich, als sie eines Tages Justin trifft, der ein wenig älter als sie ist und jemand, der alles live machen will. Er nimmt sie mit in Cafés mit echten Leuten und zeigt ihr ein wenig die Welt außerhalb ihrer vier Wände. Schließlich gesteht er Maddie, dass er gegen dieses völlig digitale Leben rebelliert und dass er dazu sie braucht, denn aufgrund ihres Vaters sitzt sie an der Quelle.

Ich habe mich ziemlich durch das Buch quälen müssen, obwohl ich Dystopien sehr cool finde. Aber diese Maddie war blass, langweilig und so banal, dass ich mich mit ihr weder anfreunden noch identifizieren konnte. Überhaupt waren alle auftretenden Personen so durchsichtig, dass sie ein Windstoß wegwehen konnte. Zum Glück gibt's ja keine Windstöße im Haus und in der digitalen Welt, sonst wären nach den ersten drei Seiten keine Leute mehr dagewesen. Die Geschichte tröpfelte so dahin: Maddie machte mal dies, mal das, aber alles mit dem Temperament einer ausgepressten Milchtüte und mit ebenso viel Spannung. Auf ihre angekündigte Rebellion habe ich bis zum Schluss gewartet, allerdings vergeblich. Wenn jemand den Titel Rebell verdient hat, dann eher noch Justin, aber der war so toll, dass ich immer fast einschlief, wenn er was von sich gab. Die unvermeidliche Liebesbeziehung wurde zwar angesagt, aber nicht gezeigt, von Funken zwischen den beiden Protagonisten keine Spur. Was bleibt? Ein bisschen Schema F der dystopischen Jugendliteratur.