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Veröffentlicht am 22.07.2023

Masc4masc

Camp - Queerfeldein führt auch ein Weg
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Camp ist ein Ferienlager für queere Jugendliche, ein Safe Place in einer Welt voller Homophobie. Hier können sie sein, wie und wer sie wollen ohne Angst, verbal oder physisch angegriffen zu werden. Seit ...

Camp ist ein Ferienlager für queere Jugendliche, ein Safe Place in einer Welt voller Homophobie. Hier können sie sein, wie und wer sie wollen ohne Angst, verbal oder physisch angegriffen zu werden. Seit vier Jahren kommt der 16jährige Randall hierher und genauso lange ist er in den mega männlichen Hudson Aaron-Lim verliebt. Doch dieser sieht ihn kaum, denn er steht nur auf genauso mega männliche Jungs. Deshalb hat sich Randy im letzten Jahr einem Make-Over unterzogen: abgenommen, trainiert, die Haare abgeschnitten, er verzichtet auf Nagellack und sogar auf sein heiß geliebtes Musical. Und der Plan geht auf - Hudson fährt sofort auf ihn ab und die beiden kommen sich näher.

Vorneweg: Alles drumherum ist richtig, richtig cool. Ich weiß nicht, ob es solche Camps wirklich gibt, aber es sollte sie auf alle Fälle geben. Es ist ein offener, toleranter, ehrlicher Ort. Desto mehr ging es mir gegen den Strich, wie sehr Randy lügt und sich als jemand anders ausgibt, nur um bei seinem Traummann zu landen. Zumal ich - egal, wie oft er es versicherte - absolut nichts von Liebe bei ihm spürte. Da war nur Geilheit, weil Hudson ja ach so heiß war. Umgekehrt war Hudson einfach nur ein erstaunlich blasser Charakter. Ja, er war hot und männlich. Und hat seine Oma geliebt. Mega. Das ist doch ausreichend für die neverending love, oder? Mit anderen Worten, ich mochte weder Randy noch Hudson sonderlich. Dafür habe ich fast alle Nebencharaktere, die übrigens bedeutend besser und vielschichtiger ausgearbeitet waren, als die Protagonisten, gemocht. Es gibt übrigens viele Klischees, was mich auch ein wenig gestört hat. Entweder die mega männlichen queeren Kids oder diejenigen, die sich die Nägel lackieren, tanzen und alle anderen mit "Sweetie" oder "Darling" ansprechen. Was dazwischen gibt's scheinbar nicht. Irgendwie schade. Aus dem Buch hätte man so viel mehr rausholen können.

Veröffentlicht am 21.07.2023

Eingeschneit

Das Sanatorium
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Elin Warners Leben besteht aus Problemen: mit ihrem Job als Detective Inspector, ihrer Vergangenheit, ihrer Familie. Dennoch reist sie zur Verlobung ihres Bruders in die Schweizer Berge, in ein erst kürzlich ...

Elin Warners Leben besteht aus Problemen: mit ihrem Job als Detective Inspector, ihrer Vergangenheit, ihrer Familie. Dennoch reist sie zur Verlobung ihres Bruders in die Schweizer Berge, in ein erst kürzlich eröffnetes Luxushotel. Früher war dieses Gebäude ein Sanatorium für Lungenkranke, heute ist es für die zahlende Kundschaft. Elins Ankunft steht unter keinem guten Stern: ein heftiger Schneesturm schneidet das Hotel von der Außenwelt ab. Dann verschwindet die Verlobte ihres Bruders. Und als eine Tote gefunden wird, ist Elin auf sich allein gestellt, denn die Schweizer Polizei hat nach einem Lawinenabgang keine Chance, zu ihnen durchzukommen.

Allein dieses Setting hätte doch ausreichen müssen, um einen spannenden Thriller zu schreiben, sollte man meinen. Was will man mehr? Bar jeder Hilfe, Wetterextreme, Serienkiller. Da kann man doch eigentlich nichts falsch machen, oder? Nun, es fällt schwer, zugegeben. Aber Sarah Pearse hat ihr Bestes gegeben, um diesen Thriller in den Sand ... Verzeihung: den Schnee zu setzen. Es fängt mit der unglaublich unsympathischen, nervigen, weinerlichen, anstrengenden und manchmal regelrecht dummen Elin Warner an, geht mit den seltsamen Reaktionen der Opfer weiter (Niemand denkt in kritischen Situationen "Denk nach! Denk nach!" - aber hier denken das einfach mal alle und verschwenden damit sinnlos Zeit - ihre und die der LeserInnen) und endet mit den völlig absurden Motiven sämtlicher Beteiligter, irgendwelche Dinge zu tun. Nein, im Ernst. Das war mal nix.

Veröffentlicht am 21.07.2023

Ihr Auftritt, Mister Quin!

Der seltsame Mister Quin 1
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Es ist ein Kommen und Gehen, erklärt in einer der Geschichten jemand dem erzählenden Mister Sattisway, und ja, auf den seltsamen und geheimnisvollen Mister Quin trifft das auf jeden Fall zu. Er scheint ...

Es ist ein Kommen und Gehen, erklärt in einer der Geschichten jemand dem erzählenden Mister Sattisway, und ja, auf den seltsamen und geheimnisvollen Mister Quin trifft das auf jeden Fall zu. Er scheint immer dann aufzutauchen, wenn unser kleiner, etwas versnobter, älterer, wohlhabender Mister Sattisway sich in einer seltsamen Situation befindet. Mal ist ein Mord geschehen, mal Einbrüche, mal wird erst etwas geschehen, mal scheint überhaupt nichts zu sein. Und dennoch: Wenn Mister Quin auftaucht, weiß Mister Sattisway, dass etwas im Argen liegt: Aber nicht mehr lange. Denn mit Hilfe von Mister Quins blitzgescheiten Fragen kommen Anwesende und Beteiligte auf die Spur von Verbrechen ...

Hier liegen die ersten vier Kurzgeschichten vor, die Agatha Christie mit diesem skurrilem Paar geschrieben hat. Da ist zum einen der seltsame Mister Quin: ein Sherlock Holmes, ein Richter, ein Gerechter, einer, der den Dingen auf den Grund geht. Immer höflich, zurückhaltend, zuhörend, Fragen stellend. Und sein Gegenstück, Agathas persönlicher Watson, der dank scharfsinniger Fragen scharfsinnige Gedanken wälzt und vom Beobachter zum Akteur wird. Es hat ein paar Minuten gedauert, bis ich mit dem Sprecher klarkam, zu sehr klingt er im ersten Moment wie eine Mischung aus alt, bedächtig, ja, geradezu altmodisch. Aber nicht nur die Geschichten entwickeln ihren eigenen Charme, auch die Stimme des Sprechers tut es und nein, ich kann mir mittlerweile niemanden anders vorstellen, der das noch besser lesen könnte.

Und dann ist da am Ende nicht nur die Befriedigung, interessante Geschichten gehört und mitgerätselt zu haben; da ist auch das leise, feine Amüsement über die Namen der Protagonisten. Mister Harley Quin, der Harlekin, aber kein lächerlicher Geselle, sondern der, der der Gesellschaft den Spiegel vorhält. Und sein Sidekick, der gute alte Mister Sattisway - Set this way, der immer dann außerhalb der Box, außerhalb der gesetzten Wege zu denken vermag, wenn der von ihm so geschätzte Mister Quin auftaucht. Ein rundum gelungenes Kurzgeschichtenvergnügen!

Veröffentlicht am 20.07.2023

Ben's cooking

Chef's Kiss
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Ben Cook hat soeben das College mit einem Abschluss in Literatur in der Tasche und zieht mit seinen besten Freunden in eine WG. Er braucht dringend einen Job, am besten einen, der gut bezahlt wird und ...

Ben Cook hat soeben das College mit einem Abschluss in Literatur in der Tasche und zieht mit seinen besten Freunden in eine WG. Er braucht dringend einen Job, am besten einen, der gut bezahlt wird und in dem er seine Fähigkeiten fürs Schreiben ausleben kann. Doch es ist wie verhext - egal, was er tut, niemand will einen Anfänger einstellen. Da stolpert er plötzlich bei einem Restaurant über eine Stellenanzeige, auch für Quereinsteiger. Und nicht nur das: Einer der Köche dort ist Liam, Liam mit seinem muskulösen Körper, den Tattoos, dem freundlichen Lächeln. Ben versucht sich als Koch und macht das gar nicht schlecht. Doch da sind immer noch seine Eltern, die sich für ihren Sohn etwas anderes wünschen, sowohl als Job als auch in einer Beziehung.

Wir haben hier eine sehr süße Geschichte vorliegen, bei der fast alle Charaktere megatolerant sind. Einerseits gefällt mir sehr gut, dass es so einen Zusammenhalt unter den (neuen und alten) Freunden gibt, andererseits gibt es da kaum Potenzial für Konflikte, und der Konflikt, der dann mal war, verpuffte ziemlich schnell. Ähnlich ist es auch mit den Eltern, da wäre weitaus mehr drin gewesen. Alles in allem ist es jedoch wirklich schnuckig gezeichnet und erdacht. Homophobe Personen sollten natürlich Abstand davon halten. Im Endeffekt ist das Buch genau so cute, wie es das Cover mit rosa Schweinchen andeutet: What you see is what you get.

Veröffentlicht am 16.07.2023

To kill Monsters

Only a Monster
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Joan verbringt ihre Ferien bei der Familie ihrer Mutter, die aus lauter exzentrischen Leuten besteht. Trotzdem fühlt sie sich bei ihnen wohl und geliebt. Was sie nicht weiß: Es sind alles Monster, die ...

Joan verbringt ihre Ferien bei der Familie ihrer Mutter, die aus lauter exzentrischen Leuten besteht. Trotzdem fühlt sie sich bei ihnen wohl und geliebt. Was sie nicht weiß: Es sind alles Monster, die Lebenszeit von Menschen stehlen, um damit Zeitreisen zu unternehmen. Was Joan auch nicht weiß: Ihr neuer Schwarm Nick, der sie soeben um ein Date gebeten hat, ist ein Monsterjäger. Noch weniger ist ihr bewusst, dass sie selbst halb Mensch, halb Monster ist und diese Tatsache dafür sorgen wird, dass ihre Welt und ihre Familie zerstört wird - es sei denn, sie bringt Opfer.

Ja, ich weiß nicht. Irgendwie hatte ich einfach mehr erwartet. Bis zum Schluss war mir nicht klar, warum sie sich Monster nennen. Sie sind "ganz normale" Menschen, die allerdings durch Berührung anderer Lebenszeit absaugen und dadurch Zeitreisen unternehmen können. Es gibt auch verschiedene Monsterfamilien, die aus welchen Gründen auch immer miteinander verfeindet sind und sich dann auch nichts dabei denken, sich gegenseitig umzubringen. Das ist irgendwie das größte Problem, das ich mit dem Buch hatte. Die Hintergründe werden nicht erklärt, es wird als "isso" gegeben. Möglicherweise wird das ja im zweiten Teil noch ausführlicher erläutert. Es gab so was ähnliches wie eine Dreiecksgeschichte, wobei mir Aaron geradezu als Draco-Malfoy-Abklatsch präsentiert wurde. Die Art, wie die Monster halt reisen, macht sie nicht sonderlich sympathisch, sodass es schwerfiel, mitzufühlen, wenn etwas passierte oder allgemein eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Alles in allem habe ich es nicht ungern gelesen, aber weitaus mehr Worldbuilding und auf gewisse Weise mehr Tiefe erwartet.