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Veröffentlicht am 28.10.2022

Club der Unsympathen

Der Wintermordclub
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Jedes Jahr kurz vor Weihnachten treffen sich in einem kleinen Hotel in Le Lavandou eine Gruppe alter, ehemaliger Ermittler aus ganz Europa: Ex-Kommissare, Ex-Agentinnen, Ex-Gerichtsmediziner etc. Vor zwanzig ...

Jedes Jahr kurz vor Weihnachten treffen sich in einem kleinen Hotel in Le Lavandou eine Gruppe alter, ehemaliger Ermittler aus ganz Europa: Ex-Kommissare, Ex-Agentinnen, Ex-Gerichtsmediziner etc. Vor zwanzig Jahren haben sie gemeinsam einen großen Fall im Zuge einer Europol-Ermittlung gelöst, seitdem sind sie befreundet. Jedes Jahr gibt es ein Krimi-Diner, bei dem verbissen um den Titel "Bester Detektiv" gekämpft wird. Doch dieses Jahr erwartet die Ü-70iger ein Schock: Statt eines geschminkten Schauspielers erwartet sie eine richtige Leiche - und er ist einer von ihnen. Bedeutet das, auch der Mörder ist einer von ihnen? Plötzlich sind es nicht nur metaphorische Leichen, die im Keller versteckt sind ...

Vermutlich wollte hier jemand auf den Erfolg des Donnerstagsmordclub aufspringen und es hätte auch gut klappen können. Rein vom kriminalistischen Gefühl her schien mir der Autor gut recherchiert zu haben, wer was welche Aufgaben in verschiedenen Behörden oder Ländern hat. Leider versäumte er, auch ein sympathisches Personal zu schaffen, stattdessen amüsierte er sich damit, sämtliche Klischees aufzufahren, die diverse Länder bieten zu haben. Den fetten, ungehobelten, biersaufenden Deutschen, die noch immer attraktive Französin, die ihre Gefühle verbergende Engländerin, den großen, blonden Holländer, den verhutzelten Polen und den kriminellen Griechen. Manchmal fielen ein paar Worte in der entsprechenden Sprache wie "my dear", meistens jedoch hätte ich ohne entsprechenden Hinweis am Anfang des Kapitels kaum gewusst, wer da gerade die Erzählung übernimmt. Schade auch, dass zwar ständig behauptet wurde, sie wären alle befreundet, der Beweis blieb allerding schuldig. Jeder zog gedanklich über den anderen her, kaum einer zeigte sympathische Züge. Am Ende des Buches bleiben ein schaler Geschmack der enttäuschten Vorstellungen und ein schönes Cover übrig. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 24.10.2022

Die Göttertöchter

Aru gegen die Götter, Band 1: Die Wächter des Himmelspalasts (Rick Riordan Presents: abenteuerliche Götter-Fantasy ab 10 Jahre)
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Aru Shah hat es nicht einfach. Sie ist elf, lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter, die Leiterin des Altindischen Museums ist, zusammen und geht auf eine Schule, die von lauter reichen Kids besucht wird. ...

Aru Shah hat es nicht einfach. Sie ist elf, lebt mit ihrer alleinerziehenden Mutter, die Leiterin des Altindischen Museums ist, zusammen und geht auf eine Schule, die von lauter reichen Kids besucht wird. Um mit ihnen mitzuhalten, erfindet sie Geschichten und flunkert, dass sich die Balken biegen. Um skeptischen Mitschülern zu beweisen, dass ihre Geschichten wahr sind, öffnet sie eine antike Öllampe und ... nun ja. Aladdin hatte es noch gut, der bekam einen Dschinn. Aru hingegen - sie läutet das Ende der Welt ein, denn sie hat den dämonischen Schläfer geweckt. Wie es der Zufall will, ist sie aber auch gleichzeitig die Seelentochter von Indra, dem Donnergott, und sie erhält auch noch eine Seelenschwester, die die Tochter des Gott des Todes ist. Zusammen machen sie sich mit ihrem Berater und Begleiter - einer sprechenden Taube - auf den Weg durch die Welt der indischen Götter.

Ich bin ja ein Fan von Roshani Chokshi seit ihren Goldenen Wölfen. Deshalb und weil ich allgemein ein Fan von Göttergeschichten bin, musste ich dieses Buch unbedingt lesen. Und ich wurde auch nicht enttäuscht. Die Geschichte ist kindgerecht, aber man kann viel aus der indischen Mythologie mitnehmen. Mir gefiel, dass Aru keine typische Heldin ist, die von vornherein alles richtig macht. Anfangs ist sie direkt ein bisschen unsympathisch mit ihren ewigen Lügen und Aufbauschen, aber sie mausert sich sehr schnell im Verlauf der Handlung. Tatsächlich ist sie ziemlich mutig und zusammen mit Mini, dem anderen Göttermädchen, ein unschlagbares Team. Dabei werden Themen wie Freundschaft, Zusammenhalt, Vertrauen angesprochen, aber auch die Fähigkeit, verzeihen und können und Fehler einzugestehen. Das gefiel mir alles sehr gut. Was ich nicht so mochte, war die Hintergrundgeschichte des Antagonisten. Der konnte eigentlich gar nichts dafür, dem wurde einfach mal die Rolle des Schurken zugewiesen und er verbannt; eigentlich sollte er sogar getötet werden. Dass er da sauer wird und sich rächen will, finde ich zumindest sehr verständlich. Auch dass Aru die Zeit nicht nutzt, um mit ihm zu reden, ist bedauerlich. Das kann man aber immerhin auf ihr jugendliches Alter und ihre Angst schieben. Dass der Rest der Götter den Schläfer völlig ungerecht behandelt hat, sollte allerdings irgendwann mal im Laufe der nächsten Bücher zur Sprache kommen, damit auch das Thema Gerechtigkeit einen jugendgerechten Platz in der Reihe erhält.

Veröffentlicht am 19.10.2022

Das Rätselraten geht weiter

The Inheritance Games - Das Spiel geht weiter
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Averys Leben ist trotz des Riesenvermögens, das sie von dem unbekannten Milliardär geerbt hat, nicht gerade einfacher geworden. Auf Schritt und Tritt wird sie von der Presse und Stalkern belagert, sie ...

Averys Leben ist trotz des Riesenvermögens, das sie von dem unbekannten Milliardär geerbt hat, nicht gerade einfacher geworden. Auf Schritt und Tritt wird sie von der Presse und Stalkern belagert, sie wird darauf trainiert, in Interviews nur bestimmt Themen zu besprechen, alles ist anders als zuvor. Der alte Herr liebte es, Rätsel zu erstellen und Menschen in die Irre zu leiten. Zumindest stehen jetzt die vier Enkel des Milliardärs hinter Avery, obwohl sie so gut wie enterbt sind. Neue Mysterien werden aufgeworfen und geklärt, doch statt Antworten erhalten Avery und die Hawthornes nur noch mehr Fragen. Und dann gerät Avery in Lebensgefahr: wieder einmal und öfter.

Ich mochte auch dieses Buch. Genau wie in Band 1 begleiten wir Avery auf ihrer scheinbar niemals endenden Suche nach Antworten und viele der Rätsel sind wirklich knifflig und gut angelegt. Die Protagonistin ist noch immer sehr sympathisch und clever; gleiches lässt sich auch von den Jungs mit Abstrichen sagen. Die sind immer noch einfach zu perfekt, wobei man vom ältesten Sohn ja nicht viel mitkriegt. Das Buch lässt sich innerhalb weniger Stunden schnell lesen und unterhält gut, lediglich der Twist am Ende war nicht so richtig meins. Trotzdem bin ich sehr neugierig, wie sich alles in einem Monat, wenn der letzte Band erscheint, lösen wird.

Veröffentlicht am 17.10.2022

Plötzlich Erbin

The Inheritance Games
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An einem Tag lebt die siebzehnjährige, toughe Avery noch in ihrem Auto und gibt alles, um die Highschool mit Bestnoten abzuschließen, am nächsten Tag stellt sich heraus, dass sie die Erbin eines milliardenschweren ...

An einem Tag lebt die siebzehnjährige, toughe Avery noch in ihrem Auto und gibt alles, um die Highschool mit Bestnoten abzuschließen, am nächsten Tag stellt sich heraus, dass sie die Erbin eines milliardenschweren Vermögens ist. Sie hat keine Ahnung, warum der Milliardär ihr sein Geld hinterlassen hat und dessen Familie ist not amused. Nicht nur die Hawthorne-Töchter werden zickig, auch die vier unglaublichen Enkel des Milliardärs legen ihr Steine in den Weg. Doch es gibt jede Menge Rätsel in Bezug auf Hawthorne und das Erbe, und die Jungs und Avery können diese Rätsel nur lösen, wenn sie zusammenarbeiteten. Avery versucht nicht nur, ein Jahr lang im Hawthorne-Haus zu überleben, sondern sich auch gegen den Charme der Jungs zu immunisieren. Beides stellt sich nicht gerade als einfach heraus ...

Die Story ist sicherlich nicht neu, aber mir gefiel die Aufmachung trotzdem. Avery ist eine echt toughe und clevere Protagonistin, die mir auf Anhieb sympathisch war und deren Intelligenz nicht nur behauptet wurde, sie bewies sie auch. So ein Haufen Vermögen ruft natürlich jede Menge Neider - allen voran die plötzlich fast enterbte Familie - auf den Plan und sie muss alles Mögliche über sich ergehen lassen. Ich muss sagen, das macht sie mit Bravour. Was mir ein bisschen auf die Nerven ging, war die absolute Perfektion der Hawthorne-Enkel, die auf Dauer ein bisschen anstrengend war. Und eine Szene war direkt aus Rebecca von Daphne du Maurier geklaut; da bin ich mir noch immer nicht sicher, ob ich das als coole Ode oder als einfach ein bisschen cringy verstehen soll. Im Großen und Ganzen hat es jedoch Spaß gemacht zu lesen und ich werde gleich Band 2 vornehmen.

Veröffentlicht am 13.10.2022

Locked Room

Die rätselhaften Honjin-Morde
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Es ist November 1937 und irgendwo in Japan schneit es bereits. Doch viel wichtiger ist, dass der älteste Sohn der angesehenen Familie Ichiyanagi heiraten wird. Und dann auch noch eine unstandesgemäße Braut! ...

Es ist November 1937 und irgendwo in Japan schneit es bereits. Doch viel wichtiger ist, dass der älteste Sohn der angesehenen Familie Ichiyanagi heiraten wird. Und dann auch noch eine unstandesgemäße Braut! Zur selben Zeit erkundigt sich ein abgerissener Mann mit Maske und nur drei Fingern nach dem Gehöft der Ichiyanagis und des Nachts hört man die Töne einer Koto. Und dann geschieht das Entsetzliche: In der Nacht der Hochzeit werden sowohl Braut als auch Bräutigam brutal mit einem Katana abgeschlachtet. Der Onkel der Braut ruft nach dem Privatermittler Kosuke Kindaichi, der den Fall klären soll.

Ich bin ja ein ähnlich großer Fan von gutgemachten Whodunnits und Locked-Room-Mysteries wie der Autor, deshalb war ich gespannt, wie sich diese Geschichte in einer japanischen Szenerie entwickeln würde. Und der Anfang war auch interessant gestaltet, wenn auch ziemlich distanziert. Natürlich sind ältere Bücher immer ein wenig gemächlicher als die heutigen, aber der Autor übertreibt es hier ein bisschen mit dem Tell statt Show. Man hatte hier beinahe das Gefühl, einen Polizeibericht zu lesen, so unspannend kam das Ganze rüber. Als es dann um die Lösung des Falles ging, habe ich nur mit der Stirn gerunzelt. Möglich, dass ich einfach keinen Zugang zur japanischen Mentalität habe, aber das Motiv erscheint mir extrem unspektakulär. Und da eine Kotoseite eine Rolle spielt, habe ich mal geschaut, wie lang die ist - jedenfalls nicht annähernd so lang, wie sie sein müsste, um bei der arg konstruierten Version der Aufklärung die Rolle spielen zu können, die sie dort angeblich gespielt hat. Alles in allem hat mich die Story eher enttäuscht und von der Eleganz einer Agatha Christie ist hier eher wenig zu spüren. 2,5/5 Punkten.