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Veröffentlicht am 25.09.2022

Der Brief aus der Vergangenheit

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
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1898: Joe Tournier steht plötzlich im Bahnhof Gare du Rois. Er hat keine Ahnung, wie er hierhergekommen ist, was er hier wollte und warum plötzlich London Londres heißt. Die Geschichte, wie er sie kennt, ...

1898: Joe Tournier steht plötzlich im Bahnhof Gare du Rois. Er hat keine Ahnung, wie er hierhergekommen ist, was er hier wollte und warum plötzlich London Londres heißt. Die Geschichte, wie er sie kennt, ist anders. England hat die Schlacht am Trafalgar Square verloren und ist französische Kolonie. Doch immer mehr Leute mit Gedächtnisverlust tauchen auf und dann bekommt Joe auch noch eine Postkarte mit einem Leuchtturm, auf dem steht: Komm nach Hause, wenn du dich erinnerst. Joe, der sich nach und nach in sein Leben zurückfinden muss, begibt sich auf die Suche: nach dem Leuchtturm, dem Absender der Karte und dem, was mit der Zeit und der Geschichte passiert ist. Und stößt immer wieder auf einen Mann namens Kite, mit dem ihn mehr verbindet, als Zeit und Raum und Gedächtnislücken ihm wegnehmen könnten.

Ich gebe zu, ich bin ganz schön hin- und hergerissen bei dem Buch. Einerseits ist es ein wirklich perfekter Schmöker, ein Buch, das sich Zeit nimmt, das von den LeserInnen aber auch verlangt zu folgen und die Zeitebenen zu beachten. Da schadet es nicht, dass die Autorin einen sehr schönen Schreibstil hat, den man gern geradezu goutiert. Sie nimmt uns mit in verschiedene Abschnitte des 19. Jahrhunderts mit kurzen Abstechern ins ganz frühe 20. und ganz späte 18. Jahrhundert. Und sie hat ihre Recherche, was Schiffe, Leben und Schlachten betrifft, sehr ernst genommen. Es ist zweifellos faszinierend. Genauso jedoch fand ich manche Sachen nicht so richtig nachvollziehbar. Kite ist - auch wenn er fragil wirkt und melancholisch - nicht nur einmal ein eiskalter Mörder, und allein das hat mich schon abgestoßen. Woher die Liebe zwischen ihm und Joe kam, war mir unklar. Auch kamen mir zum Schluss die Veränderungen in der Zeit viel zu schnell hintereinander, warum sollte das plötzlich ständig passieren? Trotzdem, ja. Ich hab's gern gelesen, man kann noch eine Weile darüber nachdenken und es ist bestimmt nichts, was man auf der Stelle wieder vergisst.

Veröffentlicht am 20.09.2022

Mörder am Ohr

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
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1922. Alma ist eine junge Frau aus Baden-Baden, die als Telefonistin arbeitet und Menschen verbindet. Sie ist gut in ihrem Job, schnell und effizient. Doch eines Tages, als sie bei einer Zuschaltung zufällig ...

1922. Alma ist eine junge Frau aus Baden-Baden, die als Telefonistin arbeitet und Menschen verbindet. Sie ist gut in ihrem Job, schnell und effizient. Doch eines Tages, als sie bei einer Zuschaltung zufällig etwas Ungewöhnliches hört, wird ihr kurze Zeit später klar, dass sie wahrscheinlich den Mörder einer jungen Frau am Telefon hatte. Als pflichtbewusste Zeugin macht sie sich auf den Weg zur Polizei, doch abgesehen von Kommissaranwärter Schiller glaubt ihr niemand so richtig. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als selbst Nachforschungen anzustellen und plötzlich findet sie sich auf der Rennbahn, in illegalen Glücksspielstätten und in hochherrschaftlichen Hotels wieder. Bald schwebt sie auch selbst in Gefahr ...

Mir hat das Eintauchen in die mondäne Zeit der "Goldenen Zwanziger", der Zeit der Weimarer Republik, ziemlich gut gefallen. Obwohl 100 Jahre her, unterscheiden sich die Menschen nur wenig von den heutigen, was auch sehr gut herausgearbeitet wurde. Interessant war die Arbeit als Telefonistin dargestellt, aber auch der Drang der Leute, so wenige Jahre nach Ende des großen Krieges zu leben und zu lieben. Allerdings blieb meiner Meinung nach der Kriminalfall ein wenig auf der Strecke. Zu sehr fielen Alma die Erkenntnisse in den Schoß, zu bereitwillig sprachen Zeugen mit ihr, ließen sie ein und teilten Informationen. Auch dass sie an Verhören teilnehmen durfte oder Grafen und große Unternehmer bereitwillig zuhörten oder mit ihr sprachen, fand ich äußerst unrealistisch. So ist es denn auch kein Wunder, dass ich die Auflösung recht unbefriedigend fand. Ich habe das Buch daher gern gelesen, wünsche mir für zukünftige Teile dann aber doch mehr Realität in den Ermittlungen und logischere Enden. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 18.09.2022

Und ewig grüßt das Weltall

Interspace One
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Commander Liam Mikaelson erwacht in seinem Klonkörper wie geplant nach der Landung seines Raumschiffs. Allerdings ist das auch das Einzige, das läuft wie geplant. Denn schnell stellt er fest, dass die ...

Commander Liam Mikaelson erwacht in seinem Klonkörper wie geplant nach der Landung seines Raumschiffs. Allerdings ist das auch das Einzige, das läuft wie geplant. Denn schnell stellt er fest, dass die Hälfte seiner Mannschaft nicht erwacht ist, eine Menge Systeme ausgefallen sind und das Raumschiff sich auch nicht dort befindet, wo es sein sollte. Die Expedition steht unter einem schlechten Stern. Jemand manipuliert ihre Arbeit und sie haben keinen Kontakt zur Erde. Dann findet der Rest der Crew auch noch eine verkohlte Leiche und sie werden von außerirdischen Lebensformen angegriffen. Die Chancen auf eine Rückkehr fallen und fallen ...

Das Buch hat mich wirklich schnell in einen Sog ziehen können. Es spielt in einer doch recht entfernten Zukunft, sodass viele Dinge, über die Zukunftsforscher jetzt noch spekulieren, bereits Realität sind. Man braucht kein großes technisches Verständnis, um zu verstehen, was der Autor die Leute benutzen lässt, die meisten Dinge sind selbsterklärend oder ergeben sich aus dem Kontext. Hier merkt man, dass viel Arbeit in die Recherche gesteckt, aber das Ganze auch gut lesbar umgesetzt wurde. Doch auch abgesehen vom Technischen gefiel mir das Buch; die Charaktere sind meistens sympathisch und keine reinen Schablonen, was aufgrund ihrer Natur tatsächlich ein bisschen witzig ist. Es gibt ein, zwei Dinge, die nicht ganz logisch waren (die gefundene Leiche, Nunes problemlose Rückkehr), aber die Geschichte in sich war außerordentlich spannend und konnte mich überzeugen.

Was mich allerdings wirklich, wirklich richtig irritiert hat, war das Korrektorat, das eine ebenso große Katastrophe war wie das, was dem Raumschiff im Buch passierte. So etwas darf einem großen Verlag einfach nicht passieren. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 11.09.2022

How to not raise the Dead

Emily Seymour, Band 1: Totenbeschwörung für Anfänger (Bezaubernde Romantasy voller Spannung und Humor)
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Emily Seymour, die titelgebende Heldin, wächst in einer Familie von Nekromanten auf. Dumm nur, dass sie die Einzige ist, die keine Totenbeschwörung oder Magie beherrscht. Und dazu auch noch so tollpatschig ...

Emily Seymour, die titelgebende Heldin, wächst in einer Familie von Nekromanten auf. Dumm nur, dass sie die Einzige ist, die keine Totenbeschwörung oder Magie beherrscht. Und dazu auch noch so tollpatschig ist, dass gegen sie Bella Swan wie ... nun ja. Ein graziler Schwan wirkt. Dann lernt sie eines Tages Ashton Goodwin kennen, den Sohn ihrer Erzfeinde. Er soll mit ihnen einen Vertrag aushandeln, um ... Lassen wir das. Bei einer gemeinsamen Beschwörung schafft es Emily in ihrer Verpeiltheit, den Jungen umzubringen. Jetzt ist guter Rat teuer: Wie holt man noch mal einen Toten zurück? Ein geheimnisvolles Grimoire schafft Abhilfe ... und noch mehr Probleme.

Gleich mal vorneweg: Es gibt ein paar echt coole Ideen, zum Beispiel diese Raumfalten, die sich gewissermaßen an Schwarze Löcher anlehnen, und dass in diesen die Zeit anders verläuft als in der realen Welt. Auch das Haus der Familie ist nett. Aber ansonsten? Das Worldbuilding ist mau. Es gibt Nekromanten, okay. Aber zwei Familien sind Erzfeinde, weil ...? Egal, Hauptsache, wir machen hier eine Enemies-to-Lover-Sache draus. Dann wimmelt es von kitschigen und ausgelutschten Szenen und Dialogen. Die Prota ist so tollpatschig, dass dagegen Bella Swan den Schwanensee tanzen könnte, außerdem hat sie keine Ahnung von Nekromantie. Wie hoch ist also die Wahrscheinlichkeit, dass eine hochklassifizierte Familie von eben solchen Nekromanten einen unausgebildeten, nichtmagischen Trampel überhaupt zu einer Totenbeschwörung mitnehmen? Das ergibt doch null Sinn. Ich weiß jetzt übrigens auch alles über die Augenfarbe des Love Interests (Grün, Moosgrün, Tiefgrün, Grün mit Schatten etc, falls es jemanden interessiert, der noch nicht die ersten 10 Seiten gelesen hat). Ansonsten weiß ich über ihn allerdings nicht viel, außer dass er abwechselnd vor Wut kocht oder sexy auf die Sechzehnjährige einlabert.

Was mich auch wahnsinnig nervt, sind Schreibfehler in einem Buch eines großen Verlags, und hier finden sich eindeutig zu viele davon. Na, Hauptsache ein Farbschnitt. Der reißt die ganzen Fehler natürlich raus. (Nicht.) Ob ich jetzt unbedingt Teil 2 der Reihe lesen muss, steht in den Särgen. Oder Sternen. Whatever. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 11.09.2022

Schwarzzunge und Vogelbändigerin

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
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Kinsch Na Shannack hat auch schon bessere Tage gesehen. Weil er der Diebesgilde für seine Ausbildung zum Dieb viel Gold schuldet, verdingt er sich gerade als Wegelagerer. Bei einem missglückten Überfall ...

Kinsch Na Shannack hat auch schon bessere Tage gesehen. Weil er der Diebesgilde für seine Ausbildung zum Dieb viel Gold schuldet, verdingt er sich gerade als Wegelagerer. Bei einem missglückten Überfall auf Galva, eine erfahrene Kämpferin aus den Koboldkriegen, geht alles schief. Doch plötzlich sieht er sich gezwungen, ausgerechnet mit Galva zusammen eine weite Reise anzutreten, die ihn nicht nur weit aus dem ihm bekannten Gebiet herausführt, sondern auch das Leben kosten könnte. Und da sind Riesen, Riesenkraken, fiese, beißende Kobolde und alte Feinde noch die geringsten Probleme. Kinsch muss sich entscheiden, ob er weiterhin der Gilde treu bleibt oder sich den Menschen anschließt, die sogar Freunde werden könnten.

Nun, das war mal ein Buch, das viel Spaß gemacht hat! Zum einen liegt das an dem genialen Sprecher Robert Frank, der auch die Bücher von Sam Feuerbach liest. Tatsächlich habe ich anfangs sogar eine Zeitlang überlegt, ob ich hier eine Geschichte von Feuerbach unter Pseudonym vorliegen habe, denn der Schreibstil, die Mittelalterfantasy, selbst der Humor ist recht ähnlich. Wer auf witzige, zynische Protagonisten steht, wird hier auf seine Kosten kommen. Allerdings muss ich zugeben, dass es teilweise extrem brutal werden konnte. Bei manchen Szenen musste ich schon arg schlucken, obwohl ich mich nicht für allzu zartbesaitet halte. Alles in allem freue ich mich schon auf weitere Bände mit Kinsch und Co.