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Veröffentlicht am 27.08.2022

Hexenzeug

Spellbound - Folge 01: Tod eines aufrechten Vampirs
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Emma Hart ist 25 und eine erfolgreiche (!) Anwältin, die auf dem Weg zu einer Klientin ist und sich dabei verfährt. Als sie an einem idyllischen See vorbeikommt, glaubt sie, einen Selbstmörder zu sehen ...

Emma Hart ist 25 und eine erfolgreiche (!) Anwältin, die auf dem Weg zu einer Klientin ist und sich dabei verfährt. Als sie an einem idyllischen See vorbeikommt, glaubt sie, einen Selbstmörder zu sehen und will ihn vom Suizid abhalten. Dabei geht nicht nur ihr Auto baden (im wahrsten Sinne des Wortes), sondern sie ist plötzlich innerhalb einer magischen Gemeinde gefangen, in der es von (gefallenen) Engeln, Vampiren, Hexen und anderen Wesen nur so wimmelt. Sie selbst ist plötzlich eine Hexe und kann Spellbound - so der Name des Ortes - nicht mehr verlassen. Wie praktisch, dass der einzige andere Anwalt soeben ermordet wurde und sie sowohl seine Praxis, sein Haus als auch seinen Kater übernehmen kann/muss.

Eigentlich klingt das gar nicht so verkehrt und man hätte richtig großes Kino draus machen können. Schade nur, dass hier scheinbar jemand in die Fußstapfen von Helen Harper treten wollte, für den diese Schuhgröße mehrere Nummern zu groß waren. Emma erweist sich meistens als eher zickig als witzig, ist mit ihren gerade mal 25 Jahren natürlich schon eine Top-Anwältin, aber scheinbar zu dumm, ihr Handy aufzuladen oder wenigstens eine Handbremse zu betätigen oder wenigstens einen Gang einzulegen, wenn sie schon unbedingt aus dem Auto steigen muss. Sie betrachtet die meisten ihrer neuen Nachbarn ziemlich von oben herab, außer natürlich sämtlichen megaheißen Typen, die natürlich auch sofort megaheiß auf sie sind. Sie tappt ständig im Dunkeln und die Lösung des Falles wird ihr auf einem an den Haaren herbeigezogenen Silbertablett serviert und ist abgesehen davon dermaßen unlogisch, dass man vor Augenrollen zu schielen anfängt. Dazu behauptet sie ständig, dass sie an Angstzuständen leidet, hat aber niemals Angst, vor einfach gar nichts. Nicht mal dann, wenn vernunftbegabte Wesen Angst hätten ohne Zustände. Dass so eine "Schwäche" der ansonsten natürlich makellosen und perfekten Neuhexe angedichtet wurde, ist schon mal ein Schlag ins Gesicht aller Menschen/Hexen/Wesen, die tatsächlich unter Angstzuständen leiden. Alles in allem: ein Schlag ins Wasser, nicht nur fürs Auto. Dafür hat die Sprecherin ihren Job wirklich gut gemacht, keine Kritik an ihr.

Veröffentlicht am 25.08.2022

Europareise für gehobene Damen

Die wilde Jagd nach der Monströsen Dame
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Nach den Ereignissen in Whitechapel, in denen Mary Jekyll nicht nur (unter anderem Sherlock Holmes) half, die Morde aufzuklären, kehrt für sie und die anderen jungen Frauen Alltag ein. Doch der hält sich ...

Nach den Ereignissen in Whitechapel, in denen Mary Jekyll nicht nur (unter anderem Sherlock Holmes) half, die Morde aufzuklären, kehrt für sie und die anderen jungen Frauen Alltag ein. Doch der hält sich nicht lange. Sie erhalten einen Hilferuf aus Budapest, von Marys ehemaligen Kindermädchen Mina. Deren Freundin Lucinda van Helsing ist verschwunden, und sie ist die Tochter eines Alchimisten. Ganz klar, dass Mary, Cat, Bea, Diana und Justine nicht lange zögern und sich auf die gefährliche Reise quer durch Europa begeben, um einer der ihren zu helfen. Dass sie dabei auf unzählige Gefahren wie Vampire, Entführer und angehende Welteroberer stoßen, versteht sich fast von selbst ...

Man sollte auf jeden Fall den ersten Teil dieser Reihe gelesen haben, um sich richtig in diese Geschichte fallen lassen zu können. An jeder Ecke stößt man auf Klassiker der Literatur des 19. Jahrhunderts: Es macht Spaß, diese Eastereggs zu erkennen, wenn man sich ein wenig mit dieser Literatur befasst hat, das ist aber keine Notwendigkeit. Die jungen Frauen vom Athena-Club mögen monströse Herkünfte haben, sind aber von humanistischem Gemüt und tun immer ihr Bestes, um Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Sie sind wunderbar beschrieben, genauso wie ihre Verbündeten und Gegner. Teilweise wurde es in diesem Buch ein bisschen übertrieben mit den Beschreibungen - es hätte nicht geschadet, die Geschichte an manchen Stellen einfach zu straffen. Dennoch ist diese Reihe eine wahre Wohltat im Einerleibrei der Fantasie und ich kann es nicht erwarten herauszufinden, wie alles in Band 3 endet. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 21.08.2022

Gut & Böse

The School for Good and Evil, Band 1: Es kann nur eine geben. Filmausgabe zur Netflix-Verfilmung
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In dem kleinen Dorf Gavaldon werden alle vier Jahre zwei Kinder gestohlen, ein "gutes" und ein "böses". Was auch immer die Dorfbewohner unternehmen, wie sehr sie ihre Kinder auch verstecken oder bewachen, ...

In dem kleinen Dorf Gavaldon werden alle vier Jahre zwei Kinder gestohlen, ein "gutes" und ein "böses". Was auch immer die Dorfbewohner unternehmen, wie sehr sie ihre Kinder auch verstecken oder bewachen, es passiert, und niemand sieht, wie genau. Die wunderschöne Sophie jedoch möchte entführt werden, denn sie ist überzeugt davon, dass sie ihrem Traumprinzen begegnen wird, genauso wie sie sicher ist, dass ihre abgrundtief hässliche Freundin Agatha entführt wird, um eine böse Hexe zu werden.

Sie hat auch Recht, beide Mädchen werden gekidnappt, doch dann ist auch schon Schluss mit Sophies Tagträumereien. Denn statt dass sie die schöne, gute Prinzessin mit einem Happy End wird, ist es Agatha, die in der Schule der Guten abgeliefert wird, während hingegen sie in die Schule der Bösen kommt. Es scheint, jemand schaut nicht nur auf das Äußere eines Menschen, sondern auch auf den Charakter.

Eigentlich ist das eine tolle Voraussetzung für eine mitreißende Märchenumsetzung, doch genau daran hapert's gewaltig. Am mitreißend. Tatsächlich scheint sich der Autor an richtigen Märchen zu orientieren, die ja auch eher nach dem Schema ablaufen: erst passierte das, dann das und dann das, einfach so runtererzählt, ohne dass irgendwie Spannung aufgebaut wurde. Nach dem ersten, netten, wenn auch vorhersehbaren Twist mit Sophie passierte nichts mehr, das überraschen konnte und weder Schreibstil noch die Personen konnten großartig überzeugen. Der Schluss hat mich ratlos zurückgelassen, bis ich gesehen habe, dass es einen zweiten Teil geben wird. Also dann, aber eher ohne mich. Ciao, Sophie und Agatha.

Veröffentlicht am 21.08.2022

Monos Suche

SAMi - Der größte Schatz der Welt
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Dem kleinen Affenjungen Mono ist langweilig. Da sitzt er im Dschungel, überall kreischt und fiept es, Vögel zwitschern, Insekten summen, da ist es kein Wunder, dass er seine Mama missversteht. Er soll ...

Dem kleinen Affenjungen Mono ist langweilig. Da sitzt er im Dschungel, überall kreischt und fiept es, Vögel zwitschern, Insekten summen, da ist es kein Wunder, dass er seine Mama missversteht. Er soll einen Schatz suchen? Aber sicher doch! So zieht er los, um für seine Mama Gold, Diamanten, Edelsteine zu finden. Unterwegs trifft er auf andere Tiere, die er nach eben diesen Schätzen befragt. den Frosch, das Chamäleon, die Schlange, das Faultier, den Papagei, die Spinne ... Doch niemand weiß, wo sich ein Goldschatz befindet. Niemand von ihnen braucht auch diesen Schatz, denn ihren eigenen größten Schatz haben sie alle schon gefunden und sie erzählen Mono von ihren Errungenschaften. Als Mono abends heimkehrt, hat er zwar noch immer keine Edelsteine, findet aber eine Antwort, die er gar nicht gesucht hat ...

Natürlich ist die Geschichte für Erwachsene oder nicht ganz kleine Kinder keine Überraschung. Aber die Sprecherin macht das auch wirklich süß mit den verschiedenen Stimmen, sodass man sich trotzdem beim Hören amüsieren kann. Mein Vorlesekind jedenfalls war sehr begeistert. Mich persönlich hat ein bisschen gestört, dass Sami beim Vorblättern teilweise zu sensibel reagiert hat. Kleine Kinderhände, die noch nicht ganz kontrolliert die Seiten aufschlagen, aktivieren die Sprecherin schon, wenn die Seite noch nicht mal richtig umgeblättert ist. Wenn dann also auch mal mehr Seiten erfasst werden, geht die Geschichte an einer falschen Stelle weiter. Trotzdem: Sami selbst lässt sich megaleicht einrichten und funktioniert gut, sodass sowohl ich als auch mein Vorlesekind von Mono für eine Zeitlang in den Dschungel zur Schatzsuche ent/verführt wurden. Die Bilder sind schön und kindgerecht gestaltet und haben uns ebenfalls gefallen. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.08.2022

In der Elbmarsch

Die Rückkehr der Kraniche
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Als Wilhelmine Hansen eines Tages stürzt und ins Krankenhaus kommt, stürzt sie damit auch ihre Tochter Grete in ein Gefühlschaos. Denn Grete, beinahe fünfzig Jahre alt, hat das alte Haus in der Elbmarsch ...

Als Wilhelmine Hansen eines Tages stürzt und ins Krankenhaus kommt, stürzt sie damit auch ihre Tochter Grete in ein Gefühlschaos. Denn Grete, beinahe fünfzig Jahre alt, hat das alte Haus in der Elbmarsch und ihre Mutter nie verlassen und arbeitet als Vogelwartin in der Gegend. Doch jetzt, als es ihrer Mutter so schlecht geht, informiert sie auch ihre jüngere Schwester Freya und ihre Tochter Anne. Zu beiden hat sie ein gespanntes Verhältnis, zu der einen, weil diese die Elbmarsch Knall auf Fall verlassen hat, um in Berlin zu wohnen und zu ihrer Tochter, weil sie ihr nie den Namen ihres Erzeugers genannt hat. Doch jetzt sind sie alle unter einem Dach, die drei Generationen, jeder beladen mit Geheimnissen, Konflikten und Gefühlen, denen sie nicht mehr aus den Weg gehen können.

Ich mag die Krimis von Romy Fölck, die ebenfalls in der Elbmarsch spielen, und so war es keine Frage, dass ich dieses Buch ebenfalls lesen musste. Auch hier beweist die Autorin wieder ihre Kunst der leisen Töne, die dennoch nachhallen. Die Charakterzeichnungen der vier Frauen sind nordisch klar, etwas spröde und manchmal möchte man sie schütteln, jede einzelne, damit sie endlich mal auf einander zugehen und sich entgegenkommen. Manchmal waren die Charaktere ein wenig zu distanziert für meine Verhältnisse, aber im Großen und Ganzen, aber das ist genau das richtige Buch für die kühler werdenden Abende und um nach einem langen Tag mal so richtig zu entschleunigen.