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Archer

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.07.2024

1984 auf Wish bestellt

Das Lied des Propheten
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Das Buch hätte Potenzial, es hätte gut sein können, es hatte eine solide Grundidee, eine, die nicht neu ist, nein, aber doch eine, die man mit Geschick und Willen hätte ausarbeiten können. Das Potenzial ...

Das Buch hätte Potenzial, es hätte gut sein können, es hatte eine solide Grundidee, eine, die nicht neu ist, nein, aber doch eine, die man mit Geschick und Willen hätte ausarbeiten können. Das Potenzial wurde in den Himmel geschossen, wurde in die Tonne gekloppt, wurde lieblos zugunsten eines Schreibstils vernichtet, der innovativ sein soll, der auf Absätze, auf Überleitungen, auf Dialoge in dem Sinne verzichtet, dass keine Anführungsstriche gesetzt werden, denn das ist innovativ, das hat die Booker Price Jury überzeugt. Und ich denke mir, nein, wisst ihr was, ich frage mich, wer hat dieses Buch wirklich gelesen, so von Anfang bis Ende. Wirklich irgendjemand. Gab es jemanden, der das nicht völlig verhunzt und anstrengend fand, der sich über die komischen Formulierungen geärgert hat, jemanden, der einfach wirklich mal gesagt hat, hey, was ist das, was soll das, warum muss man eine Fast-Dystopie so gegen die Wand fahren. Das ist ein Buch, bei dem ich das Gefühl habe, dass alle nur den nackten Kaiser sehen, aber rufen, oh, seht die schönen Kleider und wenn jetzt irgendwer denkt, was ist das für eine komische Rezension, wer schreibt denn so anstrengende Rezensionen, der möge dieses Buch lesen und sich dasselbe fragen oder die Finger davon lassen, denn genauso ist das gesamte Buch geschrieben.

Veröffentlicht am 24.07.2024

Der Hüter

How to Seduce a Sorcerer
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Liora lebt nach einem Krieg gegen Zauberer in einer nahezu dystopischen Welt. Es gibt kaum noch etwas zu essen, ihre Geschwister hungern, ihre Mutter ist gestorben und ihr kriegsversehrter Vater ein Trinker. ...

Liora lebt nach einem Krieg gegen Zauberer in einer nahezu dystopischen Welt. Es gibt kaum noch etwas zu essen, ihre Geschwister hungern, ihre Mutter ist gestorben und ihr kriegsversehrter Vater ein Trinker. Als letzter Ausweg erscheint ihr daher das Angebot eines seltsamen Dieners, seinen Herrn zu heiraten; dafür erhält ihre Familie genügend Geld, um gut leben zu können. Als sie in der Burg des Zauberers - denn um diesen handelt es sich bei dem geheimnisvollen Bräutigam - ankommt, wird sie entweder ignoriert oder kalt abgewiesen. Dafür trifft sie auf seltsame Wesen wie den Domovoi oder einen Greifen, winzige Feen oder eine Nymphe. Erst als sie den Zugang zu einem mysteriösen Land mit mythischen Kreaturen entdeckt, verändert sich das Verhalten ihres Ehemannes ...

Der düstere Einstieg in die Geschichte hat mich zwar überrascht, konnte mich aber doch gut mitnehmen. Leider änderte sich das, sobald Liora in der Burg des Zauberers ankommt. Ab da geht die Logik flöten. Der Zauberer braucht eine Frau mit ganz bestimmten Fähigkeiten, hält es aber für unnötig, sich mit seiner neuen Ehefrau darüber auszutauschen oder sie wenigstens auf die Gefahren in der Burg und Umgebung hinzuweisen. Nicht genug, dass er sie damit in Lebensgefahr bringt: Das hat bei ihm Methode. Wegen genau diesen Verhaltens sind bereits zwei Frauen, die er ebenfalls ausgewählt hat, zu Tode gekommen. Es war eindeutig seine Schuld, aber der Typ ist völlig lernresistent. Statt dass sich Liora von ihm abgestoßen fühlt, akzeptiert sie seine lauwarmen Erklärungen dazu und findet ihn plötzlich mega heiß. Auch wirft sie für diesen Typen, der sie wie Dreck behandelt hat, einfach mal so ihr ganzes Leben fort. Mich ärgerte auch, dass hier absolut keinen Wert auf Logik oder vorstellbares Worldbuilding gelegt wurde. Hier, nimm. Krieg mit Zauberern. Zauberer sind jetzt verbannt. Wie denn bitte? Wer will diese Typen mit Magie und Macht überhaupt zu irgendwas zwingen? Und warum all diese sinnlosen Vorschriften, die für die Hüter gelten? Ein lapidares Isso reicht mir nicht.

Wozu überhaupt diese dystopische Welt entwerfen, wenn sie dann überhaupt keine Rolle mehr spielt? Beim "klärenden" Gespräch wird dann mal eben eine Täter-Opfer-Umkehr betrieben, eines der Wesen betreibt auf massivste Weise emotionale Erpressung bei Liora ... Überhaupt Wesen: Dafür, dass es sich hier um Hüter der Wesen handelt, spielen die keine große Rolle. Ein paar werden mal so en passant erwähnt, aber wieso und warum und überhaupt ... Absolut kein vernünftiges Worldbuilding. Beim Ende des Buches musste nicht nur ich an Will Turner aus Fluch der Karibik denken. Mich hatte das Buch gereizt, weil mit Gothic Vibes und Phantastische Tierwesen geworben wurde, aber das war bestenfalls eine nicht sonderlich gute themenbasierte Fanfiction. Und der Titel? Nicht einmal der passt. Mit diesem locker-fluffigen Titel erwartet man auf jeden Fall eine völlig andere Geschichte als die, die dann geboten wird.

Veröffentlicht am 20.07.2024

Moonfail

When The Moon Hatched
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Raeve ist die totale Badass-Assassinin einer Rebellengruppe, die sich gegen den König stellt. Sie killt so lässig, wie andere Leute Fliegen klatschen. Und sie lässt niemanden an sich heran, weil sie immer, ...

Raeve ist die totale Badass-Assassinin einer Rebellengruppe, die sich gegen den König stellt. Sie killt so lässig, wie andere Leute Fliegen klatschen. Und sie lässt niemanden an sich heran, weil sie immer, wenn sie jemanden mag, diese Leute verliert. Doch dann, als sie gefangen, gefoltert wird und am Tiefpunkt ihres Lebens angekommen ist, begegnet sie Kaan, dem Herrscher, den zu vernichten sie sich geschworen hat. Doch nicht alles ist, wie es scheint. Raeve ist gezwungen, ausgerechnet mit Kaan zusammenzuarbeiten, weil ... ja, wie soll man sonst forced proximity herstellen?

Puh. Ich sollte es langsam besser wissen. Wenn irgendwo Tiktok-Hype steht, Finger von lassen. Stattdessen habe ich sie mir an dem Buch verbrannt, was aber weder an den sinnlosen Drachen noch den ach-so-heißen Szenen lag. Wir haben hier ein ähnlich sinnloses Werk vorliegen wie es Fourth Wing verkörpert. Wirf einfach Drachen in einen Topf, Enemies-to-Lover und erzwungene Nähe, dann wird es gefeiert. Lass uns drüber hinwegsehen, dass das Worldbuilding wirklich absolut null Sinn ergibt mit den Drachen, die sich zusammenrollen, sterben, zum Himmel auffahren, zu Monden werden und ab und zu wieder zu Boden rumsen. Oder dass Raeve mal wieder eine special snowflake ist, die alles beherrscht, was diese Fantasywelt zu bieten hat. Unter anderem bietet sie einen Herrscher, der so gut riecht und einen so großen Kolben hat, dass sie sofort ihre Klinge wegwirft, mit der sie ihn eigentlich töten wollte und sich stattdessen von ihm mit seinem Kolben bearbeiten lassen möchte. Die emotionale Reife von Raeve passte auf einen (kleinen) Teelöffel, es gab immer wieder Andeutungen zu vergangenen Geschehnissen, deretwegen sie zu der großen Badass-Assassinin wurde, das geheime Geheimnis des geheimen Tagebuchs bekam man nicht nur mit einem Zaunpfahl, sondern einem ganzen Zaun um die Ohren gehauen.

Kaan, das Loveinterest, ist ... keine Ahnung. Er riecht gut, hat einen großen Kolben, mit dem er umgehen kann, und liebt Raeve, weil ... die Autorin es so möchte. Apropos Autorin. Was bitte ist das für ein Schreibstil? Da werden Wörter zusammengeschwurbelt, die poetisch klingen sollen, aber bei den geneigten LeserInnen Augenrollmuskelkater verursacht. Ich weiß gar nicht, was ich hier gelesen habe. Eine krude Mischung aus Sarah J. Maas, Rebecca Yarros und Fanfictiongeschreibsel, das bei mir jedenfalls nicht punkten konnte, zumal man die ganze Geschichte ohne Infoverlust locker in der Hälfte des Buches hätte unterbringen können. Fortsetzung? Nein, danke. 1.5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.07.2024

Mad in Manchester

Relight My Fire
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Stella ist das Küken der Stranger Times und nach den letzten Ereignissen hat Banecroft ihr befohlen, ein ordentliches Studentenleben zu führen und sich wie eine normale Jugendliche aufzuführen. Auch wenn ...

Stella ist das Küken der Stranger Times und nach den letzten Ereignissen hat Banecroft ihr befohlen, ein ordentliches Studentenleben zu führen und sich wie eine normale Jugendliche aufzuführen. Auch wenn Stella nicht so richtig weiß, was das bedeutet, findet sie es erstmal gar nicht so übel - zumindest bis ihr buchstäblich ein Mann vor die Füße fällt. Vom Himmel. Aus allen Wolken quasi. Die Begründer glauben, Stella hat dank ihren Kräften nicht nur damit etwas zu tun und überlegen, sie zu eliminieren, es sei denn, der Stranger Times gelingt der Beweis für ihre Unschuld. Und dann ist da auch noch Banecroft, dem die Hölle droht: nicht einmal annähernd im übertragenen Sinne. Das Ganze wird garniert mit ehemaligen Rockstars, irren Wissenschaftlerinnen, Zombies, Killerkatzen und sprechenden Köpfen und der ganz normale Wahnsinn von Manchester ist komplett ...

McDonnell hat es tatsächlich geschafft, noch einmal eine Schippe draufzusetzen. Zwar werden einige Fragen immer noch nicht geklärt (Stielauge sei wachsam!), aber das bedeutet nur, dass es weiter geht mit den schrägen Typen der Stranger Times. Mit und ohne Hose, stubenrein oder auch nicht: Hier waren Lacher vorprogrammiert. Wahrscheinlich verstehen die Briten einige Anspielungen oder Wortspiele besser als wir, aber selbst so ist das hier ein Feuerwerk aus Humor, absurden Handlungssträngen und originellen Ideen. Der Autor hat für weitere Bücher unterschrieben? Mega! Her damit!

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Veröffentlicht am 12.07.2024

Happy Life

Wolke Sieben ganz nah
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Delphie hat nie damit gerechnet, mit siebenundzwanzig an einem miesen Burger zu sterben. Doch da ist sie jetzt, steht im Vorzimmer des Ablebens bei einer durchgeknallten Psychologin, die ihr den Tod bekömmlicher ...

Delphie hat nie damit gerechnet, mit siebenundzwanzig an einem miesen Burger zu sterben. Doch da ist sie jetzt, steht im Vorzimmer des Ablebens bei einer durchgeknallten Psychologin, die ihr den Tod bekömmlicher machen soll. Und dann ist da auch noch dieser unglaublich gut aussehende Mann, Jonah, zu dem sie sofort eine Verbindung spürt. Dumm nur, dass Jonahs Ableben ein Fehler war - er wird zurückgeschickt ins Leben. Delphie will das nicht auf sich sitzenlassen: Sie muss diesen Mann wiedersehen und sie handelt noch ein paar Tage Leben aus, in denen sie Jonah finden und sich von ihm küssen lassen muss, sonst heißt es Aus die Maus. Auf ihrer verzweifelten Suche nach dem Traummann bekommt sie unerwartete Hilfe von flüchtigen Bekannten und sie merkt, wie wichtig Beziehungen zu anderen sind.

Ja, ich weiß nicht. Die Geschichte war schon ganz nett mit den richtigen Messages, die als Glückskeks verpackt wurden wie "Carpe diem", Familie und Freunde sind wichtig, Mobber sind Ar...öcher etc. Gut gefallen hat mir auch, dass keiner der auftretenden Männer eine red flag war. Und dass Delphie so ein gutes Verhältnis zu ihrem alten Nachbarn hat, um den sie sich kümmert. Aber im Großen und Ganzen fand ich Delphie selbst ziemlich anstrengend und die Faszination aller um sie herum für sie konnte ich nicht nachvollziehen. Dass alle Tropes aller Romances aufgefahren wurden, erwies sich zum Schluss zwar als Kniff, war aber zu dem jeweiligen Zeitpunkt eher ein wenig too much. Und ich hätte mehr wirklich lustigen Humor erwartet, richtige Lacher statt müde Schmunzler. Alles in allem ist das wohl kein Buch, das mir lange in Erinnerung bleiben wird.