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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.05.2022

Wenn der Falsche der absolut Richtige ist

Sechzehn Wege, eine befestigte Stadt zu verteidigen
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Orhan gehört zwar zum Militär, ist jedoch kein Stratege. Also eigentlich. Denn eigentlich ist er Oberst eines Brückenbautrupps und dazu jemand mit der falschen Hautfarbe und Kultur. Und dennoch ist er ...

Orhan gehört zwar zum Militär, ist jedoch kein Stratege. Also eigentlich. Denn eigentlich ist er Oberst eines Brückenbautrupps und dazu jemand mit der falschen Hautfarbe und Kultur. Und dennoch ist er nach einigen nicht ganz so zufälligen Zufällen plötzlich der Einzige in der Stadt, der diese bei einer Belagerung verteidigen kann. Oder zumindest fähig ist. Und als wie fähig sich dieser Mann bei dieser Aufgabe zeigt, obwohl sich herausstellt, dass der Anführer der Belagerung auch noch sein bester Freund ist ...

Was für eine unglaubliche, witzige, sarkastische Geschichte, bei der einem trotzdem manchmal das Lachen im Hals stecken blieb. Denn so schräg sie erzählt wird, legt der Autor (eigentlich Tom Holt) den Finger eine eine noch immer sehr aktuell blutende Wunde: offenem und verdeckten Rassismus. Ganz nebenbei behandelt er Fragen auf hohem ethischen Niveau (sollte man überhaupt Leute retten wollen, die selbst Rassisten sind und stetig diskriminieren? Spoileralarm: Ich hätte es wahrscheinlich nicht getan!). Doch Orhan, obwohl ein Schlitzohr, erweist sich trotz seiner Lügen und Betrügereien als zutiefst menschlich und das, verbunden mit dem trockenen Witz, dem lässigen Schreibstil und dieser absurden Geschichte, macht aus diesem Buch etwas Besonderes. Großes Kino!

Veröffentlicht am 19.05.2022

Mack Attack zum Ersten

Blood Destiny - Bloodfire
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Mackenzie Smith lebt bei einem Gestaltwandlerrudel, obwohl sie selbst ein Mensch ist. Eigentlich ist das unter Strafe verboten und sollte die Bruderschaft - also quasi die Royals der Gestaltwandler - das ...

Mackenzie Smith lebt bei einem Gestaltwandlerrudel, obwohl sie selbst ein Mensch ist. Eigentlich ist das unter Strafe verboten und sollte die Bruderschaft - also quasi die Royals der Gestaltwandler - das herausfinden, droht nicht nur ihr der Tod, sondern ihrem gesamten Rudel. Als eines Tages ihr Ziehvater John ermordet wird, macht sie sich auf die Suche nach dem Mörder. Dabei kommt ihr nicht nur ihr Temperament und ihr aufkochendes Blut in die Quere, sondern auch der Anführer der Bruderschaft, Lord Alpha Corrigan. Auch wenn seine Name wie eine Zahnpasta klingt, ist er doch scharfsinnig und ultrahotmännlich und sie muss aufpassen, dass er sie nicht nur enttarnt, sondern sie nicht auch ihr Herz verliert.

Helen Harper ist mir durch die amüsanten Hex Files aufgefallen und jetzt habe ich gemerkt, dass ich offensichtlich eine ganze Reihe von ihr seit Jahren auf dem E-Reader horte. Der Einstieg in diese Reihe ist auch gewohnt locker, lässig und schnell, aber man merkt auch, dass es wohl so ziemlich das Erstverlegte der Autorin ist, denn man stolpert über so einige handwerkliche Fehler. Mack ist mir nicht durchweg sympathisch und Corrigan weist starke Ähnlichkeit mit Harpers anderen ultrahotmännlichen Helden ohne Alleinstellungsmerkmale. (Oder besser, die anderen, denn er ist ja wahrscheinlich der Erste.) Trotzdem war es eine schnell zu lesende und spannende Geschichte, die zwar auch viele Klischees bedient, aber durch Harpers sympathischen Stil nicht zu nervig ist.

Veröffentlicht am 16.05.2022

Der linkshändige Buchhändler

Die magischen Buchhändler von London
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Susan ist 18, lebt in einer alternativen Art von 1983 in England und hat schon immer seltsame Träume gehabt. Ihre Mutter ist ein bisschen seltsam, immer abgelenkt und verwirrt, aber sehr liebenswürdig. ...

Susan ist 18, lebt in einer alternativen Art von 1983 in England und hat schon immer seltsame Träume gehabt. Ihre Mutter ist ein bisschen seltsam, immer abgelenkt und verwirrt, aber sehr liebenswürdig. Bevor Susan in London ihr Studium beginnt, will sie nach ihrem Vater suchen, von dem ihre Mutter nicht viel weiß. Doch der Mann, bei dem sie ihre Suche beginnt, ist nicht nur ihr Vater, er ist auch ein magisches Wesen, das von einem seltsam gekleideten Paradiesvogel namens Merlin getötet wird. Merlin ist ein linkshändiger Buchhändler aus einer großen Familie, in der die Buchhändler dafür sorgen, dass die alten und magischen Wesen in der heutigen Welt keinen Unsinn anstellen. Doch Susan, so stellt sich heraus, hat selbst Verbindungen in die Welt der Alten und Magischen und plötzlich findet sie sich in einem rasanten, gefährlichen und lebensbedrohlichen Abenteuer wieder.

Zugegeben, ich hatte anfangs ein paar Einstiegsprobleme mit dem Buch. Manche Handlungen mancher Personen sind manchmal ein wenig seltsam. Dennoch entwickelt das Buch schnell einen Sog, denn der Autor lässt nur wenig Zeit zum Atemholen und verstrickt die LeserInnen lieber in ein schnelles Abenteuer, in dem manche Erklärungen zu kurz kommen, als sie zu langweilen. Das ist sowohl gut als auch teilweise zu viel des Guten, zumal er eine zwar dezente, aber auch völlig unnötige Romanze einbaut, die es einfach so überhaupt nicht gebraucht hätte. Die Charaktere waren zwar nicht extrem tiefgehend, hätten aber trotzdem auch so für sich einstehen können. Zusammengefasst: interessante Lektüre, die durchaus noch Raum für einen Nachfolger lässt, in die man sich aber auch fallen lassen können muss.

Veröffentlicht am 29.04.2022

Trash

Crush
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Achtung, mögliche Spoiler, falls ihr Teil 1 nicht gelesen habt. (Nicht dass das rein logisch notwendig wäre, aber falls ihr darauf steht, Reihen in der richtigen Reihenfolge zu lesen.)

Grace, die Bella ...

Achtung, mögliche Spoiler, falls ihr Teil 1 nicht gelesen habt. (Nicht dass das rein logisch notwendig wäre, aber falls ihr darauf steht, Reihen in der richtigen Reihenfolge zu lesen.)

Grace, die Bella Swan aus Alaska, ist wieder da. Sie verschwand in CRAVE und stand als Steinfigur herum, doch plötzlich ist sie wieder da und kann sich nicht erinnern, was die letzten drei Monate passiert ist. Dafür hat sie eine Stimme im Kopf, die von Hudson. Hudson ist übrigens eine Art junger, noch besser aussehender Voldemort, und niemand möchte über ihn sprechen, weil er einfach böse ist. Sagt jedenfalls Jaxon, der reiche, vampirische Boyfriend von Grace, und was der sagt, könnte eigentlich auch in der Bibel stehen, denn es ist in Stein gemeißelt. Apropos Stein ... Ach, das lest ihr besser selbst. Falls ihr euch das antun wollt.

In Trash - oder wie dieses Buch auch immer heißt - wird Logik einfach mal über Bord geworfen und irre grinsend zugesehen, wie es in den tiefsten Tiefen aller tiefsten Meere versinkt. Da rennt der Alaskaverschnitt von Edward mit Grace auf dem Buckel ein bisschen über 300 Meilen die Stunde und erschafft damit schwarze Löcher ist nur eines der Beispiele intelligenter Fantasy. (Nicht.) Der Schreibstil - ich würde gern behaupten, dass es der wenigstens rausreißt. Aber wozu? Lasst uns in Wiederholungen schwelgen, ja? Irgendwie müssen die sinnlosen Geschehnisse auf 800 Seiten ausgewalzt werden. Selbst da wiederholt sich alles. Jaxon besucht seine blutrünstige Oma beim Weihnachtsmann, einmal mit, einmal ohne seine Bella Swan. Das brutale Quidditch für Alaskaakademiker wird auch gleich zweimal gespielt.

Apropos Akademiker. So richtig hell scheint der Held Jaxon nicht zu sein. Ist er doch über 100 Jahre alt und geht immer noch auf diese Schule und ist gerade mal im Abschlussjahrgang. Jetzt könnte man argumentieren, dass halt die Ausbildung für Vampire und so länger dauert, aber dem widerspricht, dass auch Grace schon ihren Abschluss macht. Und diese Frau ist nun alles, nur keine Marie Curie. Nachfragen sind ihr zuwider, Recherche ist für sie eine Topfpflanze, die verkümmert einen traurigen Wüstentod stirbt. Sie stolpert ohne Planung und Verstand von einer Situation in die nächste und wundert sich hinterher, dass irgendwas passieren konnte. Stichwort: Unbezwingbare Bestie. Hätte ja vielleicht einen Hinweis darauf geben können, dass man da nicht kurz vor dem Frühstück mal vorbeischaut und eine Art goldenes Haar des Teufels klaut. Aber ich erwähnte ja schon, dass Logik eher eine untergeordnete Rolle spielt.

In diesem Buch wird mal eben so alles zusammengeklaut, was im Jugendfantasybereich der letzten Jahre erfolgreich war und dann fröhlich zu einem krassen, cringy Hack verarbeitet, das absolut keinen Raum für Überraschungen lässt. Das Ende war daher vorhersehbar für jeden, der schon mal Sarah J. Maas gelesen hat und vermutlich wird es in Teil 3 genauso weitergehen, wie es sich hier so übel angekündigt hat.

Veröffentlicht am 28.04.2022

Klufti, Udo und das Neuland

Affenhitze (Kluftinger-Krimis 12)
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Es ist heiß auf der Ausgrabungsstätte der Paläontologen, die erst vor kurzem einen Sensationsfund gemacht haben: Udo, der erste aufrecht gehende Menschenaffe. Großes Bamborium hat sich angekündigt, selbst ...

Es ist heiß auf der Ausgrabungsstätte der Paläontologen, die erst vor kurzem einen Sensationsfund gemacht haben: Udo, der erste aufrecht gehende Menschenaffe. Großes Bamborium hat sich angekündigt, selbst der Ministerpräsident will vorbeischauen und intelligent in die Kameras schauen. Eine Leiche als Fotobomb macht sich da natürlich nicht gut, genauso die wenig elegante Figur, die der "Präsident" Kluftinger abgibt. Die Leiche entpuppt sich als viel frischer als Udo, handelt es sich doch um den Entdecker des Menschenaffen, Doktor Brunner, der im Gegensatz zu Udo keineswegs mehr aufrecht steht. Kluftinger hat eigentlich keine Zeit für diverse Fälle, hat er doch endlich das Neuland des Internets betreten und die Social Media für sich entdeckt ...

Wenn man Kluftinger kennt, mag man gar nicht glauben, dass ein intelligentes Wesen wie Udo tatsächlich ebenfalls aus dem Allgäu stammt. Was in den ersten paar Büchern der Reihe noch für Schmunzeln und amüsiertes Kopfschütteln sorgte, also die ganzen Marotten und die völlige Unfähigkeit des Kommissars, nicht nur aufrecht zu gehen, sondern dabei auch noch vernunftbegabte Schlüsse zu ziehen, hat sich mittlerweile ganz schön ausgeleiert. Den Fall fand ich zwar wieder interessanter als die beiden Vorgänger, aber jetzt wäre es doch langsam mal ein echter Plottwist, wenn sich Kluftinger nicht als extremer Allgäudepp darstellte, sondern auch ab und zu intelligente Entscheidungen oder Überlegungen hegt, sodass er nicht immer nur über die Aufklärung seiner Fälle stolpert.