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Veröffentlicht am 29.07.2020

Großes Einsteigerbuch

Vegan! Das Goldene von GU
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Das ist mein erstes Goldenes von GU, allerdings habe ich schon einige der normalen Kochbücher von GU gehabt und war meistens zufrieden. Auch dieses hier konnte mich zum Großteil zufriedenstellen.

Im ...

Das ist mein erstes Goldenes von GU, allerdings habe ich schon einige der normalen Kochbücher von GU gehabt und war meistens zufrieden. Auch dieses hier konnte mich zum Großteil zufriedenstellen.

Im Gegensatz zu dem, was in einer anderen Rezension behauptet wird, gibt es sehr wohl ein Inhaltsverzeichnis, aus dem man sich nach Lust und Laune Rezepte suchen kann. Gut fand ich, dass es eine Einführung in die Basics gibt. Es wird mit diversen Irrtümern aufgeräumt, zum Beispiel, dass Veganer nur Sojaprodukte essen oder dass für eben diese Sojaprodukte der Regenwald abgeholzt wird. (Es wird für Soja der Regenwald abgeholzt, allerdings ist das Futtersoja für Tiere - merkt ihr Veganhasser was? - oder als Rohstoff für Sojaöl. Sojabohnen für Veganer kommen fast ausschließlich aus Europa.)

Mir gefiel auch, dass darauf hingewiesen wurde, wie unnötig zum Großteil das Kaufen von veganen Ersatzprodukten ist. Man kann es machen, weil vieles mittlerweile sehr nach Fleisch schmeckt, und nur, weil man vegan leben möchte, muss man ja auf den Geschmack nicht verzichten, aber brauchen tut man es nicht. Es gibt unzählige tierleidfreie Rezepte, die einfach gut schmecken und die sich einfach herstellen lassen. Diejenigen, die ich ausprobiert habe, waren wirklich gut.

Das Einzige, was ich anprangern möchte, ist Folgendes: Es wird sehr richtig in der Einleitung darauf eingegangen, dass weder exotische Zutaten noch das megateure aus allen Ecken der Welt herangekarrte Superfood für eine gesunde, vegane Ernährung notwendig sind. Warum gibt es dann so viele Rezepte, in denen gerade diese dann eine Rolle spielen? Da hätte man selbst ein bisschen konsequenter drauf achten müssen.

Ansonsten findet man hier ein sehr gutes und umfangreiches Einsteigerbuch, das gut erklärt wird.

Veröffentlicht am 26.07.2020

Ein Wunderkind gegen die Elfen

Artemis Fowl (Ein Artemis-Fowl-Roman 1)
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Artemis Fowl ist zwölf Jahre alt, ein neunmalkluger Bursche, der so genial ist, dass man wahrscheinlich seinen IQ nicht mehr messen kann. Außerdem ist er der Sprössling einer uralten Gangsterdynastie und ...

Artemis Fowl ist zwölf Jahre alt, ein neunmalkluger Bursche, der so genial ist, dass man wahrscheinlich seinen IQ nicht mehr messen kann. Außerdem ist er der Sprössling einer uralten Gangsterdynastie und seit sein Vater verschwunden ist, entschlossen, das Familienvermögen wieder herzustellen. Zum Glück weiß er, dass Elfen und eine Unterwelt existieren - die Frage ist nur, wie kommt man an all die Reichtümer heran, die diese irgendwo horten? Die Antwort findet er in einem Buch, das zwar auf Koboldisch geschrieben ist, aber Artemis wäre nicht der, der er ist, fände er keine Lösung. Doch als er dann die Elfe Holly Short entführt und ein Lösegeld für sie verlangt, ist das Entschlüsseln uralter, unbekannter Sprachen noch das Geringste all seiner Probleme.

Ich habe vor gefühlt hundert Jahren, gleich als das Buch erschien, Artemis gelesen. Jetzt habe ich mir die Geschichte während des Autofahrens vorlesen lassen, was dem Ganzen noch mal einen ganz anderen Kick gibt. Mir gefallen die Ideen und im Großteil der Umsetzung des Buches auch noch immer gut, allerdings hatte ich irgendwie völlig ausgeblendet, wie extrem brutal es manchmal dabei zugeht und wie sehr alle bereit sind, über Leichen zu gehen. Das hat mich tatsächlich einige Male richtig abgestoßen. Keine Ahnung, ob ich mit zunehmendem Alter empfindlicher geworden bin oder mittlerweile einfach sensibler, was diese Themen betrifft, aber ja, das hat mich wirklich gestört. Wer darüber hinwegsehen kann, wird jedoch mit einer originellen Story und einem jugendlichen Genie plus skurrilen Gestalten belohnt.

Veröffentlicht am 22.07.2020

Armzug. Beinschlag. Atmen.

Abgründige Geheimnisse
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Die vierzehnjährige Aster und ihre drei Jahre jüngere Schwester Poppy haben ihre Mutter an Krebs verloren. Jetzt müssen sie von England aus in das am anderen Ende der Welt liegende Neuseeland fliegen, ...

Die vierzehnjährige Aster und ihre drei Jahre jüngere Schwester Poppy haben ihre Mutter an Krebs verloren. Jetzt müssen sie von England aus in das am anderen Ende der Welt liegende Neuseeland fliegen, um bei der jüngeren Schwester ihrer Mutter zu leben. Viel wissen sie nicht von ihrer Tante, nur dass sie Ärztin ist und im Medizinbereich forscht. Im Flugzeug lernen sie Sam kennen, einen sechzehnjährigen Neuseeländer, mit dem sie sich auf Anhieb verstehen. Als ihre Tante sie abholt, gibt es eine erste Überraschung. Sie leben nicht in einem Haus, sondern in einem abgeschotteten Camp in der Wildnis. Dort befindet sich ein weiteres Dutzend Jugendliche, an dem ihre Tante forscht, um Krebs zu bekämpfen. Eines Tages brechen sie zu einer Bootsfahrt auf, doch keiner von ihnen wird so dort angekommen, wie er losgefahren ist. Plötzlich ist Aster auf sich allein gestellt, und ihr einziger Gedanke gilt Poppy, während ringsherum Unmengen an Gefahren lauern.

Das Cover ist leider kindlicher gehalten, als die Geschichte daherkommt. Tatsächlich ist das keine Kindergeschichte, obwohl die Protagonisten noch so jung sind - und das ist eigentlich auch einer meiner Kritikpunkte. Ich finde, die beiden Schwestern hätten ein bisschen älter sein sollen dafür, wie sie sich benehmen. Ansonsten hat mich das Buch angenehm überrascht, es ist wirklich tiefgründiger, als der Titel noch vermuten lässt. Es geht hier auch oft um Fragen der Moral - was darf, was soll, und was kann erlaubt sein in der Forschung, wenn es um so gewichtige Fragen wie die Bekämpfung von Krebs und anderen Krankheiten geht. Rechtfertigt der Zweck die Mittel? Diese sind in diesem Buch auch oft ziemlich grausam, weshalb ich wiederum davon abraten würde, es als Kinderbuch zu betrachten. Meinem erwachsenen Ich hat es jedoch mit ein paar Abstrichen gut gefallen, nur hätte ich mir einen runderen Schluss gewünscht.

Veröffentlicht am 20.07.2020

Krieg der Wandler

Blue Scales
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In einer Welt, die der unseren gleicht, nur dass Gestaltwandler und Magier existieren, lebt die achtzehnjährige Christie Song mit ihrer Schwester und Mutter in einer Art Chinatown. Da ihr Vater im Gefängnis ...

In einer Welt, die der unseren gleicht, nur dass Gestaltwandler und Magier existieren, lebt die achtzehnjährige Christie Song mit ihrer Schwester und Mutter in einer Art Chinatown. Da ihr Vater im Gefängnis sitzt, mussten die Schwestern ohne höhere Ausbildung von der Schule abgehen und im gemeinsamen Laden arbeiten. Christie ist ein Kuckuckskind und wird daher von der Familienmatriarchin, ihrer Oma ignoriert oder mies behandelt. Doch dann kommen eines Tages Wölfe in die Stadt, die ein uraltes Ritual ausnutzen: das Duell. Ausgerechnet Christie, das schwächste Glied der Familie, soll einem ausgewachsenen Wolfswandler gegenüberstehen. Obwohl sie Drachenschuppen besitzt und ihr Vater ein roter Drache ist, kann sie sich nicht wandeln, doch sie ist nicht die Einzige, die in große Gefahr gerät.

Mich hat das Buch völlig überrascht. Abgesehen von den Anthologien und Christian Handel hatte der Drachenmondverlag bisher keine Bücher, die mich auch nur irgendwie überzeugen konnten. Das ändert sich mit diesem Reihenauftakt. Blue Scale ist kein (!!!) Liebesgedöns, es ist teilweise recht brutal und blutig. Die Welt ist eine Mischung aus chinesischen Triaden, Drachenwandlern, Wölfen, Katzen, Nekromanten. Wenn ich was zu meckern hätte, dann vielleicht, dass Christie zwar eine echt coole Protagonistin ist, aber ihr bis zum Schluss nicht gestattet wurde, sich ernsthaft weiterzuentwickeln und Dinge aus wirklich eigener Kraft zu gestalten. Ansonsten war es eine fesselnde Lektüre, die ich jedoch den Prinzessinnen und ihren Prinzenträumen nicht empfehlen kann.

Veröffentlicht am 13.07.2020

Die Welt in der Heimat

HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! – 55 fantastische Reiseziele in Deutschland
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Hiergeblieben! ist ein Reiseführer, der deutlich macht, warum der Spruch "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah" seine Berechtigung hat. Der Autor stellt 55 Reiseziele vor, von denen mir ...

Hiergeblieben! ist ein Reiseführer, der deutlich macht, warum der Spruch "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah" seine Berechtigung hat. Der Autor stellt 55 Reiseziele vor, von denen mir ein Großteil tatsächlich unbekannt war. Dabei scheint der Norden mit genau einer Sehenswürdigkeit vorne zu liegen, denn das Buch wird in 27 Sehenswürdigkeiten im Süden und 28 im Norden unterteilt.

Was ich richtig cool fand: Die vorgestellten Ziele werden immer mit berühmten Orten in der Welt verglichen und einander gegenüber gestellt. Da gibt es zum Beispiel im Pott einen hinduistischen Tempel, der sich nicht vor denen in Asien verstecken muss, einen schiefen Turm wie in Pisa, allerdings in Thüringen, die größte Hängebrücke an der Rappbodetalsperre, die vielleicht oder auch nicht die in der Schweiz übertrifft.

Man kann in Coburg Samba feiern wie in Rio, Geysire besuchen wie in Island und die Semperoper braucht sich vor keiner anderen in der Welt zu verstecken.

Ob man jetzt die Skyline von Frankfurt wirklich mit der von New York vergleichen muss oder Babelsberg mit Hollywood ist eine andere Sache. Fakt ist, wir haben in Deutschland viele Ziele, die es wert sind, angesehen zu werden, ohne den ökologischen Fußabdruck durch Tausende Flugmeilen zu vergrößern. Dazu kommt, dass auch andere Ausflugs- und Restauranttipps gegeben werden, sodass man nicht nur kulturell, sondern auch knurrmagenmäßig befriedigt wird.

Worauf ich in dem Buch allerdings gern mal verzichtet hätte, war der fehlgeleitete Machohumor des Autors. Vielleicht sollte in einer 2. Ausgabe mal ein sensibler Lektor noch mal über den Text gehen und ein paar Sachen dem Rotstift überlassen.