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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2021

Andiefrischeluft

Die Spur zum 9. Tag
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Der zwölfjährige Bene findet es wirklich uncool, als seine alleinerziehende Mutter vorschlägt, in den Ferien zusammen mit ihrem neuen Freund Urlaub in Schweden zu machen. Bevor er sich mit diesem Schleimer ...

Der zwölfjährige Bene findet es wirklich uncool, als seine alleinerziehende Mutter vorschlägt, in den Ferien zusammen mit ihrem neuen Freund Urlaub in Schweden zu machen. Bevor er sich mit diesem Schleimer einlässt, fährt er lieber zu seiner Oma nach Duderstedt! Ob er da wirklich richtig gewählt hat? Denn Oma ist äußerst eigen. Doch schnell findet Bene in der lässigen Mia und deren witzigen Bruder Ole zwei Freunde, die es faustdick hinter den Ohren haben. Und genau die braucht er auch, denn in Duderstedt treiben sich jede Menge Krimineller herum! Ob Bene, Mia, Ole, das Kaninchen Alice und der Hund Carmencita mit denen fertig werden?

Das war mal eine amüsante Lektüre, in der ich vieles aus meiner Kindheit wiedergefunden habe. Alleinerziehende Mütter und deren neue Freunde sind wohl global gesehen etwas, mit dem sich viele Kinder herumschlagen müssen - und in dem Alter ist das echt ein Kampf. Ganz sacht und beiläufig streift die Autorin dabei sogar Depressionen der Mutter, die erste Liebe, rassistische und diskriminierende Eltern und verpackt diese Geschichte in ein Abenteuer um illegalen Welpenhandel (von dem mir bereits tatsächlich auch mal eine Tierärztin berichtet hat). Manchmal fand ich Bene für sein Alter noch zu kindlich, andererseits sind ja nicht alle Kinder auf demselben Entwicklungsstand. Und mein heimlicher Held war eh Ole, der mit seinen schrägen Theorien immer wieder für Lacher sorgte. Mia-Greta ist selbstverständlich eine Heldin, wie sie jeder Junge in seinem Leben haben sollte. Ein Buch zum Spaßhaben, aber auch der leisen Töne, sehr empfehlenswert. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 24.01.2021

Female Cop Kopp

Die unvergleichliche Miss Kopp schlägt zurück
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Constance Kopp will weder nähen noch als Anhängsel eines Mannes ihren Lebensunterhalt fristen. Sie möchte ein weiblicher Polizist werden - nicht ganz einfach in New Jersey des Jahres 1915, denn Cop kann ...

Constance Kopp will weder nähen noch als Anhängsel eines Mannes ihren Lebensunterhalt fristen. Sie möchte ein weiblicher Polizist werden - nicht ganz einfach in New Jersey des Jahres 1915, denn Cop kann nur jemand werden, der wahlberechtigt ist, was Frauen nicht sind. Dennoch macht sie sich unersetzlich bei Sheriff Heath, zumindest bis zu dem Moment, als sie einen Sträfling fliehen lässt. Und das Gesetz sagt eindeutig, dass der Sheriff, in dessen Obhut ein Sträfling entkommt, selbst ins Gefängnis geht. Jetzt hat Constance alle Hände voll zu tun, nicht nur ihren Fehler wieder gutzumachen, sondern auch den Sheriff vor dem Knast zu bewahren und en passant einen Mord aufzuklären.

Das ist schon eine interessante Lektüre gewesen, die uns zum Anfang des 20. Jahrhunderts mitgenommen hat. Wobei sich beim Frauenbashing ja auch hundert Jahre später nicht viel geändert hat. Das Ganze hätte sogar ein herausragendes Buch werden können, wenn es ein bisschen spannender geraten wäre. So hatte es ein paar Längen, gerade zwischendrin, auf die ich gut hätte verzichten können. Auch fand ich einige Handlungen von Constance nicht immer nachvollziehbar, gerade in den entsprechenden Situationen. Alles in allem hat es mich jedoch gut unterhalten können. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 22.01.2021

Strawstwui, Tristesse!

Das Verschwinden der Erde
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Kamtschatka, unbekannte Halbinsel, irgendwo am Ende der Welt, bewohnt von Russen und Ureinwohnern. Der Sozialismus ist nicht gerade das, was Eindruck hinterlassen hat, und die jetzige Zeit ist trist. Dann ...

Kamtschatka, unbekannte Halbinsel, irgendwo am Ende der Welt, bewohnt von Russen und Ureinwohnern. Der Sozialismus ist nicht gerade das, was Eindruck hinterlassen hat, und die jetzige Zeit ist trist. Dann verschwinden in der Hauptstadt von Kamtschatka zwei kleine Kinder, zwei Schwestern. Was ist mit ihnen passiert? Wurden sie entführt, wie eine Augenzeugin behauptet? Oder sind sie einem Unfall zum Opfer gefallen? So viele Frauen in dieser großen Stadt haben Berührungspunkte mit den Kindern und jeder hat etwas zu sagen.

Oder so. Um ehrlich zu sein, habe ich zwar das Interview mit der Autorin und daher von ihren Intentionen gelesen, aber was auch immer sie wirklich vorhatte mit dem Buch, erschloss sich mir nicht. Ich erwartete einen Thriller, meinetwegen auch noch kunstvoll verpackt mit Land und Leuten, immerhin wurde die Lektüre ja vollmundig derart angekündigt. Doch was bekam ich? Tristesse, wohin das Auge schaut. Anstrengende Männer, unsympathische Frauen - übrigens wurden sämtliche Episoden aus der Sicht von Frauen erzählt. Und manche Berührungspunkte mit den verschwundenen Mädchen lasen sich in etwa so: Ja, die ist doch die Freundin von dem, der mal gesagt hat, dass die, deren Mutter bei der Tante seiner Großmutter mal ein Ei gekauft hat, gesehen hat, wie die Frau vom Ende des Dorfes was gemacht hat. Es sollte Einblick geben in das Leben auf Kamtschatka, auf "kraftvolle", "literarische" Weise, aber erstens war der Einblick nicht halb so augenöffnend wie wohl erhofft, wenn man vorher auch nur einmal in seinem Leben ein russisches Buch (von einem russischen Autor) gelesen hat, und von der "kraftvollen", "literarischen" Art klappten mir beständig die Augen zu.

Im Übrigen glaube ich auch nicht, dass die Ewenen, Korjaken oder andere Ureinwohner von Kamtschatka die Russen als "die Weißen" bezeichnen. Vielleicht ist ja hier der Geist von James Fenimore Cooper ein bisschen mit der Autorin durchgaloppiert.

Das Buch als Thriller anzukündigen, hat ihm übrigens einen Bärendienst erwiesen, zumal selbst der Klappentext in dieser Hinsicht in die Irre führt. Hier hat der Verlag auf ganzer Linie versagt und wird sich der Verantwortung stellen müssen, wenn das Buch nicht halb so gut ankommt wie erwartet oder geplant.

Veröffentlicht am 21.01.2021

Glück ist ...

Matching Night, Band 1: Küsst du den Feind? (Gewinner des Lovelybooks-Leserpreises 2021)
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Glück ist, wenn man das Buch beendet hat, ohne dauernd eingeschlafen zu sein.

Cara ist neu am College, dafür hat ihre ganze Familie Geld aufgenommen, um ihr das zu ermöglichen. Deshalb lebt sie auch ...

Glück ist, wenn man das Buch beendet hat, ohne dauernd eingeschlafen zu sein.

Cara ist neu am College, dafür hat ihre ganze Familie Geld aufgenommen, um ihr das zu ermöglichen. Deshalb lebt sie auch weit vom College entfernt in einer Bruchbude und arbeitet in einem Café. Doch plötzlich bekommt sie die Möglichkeit, in der Studentenverbindung der Ravens aufgenommen zu werden. Wenn sie das schafft, bekommt sie freie Kost und Logis und das Studium wird bezahlt, außerdem sind die Absolventen meistens Leute in hohen Positionen. Dafür muss sie aber mit einem Fremden ein Paar spielen, Bälle besuchen und muss die Regeln des Fight Clubs einhalten.

Alles ist ein Test und wer versagt, fliegt raus. Doch dann bekommt Cara Informationen, die alles ändern könnten.

So eine coole Idee plus Klappentext. Und dann versinkt die Geschichte in Langeweile. Vielleicht ist das spannend für Leute, die gerne Prinzessinnen wären, voluminöse Kleider tragen, im Luxus schwelgen würden und Bälle besuchen möchten. Natürlich müssen sich auch zwei heiße Typen für die Personen interessieren, die dieses Buch spannend finden. Alle, die sich zum Geburtstag kein Barbiehaus plus Plastikschimmel wünschen, könnten sich wohl langweilen. Zumal man sich ständig fragt, warum Cara - wenn sie denn so unbedingt in die Verbindung möchte - nicht einmal für zwei Wochen lang ihren Hintern zusammenkneifen kann und nichts tut, um das zu riskieren. Aber das wäre ja vielleicht noch ereignisloser, also muss sie genau das tun, was in der Zeit das Unlogischste ist. Außerdem finde ich die Protagonistin zickig und wenig sympathisch, selbiges gilt für ihren heißen Präsisohn. Mit Abstrichen am angenehmsten kommt Tyler rüber, da nützt auch der schwachbrüstige Cliffhanger nichts mehr.

Was soll ich abschließend sagen? Die Geschichte ist für mich abgeschlossen.

Veröffentlicht am 13.01.2021

Kleine, alte Frau mit Hut

Das Windsor-Komplott
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Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal ...

Etwas Schreckliches ist nach einer festlichen Nacht auf Schloss Windsor passiert: Einer der Gäste, ein junger Musiker mit außergewöhnlicher Begabung nicht nur am Klavier, ist tot. Als wäre das nicht Skandal genug, lässt sein Tod auf entweder interessante sexuelle Vorlieben schließen oder gar ... Mord. Die Queen, die kurz vor ihrem neunzigsten Geburtstag steht, kann diese Sache natürlich nicht dem MI5 oder anderen Polizisten überlassen, schließlich ist es in ihrem Schloss passiert! Mit Hilfe von Rozie, ihrer jungen, neuen stellvertretenden Assistentin macht sie sich auf, diesen Fall zu lösen; ohne Schirm, dafür mit Charme und Hut.

Positiv empfinde ich, dass mit Rozie, der Assistentin, eine junge Frau entworfen wurde, die wirklich sehr cool, sehr weiblich und trotzdem mit allen Wassern gewaschen daherkommt. Interessant sind sicherlich auch die ganzen Protokolle, die es für eine Königin einzuhalten gilt oder was die Gesellschaft so glaubt, was eingehalten werden muss. Der Fall selbst ist zwar äußerst cozy, aber auch äußerst an den Haaren herbeigezogen. Und was mir wirklich auf Dauer extrem gegen den Strich ging, war dieses furchtbar servile Verhalten, das alle Leute der Queen und anderen royalen und adligen Parasiten gegenüber an den Tag gelegt wurde. Wofür noch mal hat die Arbeiterklasse gekämpft und beinahe auf der ganzen Welt diese Leute in Schimpf und Schande verjagt? Zwischen den Zeilen liest man hier heraus, dass die Angestellten der Queen - obwohl sie neben J. K. Rowling so ziemlich die reichste Person Großbritanniens ist - recht schlecht bezahlt werden. Und dennoch würden sie alle ihr Leben opfern, um das ihrer Königin zu retten bla bla. Mein Revoluzzerherz war hier permanent auf 180 und ist eher nicht geneigt, weitere Abenteuer einer schnüffelnden Queen zu verfolgen.