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Veröffentlicht am 11.01.2021

Immer der Nase nach

Mopsa – Eine Maus kommt ganz groß raus
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Mopsa ist eine kleine, weiße Maus mit einem großen, bunten Traum: Sie möchte auf der Bühne stehen und eine berühmte Schauspielerin werden. Fast unmöglich zu schaffen, denn wer sollte überhaupt eine Maus ...

Mopsa ist eine kleine, weiße Maus mit einem großen, bunten Traum: Sie möchte auf der Bühne stehen und eine berühmte Schauspielerin werden. Fast unmöglich zu schaffen, denn wer sollte überhaupt eine Maus engagieren, wenn doch alle Menschen vor ihnen Angst haben oder sich ekeln? Und Mopsa lebt außerdem unter der der Fuchtel ihres Königs, des Mausbeuters Tartar. Doch dann rebelliert sie einmal zu oft gegen den König und wird verbannt. Zusammen mit ihrem Bruder Otto macht sie sich auf in die große Stadt. Und dann werden sie ausgerechnet auf einem Rummel getrennt und für Mopsa beginnt das Abenteuer ihres Lebens.

Mit diesem Buch haben wir ein wirklich niedliches Abenteuer für Kinder vorliegen, das nicht nur aus der Perspektive von jemandem erzählt, der viel kleiner und schwächer ist als Leute und damit sicherlich von Kindern gut projiziert werden kann. Die Bilder von Laura Fuchs (witziger Name beim Zeichnen einer Maus!) sind so süß, dass man kurz vor einem Zuckerschock steht. Mein sechsjähriges Vorlesekind war jedenfalls sowohl von der Geschichte als auch von den Bildern hoch begeistert und auch mir gefiel das Buch sehr gut, wenn es natürlich auch alles sehr, sehr happy endig ausgeht. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 09.01.2021

Der deutsche Blick

Vaterland
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April 1964: Das dritte Reich hat den Krieg vor zwanzig Jahren gewonnen. Die Nazis beherrschen Europa und Deutschland, insbesondere Berlin, bereitet sich auf den 75. Geburtstag des Führers vor. Ausgerechnet ...

April 1964: Das dritte Reich hat den Krieg vor zwanzig Jahren gewonnen. Die Nazis beherrschen Europa und Deutschland, insbesondere Berlin, bereitet sich auf den 75. Geburtstag des Führers vor. Ausgerechnet jetzt wird die Leiche eines hochrangigen SS-Offiziers gefunden. Xaver March, Ermittler der Mordkommission, wird auf den Fall angesetzt. Doch überall wird gemauert, er findet keinen Zugang zu dem Fall und plötzlich mischt sich auch noch der Sicherheitsdienst ein und entzieht ihm das Ganze. Doch Xaver hat Blut geleckt und je tiefer er gräbt, desto scheußlicher werden die Verbrechen und desto lauter schreit sein Gewissen.

Ich mag ja diese Was-wäre-wenn-Szenarien sehr. Mit diesem Buch hat der Autor wohl vor 25 Jahren in Deutschland einen Skandal heraufbeschworen, hat er doch Ängste und Schuldbewusstsein ordentlich wieder aufgewühlt. Andererseits finde ich das Ganze gar nicht abwegig, schon gar nicht im Licht heutiger Ereignisse betrachtet. Es war eine beklemmende, spannende und durchaus authentische Lektüre, die zwischendrin manchmal ein bisschen langatmig daherkam, ganz besonders, wenn es um das amerikanische Loveinterest von Xaver ging. Dafür riss der Schluss vieles wieder heraus; er war unglaublich intensiv, hoffnungslos, realistisch und vor allem - offen. Nicht was das Schicksal einzelner Beteiligter angeht, aber dafür das Schicksal der ganzen Welt. Fast wie im echten Leben.

Veröffentlicht am 06.01.2021

Jerusha schreibt

Lieber Daddy-Long-Legs
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Judy Abbott, die eigentlich Jerusha heißt, hat ihr Leben lang im Waisenhaus verbracht. Doch dann findet sich ein anonymer Gönner für sie, der ihr das Studium bezahlt. Dafür will er nichts weiter von ihr, ...

Judy Abbott, die eigentlich Jerusha heißt, hat ihr Leben lang im Waisenhaus verbracht. Doch dann findet sich ein anonymer Gönner für sie, der ihr das Studium bezahlt. Dafür will er nichts weiter von ihr, als dass sie sie in das Studium reinkniet und ihm jeden Monat einen Brief schreibt mit ihren Fortschritten. Judy hat wenig Erfahrung mit dem Leben außerhalb ihres Waisenheimes und sie muss sich mehr als jedes andere Mädchen ins Lernen vertiefen: Nicht nur das, was an der Universität gelehrt wird, sondern auch, wie dieses normale Leben überhaupt funktioniert. Sie findet dabei Zicken, beste Freundinnen und alles dazwischen und ganz vielleicht und aus Versehen auch die Liebe.

Dieses Buch ist kurz und kurzweilig und eine ausgemachte Feel-Good-Lektüre. Judy plappert und schreibt wie ein Wasserfall und ist dabei immer neugierig und aufgeschlossen. Was mich ernsthaft beeindruckt hat, ist, dass sie eine sehr moderne, junge Frau ist, obwohl das Buch vor über 100 Jahren zum ersten Mal erschienen ist. Obwohl sie eigentlich finanziell abhängig ist von Daddy-Long-Legs, bedeutet das für sie nicht, dass sie unterwürfig oder devot reagiert. Sie hat ihren eigenen Kopf und sie versucht, sich aus dieser Abhängigkeit selbst zu befreien. Sie braucht kein Alphamännchen, das sie wie Dreck behandelt, um sich fraulich zu fühlen, sie geht ihren Weg und lässt sich auch vom Scheitern nicht abhalten. Natürlich ist die Geschichte sehr vorhersehbar, aber trotzdem empfinde ich sie als einen gelungenen Prototyp des jetzt so beliebten Young/New Adult, ganz besonders, was das Selbstbild von Protagonistinnen betrifft. Könnten sich viele Autorinnen und Leserinnen mal ein Beispiel nehmen.

Veröffentlicht am 04.01.2021

Chemie des Klischees

Kaleidra - Wer das Dunkel ruft (Band 1)
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Emilia ist siebzehn, steht kurz vorm Schulabschluss und macht bei einem letzten Schulausflug eine seltsame Entdeckung. Sie kann im Museum ein paar Seiten des mysteriösen Voynich-Manuskripts lesen. Damit ...

Emilia ist siebzehn, steht kurz vorm Schulabschluss und macht bei einem letzten Schulausflug eine seltsame Entdeckung. Sie kann im Museum ein paar Seiten des mysteriösen Voynich-Manuskripts lesen. Damit zieht sie die Aufmerksamkeit einer geheimnisvollen Organisation auf sich: der Alchemisten. Einer von ihnen ist Ben, der zum Goldorden der Alchemisten gehört. Er erklärt Emilia, dass sie zum Silberorden gehört; es gibt noch einen dritten, den Quecksilberorden, das sind quasi die Todesser unter den Alchemisten. Mit Emilias Hilfe versucht der Goldorden, dem Wasser des Lebens auf die Spur zu kommen, das im Voynich-Manuskript beschrieben wird, denn sie ist die Einzige, die es dechiffrieren kann. Doch auch andere sind hinter diesem Geheimnis her und damit auch hinter Emilia.

Mir fällt immer wieder auf, was für coole Ideen die Autorin hat und jedes Mal denke ich: Aber jetzt! Jetzt traut sie sich und knallt uns mal ein Buch vor die Brust, das uns weghaut. Doch nein. Stattdessen präsentiert sie uns immer wieder ihren selben aufgewärmten Brei, der schon beim ersten Mal nicht geschmeckt hat. Ein Mädchen, das unverhofft über irgendein Geheimnis stolpert, dazu ein männliches Alphamännchen, das sich tarzanlike gegen die Brust trommelt und besagtes Mädchen wie Dreck behandelt. Aber wie üblich in dieser Art von Büchern ist das völlig okay, denn das Alphamännchen ist heiß wie die Hölle, kann kämpfen wie ein Teufel, sieht außerdem heiß aus, studiert Geschichte, sieht heiß aus, ist arrogant, sieht heiß aus, kommuniziert grundsätzlich im Befehlston, sieht heiß aus ... Wow! Emilia ist nicht die Einzige, die Rätsel lösen und Muster erkennen kann! Ich schaffe das auch!

Ich musste auch regelmäßig am Verstand des Mädchens zweifeln. Ihr kommt ein Typ beim ersten Treffen völlig dumm und anstatt dass sie ihn mal ordentlich tritt oder wegen Belästigung die Polizei ruft, lässt sie sich das neueste Handy von ihm schenken? Er latscht ständig in ihre Wohnung, ohne dass sie das genehmigt hat, und sie freut sich, dass er mal lächeln kann? Sie sieht eine Art Zombie, rennt dem hinterher und wundert sich, dass sie angegriffen wird? Sie nimmt alles hin, was ihr diese Alchemisten vor die Füße spucken und sie so: na gut.

Auch das Lektorat war jetzt nicht mega inspirierend. Zu Anfang taucht beim Kampf des Loveinterests noch ein Junge und noch ein Mädchen auf und Emilia, als Erzählerin, sagt, dass Oliver das und das macht. Woher weiß sie denn, wie der Typ heißt? Oder wo bitte kommen byzantinische Armbrustfallen in einem Mayatempel vor? Hatten die Maya das damals bei Amazoncoatl und somit beim Versandhändler ihres Vertrauens bestellt? Zwischendrin fielen auch mal der ein oder andere Schreibfehler auf, ohne dass ich gesucht hatte.

Egal und schade. Ich muss langsam einsehen, dass diese Autorin und ich einfach nicht kompatibel sind, es sei denn, sie fängt irgendwann mal an, ihre coolen Ideen auch mal cool umzusetzen.

Veröffentlicht am 01.01.2021

Vietnamkrieg in den Köpfen

Die Saat des Bösen
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Früher war Chuck Frye der zweitbeste Surfer Kaliforniens. Mittlerweile ist er ziemlich abgebrannt, hat ein Trauma beim Surfen, eine Ex-Frau und einen Surf-Laden, der nicht läuft. Dafür gehört er der reichsten ...

Früher war Chuck Frye der zweitbeste Surfer Kaliforniens. Mittlerweile ist er ziemlich abgebrannt, hat ein Trauma beim Surfen, eine Ex-Frau und einen Surf-Laden, der nicht läuft. Dafür gehört er der reichsten Familie der Gegend an, auch wenn er ein absoluter Außenseiter ist. Als bei einer Geburtstagsfeier die vietnamesische Frau seines Bruders entführt wird, beißt sich Chuck in die Sache fest. Wer steckt dahinter? Die vietnamesischen Mafiosis aus Little Saigon? Oder will sich ein alter Feind an seinem Bruder, dem hochdekorierten Vietnamveteranen, rächen?

Eigentlich macht das Lesen des Buches schon Spaß. Die Geschichte spielt 1988 und das ist ein bisschen wie eine Zeitreise ohne Handys, ohne das Internet und Computer, wie wir es heute kennen. Geschrieben wurde sie in den 90igern, also zu einer Zeit, in der noch dasselbe galt. Und wenn es nur um Chuck und darum geht, wie er sich durch den Sumpf von Korruption und Intrigen durchwühlt, um die Wahrheit zu erfahren, ist das eigentlich ein sehr cooles Buch. Was mich jedoch wirklich sehr abgestoßen hat, war das völlig unreflektierte Wir-Amis-sind-Helden-Gehabe. Hier sind sie die Guten, obwohl sie Vietnam angegriffen haben und der böse Vietcong ist natürlich an allem Schlechten schuld. Das kann zwischendurch schon mal ernsthaft den Spaß am Lesen verderben und daher gibt es auch einige Abzüge.