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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.08.2020

Der eiserne Gustav

Im nächsten Leben wird alles besser
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Arnold ist ein Mann im besten Alter, 53, verheiratet mit Kathrin, zwei erwachsene Kinder, Besitzer eines eher mäßig laufenden Buchladens. Er hat einen eher zynischen Blick auf die Welt und neigt dazu, ...

Arnold ist ein Mann im besten Alter, 53, verheiratet mit Kathrin, zwei erwachsene Kinder, Besitzer eines eher mäßig laufenden Buchladens. Er hat einen eher zynischen Blick auf die Welt und neigt dazu, alles negativ darzustellen. Einmal die Woche trifft er sich mit seinen drei Freunden auf der Bowlingbahn, wo sie natürlich nicht bowlen, dafür aber über Gott und die Welt plaudern. Und dann ...

... wacht er eines Tages auf und stellt fest, dass er fünfundzwanzig Jahre älter ist, keine Ahnung hat, was mit ihm passierte und plötzlich eine Zukunft da ist, die er kaum versteht. Zum Glück gibt es seinen persönlichen Assistenten, Gustav, eine künstliche Intelligenz mit synthetischem Körper. Auch wenn der schon beinahe verschrottet gehört, ist er derjenige, der Arnold in dieser schönen neuen Welt am nächsten ist.

Was wäre, wenn es uns plötzlich ins Jahr 2045 katapultieren würde? Eine wirklich spannende Frage, die Rath hier mit viel Lust zum Fabulieren aufwirft und auf seine Weise beantwortet. Die technischen Neuerungen und Errungenschaften, die er in die Geschichte wirft, sind wahrhaft innovativ und keineswegs unglaublich oder unrealistisch. Mir gefällt, wie er auf humorvolle Weise Fragen der Ethik und Humanität aufwirft und uns einfach mal einen Roboter präsentiert, der menschlicher ist als beinahe alle Menschen, die auftauchen. Um ehrlich zu sein, wenn das Ende nicht derart weichgespült gewesen wäre, hätte ich mit Freuden die volle Punktzahl gegeben, aber trotzdem hatte ich viel Spaß beim Lesen und drüber nachdenken. Definitiv eine Empfehlung wert!

Veröffentlicht am 31.07.2020

Eine starke Frau

Hannah Arendt
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Hannah Arendt wurde 1906 geboren, zu einer Zeit, als von Gleichberechtigung der Frauen noch nicht viel zu sehen oder erleben war. Trotzdem wuchs sie in einer Familie mit einer starken, fortschrittlichen ...

Hannah Arendt wurde 1906 geboren, zu einer Zeit, als von Gleichberechtigung der Frauen noch nicht viel zu sehen oder erleben war. Trotzdem wuchs sie in einer Familie mit einer starken, fortschrittlichen Mutter auf. Sie war sehr intelligent und brachte sich wohl selbst das Lesen bei - schon zeitig konnten Märchenbücher sie nicht mehr fesseln, stattdessen widmete sie sich philosophischer Literatur, die selbst Erwachsenen manchmal zu hoch war. Dass sie Jüdin war, wurde für sie mit der Machtergreifung der Nazis zur Gefahr. Rechtzeitig schaffte sie es, sich zuerst nach Frankreich, dann in die USA abzusetzen, wo sie promovierte und zu einer der bekanntesten Philosophinnen der Welt wurde. Zeit ihres Lebens war sie jemand, der gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung vorging.

Ich finde es wirklich mega, dass diese Bücher die Lebensgeschichten von berühmten Personen aufbereiten, und das mit echt schönen Illustrationen. Es zeigt Kindern, dass auch Menschen, die jetzt im Nachhinein übermächtig wirken und denen scheinbar alles im Leben gelungen ist, kämpfen mussten für ihre Träume. Das Einzige, was ich ein bisschen bedauerlich finde, ist, dass es wirklich arg knapp gehalten wird und die Texte manchmal ein bisschen lieblos wirken, mehr wie Stichpunkte als wirkliche Informationen. Und ob das dann für (gerade kleine) Kinder dann noch so interessant ist, weiß ich nicht. Trotzdem mag ich diese Reihe sehr und werde sie auch weiterhin sammeln.

Veröffentlicht am 29.07.2020

Großes Einsteigerbuch

Vegan! Das Goldene von GU
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Das ist mein erstes Goldenes von GU, allerdings habe ich schon einige der normalen Kochbücher von GU gehabt und war meistens zufrieden. Auch dieses hier konnte mich zum Großteil zufriedenstellen.

Im ...

Das ist mein erstes Goldenes von GU, allerdings habe ich schon einige der normalen Kochbücher von GU gehabt und war meistens zufrieden. Auch dieses hier konnte mich zum Großteil zufriedenstellen.

Im Gegensatz zu dem, was in einer anderen Rezension behauptet wird, gibt es sehr wohl ein Inhaltsverzeichnis, aus dem man sich nach Lust und Laune Rezepte suchen kann. Gut fand ich, dass es eine Einführung in die Basics gibt. Es wird mit diversen Irrtümern aufgeräumt, zum Beispiel, dass Veganer nur Sojaprodukte essen oder dass für eben diese Sojaprodukte der Regenwald abgeholzt wird. (Es wird für Soja der Regenwald abgeholzt, allerdings ist das Futtersoja für Tiere - merkt ihr Veganhasser was? - oder als Rohstoff für Sojaöl. Sojabohnen für Veganer kommen fast ausschließlich aus Europa.)

Mir gefiel auch, dass darauf hingewiesen wurde, wie unnötig zum Großteil das Kaufen von veganen Ersatzprodukten ist. Man kann es machen, weil vieles mittlerweile sehr nach Fleisch schmeckt, und nur, weil man vegan leben möchte, muss man ja auf den Geschmack nicht verzichten, aber brauchen tut man es nicht. Es gibt unzählige tierleidfreie Rezepte, die einfach gut schmecken und die sich einfach herstellen lassen. Diejenigen, die ich ausprobiert habe, waren wirklich gut.

Das Einzige, was ich anprangern möchte, ist Folgendes: Es wird sehr richtig in der Einleitung darauf eingegangen, dass weder exotische Zutaten noch das megateure aus allen Ecken der Welt herangekarrte Superfood für eine gesunde, vegane Ernährung notwendig sind. Warum gibt es dann so viele Rezepte, in denen gerade diese dann eine Rolle spielen? Da hätte man selbst ein bisschen konsequenter drauf achten müssen.

Ansonsten findet man hier ein sehr gutes und umfangreiches Einsteigerbuch, das gut erklärt wird.

Veröffentlicht am 28.07.2020

Liebe ist Krieg

Requiem
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Lena und Julian sind in der Untergrundgruppe zurück, doch noch jemand ist wieder von den Toten auferstanden: Alex. Lena hat ihn für tot gehalten, doch das ist er nicht, zumindest körperlich. Er fühlt sich ...

Lena und Julian sind in der Untergrundgruppe zurück, doch noch jemand ist wieder von den Toten auferstanden: Alex. Lena hat ihn für tot gehalten, doch das ist er nicht, zumindest körperlich. Er fühlt sich von ihr verraten, als er sie mit Julian sieht. Doch das ist noch das Geringste aller Probleme, denn die Regierung macht jetzt auch in der Wildnis gezielt Jagd auf die "Infizierten", also diejenigen, die sich ihre Gefühle nicht haben nehmen lassen. Zur selben Zeit bereitet sich Hana, Lenas ehemalige beste Freundin, darauf vor, den zukünftigen Bürgermeister Fred Hargroves zu heiraten, doch sie merkt immer wieder, dass sie "fehlerhaft" ist, Gefühle besitzt, die eigentlich zerstört sein sollten. Alles endet an ihrem Hochzeitstag dort, wo es angefangen hat: in Portland.

Vielleicht ist es zu lange her, dass ich die ersten beiden Bände gelesen habe, doch ich konnte mich hier mit Lena nicht mehr anfreunden. Während sie zuvor eine wirklich coole, sympathische Protagonistin gewesen ist, entwickelt sie sich hier zu einer absoluten Zicke, aus der nur noch selten die alte Lena hervorblitzte. Mir ist klar, dass sie wahnsinnig viel Stress und Unsicherheit und das Gefühl hatte, sich zwischen ihrer ersten und zweiten Liebe entscheiden zu müssen, aber all ihren Frust an Julian auszulassen, hat mich selbst gefrustet. Dazu kommt, dass es eigentlich kein vernünftiges Ende gibt - eigentlich bräuchte es noch mindestens ein ganzes Buch, um einen Abschluss zu schaffen, der der Reihe würdig wäre. Trotzdem ist der Schreibstil wieder mitreißend und fesselnd und ich habe insgesamt diese Dystopie gern gelesen. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 26.07.2020

Ein Wunderkind gegen die Elfen

Artemis Fowl (Ein Artemis-Fowl-Roman 1)
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Artemis Fowl ist zwölf Jahre alt, ein neunmalkluger Bursche, der so genial ist, dass man wahrscheinlich seinen IQ nicht mehr messen kann. Außerdem ist er der Sprössling einer uralten Gangsterdynastie und ...

Artemis Fowl ist zwölf Jahre alt, ein neunmalkluger Bursche, der so genial ist, dass man wahrscheinlich seinen IQ nicht mehr messen kann. Außerdem ist er der Sprössling einer uralten Gangsterdynastie und seit sein Vater verschwunden ist, entschlossen, das Familienvermögen wieder herzustellen. Zum Glück weiß er, dass Elfen und eine Unterwelt existieren - die Frage ist nur, wie kommt man an all die Reichtümer heran, die diese irgendwo horten? Die Antwort findet er in einem Buch, das zwar auf Koboldisch geschrieben ist, aber Artemis wäre nicht der, der er ist, fände er keine Lösung. Doch als er dann die Elfe Holly Short entführt und ein Lösegeld für sie verlangt, ist das Entschlüsseln uralter, unbekannter Sprachen noch das Geringste all seiner Probleme.

Ich habe vor gefühlt hundert Jahren, gleich als das Buch erschien, Artemis gelesen. Jetzt habe ich mir die Geschichte während des Autofahrens vorlesen lassen, was dem Ganzen noch mal einen ganz anderen Kick gibt. Mir gefallen die Ideen und im Großteil der Umsetzung des Buches auch noch immer gut, allerdings hatte ich irgendwie völlig ausgeblendet, wie extrem brutal es manchmal dabei zugeht und wie sehr alle bereit sind, über Leichen zu gehen. Das hat mich tatsächlich einige Male richtig abgestoßen. Keine Ahnung, ob ich mit zunehmendem Alter empfindlicher geworden bin oder mittlerweile einfach sensibler, was diese Themen betrifft, aber ja, das hat mich wirklich gestört. Wer darüber hinwegsehen kann, wird jedoch mit einer originellen Story und einem jugendlichen Genie plus skurrilen Gestalten belohnt.