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Veröffentlicht am 26.07.2020

Ein Wunderkind gegen die Elfen

Artemis Fowl (Ein Artemis-Fowl-Roman 1)
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Artemis Fowl ist zwölf Jahre alt, ein neunmalkluger Bursche, der so genial ist, dass man wahrscheinlich seinen IQ nicht mehr messen kann. Außerdem ist er der Sprössling einer uralten Gangsterdynastie und ...

Artemis Fowl ist zwölf Jahre alt, ein neunmalkluger Bursche, der so genial ist, dass man wahrscheinlich seinen IQ nicht mehr messen kann. Außerdem ist er der Sprössling einer uralten Gangsterdynastie und seit sein Vater verschwunden ist, entschlossen, das Familienvermögen wieder herzustellen. Zum Glück weiß er, dass Elfen und eine Unterwelt existieren - die Frage ist nur, wie kommt man an all die Reichtümer heran, die diese irgendwo horten? Die Antwort findet er in einem Buch, das zwar auf Koboldisch geschrieben ist, aber Artemis wäre nicht der, der er ist, fände er keine Lösung. Doch als er dann die Elfe Holly Short entführt und ein Lösegeld für sie verlangt, ist das Entschlüsseln uralter, unbekannter Sprachen noch das Geringste all seiner Probleme.

Ich habe vor gefühlt hundert Jahren, gleich als das Buch erschien, Artemis gelesen. Jetzt habe ich mir die Geschichte während des Autofahrens vorlesen lassen, was dem Ganzen noch mal einen ganz anderen Kick gibt. Mir gefallen die Ideen und im Großteil der Umsetzung des Buches auch noch immer gut, allerdings hatte ich irgendwie völlig ausgeblendet, wie extrem brutal es manchmal dabei zugeht und wie sehr alle bereit sind, über Leichen zu gehen. Das hat mich tatsächlich einige Male richtig abgestoßen. Keine Ahnung, ob ich mit zunehmendem Alter empfindlicher geworden bin oder mittlerweile einfach sensibler, was diese Themen betrifft, aber ja, das hat mich wirklich gestört. Wer darüber hinwegsehen kann, wird jedoch mit einer originellen Story und einem jugendlichen Genie plus skurrilen Gestalten belohnt.

Veröffentlicht am 25.07.2020

Warum in die Ferne schweifen

HOLIDAY Reisebuch: Wo Deutschland am schönsten ist
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Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Wieder einmal habe ich mir einen Reiseführer für unsere Heimat vorgenommen, und das war eine gute Idee. Deutschland kann nämlich selbst mit wunderschönen ...

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Wieder einmal habe ich mir einen Reiseführer für unsere Heimat vorgenommen, und das war eine gute Idee. Deutschland kann nämlich selbst mit wunderschönen Ecken punkten, und so schön Italien, Frankreich, Spanien oder gar die Fernziele sein mögen, wir drücken mit jedem Flug unserer Erde einen ökologischen Fußabdruck auf, den wir nie wieder gutmachen können. Also, warum dann nicht einmal erst das eigene Land kennenlernen?

Dieses Buch hilft dabei. Es ist unterteilt in die einzelnen Bundesländer, und da wiederum in einzelne Gegenden/Städte. Was mich an der ganzen Aufteilung ein wenig gestört hat, waren die etwas durcheinander gestalteten Tipps und Ausflugsziele. So werden zum Beispiel erst ein Theater oder ähnliches in Stuttgart vorgestellt, dann geht's weiter zu irgendwas in Heidelberg, dann wieder ein Museum in Stuttgart. Was soll das? Warum kann man nicht erst alle interessanten Sachen in einer Stadt vorstellen, dann zur nächsten übergehen? Ähnlich läuft es mit den Restauranttipps, wo mir ziemlich gegen den Strich ging, dass mit extrem wenigen Ausnahmen immer die äußerst fleischlastigen erwähnt wurden. Noch mal der Verweis auf den ökologischen Fußabdruck - gerade im Urlaub könnte man doch mal was anderes probieren. Mir wäre es auch lieber gewesen, wenn es mehr Bilder/Fotos von den unbekannten Sehenswürdigkeiten gegeben hätte. Dass man nicht alles in einem Buch unterbringen kann, ist klar, aber zum gefühlten Millionsten Mal Neuschwanstein zu sehen, ist auch nicht der Bringer.

Trotz der relativ vielen Kritik kann man aus dem Buch wirklich viel für zukünftige Urlaube mitnehmen, daher noch wacklige 3,5 Punkte.

Veröffentlicht am 24.07.2020

Auf nach Norden!

Die Hure und der Söldner
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Die ungleiche Gemeinschaft aus dem alten Söldner Brocken, Schmalhans und Bimsbirne hat sich auf gewisse Weise zusammengerauft. Oder doch nicht? Als Raffael und Wieland in Drachenbein, der Stadt der großen ...

Die ungleiche Gemeinschaft aus dem alten Söldner Brocken, Schmalhans und Bimsbirne hat sich auf gewisse Weise zusammengerauft. Oder doch nicht? Als Raffael und Wieland in Drachenbein, der Stadt der großen Bibliothek in Not geraten und im Käfig aufgehängt werden, sieht es so aus, als würde der Alte sie dort hängen lassen - im wahrsten Sinne des Wortes. Doch sie haben etwas herausgefunden, es gibt einen Gelehrten, der die alte Schrift auf Karte und Schwert lesen kann. Doch im Käfig aufgehängt zu werden, ist nicht das einzige Hindernis auf dem Weg und dass noch eine Hure zu ihnen stößt macht die Reise nicht etwa einfacher. Und dann ist da noch der geheimnisvolle "Schatten", der sich ihnen an die Fersen heftet und immer näher kommt.

Wie üblich ist das ein Sam-Feuerbach-Buch, das perfekt von Robert Frank gelesen wird. Und das ist auch notwendig, einen so guten Sprecher zu haben, denn im Vergleich zum Totengräbersohn fällt die Reihe hier um einiges ab. Es ist nicht so, dass Feuerbach der Wortwitz verloren geht oder die Leute nicht skurril genug sind, nur ist die Geschichte an sich nicht von derselben Qualität, weil sie an und für sich nicht so viel hergibt. So wird es zwischendurch nicht gerade langweilig, aber es passiert irgendwie immer dasselbe. Von daher werde ich mir zwar gern noch den dritten Teil anhören und hoffen, dass die Geschichte damit ihr Ende findet. Sie ist gut, aber von einem Feuerbach-Buch erwarte ich mittlerweile einfach mehr.

Veröffentlicht am 22.07.2020

Armzug. Beinschlag. Atmen.

Abgründige Geheimnisse
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Die vierzehnjährige Aster und ihre drei Jahre jüngere Schwester Poppy haben ihre Mutter an Krebs verloren. Jetzt müssen sie von England aus in das am anderen Ende der Welt liegende Neuseeland fliegen, ...

Die vierzehnjährige Aster und ihre drei Jahre jüngere Schwester Poppy haben ihre Mutter an Krebs verloren. Jetzt müssen sie von England aus in das am anderen Ende der Welt liegende Neuseeland fliegen, um bei der jüngeren Schwester ihrer Mutter zu leben. Viel wissen sie nicht von ihrer Tante, nur dass sie Ärztin ist und im Medizinbereich forscht. Im Flugzeug lernen sie Sam kennen, einen sechzehnjährigen Neuseeländer, mit dem sie sich auf Anhieb verstehen. Als ihre Tante sie abholt, gibt es eine erste Überraschung. Sie leben nicht in einem Haus, sondern in einem abgeschotteten Camp in der Wildnis. Dort befindet sich ein weiteres Dutzend Jugendliche, an dem ihre Tante forscht, um Krebs zu bekämpfen. Eines Tages brechen sie zu einer Bootsfahrt auf, doch keiner von ihnen wird so dort angekommen, wie er losgefahren ist. Plötzlich ist Aster auf sich allein gestellt, und ihr einziger Gedanke gilt Poppy, während ringsherum Unmengen an Gefahren lauern.

Das Cover ist leider kindlicher gehalten, als die Geschichte daherkommt. Tatsächlich ist das keine Kindergeschichte, obwohl die Protagonisten noch so jung sind - und das ist eigentlich auch einer meiner Kritikpunkte. Ich finde, die beiden Schwestern hätten ein bisschen älter sein sollen dafür, wie sie sich benehmen. Ansonsten hat mich das Buch angenehm überrascht, es ist wirklich tiefgründiger, als der Titel noch vermuten lässt. Es geht hier auch oft um Fragen der Moral - was darf, was soll, und was kann erlaubt sein in der Forschung, wenn es um so gewichtige Fragen wie die Bekämpfung von Krebs und anderen Krankheiten geht. Rechtfertigt der Zweck die Mittel? Diese sind in diesem Buch auch oft ziemlich grausam, weshalb ich wiederum davon abraten würde, es als Kinderbuch zu betrachten. Meinem erwachsenen Ich hat es jedoch mit ein paar Abstrichen gut gefallen, nur hätte ich mir einen runderen Schluss gewünscht.

Veröffentlicht am 20.07.2020

Krieg der Wandler

Blue Scales
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In einer Welt, die der unseren gleicht, nur dass Gestaltwandler und Magier existieren, lebt die achtzehnjährige Christie Song mit ihrer Schwester und Mutter in einer Art Chinatown. Da ihr Vater im Gefängnis ...

In einer Welt, die der unseren gleicht, nur dass Gestaltwandler und Magier existieren, lebt die achtzehnjährige Christie Song mit ihrer Schwester und Mutter in einer Art Chinatown. Da ihr Vater im Gefängnis sitzt, mussten die Schwestern ohne höhere Ausbildung von der Schule abgehen und im gemeinsamen Laden arbeiten. Christie ist ein Kuckuckskind und wird daher von der Familienmatriarchin, ihrer Oma ignoriert oder mies behandelt. Doch dann kommen eines Tages Wölfe in die Stadt, die ein uraltes Ritual ausnutzen: das Duell. Ausgerechnet Christie, das schwächste Glied der Familie, soll einem ausgewachsenen Wolfswandler gegenüberstehen. Obwohl sie Drachenschuppen besitzt und ihr Vater ein roter Drache ist, kann sie sich nicht wandeln, doch sie ist nicht die Einzige, die in große Gefahr gerät.

Mich hat das Buch völlig überrascht. Abgesehen von den Anthologien und Christian Handel hatte der Drachenmondverlag bisher keine Bücher, die mich auch nur irgendwie überzeugen konnten. Das ändert sich mit diesem Reihenauftakt. Blue Scale ist kein (!!!) Liebesgedöns, es ist teilweise recht brutal und blutig. Die Welt ist eine Mischung aus chinesischen Triaden, Drachenwandlern, Wölfen, Katzen, Nekromanten. Wenn ich was zu meckern hätte, dann vielleicht, dass Christie zwar eine echt coole Protagonistin ist, aber ihr bis zum Schluss nicht gestattet wurde, sich ernsthaft weiterzuentwickeln und Dinge aus wirklich eigener Kraft zu gestalten. Ansonsten war es eine fesselnde Lektüre, die ich jedoch den Prinzessinnen und ihren Prinzenträumen nicht empfehlen kann.