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Veröffentlicht am 31.05.2020

Crazy by reading

Crazy in Love (Weston-High-Reihe 1)
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Sasha Anderson hat einen großen Traum - sie will Medizin in Yale studieren. Dafür zieht sie sogar von der West- an die Ostküste, nach Boston, zu der Familie ihres Vaters, die sie nicht kennt. Es handelt ...

Sasha Anderson hat einen großen Traum - sie will Medizin in Yale studieren. Dafür zieht sie sogar von der West- an die Ostküste, nach Boston, zu der Familie ihres Vaters, die sie nicht kennt. Es handelt sich um eine sehr reiche, versnobte Familie, und lediglich ihre Tante Laura nimmt sie herzlich auf. Die neue Highschool ist genauso versnobt. An ihrem ersten Tag dort trifft sie auf den Baseball-Star Ben Ferguson und wie der Blitz fährt die große Liebe durch Sasha. Doch sie kommen aus verschiedenen Welten und natürlich gibt es Schwierigkeiten.

Ahhh! Was habe ich hier nur gelesen? Ich watete durch ein Meer aus schleimigen Kitsch, knietief, ach was, bis zum Hals steckte ich drin. Eine Geschichte mit einer sich derart im Kreis drehenden Handlung mit muss man erst mal hinkriegen. Da konnte einem schon schwindlig werden beim Lesen, aber nicht im romantischen Sinne.

Dieses Mädchen, Sasha, ist dermaßen oberflächig, dass es weh tat. Sie sieht zum ersten Mal einen fremden Jungen und winkt ihm einfach mal dümmlich zu. Der Typ hat natürlich keine Ahnung, warum sie ihm winkt und wendet sich ab. Daraufhin sie:

Oh! Mein! Gott! Er ist so arrogant!

Aber er hat so krasse grüne Augen, meine Beine geben unter mir nach!

Das geht die ganze Zeit so weiter.

Oh! Mein! Gott! Er hat mich angeschrien!

Aber er hat so krasse grüne Augen, in meinem Bauch tanzen Sterne! (Na, wenigstens keine innere Göttin, man muss auch für die kleinen Dinge des Lebens dankbar sein.)

Plötzlich, innerhalb eines Blinzelns, sind sie völlig verliebt ineinander und denken ständig an sich. Da sie aber nie wirklich miteinander reden wie es normale Leute tun würden, geraten sie ständig in Streit, weil jeder glaubt, der andere betrügt ihn. Das Wort "Vertrauen" ist übrigens beiden unbekannt, es wird grundsätzlich sofort das Schlimmste angenommen. Es ist nur noch lächerlich,weil das alle paar Seiten nach den schnulzigsten Liebeserklärungen passiert, die ich je in meinem Leben gelesen habe.

Sasha ist eine oberflächige Heulsuse, die jeder als stark und unabhängig bezeichnet, obwohl sie wie ein Hundewelpe jedem hinterherläuft und um Aufmerksamkeit bettelt.

Ben ist ein permanent Whisky saufender, siebzehn/vielleicht achtzehnjähriger Kerl, bei dem alle Frauen reihenweise in Ohnmacht kippen. Ich habe noch nicht herausgefunden, woran das liegt, möglicherweise wäscht er sich nie. Während er als rich kid die Welt retten will, geht seine On/Off-Freundin erst mal Kaffee trinken bei Starbucks. Läuft bei denen.

Übrigens sind weder Sasha noch Ben die Protagonisten des Buches. Das ist Kaffee. Ich weiß nicht, wie oft ich lesen musste, dass und welchen Kaffee sich Sasha holt, weil sie sonst nicht funktionieren kann. Die Frau muss einen abartigen Mundgeruch haben bei dem Kaffeekonsum, den sie hat.

Am besten gefallen mir die Nebencharaktere. Entweder sind sie zickig oder sofort Beste-Freundin-Material oder aus den Oberzicken wird die beste Freundin.

Von dem nervigen Inhalt abgesehen hat sich Ullstein hier beim Lektorat nicht mit Ruhm bekleckert. (Höchstens mit Rum oder Whisky.)

Veröffentlicht am 30.05.2020

Langweilig

DUNKEL
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Hulda Hermannsdottir ist eine Kommissarin der alten Schule, heißt es. Langsam, aber gewissenhaft. Leider sind diese Eigenschaften nichts mehr wert, sie soll Platz für einen jungen, hochgepuschten Kollegen ...

Hulda Hermannsdottir ist eine Kommissarin der alten Schule, heißt es. Langsam, aber gewissenhaft. Leider sind diese Eigenschaften nichts mehr wert, sie soll Platz für einen jungen, hochgepuschten Kollegen machen. Wenn sie will, so sagt ihr Chef, kann sie sich einen alten Fall aussuchen, den sie in den letzten Tagen vor ihrer Pension noch bearbeiten kann. Das tut Hulda auch, sie geht dem Fall einer toten Asylbewerberin nach, der ihrer Meinung nach nicht anständig abgeschlossen wurde. Bei ihren Nachforschungen merkt sie, dass sie damit wohl recht hatte, denn es gibt einen skrupellosen Mörder, der noch immer frei herumläuft.

Einer der besten Krimis/Thriller seit 1945 und preiswürdig und was weiß ich noch. Woher kommen die Lobhudeleien? Der Fall selbst ist so lahm wie eine Ente, der in den Flügel geschossen wurde. Alles ist depressiv und deprimiert. Warum Hulda als mega Kommissarin bezeichnet wird, ist mir ebenso rätselhaft, sie stochert ständig im Dunkeln und trampelt wie ein Elefant im Porzellanladen herum. Es gibt zwei Nebenstränge - einmal einen völlig sinnlosen aus der Vergangenheit, der absolut keinen Mehrwert für das Buch hat und einmal einen, in dem wir Opfer und Täter begleiten. Vielen Dank, dass mir dadurch schon klar wurde, wer der Täter ist, diese Information aber der Kommissarin nicht bekannt war. Langweilig. Einfach langweilig. Davon abgesehen war mir Hulda, trotz dessen, dass sie zweifellos viele Ungerechtigkeiten in ihrem Job erfahren musste, sehr unsympathisch. Ihre Denkweise empfand ich als egoistisch und wenig vertrauenseinflößend. Und das Ende war einfach nur mies, kann man nicht anders sagen. Den Rest der Trilogie erspare ich mir.

Veröffentlicht am 29.05.2020

Ratten der Apokalypse

Die Henkerstochter und der Fluch der Pest (Die Henkerstochter-Saga 8)
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Sieben Jahre sind seit dem letzten Fall vergangen. Magdalena lebt mittlerweile in München, wo sie sich gar nicht wohlfühlt, obwohl Simon der Assistent des berühmten Arztes Geiger ist. Währenddessen grantelt ...

Sieben Jahre sind seit dem letzten Fall vergangen. Magdalena lebt mittlerweile in München, wo sie sich gar nicht wohlfühlt, obwohl Simon der Assistent des berühmten Arztes Geiger ist. Währenddessen grantelt der alte Kuisl in seiner Heimat vor sich hin, lässt sich ganz schön gehen und säuft. Georg muss es ausbaden. Doch die Lebensgeister des alten Henkers erwachen, als ein alter Freund bei ihm auftaucht - und er hat die Pest! Was er ihm noch sagen kann, bevor er stirbt, erschüttert nicht nur Kuisls Weltbild, bringt nicht nur alle seine Familienmitglieder in Gefahr, sondern Tausende von Menschen. Der Henker, seine Tochter und sämtliche Angehörigen rutschen unverhofft in eine Verschwörung, die von höchster Stelle ausgeht ...

Pötzsch beherrscht das Eintauchen in das 17. Jahrhunderts einfach perfekt! Man kommt sich eigentlich nie so vor, als befände man sich wirklich in einer vergangenen Zeit, denn alles wirkt auf gewisse Weise "normal". Vielleicht liegt es auch daran, dass man die Familie Kuisl schon seit Jahren begleitet. Und natürlich ist das Thema einer tödlichen Krankheit im Moment hochaktuell (wobei ich ganz froh bin, dass wir es nicht mit der Pest zu tun haben). Der einzige Wermutstropfen, den ich empfinde, ist dass es mir jetzt teilweise ein wenig zu viel Familiendrama und zu viel Wiederholung, dass sieben Jahre vergangen sind, gibt. Leider ist unser Henker auch in einem Alter, dass er wahrscheinlich im nächsten Buch seinen eigenen Henker treffen wird, und das erfüllt mich ein bisschen mit Traurigkeit.

Veröffentlicht am 27.05.2020

Alice im Geisterdorf

Das Dorf der toten Seelen
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Vor sechzig Jahren verschwanden in einem kleinen, abgelegenen Ort alle Einwohner - gefunden wurden nur noch eine an einem Pfahl gefesselte, zu Tode gesteinigte Frau und ein Baby.

Alice, die Enkelin von ...

Vor sechzig Jahren verschwanden in einem kleinen, abgelegenen Ort alle Einwohner - gefunden wurden nur noch eine an einem Pfahl gefesselte, zu Tode gesteinigte Frau und ein Baby.

Alice, die Enkelin von jemandem, der einst in diesem Dorf gelebt hat, möchte jetzt einen Film über dieses Dorf drehen und sie hat es geschafft, ein Team und etwas Ausrüstung aufzubringen. Noch bevor sie dort ankommen, merken sie, dass ihre Handys nicht mehr funktionieren - auch die mitgebrachten Walkie Talkies haben immer wieder seltsame Störungen. Schon nach einem Tag geschieht ein Unfall, eines ihrer Autos explodiert und sie müssen sich zugestehen: Sie sind nicht allein in dem Geisterdorf. Bald gibt es Tote ...

Mit dieser Prämisse wurde zwar das Rad nicht neu erfunden, aber es ist trotzdem eine spannende Sache - oder sollte es zumindest sein. Die Autorin hat es nicht geschafft, einen Spannungsbogen aufzubauen, was auch an der suboptimal gewählten Protagonistin liegt. Alice kann keine Geschichte tragen; sie ist zickig, anstrengend und verliert ständig die Nerven. Von Sympathie konnte da keine Rede sein. Auch die anderen Mitwirkenden sind wenig geeignet, wirklich Interesse aufkommen zu lassen. Lediglich Elsa - aus dem Erzählstrang von 1959 - schaffte es, Wohlwollen zu erregen. Das wäre alles nicht so problematisch, wenn die Geschichte wenigstens zu einem logischen und nachvollziehbaren Ende gelangen würde, aber was uns die Autorin hier präsentiert, ist entweder Unfähigkeit, einen glaubwürdigen Schluss zu präsentieren oder sie dachte sich: Ach, egal. Bei dem Nachnamen werde ich eh gelesen, da brauche ich mir um Logik nun wirklich keine Gedanken zu machen. Selbiges gilt für das Buch - darum muss man sich keine Gedanken mehr machen, sondern kann es gleich nach dem Zuklappen wieder vergessen.

Veröffentlicht am 25.05.2020

Verbrechen lesen

Der Knochengarten
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Seit dem letzten (zehnten) Fall von Tony Hill, dem Profiler, und Carol Jordan, der Chiefinspektorin, ist alles anders. Carol ist suspendiert, Tony sitzt im Knast. Ausgerechnet er, der so viele hinter Gitter ...

Seit dem letzten (zehnten) Fall von Tony Hill, dem Profiler, und Carol Jordan, der Chiefinspektorin, ist alles anders. Carol ist suspendiert, Tony sitzt im Knast. Ausgerechnet er, der so viele hinter Gitter gebracht hat, ist für den Tod eines Menschen verantwortlich. In dieser Zeit wird bei einem Kloster ein Massengrab gefunden - und sämtliche Knochen und Schädel deuten auf tote Kinder. Was ist da passiert? Wieso wissen die Behörden von nichts? Als dann auch noch gleich neben dem Kloster weitere Tote gefunden werden, dieses Mal erwachsene Männer, muss das verbliebene Team von Carol Jordan rotieren, um alles im Überblick zu behalten. Und Carol selbst kämpft mit PTSB und darum, die Kontrolle über ihr Leben nicht zu verlieren.

Eigentlich finde ich diese Krimis immer sehr unterhaltsam, aber dieses Mal hat sich Val McDermit keinen Gefallen erwiesen. Viel zu langatmig wurde auf alles, vor allem auf das Persönliche eingegangen, die Fälle, um die es geht, vermochten kaum zu fesseln, da zumindest einer der Täter von Anfang an feststand und es auch da auch überhaupt keine Überraschungen gab. Selbst die Grausamkeit im Kloster ging bei all den persönlichen Dramen unter, und bei all den angeschnittenen Fällen gab es kaum eine befriedigende Lösung. Stattdessen kam mir dieses Buch vor wie eine viel zu langgezogene Einleitung zu Teil 12 und damit einem neuen Leben von Tony und Carol. Für einen Krimi ist mir das zu wenig. Ganz wacklige 3 Punkte.