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Veröffentlicht am 09.04.2020

Everleigh und Evie

Kill the Queen
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Lady Everleigh lebt zwar am Königshof von Bellona, ist dort aber eher das Aschenputtel des Adels. Als mittellose Waise nach dem Mord an ihren Eltern dort aufgenommen, muss sie all die Arbeiten verrichten, ...

Lady Everleigh lebt zwar am Königshof von Bellona, ist dort aber eher das Aschenputtel des Adels. Als mittellose Waise nach dem Mord an ihren Eltern dort aufgenommen, muss sie all die Arbeiten verrichten, die dem niederen Adel vorbehalten sind und sie wird regelmäßig von der Kronprinzessin und deren Hofstaat gemobbt. Bei einem wichtigen Treffen mit ausländischen Würdenträgern schlägt die Kronprinzessin, die nicht mehr warten will, zu. Sie tötet ihre Mutter, die Königin, alle ihre Cousins und Verwandten und die ausländischen Adligen. Dank ihrer Magieimmunität überlebt Everleigh gerade so und kann fliehen. Sie schließt sich einer Gladiatorentruppe an, ohne zu verraten, wer sie ist: Die letzte Überlebende des Königshauses, die in der Lage wäre, außer der Kronprinzessin den Thron zu besteigen.

Es handelt sich hier um eine klassische Aschenputtelgeschichte. Das arme Waisenmädchen, das ständig unterdrückt wird, jetzt allerdings zu einer Frau herangewachsen ist. Mich hatte der Klappentext gereizt, weil er suggerierte, dass sie eben nicht besonders auserwählte Fähigkeiten hatte, aber tatsächlich sind ihre Fähigkeiten genau betrachtet die mächtigsten überhaupt. Dadurch entwickelte sich die Geschichte äußerst vorhersehbar, und auch noch recht simpel und schnell. Sie wird innerhalb weniger Monate zu einer ultimativen Kämpferin, die sich vor niemandem verstecken braucht. Bei den Beschreibungen dazu läuft jedem, der ein bisschen was von Trainingsmethodik versteht, ein kalter Schauder über den Rücken. Eigentlich hätte sie nach ein paar Monaten als halber Krüppel auf der Krankenstation liegen müssen, nicht topfitte Gladiatorin sein dürfen. Von Schwertkämpfen versteht die Autorin nicht viel und hat sich auch nicht die Mühe gemacht, sich groß damit zu beschäftigen. Der Schreibstil ist flüssig und macht die Geschichte unterhaltsam, allerdings hätten es gern weniger Wiederholungen sein dürfen. Von daher bin ich mir nicht sicher, ob ich die Fortsetzung lesen werde.

Veröffentlicht am 07.04.2020

Tageslichtler und Nachtwesen

Mitternachtsstunde 1: Emily und die geheime Nachtpost
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Emily hat regelmäßig Stress mit ihren Eltern. Ihre Mutter ist eine peinliche, verrückte Künstlerin und ihr Vater ist ein Langweiler, der am liebsten im Garten herumwerkelt. Eines Nachts jedoch ändert sich ...

Emily hat regelmäßig Stress mit ihren Eltern. Ihre Mutter ist eine peinliche, verrückte Künstlerin und ihr Vater ist ein Langweiler, der am liebsten im Garten herumwerkelt. Eines Nachts jedoch ändert sich alles. Jemand wirft Punkt Mitternacht einen Brief ein - und dann verschwinden erst Emilys Mutter, dann ihr Vater. Der einzige Anhaltspunkt, den sie hat, ist ein geheimnisvoller Schlüssel und seine Arbeitsstelle, die ihr Vater ihr genannt hat. Doch nichts passiert wie geplant und plötzlich findet sich Emily in einer anderen Welt wieder, in der immer Mitternacht ist. Sie soll ihre Eltern retten, doch wie kann sie allein gegen eine uralte mächtige Bosheit und deren Handlanger bestehen? Zum Glück ist sie nicht allein, denn Tarquin, der Nachtpolizist in Ausbildung, ist an ihrer Seite ...

Eine tolle Idee, das muss ich zugeben. Und mir gefiel auch größtenteils die Umsetzung, obwohl man schon gelegentlich Anleihen bei Harry Potter und Peter Grant erkennen konnte. Ich sage nur eine riesige, massige Gestalt mit Schirm oder Eulenpost oder dass Handys in der Nähe von Magie ex- oder implodieren. Na schön, ich sehe das mal als Verbeugung vor den Großen ihres Metiers. Womit ich jedoch wirklich extreme Probleme hatte, war Emily selbst. Anfangs fand ich es äußerst ungerecht, dass ihr Vater ihr Hausarrest gegeben hatte für eine Sache, in der ich auf ihrer Seite stand. Später jedoch dachte ich, dass es reiner Selbstschutz der Eltern ist, wenn sie das Kind so ab und zu mal für ein Dreivierteljahr oder auch länger am besten im Zimmer einsperren würden. Emily wurde als temperamentvoll beschrieben, aber eigentlich war sie eine vorlaute, unhöfliche, pampige und undankbare Rotzgöre, die mir schnell auf die Nerven ging. Das änderte sich auch erst auf den letzten zwanzig oder dreißig Seiten zum Besseren, sonst hätte ich ihr gewünscht, als Snack für den Bären oder den Vampir herzuhalten. Die anderen Mitwirkenden inklusive Igel gefielen mir wirklich besser und die können das Buch auch auf der positiven Seite halten. Wenn diese Reihe das Potenzial haben möchte, weiter vorn mitzuspielen, muss aus Emily jemand werden, der Sympathie erzeugt, sonst ist es zwar nett zu lesen, aber zumindest mir wird ihr Schicksal immer ein bisschen gleichgültiger sein, als man es bei einer Reihe haben möchte. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 05.04.2020

Hier endet deine Jagd und meine beginnt

Die Herren der Zeit
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Es soll an einem schönen Abend ein Familienausflug für den bekannten Inspektor Ayala, alias "Kraken" werden. Bei einer Buchlesung zu einem historischen Bestseller soll die Identität des unbekannten Autors ...

Es soll an einem schönen Abend ein Familienausflug für den bekannten Inspektor Ayala, alias "Kraken" werden. Bei einer Buchlesung zu einem historischen Bestseller soll die Identität des unbekannten Autors gelüftet werden. Doch der Autor lässt sich nicht blicken, stattdessen wird ein Toter gefunden und schon sind Kraken, seine Ehefrau und gleichzeitig Vorgesetzte und beste Freundin und Mitermittlerin wieder mitten in einem Fall, der Gänsehaut erzeugt. Jemand mordet nach mittelalterlichen Toden, wie sie genau in dem Bestseller beschrieben wurden. Ist der Autor der Täter? Warum wählte er ausgerechnet diese Opfer? Die Antwort liegt möglicherweise in einem achthundert Jahre alten Manuskript verborgen ...

Eine Rezension, die mir zugegeben ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet. Wie fasse ich das Ganze zusammen? Das Buch war auf keinen Fall langweilig und die Ausgangsbasis vielleicht nicht neu, aber spannend. Auch die Einschübe eines Mannes aus dem 12. Jahrhunderts, der seine eigene Geschichte erzählt, war interessant. Und trotzdem ... reicht es für mich nicht für die Höchstpunktzahl. Ich kann den Finger nicht direkt drauflegen, aber ich wurde auf Dauer nicht warm mit Kraken. Dafür, dass er eigentlich ein ausgebildeter Profiler sein sollte, jagte er wie ein Hund immer nur genau dem duftenden Würstchen hinterher, das ihm vor die Nase gehalten wurde. Von Fallanalysen war in dem ganzen Buch nicht viel zu sehen. Auch die Vermischung mehrerer besonderer Krankheiten, um die Ermittler zu irritieren, fand ich eher mau, zumal ich fast dasselbe erst in einem anderen, relativ neuen Thriller gelesen hatte. Last but not least hätte es für mich nicht die ganzen Familienbande aus dem 12. Jahrhundert bis in die heutige Zeit gebraucht, das hat was von Adelstiteljagd und Namedropping. Trotzdem fühlte ich mich meistens gut unterhalten und bin am Überlegen, die Vorgänger zu lesen. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 02.04.2020

Heißkalt in Tirol

Die Toten vom Lärchensee
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Arno Bussi hat ein Problem. Obwohl er im letzten Jahr erfolgreich einen Fall in Tirol gelöst hat, ist er noch immer Persona non grata des Innenministers. Und das nur wegen eines ... persönlichen Missverständnisses. ...

Arno Bussi hat ein Problem. Obwohl er im letzten Jahr erfolgreich einen Fall in Tirol gelöst hat, ist er noch immer Persona non grata des Innenministers. Und das nur wegen eines ... persönlichen Missverständnisses. Also hockt er weiterhin in der Kriminalstatistik und langweilt sich. Doch dann verspricht ihm ausgerechnet der Spitzenpolitiker, dass er ihn da rausholt, wenn Bussi noch einmal in Tirol ermittelt - in einem Fall, der so erkaltet ist, dass man trotz der Sommerhitze erfrieren könnte. Doch Arno hat keine Wahl. Er fährt in seine Heimat und beginnt zwischen Bernhardinern und Käsesahnetorten zu ermitteln. Und bald wird aus dem cold case ein brandheißer ...

Das ist nicht nur mein erster Arno Bussi, sondern überhaupt das erste Buch, das ich von Fischler lese. Es war unterhaltsam und hatte Lokalkolorit. Ein paar Sachen waren zugegeben etwas überspitzt dargestellt, aber das gehört sich wohl so in Regiokrimis. Trotz einiger Toter (und besonders einer tat mir dann auch furchtbar leid) und dem Leiden des Arno Bussi ist es eher in Richtung Cosy Crime zu platzieren. Eine gute Idee war die Gegenüberstellung zwischen den typischen Tirolern und der megaeffizienten Polizeimajorin Katz, die natürlich mit ihrer zackigen und zupackenden Art aus Deutschland kam. Hier findet man alles: ein bisschen Klischee, ein bisschen Schlitzohrigkeit, ein bisschen Politiksatire, ein bisschen Krimi und vor allem ganz viel Kurzweiligkeit.

Veröffentlicht am 31.03.2020

Eisige Morde

Das Auge von Sindsche
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Leslie L. Lawrence, britischer Staatsbürger ungarischer Herkunft und Professor für Käferkunde, befindet sich auf einem weiteren Abenteuer. Zusammen mit anderen Wissenschaftler ist er auf dem Weg in den ...

Leslie L. Lawrence, britischer Staatsbürger ungarischer Herkunft und Professor für Käferkunde, befindet sich auf einem weiteren Abenteuer. Zusammen mit anderen Wissenschaftler ist er auf dem Weg in den Himalaja. Er führt eine Expedition an, deren Sinn und Zweck sich ihm noch nicht offenbart hat, da einerseits der Ausrichter der Expedition, Mr. Thompson, sich noch nicht hat blicken lassen und andererseits so viel Geld geboten wurde, dass die meisten nicht intensiver nachfragten. Doch hier im Hochgebirge, wo die frostigen Stürme toben und nur die Yaks die Ruhe behalten, hat sich jemand an ihre Fersen geheftet, der sie alle tot sehen will. Ist es das, was der Expedition vor ihnen passiert ist? Und was geht in dem abgelegenen Kloster vor sich, das sie mit Müh und Not erreichen?

Wie üblich bei Lawrence ist auch diese Geschichte eine wilde Mischung aus Mord, Intrigen, Lokalkolorit aus dem Himalaja und ein bisschen Einführung in asiatische Gepflogenheiten. Der Protagonist ist jemand, den man größtenteils mögen kann; wie auch Indiana Jones ist er einesteils bewandert in der Geschichte der Länder, in denen er sich aufhält - in seinem Fall ist es eher der asiatische Kontinent als solcher - andererseits auch fähig, sich körperlich zur Wehr zu setzen. Auch hier tappt man eigentlich bis zum Schluss im Dunkeln, wer warum hinter allem steckt. Ein bisschen rätsele ich ja immer, in welcher Zeit das immer spielen soll: Lawrence hat im WWII gedient, aber andererseits zücken die hier schon kleine, moderne Kassettenrekorder. Oder ist das ein Übersetzungsfehler und sollte eigentlich Tonband und Tonbandgerät heißen? Oder ist Leslie schon mindestens siebzig, aber fit genug für seine Abenteuer? Wie auch immer, selbst jetzt, bei einem Reread nach Jahren hat es wieder Spaß gemacht, in das eisige Abenteuer einzutauchen.