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Veröffentlicht am 21.12.2017

Im Spinnennetz

Die Erwählten von Aranea Hall
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Liv ist sechszehn, hat einen traumatischen Unfall hinter sich und wird direkt nach dem Krankenhaus direkt auf eine einfache Insel irgendwo im Ärmelkanal verschippert, ohne sich von ihrer Familie verabschieden ...

Liv ist sechszehn, hat einen traumatischen Unfall hinter sich und wird direkt nach dem Krankenhaus direkt auf eine einfache Insel irgendwo im Ärmelkanal verschippert, ohne sich von ihrer Familie verabschieden zu können. Sie hält das für eine Strafmaßnahme ihrer Mutter, weil die mit ihrem neuen Mann und dem kleinen Stiefbruder beschäftigt ist. In Aranea Hall sind alle Leute in irgendeiner Form sehr begabt, es gibt seltsame Unterrichtsfächer, die obligatorische Mädchenclique, die alle runtermacht, wer nicht zu ihnen gehört und die mega tollen Jungs, bei deren Anblick alles flöten geht, zuallererst das Höschen und der Verstand. Hässliche Leute gibt's nicht, und wenn doch, sind das eh die Computernerds, nützlich, aber vernachlässigbar. Liv kommt einer Verschwörung in den alten Gemäuern auf die Spur, in die zum großen Teil ihre eigene Familie verstrickt (verwoben!) ist.

Da ich ein Fan von Harry Potter bin, bin ich geradezu prädestiniert dafür, solche Art von Büchern zu mögen. Internat, Intrigen, besondere Gaben, so was eben. Was ich jedoch absolut nicht abkann, sind Protagonisten, die sehr wahrscheinlich cool sein sollen, aber nur mega rumzicken. Liv ist Exemplar dieser Gattung. Ihre dummfreche Art ließ mich so manches Mal wünschen, dass sie irgendwer die Klippen auf der Insel hinunterstürzt. Natürlich sind von Tag 1 schon zwei Jungs hinter ihr her, die mit ihren was denn? 16, 17 Jahren schon so extrem durchtrainiert und männlich sind, mitsamt tiefen Stimmen und was weiß ich denn, dass ein Mädchen von Welt wie Liv eigentlich gar nicht anders kann, als bei ihrem Anblick dahinzuschmelzen. Ich fand die Entwicklung der Geschichte sehr vorhersehbar, auch wenn von Anfang an alles getan wurde, um Protagonistin und Leser im Dunkeln zu halten. Das ist überhaupt eine Art, Leser zu verärgern; absichtlich keine Erklärungen zu völlig hirnrissigen Handlungen zu geben, isso oder musso akzeptiere ich nur schwer. Anscheinend hatte die Autorin kurz vorher ein neues Wort gelernt, das nun alle paar Seiten eingearbeitet wurde: ostentativ. Ja. Doch. Ich kenne viele Mädchen, die permanent denken, dass dieses oder jenes ostentativ passiert. Muss an meiner ungebildeten Umgebung liegen, wenn das nicht der Fall ist. Irgendwie ist das Ganze echt schade, denn ich mag das Grundprinzip des Buches, aber werde trotzdem ostentativ die Finger von Nachfolgern lassen. ^^

Veröffentlicht am 19.12.2017

Dunkelgeist

Grischa 3: Lodernde Schwingen
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Alina und wenige Freunde haben mit großen Verlusten und nur dank des Asketen und der Religion, die er auf ihrer "Heiligkeit" aufgebaut hat, die letzte Konfrontation mit dem Dunklen überlebt und konnten ...

Alina und wenige Freunde haben mit großen Verlusten und nur dank des Asketen und der Religion, die er auf ihrer "Heiligkeit" aufgebaut hat, die letzte Konfrontation mit dem Dunklen überlebt und konnten fliehen. Monatelang verstecken sie sich im unterirdischen Reich des Asketen, der sie wie Gefangene hält und sein eigenes Süppchen kocht. Doch Alina weiß, dass sie den dritten Kräftemehrer braucht, sonst kann sie den Dunklen nicht besiegen, und so fliehen sie und ihre Freunde ein weiteres Mal, zurück zur Oberfläche. Gejagt von allen Seiten und nur mit wenigen Verbündeten machen sie sich auf die Suche nach dem Feuervogel und unterwegs erfahren sie immer wieder Neues über den Dunklen, aber auch Ilja Morozew, den ersten und mächtigsten Grischa, den es je gegeben hat. Alina weiß, dass sie alles opfern müssen wird, um den Dunklen zu besiegen, doch sie weiß auch, dass sie dazu nicht bereit ist.

Hier zeichnet sich immer mehr die Genialität der Autorin ab. Ich bin noch immer kein wirklicher Fan der beiden Hauptprotagonisten, Alina ist mir gelegentlich zu wankelmütig, Maljen ist ... na ja. Er selbst eben. Aber die Nebenprotagonisten, die reißen das Buch aus der Masse des Einheitsbreis heraus, mit ihren Sprüchen, ihren Eigenarten, total unterstützt durch den Wahnsinnsschreibstil der Autorin, die Dialoge hinhaut, von denen andere nur träumen können. Ich weiß nicht, warum so viele diesen Band nicht mochten. Ja, er hatte zwischendrin seine Längen, und viele sind mit der Wahl Alinas zum Schluss vielleicht nicht einverstanden. (Ich auch nicht, aber ich mache das Bardugo nicht zum Vorwurf und dafür gibt's auch keinen Punkteabzug.) Aber das Talent, das hier gezeigt wird, sollte man echt mal anerkennen und ich finde das Ende irgendwie auch versöhnlich, fast schon realistisch. Allerdings mochte ich auch das Ende von Hunger Games - wer damit unzufrieden war, wird dieses hier auch nicht mögen.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Soldier, Soldier

Steampunk Soldiers
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Das vorliegende Buch ist weder eine Graphic Novel noch ein Steampunkroman, und doch ist es beides oder sogar mehr.

Stellt euch vor, im Jahre 1862 hätte es einen heftigen Meteoritenschauer gegeben, welcher ...

Das vorliegende Buch ist weder eine Graphic Novel noch ein Steampunkroman, und doch ist es beides oder sogar mehr.

Stellt euch vor, im Jahre 1862 hätte es einen heftigen Meteoritenschauer gegeben, welcher der Menschheit ein neues Element bescherte: Hephaestium. Wer sich in der griechischen Mythologie ein bisschen auskennt, denkt natürlich sofort an Hephaistos, den die Römer Hephaestus nannten, der klein, hässlich und daher ungeliebt war. Er wurde schließlich der Gott des Feuers, womit wir wieder den Brückenschlag zum Meteoritenschauer geschafft hätten. Dieser neuartige Stoff veränderte die Welt und wie immer nahm diese Veränderung ihren Anfang im Militär. Ein Mann namens Miles Vandercroft, von dem nicht viel mehr bekannt ist, als dass er Zeichnungen von Soldaten mit ihren neuartigen Waffen anfertigte, reiste zwischen 1887 und 1895 durch die Welt, wobei unglaubliche Dokumente jener Zeit entstanden.

Die Zeichnungen gefallen mir sehr. Manchmal, so auf den ersten Blick, denkt man sich: na, mit Steampunk hat das aber nichts zu tun, ist doch ein ganz normaler Soldat. Dass dieser ganz normale Soldat dann aber beispielsweise am Ende seiner Waffe etwas montiert hat, das so gar nicht normal ist, fällt einem erst beim genaueren Erkunden auf. Und genau das macht solchen Spaß bei dem Buch, welches sich erst den Großmächten wie England, Frankreich, Deutschland, den Staaten und Japan widmet, aber auch auf rebellische Splittergruppen und kleinere Mächte eingeht, welche alle ihren Fortschritt dem Hephaestium verdankten. Was besonders ins Auge fällt und richtig Spaß macht, ist, dass wirklich jedes Klischee in Bezug auf Nationalitäten erfüllt wird. Man erkennt auf Anhieb den rothaarigen, Backenbart tragenden Briten, den schneidigen Franzosen, den strammen Preußen, den zigarrenstummelkauenden Ami. Tatsächlich ist das ein Buch, das vielleicht keine Geschichte erzählt, aber dafür Geschichten im Kopf anstoßen kann; dass die Zeichnungen extrem gut sind, komplimentiert und vervollständigt das Ganze. Man kann sich diesen Band immer wieder vornehmen und wird wahrscheinlich auch immer wieder was Neues entdecken.

Veröffentlicht am 15.12.2017

Wellenwölfe

Grischa 2: Eisige Wellen
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Alina und ihrem superperfekten Maljen ist die Flucht vor dem Dunklen gelungen. Vorerst. Denn überraschend schnell werden sie wieder eingefangen und dazu gezwungen, dem Dunklen zu helfen, das zweite arme ...

Alina und ihrem superperfekten Maljen ist die Flucht vor dem Dunklen gelungen. Vorerst. Denn überraschend schnell werden sie wieder eingefangen und dazu gezwungen, dem Dunklen zu helfen, das zweite arme Vieh der magischen Kräftevermehrer zu erlegen, einen Seedrachen, der so geheim und verborgen lebt, dass man ihn innerhalb weniger Seiten zu finden vermag. Doch wieder gelingt Alina die Flucht, dieses Mal mit der Hilfe des megacoolen Sturmhonds und seiner coolen Bande aus Piraten. Sorry, Sturmhond, ich meine natürlich Freibeuter! Durch gewisse Umstände schaffen es diese durch das Schicksal Zusammengewürfelten an den Zarenhof, wo Alina das Kommando über die Grischa übernimmt und sich darauf vorbereiten muss, in einer Schlacht gegen den Dunklen anzutreten.

Ich formuliere es mal so: Hätte Bardugo nicht diesen extrem geilen Schreibstil, ich hätte das Buch in der Mitte abgebrochen. Mal davon abgesehen, dass Alina und Maljen übelst genervt haben, was ihre Beziehung angeht, erwiesen sie sich Sturmhond und seinen Gefährten gegenüber als äußerst undankbar. Dieses ewige Rumgezicke ging mir dermaßen auf den Sack - doch immer wieder schaffte es die Autorin, mich durch ihren Stil und einige Ideen zu fesseln. Eine mega Leistung! Sturmhond hat das Buch eindeutig gerettet, denn Alina und Maljen konnten es nicht tragen. Maljen konnte ich schon in Band 1 nicht leiden, und hier hatte ich mir an einer gewissen Stelle gewünscht, dass der eine Grischa, mit dem er einen Kampf ausgetragen hat, ihn einfach mal mit dem Kopf voran gegen die Wand schlägt. Mehrmals. Apropos Grischa: Natürlich hat Maljen keine magischen Gaben, ganz klar. Ist ja völlig normal, dass ein normaler Typ immer merkt, wo sich supermagische Viecher aufhalten. Ja, ja. Wäre Alina irgendwie normal, hätte sie den Typen in die Wüste geschickt und Sturmhond genommen, der glatt ein Verwandter von Kaz Brekker sein könnte, vom Coolnessfaktor her. Aber ich fürche, dazu wird es nicht kommen. Egal. Der Schreibstil ist wieder richtig gut und das Ende konnte einiges rausreißen. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 13.12.2017

Flammenmädchen

Grischa 1: Goldene Flammen
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Alina ist ein Waisenmädchen, klein, mager, im Schatten ihres übelst gut aussehenden besten Freundes Maljen stehend, der einfach alles kann: nett sein, fantastisch aussehen, Spuren lesen wie kein zweiter. ...

Alina ist ein Waisenmädchen, klein, mager, im Schatten ihres übelst gut aussehenden besten Freundes Maljen stehend, der einfach alles kann: nett sein, fantastisch aussehen, Spuren lesen wie kein zweiter. Sie dienen in der Armee des Zaren. Bei der Durchquerung der "Schattenflur", einem Landstrich ohne Licht und voller Gefahren, stellt sich heraus, das Alina eine Grischa ist - eine magisch begabte Person. Sie kommt in die Obhut des "Dunklen", des obersten Grischa, der sie ihre Gaben lehren und in einem Palast wohnen lässt. Doch Alina kommt einer Verschwörung auf die Spur, und sie muss sich entscheiden, wie sie handeln will.

Man kann bereits hier die Ideen, das Können und auch den guten Schreibstil hervorblitzen sehen, die mich im "Das Lied der Krähen" fast aus den Socken gehauen haben. Allerdings lässt sich die Autorin hier noch sehr von Klischees leiten: das unscheinbare Harry-Potter-Mädchen, der Mega-Freund, der alles kann und in den sie natürlich unsterblich verliebt ist, ein paar Bösewichte rechts und links des Weges, die bösartig Steine in den Weg werfen. Aber man merkt auch, dass sie ab und zu schon mal gern aus der Klischeekiste ausbricht. Der Oberbösewicht ist nicht nur böse, er hat sich von seiner Macht korrumpieren lassen - logisch, es ist egal, ob so einer tötet, weil er ein hehres Ziel hat oder weil er es kann, aber ich mochte seine Charakterisierung jedenfalls lieber als die von Maljen, dessen fast durchgehendes Superkönnen mir dezent auf die Nerven ging. Ein guter Beginn, schnell zu lesen. 3,5/5 Punkten.