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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.04.2022

Casablanca - zwischen arm und reich

So reich wie der König
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Sarah hat nur ein Ziel: Sich einen möglichst reichen Mann suchen, ihn heiraten und für immer in Reichtum mit all seinem Luxus leben. Wären da nicht die steilen Hierarchien und das Prestige der Wohlhabenden ...

Sarah hat nur ein Ziel: Sich einen möglichst reichen Mann suchen, ihn heiraten und für immer in Reichtum mit all seinem Luxus leben. Wären da nicht die steilen Hierarchien und das Prestige der Wohlhabenden in Casablanca der 90er Jahre. Trotz aller Widrigkeiten kann Sarah den jungen Mann Driss, der so reich wie der König sein soll, um den Finger wickeln. Doch wird auch seine Familie ihre Bindung akzeptieren?

Die Kontraste zwischen arm und reich werden sehr ausführlich, detalliert und facettenreich dargestellt. Auf diesem Aspekt liegt eindeutig der Schwerpunkt dieser Geschichte. Dadurch werden die Charaktere und Beziehungen eher blass und oberflächlich beschrieben, sodass ich mich nicht mit ihnen identifizieren konnte. Die zwischen Sarah und den Männern vorhandene Beziehung basiert vor allem aus Geschenken und Gefälligkeiten, die sie ihnen mit ihrer Aufmerksamkeit und anderen Taten "bezahlt", dabei träumt sie in Saus und Braus zu leben, ohne sich jemals wieder Gedanken um Geld zu machen. Insofern sind ihre Beziehungen rein materieller Art. Zwischendurch fragte ich mich warum die jungen Männer es zulassen, so von Sarah "benutzt"/ausgenutzt zu werden, da es mehr als offensichtlich war, dass sie nur auf das Geld und die Geschenke aus war. Dazu muss gesagt werden, dass Sarah als außergewöhnlich hübsch bezeichnet wird. Vermutlich wird das einer der Gründe sein, dass die Jungs bei ihr Schlange stehen, wenngleich diese sehr klischeehaft ist.

Die Atmosphäre ist einzigartig und auch wenn es kaum wörtliche Rede in dem gesamten Buch gibt, so konnte mich der Schreibstil dazu bringen immer weiter lesen zu wollen, da ich es dann doch spannend fand. Manchmal wurden mir zu viele Nebensächlichkeiten, die sich auf das Lokalkolorit von Casablanca beziehen und mit denen ich nichts anfangen konnte, beschreiben. Insgesamt wurde der Zeitgeist gut eingefangen und präsentiert.

Insgesamt: Die Geschichte bietet blasse Charaktere und kaum Charakterentwicklung. Dafür wurde der Zeitgeist perfekt getroffen und die Differenten zwischen den Ärmsten und Reichsten facettenreich dargestellt.

Veröffentlicht am 15.04.2022

Man erntet, was man sät...

Die andere Schwester
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Der Ermittler John Adderley möchte seine Vergangenheit hinter sich lassen und in Karlstad, Schweden neu beginnen. Doch die Vergangenheit lässt ihn nicht los und so sieht er sich erneut mit vergangenen ...

Der Ermittler John Adderley möchte seine Vergangenheit hinter sich lassen und in Karlstad, Schweden neu beginnen. Doch die Vergangenheit lässt ihn nicht los und so sieht er sich erneut mit vergangenen Schrecken konfrontiert, während er gleichzeitig einen Mordfall als Polizeiermittler aufzuklären hat.



Besonders positiv ist mir der angenehme Schreibstil aufgefallen. Ich flog nur so durch die Seiten und konnte allen Geschehnissen problemlos folgen. Es tauchen auch nicht zu viele Charaktere auf, sondern die Anzahl ist überschaulich.

Auch wenn ich den ersten Band nicht kenne, hatte ich keinerlei Probleme an die aktuellen Ereignissen mit der nigerianischen Mafia anzuknüpfen und den actionreichen Szenen zu folgen. Das ist den kurzen Rückblicken geschuldet, die das wichtigste zusammenfassen.

Anfangs gibt es zwei rote Fäden in der Geschichte: Zum einen der Mordfall von Stella Bjelke und die Handlanger der nigerianischen Mafia. Beide Stränge entwickeln sich unabhängig voneinander. Geschickt schaffen es dir Autoren beide auf fesselnde Art und Weise miteinander zu verwickeln, sodass sie unwiderruflich miteinander verknüpft sind und mir zwischendurch der Kopf schwirrte ob der Verstrickungen und Sabotagen der Ermittlungen. Am Ende biegt John alles so hin dass seine Taten nicht aufgedeckt werden und er eine weitere "Täterin" schützt. Das empfand ich als sehr spannend und innovativ, wenngleich er sich in Gefahr begibt und das Lügengeflecht durchaus aufgedeckt werden könnte, was am Ende auch geschieht, wenn auch in diskreter Weise.

Überraschen konnten mich die vergangenen Taten und die Abgebrühtheit von Stella Bjelke. Bei ihrem Verhalten musste irgendwann etwas Schlimmes passieren: Man erntet, was man sät...

John war mir anfangs relativ sympathisch. Das änderte sich etwas, weil er einige Entscheidungen auf Kosten anderer trifft, die ihn weiterbringen. Verständlicherweise ist seine Situation eine ungünstige und es ist schwierig eine richtige Entscheidung zu treffen, da die Lage so ausweglos erscheint. Dennoch hätte ich mir einen anderen Ausgang gewünscht. Zumindest ist John sehr reflektiert, steht aber auch zu seiner Entscheidung mit all ihren negativen Konsequenzen. Für mich ist er häufig über das Ziel hinausgeschossen und hat seine Hände zu sehr im Spiel gehabt, sodass den Opfern keine Gerechtigkeit zuteil wurde, was ich schade fand.

Alicia wirkt psychisch labil und sehr abhängig von ihrer Schwester. Insgesamt hatte ich Mitleid/Mitgefühl ihr gegenüber.



Fazit: Ein fesselnder Krimi, der durch einen korrupten Ermittler mit vielen Geheimnissen eine besondere Dynamik bekommt. Auch wenn es eher wenige actionreiche Situationen gibt, steigert sich die Spannung durch das sich stetig entwickelnde Lügengeflecht des Ermittlers und der Gefahr der Entlarvung.

Veröffentlicht am 10.04.2022

Aktuelle Thematik

Tick Tack
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Durch eine lebensgefährliche Aktion von Mette (Almette) wird der Bruder ihrer Klassenkameradin auf sie aufmerksam und beginnt Mette zu manipulieren, um seine eigenen Ziele zu erreichen, die er mit ihrer ...

Durch eine lebensgefährliche Aktion von Mette (Almette) wird der Bruder ihrer Klassenkameradin auf sie aufmerksam und beginnt Mette zu manipulieren, um seine eigenen Ziele zu erreichen, die er mit ihrer Reichweite zu erreichen hofft. Dabei wird die kritische und rebellierende Mette zum Spielball anderer und merkt nicht in welche Gefahr sie sich und viele andere Menschen bringt, bis es (fast) zu spät ist.

Der Schreibstil stach mir sehr ins Auge und ich hatte anfangs meine Schwierigkeiten damit den Handlungen zu folgen. Die Autorin hat viele moderne und jugendliche Begrifflichkeiten und Redewendungen, die sich durchaus des Englischen bedienten, eingebaut. Für meinen Geschmack war das allerdings deutlich überfrachtet und hat meinen Lesefluss stark beeinträchtig. Vor allem die Passagen von Jo waren so sperrig zu lesen, dass ich froh war, wenn ich diese passiert hatte und zu den deutlich angenehmeren Passagen von Mette kam. Hier sehe ich vor allem die Schwierigkeit für ältere Leser bzw. Leser, die kein Englisch können. Dann bliebe viel unverständlich und würde womöglich den Lesespaß schmälern.

Mette und Jo waren mir beide nicht sympathisch, weil sie sich sehr überlegen und überheblich verhielten und alle anderen für geistig minderbemittelt hielten. Einige ihrer kritischen Gedanken konnte ich zwar teilweise nachvollziehen, aber viele Ideen und Vorhaben sind deutlich überzogen und würden mir den radikalen Mitteln, die vor allem Jo nutzt, gar nichts ändern. In diesem Zusammenhang fand ich es spannend zu erfahren wie stark sie die Gesellschaft und ihre Umwelt analysieren und kritisieren, bei ihnen selbst gelingt den beiden das jedoch nicht. Und das obwohl sie ja hochbegabt sind und ständig mit ihrem Verstand, den sie leider wenig nutzen, angeben. Dabei sind sie doch sehr von Emotionen getrieben. Insbesondere Jo ist eine tickende Zeitbombe und getrieben von Hass und Wut, weil er sich in der Gesellschaft und besondere bei Frauen nicht so einbringen kann wie er es gerne hätte (Jo = Incel). Mette ist noch jung und naiv, deswegen fand ich es bei ihr durchaus authentisch, dass sie auf den deutlich älteren Jo reinfällt, der sie permanent manipuliert und dann fallenlässt, wenn sie ihm nicht mehr von Nutzen ist. Jo hingegen ist eine tickende Zeitbombe, gegen den man unbedingt etwas unternehmen müsste.

Die Handlung an sich ist durchaus fesselnd, auch wenn die Zeitsprünge zwischendurch für mich etwas unpassend waren und die Handlungen komprimiert wirkten. Dazwischen hätte man noch weitere Handlungen einbauen können, damit die Geschichte runder und fassbarer gewesen wäre. Das Ende wird relativ offen gelassen, wobei man sich schon denken kann was Jo insgeheim geplant hat und wohl auch umgesetzt.

Fazit: Ein lesenswertes Buch, welche mich sehr zum Nachdenken angeregt hat. Nur der Schreibstil war mir zu sperrig und hat das Lesevergnügen geschmälert.

Veröffentlicht am 08.04.2022

Seichter Roman

Eine perfekte Familie
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Joy, geliebte Mutter von vier erwachsenen Kindern und ehemalige Tennisschulleiterin und Tennisspielerin, wird vermisst und hinterlässt ihren Kindern kryptische Nachrichten, die das Schlimmste vermuten ...

Joy, geliebte Mutter von vier erwachsenen Kindern und ehemalige Tennisschulleiterin und Tennisspielerin, wird vermisst und hinterlässt ihren Kindern kryptische Nachrichten, die das Schlimmste vermuten lassen. Im Zentrum der Verdächtigungen steht ihr Mann Stan, der sich verdächtig verhält und schweigt...

Die Geschichte spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Einmal wären da die Ereignisse des letzten Jahres, die anfangs keine große Rolle zu spielen scheinen, nach und nach jedoch an Brisanz und Wichtigkeit für die Auflösung zunehmen. Dann stehen noch die aktuellen und gegenwärtigen Ermittlungen und Verdächtigungen im Raum. Es gibt mehrere Perspektiven: Die der Ermittler und dann vor allem die vier Perspektiven der erwachsenen Kinder. Ab und zu gibt es noch einzelne Abschnitte aus Sicht von Freunden und Nachbarn, die allerdings nicht wesentlich zum Geschehen beitragen.

Auch wenn die Beziehung zwischen Stan und Joy auf den ersten Blick innig und liebevoll wirkt, wird dieser Anschein nach und nach aufgebrochen und es kommen auch die unschönen Momente und Lügen/Geheimnisse ans Licht. Dennoch ist alles in einem natürlichen Fluss von Geschehnissen eingebettet, sodass die Wahrheiten an passenden Stellen offenbart werden und es sich natürlich und glaubwürdig für mich anfühlte. Häufig verliert sich die Autorin allerdings in Details und unnützen Informationen, die die Geschichte langatmig und stellenweise langweilig machen. Da musste ich mich durchkämpfen und verlor die Lust am Lesen.

Nichtsdestotrotz konnte mich das Buch insgesamt unterhalten und auch wenn die Auflösung selbst sehr unspektakulär, aber passend, war, konnte ich gut mit dem Buch abschließen und kann es nur empfehlen. Die leichten Thrillerelemente sind mehr zum Schein und etablieren sich nicht in der Geschichte, sondern werden schnell auf harmlose Art und Weise aufgelöst.

Veröffentlicht am 06.02.2022

Vergrabene Herzen

Der Herzgräber
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Nach dem plötzlichen Ableben ihrer Mutter, zieht Heather zurück in ihre Heimatstadt, in das Haus ihrer Kindheit, in der sie viele schwierigen Stunden mit ihrer Mutter verbachte. Bei ihren Nachforschungen ...

Nach dem plötzlichen Ableben ihrer Mutter, zieht Heather zurück in ihre Heimatstadt, in das Haus ihrer Kindheit, in der sie viele schwierigen Stunden mit ihrer Mutter verbachte. Bei ihren Nachforschungen entdeckt sie Briefe, die ihre Mutter mit dem berüchtigten Serienmörder Michael Reave geschrieben hat. Diese geben ihre Rätsel auf und als ähnliche Morde wie die von Michael begangen werden ist sich Heather sicher über ihre Mutter eine Verbindung zu Michael herstellen zu können, der ihr Informationen zu den aktuellen Morden geben könnte...

Am Anfang konnte mich die Geschichte leider nicht packen. Heather erschien mir sehr blass und als Charakter ziemlich langweilig. Auch die Handlung ging eher schleppend voran. Zwar wird Spannung durch die Rückblicke, Perspektivwechsel und Zeitsprünge aufgebaut, die nach und nach mehr von den Geschehnissen damals erahnen lassen, nichtsdestotrotz fand ich es insgesamt fad.

Das änderte sich im Laufe der Geschichte nachdem immer mehr Frauen Opfer eines Unbekannten werden und Informationen und Geheimnisse ans Licht kommen. Für einen Thriller ist mir das einfach zu wenig gewesen und der "thrill" tatsächlich eher sachte und nicht so brutal wie ich es aus anderen Thrillern kenne. Das fehlte mir letztendlich die Spannung.

Heather war mir auch bis zum Schluss nicht sympathisch, weil ich sie und ihre Beweggründe nicht nachvollziehen und verstehen konnte. Ich hatte zwar keine komplette Abneigung gegen sie, aber gemochte habe ich sie auch nicht. Einige der Nebencharaktere schienen mir sehr verdächtig, da sie immer zufällig auftauchten und sich für mich seltsam verhielten, sodass ich ihnen nicht traute, was sich teilweise am Ende dann auch bestätigte.

Das Ende habe ich nicht kommen gesehen und war dann doch etwas überrascht wie das alles zusammenhing und welche folgenschwere Entscheidung Heathers Mutter treffen musste. Der Abschluss ist der Autorin gut gelungen.

Fazit: Ein mäßig spannender Thriller, den man lesen kann, aber nicht muss.