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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2019

Süße und authentische Liebesgeschichte

#ichwillihnberühren
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In diesem dünnen Büchlein wird der Beginn einer sehr authentischen und ehrlichen Liebesbeziehung zwischen zwei jungen Männern geschildert. Aufgeteilt in Geschehnisse und Situationen aus 12 Tagen die in ...

In diesem dünnen Büchlein wird der Beginn einer sehr authentischen und ehrlichen Liebesbeziehung zwischen zwei jungen Männern geschildert. Aufgeteilt in Geschehnisse und Situationen aus 12 Tagen die in Wirklichkeit so (ähnlich) geschehen sind, werden diese aus den beiden Perspektiven der Beteiligten OJ und ER beschrieben. Dabei stehen vor allem die Gefühle, Gedanken, Sorgen und Bedenken im Vordergrund, da keiner der beiden weiß ob der jeweils andere Interesse an ihnen bzw. allgemein an Männern hat. Und diese Unsicherheit führt zu einem hin und her zwischen den beiden und sehr sehr langsamen Annäherungsversuchen, die wirklich total süß zu lesen sind. Aber nach einer Weile hatte ich das Gefühl dass sich das alles unnötig in die Länge zieht, weil keiner den Mut hat die Karten offen auf den Tisch zu legen. Natürlich ist es verständlich, dass sie nicht zu viel wagen und die Freundschaft nicht gefährden wollen, aber wie sagt man so schön: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Dabei sollte auch berücksichtigt werden, dass es sich in echt so in der Art abgespielt hat und keine fiktive Geschichte ist. Unter diesem Gesichtspunkt ist es dann ganz in Ordnung und einfach nur authentisch, wenn auch auf Dauer etwas nervig und anstrengend.

Der Schreibstil beider ist definitiv verschieden und man kann einige Persönlichkeitsmerkmale anhand der Art die Geschehnisse und Gefühle zu beschreiben erahnen. Etwas Schwer tat ich mich mit dem Teil von OJ, der sich sehr viele Gedanken macht und in dessen Sorgen und Bedenken ich mich oft verloren habe und nicht ganz verstanden habe worauf er hinaus möchte. Das hat den Lesefluss ungemein gestört und das Verfolgen der Ereignisse erschwert. Da fand ich den Teil von ER wesentlich angenehmer, auch gut aufgelockert durch die Whatsapp Nachrichten.Andererseits empfand ich viele Gedankengänge als anregend und interessant, sodass ich mir selbst Gedanken über einige Punkte gemacht habe, vor allem die die eher aus der Sicht eines/einer Homosexuellen bestehen können.

Insgesamt eine wirklich tolle, wenn auch spannungsarme Geschichte über den Mut etwas zu wagen, auch wenn scheitern eine mögliche Option ist. Würde das Buch nicht auf wahren Begebenheiten beruhen, hätte ich ihm nur 3 Sterne gegeben. Da die beiden, wenn auch anonym, den Mut hatten etwas so Persönliches und Intimes zu veröffentlichen, gibt es dafür insgesamt 4 Sterne.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Der ungewöhnliche Beginn einer Beziehung

Kaschmirgefühl
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Gottlieb fühlt sich einsam und beschließt spontan bei einer Sexhotline anzurufen um der Einsamkeit Einhalt zu gebieten. Doch ahnt er nicht wie sehr ihn die Stimme, die am Ende der Leitung ist, verzaubern ...

Gottlieb fühlt sich einsam und beschließt spontan bei einer Sexhotline anzurufen um der Einsamkeit Einhalt zu gebieten. Doch ahnt er nicht wie sehr ihn die Stimme, die am Ende der Leitung ist, verzaubern wird und ein ungewöhnliches Gespräch beginnt.

Gleich zu Beginn fällt besonders auf, dass die komplette Geschichte aus mehreren und nur Dialogsequenzen besteht. Keine Einleitung in die Geschehnisse oder Beschreibungen, sondern nur das Gespräch. Trotzdem werden die Hintergründe des Gesprächs schnell eindeutig und ein sehr unterhaltsamer Schlagabtausch zwischen beiden beginnt. Mal ist es provokant und aufbrausend, dann schlägt es wieder in Sanftheit und Mitgefühl um. Die meiste Zeit über ist nicht klar welche Informationen Lügen sind und welche die Wahrheit ist in diesem Lügenspiel der beiden. Dadurch entstehen erst recht Reibungspunkte und zwar soweit dass sie ihre Lügen gegenseitig entlarven, bis am Ende nur noch die einfache Wahrheit bleibt, die mich wiederum total verblüfft hat.

Auch wenn die Handlungen nicht über den Dialog hinaus gehen, sind der Schlagabtausch und die intervenierenden Aussagen, die die Geschichte in eine andere Richtung lenken, faszinierend und konnten mich dazu motivieren das Buch in einem zu lesen. Von einer Liebesgeschichte würde ich hier zwar nicht sprechen, dafür sind sie sich zu unbekannt. Es könnte sich aber etwas daraus entwickeln, da sie sich auf eine so ungewöhnliche Art kennenlernen, aus der sie vielleicht doch mehr Schlussfolgerungen ziehen können als Fremde bei ihrem ersten Date, wenn sie sich nur auf Oberflächliches beschränken. Die Charaktere von Gottlieb und Marie werden teilweise eindrucksvoll dargestellt und haben mich amüsiert und gut unterhalten.



Die unkonventionelle Schreibform erscheint mir innovativ und ungewöhnlich, doch genau darin liegt der Reiz diese kurze Geschichte in einem zu lesen und sich daran zu erfreuen, wie an einer einzigartigen und einmaligen Praline.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Authentisch, berührend, hoffnungsvoll und tiefgründig

Kompass ohne Norden
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Caden ist ein gewöhnlicher 15-jähriger Schüler, der mit seinen Freunden abhängt und an einem Computerspiel bastelt. Doch sein bekanntes Leben wird auf den Kopf gestellt, als er nach und nach trügerische ...

Caden ist ein gewöhnlicher 15-jähriger Schüler, der mit seinen Freunden abhängt und an einem Computerspiel bastelt. Doch sein bekanntes Leben wird auf den Kopf gestellt, als er nach und nach trügerische Wahrnehmungen empfindet, harmlose Gegenstände und seine Mitmenschen grundlos als Gefahr beurteilt und sich so weiter in seinen Wahn steigert bis er nicht mehr zwischen Realität und seiner zusammengesponnen fantastischen Welt unterscheiden kann.



Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht wie ich meine Eindrücke zu dem Buch schildern und zusammenfassen soll um dem gerecht zu werden.

Vorneweg finde ich es unglaublich auf welch authentische, umfassende und tiefgreifende Art und Weise der Autor das Thema Schizophrenie beschreibt, und das obwohl er nicht selbst betroffen ist, sein Sohn allerdings. Neal Shusterman muss sich so sehr in die Materie eingearbeitet und sich mit seinem Sohn so intensiv ausgetauscht haben um sowas zu schaffen, dass es mich sprachlos macht.

Fantastisch und brillant fand ich die ganzen tollen Metaphern die an den passenden Stellen eingebettet wurden und den Ereignissen mehr Tiefe verleihen und das Verständnis fördern, auch wenn letzteres nur bis zu einem gewissen Punkt möglich ist, sofern man nicht selbst betroffen ist. Manchmal fand ich es schwierig den Gedanken und Empfindungen von Caden zu folgen, was vermutlich nicht an der Sprache selbst liegt sondern daran dass der Sachverhalt schwierig zu begreifen und beschreiben ist.

Die „doppelten“ Geschichten, die parallel verlaufen scheinen auf den ersten Blick wirr und hinterlassen viele Fragezeichen, doch im Laufe der Geschichte werden die Verbindungen deutlich und machen zum Teil Sinn. Ich denke dass gerade die fehlende nachvollziehbare Stringenz der Handlungen Cadens seelischen Zustand hervorragend widerspiegelt und daher sehr gut zur Thematik und der Bedeutung dahinter passt. Man verliert als Leser*in selbst ein wenig den Bezug zu den zeitlichen und räumlichen Strukturen der Realität, die man aus dem alltäglichen Leben kennt und die so hilfreich sind um sich zu orientieren und schwebt irgendwo zwischen Cadens fantastischer Welt und der Realität, aber man befindet sich immer seltener eindeutig in einer „Welt“. Diese parallel verlaufende fantastische Geschichte ist ein Spiegel der Realität und verarbeitet die realen Geschehnisse - dazu auch Cadens kranke Eindrücke, die objektiv teils erfassbar sind – in anderer Form und im metaphorischen Sinne, die mit der subjektiven Gedanken- und Gefühlswelt Cadens übereinstimmen und seinen seelischen Zustand gut erfassen.


Fazit: Dies ist mein erstes Buch über das schwierige Thema Schizophrenie. Es konnte mich durch die emotional ergreifende, authentische und hoffnungsvolle Art überzeugen und die metaphorisch einzigartige Darstellung hat mich fasziniert ebenso wie das Eintauchen in Cadens verzehrte Welt. Absolute Leseempfehlung für Jung und Alt!

Veröffentlicht am 04.04.2019

Über die Mutterschaft

Frau im Dunkeln
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Leda, Englischprofessorin in Florenz und Mutter zweier erwachsener Kinder, beschließt in den Semesterferien alleine zu vereisen und fährt in den Süden Italiens an die Küste. Während sie sich Entspannung ...

Leda, Englischprofessorin in Florenz und Mutter zweier erwachsener Kinder, beschließt in den Semesterferien alleine zu vereisen und fährt in den Süden Italiens an die Küste. Während sie sich Entspannung erhofft, kommt es doch ganz anders, als sie eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter beobachtet und kennenlernt. Diese Begegnung löst etwas tief Verborgenes in ihr aus und bringt eine unschöne Seite in ihr zum Vorschein.

Das zentrale Thema dieses Buches ist die Mutterschaft und wie die Protagonistin Leda diese erlebt hat. Sie wird durch das Beobachten der Mutter-Kind-Beziehung von Nina und Elena an ihre eigene Zeit als Mutter und an ihre eigene Mutter erinnert und alles kommt wieder hoch. Die unerfüllten Wünsche und Sehnsüchte, die konflikthaltigen Beziehungen zu ihrer Mutter und ihren eigenen Kindern.

Mir schien es oft als wäre sie nicht bereit für Kinder gewesen, da sie sich selbst und ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden hatte und die Selbstverwirklichung anstrebte. Dies funktionierte nicht mit Kindern, denen sie sich in gewisser Weise unterordnen musste. Dadurch war sie hin- und hergerissen zwischen eigenen Träumen und ihrer Verpflichtung als Mutter, in dessen Spannungsfeld sie sich früher oder später entscheiden musste. An Leda gefiel mir besonders ihre ehrliche und schonungslose Art. Die einen werden das als egoistisch und selbstsüchtig bezeichnen und ich gebe zu, dass ist es auch, aber dadurch wurden auch die Schattenseiten des Kinderhabens beleuchtet und eingehend analysiert. Es wird nicht nur das Bild vermittelt, dass mit Kindern immer alles toll ist, sondern wie schwierig und problematisch solche Beziehungen sein können.

Was mir seltsam und unheimlich erschien waren Ledas plötzliche Verhaltensänderungen. Meistens war sie kontrolliert und ging mit Bedacht vor und dann wurde sie plötzlich trotzig, impulsiv, handelte und dachte total albern und kindisch. Das führte dann zur unbedachten Handlungen mit negativen Konsequenzen. Ähnliches fiel mir bei der Beziehung zu ihren Kindern auf. In den Erinnerungen war sie oft ängstlich und wollte ihren Kindern die Welt zu Füßen legen und im nächsten verhielt sie sich egoistisch und teilweise sogar aggressiv. Komplett gegensätzlich. Das wirkte unstet und nicht kontinuierlich. Wie ein inaktiver Vulkan der plötzlich und unerwartet ausbricht. Richtiggehend unheimlich.



Die andersartige Perspektive auf die Mutterschaft und die Rolle als Mutter - auch im Vergleich zum Vater - sind erfrischend und innovativ geschildert und konnten mich vollkommen begeistern.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Humorvoll, unterhaltsam und erotisch

Teach me Love: ONCE & TWICE
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Nach dem enttäuschenden Beziehungsaus mit ihrem Ex-Freund und ihrer plötzlichen Wohnungsnot zieht die junge Studentin Mel kurzfristig in das Internat, das von ihrem Vater geleitet wird. Dort trifft sie ...

Nach dem enttäuschenden Beziehungsaus mit ihrem Ex-Freund und ihrer plötzlichen Wohnungsnot zieht die junge Studentin Mel kurzfristig in das Internat, das von ihrem Vater geleitet wird. Dort trifft sie auf zwei charmante, doch hinter der Maske, vollkommen unterschiedliche Lehrer und es beginnt ein frivoles Abenteuer mit viel Spaß, Spannung und unerwarteten Erkenntnissen. Doch ihre gemeinsame Zeit ist nur begrenzt...

Was mich sofort bestochen hat, war der locker leichte und äußerst humorvolle Schreibstil, der teilweise so absurd, albern und sarkastisch ist, dass ich nicht mehr konnte vor Lachen. Die Autorin schafft so lustige Bezeichnungen und Beschreibungen für die Mitmenschen von Mel und betrachtet verschiedene Aspekte und Situationen von einer ganz neuen Perspektive die unkonventionell aber sehr erfrischend ist. Schnell hat man sich auf die lustigen, teilweise ernsten, Wortgefechte, von denen es viele gibt, eingelassen und kann sie genießen. Die Protagonisten waren mir alle sympathisch. Nur Pascal fand ich etwas Kühl, aber ich schätzte seine Ehrlichkeit und Direktheit. Jeder hat seinen eigenen ganz individuellen Charakter und man merkt, dass alle gut und authentisch ausgearbeitet wurden und dadurch überzeugen können. Mel ist offen, mutig, manchmal streitlustig und weiß was sie möchte und was nicht. Diese Offenheit hat mir besonders gut gefallen und sie mir sympathisch gemacht. Überrascht hat mich die Tiefe - insbesondere in Bezug auf Remo - ,die das Buch trotz vieler oberflächlicher Plänkeleien entwickelt und die echten Gefühle die sich aus der unverbindlichen sexuell beschränkten Bekanntschaft ergeben. Dadurch war der Ausgang der Geschichte zwar für mich ziemlich offensichtlich, dennoch wirkte es echt und konnte mich bezaubern. So gerne würde ich mehr von den beide lesen, denn sie sind durch und durch herzensgute Charaktere. Die anderen Bücher, die ebenfalls in dieser Welt spielen, werde ich mir auch holen um mehr über die anderen Charaktere, allen voran Pascal, zu erfahren.

Sehr witzig, wenn man den Humor mag, sexuell ziemlich freizügig, mit diversen ausdrucksstarken Charakteren, die man (teilweise) nur ins Herz schließen kann.