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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2019

Schwierig...

Außer sich
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Nach dieser Nacht, die alles für immer verändert hat, steht Romy alleine da. Alle halten sie für eine Lügnerin. Die Mitschüler, die Lehrer, der Sheriff und vor allem ihre beste Freundin Penny. Nur ihre ...

Nach dieser Nacht, die alles für immer verändert hat, steht Romy alleine da. Alle halten sie für eine Lügnerin. Die Mitschüler, die Lehrer, der Sheriff und vor allem ihre beste Freundin Penny. Nur ihre Mutter und deren Lebensgefährte halten zu ihr. Nach einer verhängnisvollen Party verschwindet Penny spurlos und Romy ahnt, dass es etwas mit ihr zu tun haben muss.



Mich hat das Thema, welches hier angesprochen wird, sofort zugesagt und neugierig gemacht. Daran lag es nicht, dass ich das Buch schwierig fand, sondern ehr am Umgang mit diesem Thema. Der Schreibstil ist sehr direkt, schonungslos und mit eindrucksvollen, genauen Wortspielen und Metaphern geschmückt, die Romys Leid nur erahnen lassen, dabei schon ins Poetische gehen und teilweise wunderschöne und so ehrliche Sätze bilden.

Romy ist sehr distanziert und verschlossen. Oftmals habe ich mich ein wenig über ihre Passivität und die Resignation geärgert, wenn andere sie verurteilt und gedemütigt haben. Nach und nach wird aber das Nicht-Auffallen und Unsichtbarsein als ihre Strategie, um all das zu ertragen, ersichtlich und ich verstand besser warum sie sich so verhält. Dennoch fühlte es sich so an als würden die anderen immer wieder gewinnen, da sie sie sprachlos und angreifbar machen. Damit komme ich auch zu dem wichtigsten Aspekt, der mich so gestört hat. Und zwar die hasserfüllte Art und der Umgang der Mitschüler, Lehrer und vieler Bewohner der Stadt in der sie lebt mit ihr und ihrer Familie. Romy wird durchgehend gedemütigt, herabgewürdigt, abgewertet, beleidigt und unmenschlich behandelt und das nur weil sie etwas erzählt hat, was niemand ihr glaubt? Beim Lesen war ich oft total wütend und noch viel fassungsloser ob dieses Umgangs miteinander. Bei den Jugendlichen kann man es ihnen zumindest ein wenig nachsehen, aber das Verhalten der Erwachsenen ist nicht weniger schlimm. Dass Romy es dort so lange aushält, ist für mich bewundernswert und dass sie (dort) noch lebt, bei all dem Hass, unglaublich. Das zieht sich leider durch die ganze Geschichte und ich war immer wieder schockiert wie gleichgültig das Thema Vergewaltigung hingenommen wird und total runtergespielt, als wäre das nur ein Scherz oder dergleichen! In so einer Gesellschaft will ich nicht leben, das ist einfach furchtbar und deswegen habe ich das Buch monatelang gelesen, da ich diese Wut und den Hass nicht länger am Stück beim Lesen ertragen konnte und mich regelrecht geekelt habe überhaupt etwas über die meisten anderen Charaktere lesen zu müssen. Diesbezüglich finde ich, hat die Autorin vielleicht ein wenig übers Ziel hinausgeschossen, wobei das Buch dann nicht so ausdrucksstark und eindringlich wäre.

Veröffentlicht am 03.04.2019

Düsterer Mix aus Krimi und historischem Roman

1793
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Stockholm im Jahre 1793: Der durch das Schicksal gebeutelte ehemalige Soldat Jean Michael Cardell findet eine furchtbar entstellte Leiche im Stadtfluss in Stockholm im Wasser treiben. Durch den schrecklichen ...

Stockholm im Jahre 1793: Der durch das Schicksal gebeutelte ehemalige Soldat Jean Michael Cardell findet eine furchtbar entstellte Leiche im Stadtfluss in Stockholm im Wasser treiben. Durch den schrecklichen Zustand der Leiche und seines brillanten Kopfes, wird der Jurist Cecil Winge mit dem Fall betraut. Doch ahnt er noch nicht welche Schicksale mit der Tat verbunden sind und welche weitreichende Hintergründe sich dahinter verbergen.


Das Buch teilt sich in vier Abschnitte, deren Handlungen anachronistisch vom Fund der Leiche zurück in die Vergangenheit reichen und aus verschiedenen Perspektiven von Menschen beschrieben werden, von einige wenig bis gar nichts mit dem Fall zu tun haben. Dadurch zeigt der Autor wie weit und gründlich seine historischen Recherchen gehen und beschreibt verschiedene Aspekte des Lebens und der Zeit damals. Dadurch bekommt man ein Gefühl für die Epoche und die Stimmung der Gesellschaft.

Es wird ein düsteres Bild gezeichnet voll Leid, Schmerz, Krankheit, Lügen, Intrigen, Folter, Tod, Kriminalität, Drogen, Prostitution, Brutalität und gesellschaftlicher Ausgrenzung, die das schwere Leben prägten. Inmitten dieser menschenfeindlichen Atmosphäre scheint es paradox, dass gerade einer schlimm entstellten Leiche solch große Aufmerksamkeit, zumindest von Cardell und Winge, zuteilwird, wo doch überall andere wegen Kleinigkeiten (beinahe) getötet werden.

Der Schreibstil ist der Zeit angemessen. Es fiel mir jedoch schwierig den Ereignissen zu folgen, da viele Straßennamen und Ortsnamen auftauchen und unablässig wiederholt werden mit denen ich nichts anfangen konnte und die nur gestört haben. Es wurden zudem altertümliche Begriffe verwendet, die zwar zur Epoche passen, das Lesen aber ungemein erschwerten, sodass ich mich schon sehr konzentrieren musste um den Worten folgen zu können. Das trifft allerdings nur auf den ersten Abschnitt zu. Danach hatte ich seltsamerweise keinerlei Probleme mehr damit und empfand den Schreibstil als sehr angenehm.

Die Charaktere bleiben sehr distanziert und ich konnte kaum Bindung oder Sympathien für sie empfinden, obwohl ich finde, dass Winge und Cardell das Herz am rechten Fleck haben, betrachtet man die Umstände, unter denen sie leben.

Der Perspektivwechsel hat für mich immer wieder frischen Wind reingebracht und die Lesefreude erhöht. Dadurch wurde auch langsam aber stetig Spannung aufgebaut, wenn auch nicht so wie man es von einem Krimi erwarten würde. Dafür standen die historischen Bezügen zu stark im Vordergrund.



Insgesamt ein gelungenes Werk, umfassend und detailliert recherchiert und glaubhaft dargestellt. Nur der Schreibstil war mir anfangs zu holprig und die Geschichte zog sich oft unnötig in die Länge, was die Lust am Weiterlesen verringerte.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Ein besonderes Buch

Das Glück der kleinen Gesten
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Dieses recht dünne Buch wurde mit viel Liebe und Hingabe gestaltet und das merkt man auch. Überall im Buch befinden sich verschiedene Illustrationen, die den Text auflockern und schön anzusehen sind. Die ...

Dieses recht dünne Buch wurde mit viel Liebe und Hingabe gestaltet und das merkt man auch. Überall im Buch befinden sich verschiedene Illustrationen, die den Text auflockern und schön anzusehen sind. Die Autorinnen sind wirklich überzeugt von ihren Taten und ihrem Vorhaben und schaffen es andere auf eine bezaubernde Art dazu zu animieren kleine nette Gesten im Alltag auszuprobieren und das Glück mit anderen zu teilen. Das Buch gliedert sich in drei Teile. Die ersten beiden Teile beinhalten viel theoretischen Input von Definitionen zu diversen wissenschaftlichen Studien, mit denen sie ihre Handlungen begründen und untermauern. Im dritten Abschnitt werden über 38 kleine Gesten vorgestellt mit Praxistest und abschließender Bewertung der Geste. Einige davon haben mich bezaubert und ich fand sie wirklich süß und leicht umsetzbar. Mit anderen konnte ich eher weniger anfangen und die meisten Gesten konnte mich nicht überzeugen sodass ich sie wohl nicht ausprobieren werde. Ich habe bereits eigene Gesten, die anderen ein Lächeln zaubern können und die gefallen mir besser als die vorgeschlagenen, aber das ist Ansichtssache und hängt vom Menschen und der Persönlichkeit ab. So schienen mir viele Gesten eher was für extrovertierte Menschen zu sein, da man offen auf andere zugehen muss, was mir nicht gefällt. Das Buch bietet allerdings viele Anreize und gibt Impulse aus denen sich noch weitere schöne Ideen und Gesten entwickeln können.

Eine wirklich schönes und überzeugtes Buch mit tollen Einfällen, welches mich allerdings nicht so überzeugen und begeistern konnte.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Utopie oder Dystopie?

Die Reinsten
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Mehrere Jahrzehnte in der Zukunft liegt die Welt in Trümmern und die Natur ist stark zerstört worden durch den von den Menschen angetriebenen Klimawandel. Nur wenige haben überlebt und leben in geschützten ...

Mehrere Jahrzehnte in der Zukunft liegt die Welt in Trümmern und die Natur ist stark zerstört worden durch den von den Menschen angetriebenen Klimawandel. Nur wenige haben überlebt und leben in geschützten Metropolen. Die künstliche Intelligenz Askit regiert das ganze System und treibt die Menschen zu Höchstleistungen an um das Leben auf der Erde wieder zu ermöglichen und die Folgen des Klimawandels zu entschärfen. Durch diverse Bewertungen und Analysen der Fehler der Menschheit in der Vergangenheit zählen andere Werte und Tugenden bei den Menschen und dementsprechend belohnt Askit auch dem System zugeneigte positive Einstellungen, Gedanken und unterbewusste Prozesse, die die nächste Stufe der menschlichen Evolution darstellen und die Reinsten genannt werden. Doch plötzlich ändert Askit sein Entscheidungs"verhalten", das auf eine Veränderung in seinem Algorithmus zurückzuführen ist und alles woran Eve und ihre Freunde geglaubt haben, gerät ins Schwanken.



Die Idee dahinter fand ich sogleich faszinierend wie auch unheimlich, bedenkt man, dass eine Maschine Einfluss auf das menschliche Gehirn nehmen und ihm Informationen entnehmen kann, die dem Besitzer nicht einmal bewusst und zugänglich sind. Aber genau dieser Ansatz macht das Buch zu etwas Besonderem und Ungewöhnlichem unter all den Utopien/Dystopien um künstliche Intelligenzen.

Die Sprache ist gespickt mit fachwissenschaftlichen Begriffen, die mir persönlich allerdings keine Schwierigkeiten bereitet haben und viel über die Tiefe der Recherchen erahnen lassen. Zugleich hat mir der Sprachstil zugesetzt und zwar da viele lange, verschachtelte Sätze vorkommen, die das Lesen unnötig erschweren und nicht unbedingt zum besseren Verständnis des ohnehin komplexen Themas beitragen. Manchmal konnte ich einigen Gedankengängen und Erklärungen nur unzureichend folgen und hatte den Eindruck etwas Entscheidendes verpasst oder übersprungen zu haben. Das führte eher zu Demotivation und verringertem Interesse weiterzulesen.

Inhaltlich sind die Szenarien gut recherchiert und, sofern ich das überhaupt beurteilen kann, sehr authentisch dargestellt, sodass der Autor hier ein wirklich realistisches nachvollziehbares Setting geschaffen hat, welches sich sicherlich durch wissenschaftliche Erkenntnisse untermauern lässt. Leider hat der holprige Sprachstil das etwas zunichtegemacht und das Lesevergnügen geschmälert. Das führte unter anderem zu Verwirrungen und Missverständnissen bei mir und am Ende wurde ich immer noch nicht ganz schlau daraus und mir schwirrten viele unbeantwortete Fragen im Kopf herum.

Die Protagonisten sind sehr distanziert dargestellt, was allerdings auch beabsichtigt war, da Askit Rationalität und Vernunft fördert und die Charaktere dementsprechend auch so agieren und denken, sodass dies zur Kontinuität der Einstellungen innerhalb der Geschichte beiträgt und authentisch scheint. Die geringe Ausbildung der Sympathie zu den Charakteren hat mich nicht gestört.



Fazit: Ein interessantes komplexes Zukunftsszenario, das auf viele kluge Ideen und Gedankengänge schließen lässt und zudem fachlich umfassend recherchiert wurde. Nur an der sprachlichen Umsetzung hapert es und lässt die vom Autor geplant

Veröffentlicht am 24.03.2019

Die Niemalswelt - Unglück oder Chance?

Niemalswelt
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Sechs Freunde, ein mysteriöser ungeklärter Tod, fünf eigene Geschichten, fünf dunkle Geheimnisse und eine Wahrheit. Ein Jahr nach dem plötzlichen Tod des Gruppenanführers Jim, trifft Beatrice (Bee) erstmals ...

Sechs Freunde, ein mysteriöser ungeklärter Tod, fünf eigene Geschichten, fünf dunkle Geheimnisse und eine Wahrheit. Ein Jahr nach dem plötzlichen Tod des Gruppenanführers Jim, trifft Beatrice (Bee) erstmals wieder auf ihre (ehemaligen) Freunde Kip, Whitley, Martha und Cannon. Trotz der Distanz, die sich zwischen ihrer Funkstille, ausgebreitet hat, gehen sie auf eine Party. Doch auf dem Rückweg kollidieren sie beinahe mit einem anderen Auto und entkommen nur knapp dem Tod - denken sie zumindest bis plötzlich der "Wächter" vor der Tür steht und ihnen mitteilt, dass sie in einer Zeitschlaufe, der Niemalswelt, gefangen sind und dieselben 11 Stunden immer wieder durchleben werden, solange bis einstimmig jemand erkoren wird, der als einziger/einzige überleben darf, denn eigentlich sind alle bei dem Beinahe-Unfall, der keiner war, ums Leben gekommen, alle bis auf eine Person. Damit beginnt die Suche nach der Wahrheit, bis zum bitteren Ende.



Die Idee mit der Zeitschleife konnte mich bereits zu Beginn begeistern. Auch wenn mir der Anfang schwer fiel, da so viele Informationen fehlten und ich Probleme hatte schlau aus Bee zu werden, aus deren Sicht die Geschichte in der Ich-Perspektive geschrieben ist, da sie kalt, unnahbar und einfältig wirkte, habe ich schnell Anschluss gefunden. Auch die "Freunde" wirkten ziemlich konstruiert, teilweise klischeehaft, aber bei genauerem Hinschauen doch einzigartig und jeder auf seine Art spannend und für Überraschungen gut. Doch mit der Zeit und mit dem Beginn der Zeitschleife konnte ich allen gewisse Sympathien entnehmen, auch wenn die Charaktere sehr schrullig waren und einiges verstörend wirkte. Dennoch empfand ich Bee als den schwächsten und fadsten Charakter. Deswegen freute mich ihre Charakterentwicklung am meisten und es machte viel Spaß ihr bei der Suche nach sich selbst und der Wahrheit zu folgen.

Der Schreibstil ist angenehm und leicht zu lesen. Manchmal haben mich gewisse Beschreibungen von Gegenständen, Produkten, Personen und einige Belanglosigkeiten leicht gestört, da ich auch nach der Beschreibung nicht schlauer oder wissender war. Vor allem da sie meist keine weitere Bedeutung für die Geschichte hatten.

Die Konstruktion der Niemalswelt und der Hintergrund dieser haben mich vollkommen umgehauen und ich hatte Assoziationen zum Wunderland von Alice, da vieles seine eigenen physikalischen Besonderheiten und Gesetze hatte, die abhängig von den daran beteiligten Personen waren und auch Rückschlüsse auf ihre Charaktere, Vergangenheit, Meinungen, Hobbies und vieles mehr zuließen und sie auf geniale Weise in die Welt integrierten. Schade fand ich es nur, dass der Sinn dieser Niemalswelt nicht weiter ausgeführt wurde. Es war so, dass sie darin gefangen waren und es kein Entkommen gab und sie mussten es hinnehmen und das war's. Die höheren Mächte oder der Sinn dahinter wurden mit keinem Wort erwähnt oder auch nur angedeutet.

Insgesamt gibt es drei Teile, die immer einen Umbruch in der Geschichte, von einem Teil zu einem anderen, markieren. Die unterschiedlichen Dynamiken jeden Teils und die Geschehnisse waren sehr unterhaltsam und schlüssig, für keinen Moment langweilig oder unpassend.

Die Ermittlungen zu Jims Tod waren schwierig und mit vielen Stolpersteinen belegt und offenbarten so einige dunkle Geheimnisse, die zu dem tragischen Tod eines aufstrebenden Stars führten. Die Geheimnisse fast aller Protagonisten rund um den Tod Jims wurden geschickt in den Verlauf der Handlung eingebaut und offenbart, alle, bis auf eines, welches rückblickend den Großteil der Geschichte beeinflusste, ohne das es dem Leser oder Bee überhaupt bewusst war. Ich sag nur: Stille Wasser sind tief.

Trotz all der aufregenden, mitreißenden Szenen, entstanden am Ende eine gewisse Tiefgründigkeit und Selbstlosigkeit die den Handlungen der Geschichte zu Grunde lagen und einen regelrechten Überraschungseffekt entstehen ließen, welcher die Protagonistin Bee und die anderen befreite. Diese Momente konnten mich berühren und zeigen wie herzensgut und altruistisch einige Menschen doch sind.



Ein innovatives World-Building der Niemalswelt, mit überraschenden Wendungen, unvorhersehbaren Entwicklungen, eigentümlichen Charakteren und einer folgenschweren Entscheidung, die berührender nicht sein könnte und so tief verborgen in allem ist, dass man sie nicht erahnen kann.