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Veröffentlicht am 28.01.2020

Düster, gefährlich, barbarisch

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Nach dem leidvollen Ableben von Cecil Winge bleibt Cardell alleine und ohne eine Aufgabe zurück, bis er unverhofft auf eine Frau trifft, die ihn mit dem tragischen Tod ihrer Tochter betraut. Wie vom Schicksal ...

Nach dem leidvollen Ableben von Cecil Winge bleibt Cardell alleine und ohne eine Aufgabe zurück, bis er unverhofft auf eine Frau trifft, die ihn mit dem tragischen Tod ihrer Tochter betraut. Wie vom Schicksal geleitet, kreuzen sich die Wege von Cardell und dem jungen Emil Winge, dem Bruder von Cecil. Während sie durch Umwege den Fall annehmen und Nachforschungen betreiben, sitzt irgendwo in der Nähe Stockholms ein junger Mann in einem Hospital und muss sich der Schuld stellen, die er sich selbst aufgeladen hat...

Die Geschichte ist wie schon der Vorgänger wieder in vier Abschnitte, nach Jahreszeiten, geordnet und wird quasi von hinten aufgerollt und antichronologisch erzählt. Den ersten Abschnitt Winter empfand ich als erfrischend und überaus interessant. Es handelt sich um den jungen Mann, der von anderen manipuliert, ausgenommen und seiner unschuldigen Naivität beraubt wird. Besonders die geschichtlichen Hintergründe einer unter schwedischer Krone geführten Insel konnten mein Wissen erweitern und Einblicke in Geschehnisse geben, die, wie mir scheint, nicht unbedingt so bekannt sind.

Der zweite Abschnitt befasst sich wieder mit Cardell und Winge, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Besonderes Interesse galt Winge, da er von eigenen Schatten geplagt wird und vom Charakter und Verhalten ganz anders ist als sein Bruder. Dadurch entstanden einige Reibungen und Konflikte, die den Ermittlungen nicht zuträglich waren und noch mehr Spannung in die Geschichte gebracht haben. Emils Anwandlungen und seine Wahrnehmung spielen nicht nur seine Spielchen mit ihm, sondern auch mit dem Leser und der Autor schafft es einen zielgerichtet auf die falsche Fährte zu führen, sodass einige Wendungen mich überraschen konnten.

Auch Anna Stina bekommt wieder ihren angestammten Platz in der Geschichte und wird schmerzlich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Das Schicksal meint es nicht gut mit ihr und sie verliert sich in den ganzen niederträchtigen Machenschaften der Mächtigen und muss schlussendlich eine folgenschwere Entscheidung treffen. Mit ihrem Teil habe ich nicht gerechnet, da ich sie als abgeschlossen empfunden habe. Nichtsdestotrotz wurde sie glaubhaft und passend in den Verlauf der Geschichte eingebettet und ihr Schicksal mit dem der anderen Protagonisten verwoben.

Im letzten Teil spitzt sich die Hauptgeschichte dramatisch zu und viele kleine Faktoren, böser Art oder nicht, führen letztendlich zu dem Ausgang. Auch wenn der Fall nicht gelöst wird im Sinne, dass der Täter seiner Strafe zugeführt wird, weiß das Ende zu überraschen und es tauchen Fragen nach Verantwortung und Schuld auf, die nicht so leicht zu beantworten sind. Da das Ende recht offen ist, spekuliere ich auf einen weiteren Band, in dem den Tätern endgültig das Handwerk gelegt wird.

Fazit: Wenngleich mich die Hauptgeschichte an sich nicht so begeistern konnte, wie in Band 1, fand ich das Buch insgesamt doch etwas Besser und Interessanter. Unter anderem aufgrund der weniger expliziten Darstellungen von Gewalt und Brutalität, die zwar dennoch vorhanden waren, aber nicht so detailliert geschildert wie im ersten Band. Ich freue mich schon auf den Nachfolger, sofern es denn einen geben wird.

Veröffentlicht am 25.01.2020

Spannungsgeladenes Meisterwerk

Der unsichtbare Freund
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Wieder einmal sind Christopher und seine Mutter auf der Flucht vor einem ihrer gewalttätigen Freunde und suchen sich einen Ort weit fernab um neu beginnen zu können. Nach einem schleppenden Start in der ...

Wieder einmal sind Christopher und seine Mutter auf der Flucht vor einem ihrer gewalttätigen Freunde und suchen sich einen Ort weit fernab um neu beginnen zu können. Nach einem schleppenden Start in der kleinen Stadt Mill Grove, werden Christopher und seine Mutter fortlaufend vom Glück geküsst und es könnte nicht besser laufen, bis Chris eines Tages spurlos verschwindet und nach sechs Tagen wiederkehrt, jedoch ohne Erinnerung. Auf einmal besitzt er übernatürlich Fähigkeiten und hat eine Mission, die er entschlossen angeht. Doch schnell wendet sich das Blatt und plötzlich befindet sich die ganze Stadt im Krieg gegen übermächtige Gegner, die nicht einmal auf dieser Seite der Welt leben. Die einzige Hoffnung: Christopher und die endlose Liebe seiner Mutter...

Das Buch ist mit stolzen 910 Seiten ein wahrer Klopper und so dauerte es eine Weile, bis ich mich in der Geschichte zurecht gefunden habe und bis sie sich entfaltete. Der Schreibstil ist auf das Wesentliche fokussiert und nicht ausschweifend. Dadurch kommt keine Langeweile auf, wenngleich es viele Nebenstränge gibt, die irgendwie alle miteinander und dem Hauptstrang zusammenhängen. Die Geschichte wird aus Perspektive verschiedener Personen der Stadt geschildert, allen voran Christopher. Dadurch und Dank der zahlreichen Nebenschauplätze, entsteht eine höhere Komplexität der Geschichte und die Auswirkungen der übernatürlichen Mächte werden eindrucksvoller und prägnanter dargestellt.

Nach Christophers Verschwinden geht es richtig los und die fantastischen Elemente nehmen überhand, während die meisten Menschen der Stadt von nichts wissen. Einzig eine ältere Frau hat Einblicke in die "andere Seite der Welt" und warnt die anderen, wird dabei allerdings nur belächelt und als Spinnerin bezeichnet. Das Spannungsniveau ist gleichmäßig hoch und meine zahlreichen Fragen nahmen immer weiter zu. Es bleiben so viele Geheimnisse im Verborgenen, dass ich gar nicht aufhören konnte zu lesen und alle sofort wissen wollte. Ständig gibt es neue, unerwartete Wendungen, die den Ausgang der Geschichte so ungewiss machen. Aufgrund der Länge des Buches passiert so viel, dass schnell der Überblick verloren gehen kann und auch viele Vermutungen meinerseits widerlegt wurden oder sich gänzlich auflösten, da es neue Erkenntnisse gab. Bis zum Ende hin spitzt sich die Situation so eklatant zu, dass das, was dort geschieht, an unfassbaren Irrsinn grenzt und es auch ist. Wahnsinn wie der Autor eine so grandiose, vielschichtige und unglaublich komplexe Geschichte aus so vielen kleinen Charakteren, Schauplätzen und Handlungen basteln konnte, ohne den Überblick über das große Ganze zu verlieren.

Die religiösen Aspekte sind wunderbar in die Geschichte eingeflochten und passen gut zu den übersinnlichen und fantastischen Elementen. Sie geben den Handlungen eine größere Tiefe und den passenden "Touch". In diesem Zusammenhang stehen auch die sich wiederholenden Schlüsselsätze, die vor allem auf religiöse Hintergründe (Gott, Jesus) anspielen, sodass ich einige Vermutungen zu dem "Bösen" der Geschichte hatte, die nicht eindeutig aufgelöst werden, allerdings gibt es eindeutige Hinweise darauf.

Verständlicherweise kann angezweifelt werden, inwiefern die Handlungen realistisch sind und all die Taten von dem 7-jährigen Christopher. Da es sich jedoch um eine wilde Mischung aus Thriller, Horror, Fantasy und Mystery handelt, liegt der Schwerpunkt ohnehin nicht auf realistischen Aktionen.

Fazit: Ein unfassbar tolles Buch mit einer wahnsinnigen, eindrucksvollen Geschichte, die jeden hinters Licht führen wird und mit den Lesern spielt. Manchmal hätte es etwas aufregender und schneller sein können, da zwischendurch doch einige Längen auftauchen, die zwar interessant, aber nicht unbedingt spannend sind. Absolute Empfehlung!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.01.2020

Nicht so tiefsinnig wie erwartet...

Schöner als überall
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Martin und Noah kennen sich schon seit Schulzeiten und sind immer füreinander da gewesen. So unterstützt Martin Noah auch als dieser im trunkenen Zustand den Speer der Figur Athene in der münchener Innenstadt ...

Martin und Noah kennen sich schon seit Schulzeiten und sind immer füreinander da gewesen. So unterstützt Martin Noah auch als dieser im trunkenen Zustand den Speer der Figur Athene in der münchener Innenstadt abbricht und diesen am nächsten Tag voller Panik loswerden möchte, bevor er erwischt wird. Daraufhin machen sich die beiden auf den Weg in die Heimat. Dort werden beide mit ihrer Herkunft und ihren Erinnerungen an früher konfrontiert, die jeder auf unterschiedliche bewertet und Schlüsse für sich zieht...

Da ich Roadmovies gerne schaue und Geschichten über fiktive, aufregende und abwechslungsreiche Reisen lese, habe ich mich besonders auf dieses Buch gefreut. Meine Vorstellungen ähnelten den Handlungen aus "Tschick", welches mich begeistern konnte. Schnell bemerkte ich, dass die Reise nur einen sehr kleinen Teil des kompletten Geschichte umfasst und doch ganz andere Themen anspricht als erwartet.

Der Schreibstil weist die Besonderheit auf keine wörtliche Rede im bekannten Sinne mit den üblichen Satzzeichen zu enthalten. Sie ist einfach in den beschreibenden Teil eingebettet und lässt sich aufgrund des Inhaltes erkennen. Auch enthält die Geschichte viele Gedanken, Erinnerungen und Vorstellungen, die teilweise einem inneren Monolog gleichkommen, sodass die wirklichen Handlungen spärlich und in knapper Form vorhanden sind.

Noah und Martin haben eine sonderbare Beziehung und es kam für mich klar ein Abhängigkeitsverhältnis zum Vorschein, das wechselseitig vorhanden war und die Freundschaft auf Dauer auf eine harte Probe stellt. Durch Noahs einnehmende und dominante Art geht Martin komplett unter und wird in Gruppen zunehmend in den Hintergrund gerückt. Es schien mir oft als habe er keinen eigenen Charakter, da seine Wertvorstellungen häufig stark von anderen Menschen (Noah, Mugo) bestimmt wurden und er keine eigenen bilden konnte und/oder wollte. Im Laufe der Geschichte änderte sich das und er konnte zu sich selbst finden und eigene Entscheidungen treffen. Diese Entwicklung war schon zu erleben, aber für mich manchmal nicht tiefgründig genug oder ich hatte einfach zu hohe Ansprüche an das Thema.

Die Handlungen sind meistens ziemlich belanglos und nicht wirklich interessant oder tiefsinnig, bis auf einige Ausnahmen, die klar hervorstechen und dem Ganzen eine größere Bedeutung beimessen. Insgesamt erschien sie mir allerdings zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Es wurden oftmals wichtige Elemente weggelassen, die es mir womöglich erleichtert hätten die Geschichte eher annehmen zu können. So blieb vieles zu oberflächlich und nicht greifbar.

Veröffentlicht am 22.01.2020

Passender Abschluss

Sinful Royalty
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Nach dem unglücklichen Fluchtversuch ist Temperances Leben vor ihren Augen zerbrochen und in all ihrer Trauer um den doppelten Verlust vergräbt sie sich zu Hause und lässt niemanden an sich ran. Doch dann ...

Nach dem unglücklichen Fluchtversuch ist Temperances Leben vor ihren Augen zerbrochen und in all ihrer Trauer um den doppelten Verlust vergräbt sie sich zu Hause und lässt niemanden an sich ran. Doch dann kommt es ganz anders als Temperance dachte und sie muss zwischen den ganzen Lügen und Geheimnissen die Wahrheit finden, die unfassbarer und härter ist, als alles was sie sich je hätte vorstellen können...

Kurz nach dem Cliffhanger des zweiten Bandes setzt dieses Buch an und anfangs erlebt man die Geschichte nur aus Temperances Perspektive, erfährt ihre Gedanken, Gefühle und Vermutungen zu den erschreckenden Geschehnissen. Doch schon bald ändert sich alles was man geglaubt hat und die Geschichte wandelt sich und geht in eine andere Richtung. Es hat mir viel Freude bereitet durch die ganzen Wendungen überrascht zu werden und die ganzen verdeckten Geheimnisse und Intentionen zu entdecken. Insgesamt zog sich die Geschichte in der ersten Hälfte des Buches etwas und war relativ spannungsarm. Erst danach kamen mehrere actionreiche Handlungen, die alles nochmal verändert und die Ausgangssituation beeinflusst haben. Die emotionalen Momente waren anschaulich und realistisch dargestellt und haben die Charaktere glaubwürdig dargestellt. Zwar gab es nur wenige intime Momente, im Vergleich zu den anderen Bänden, aber dennoch war die Atmosphäre dicht, spritzig, gefühlvoll und authentisch, manchmal auch gefährlich aufgeladen.

Fazit: Im ersten Teil zieht sich die Handlung sehr in die Länge um anschließend im zweiten Teil im Schnelldurchlauf zum emotionalen und spannungsentladenden Höhepunkt zu kommen und die Geschichte passend enden zu lassen. Manchmal fehlten mir die prickelnden, knisternden Momente zwischen den Protagonisten, die eher im Hintergrund standen.

Veröffentlicht am 21.01.2020

Nur ein Traum von Liebe...

Strange the Dreamer - Ein Traum von Liebe
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Seit Lazlo das Bild der schrecklichen Göttin entdeckt hat und von ihr geträumt hat, lässt sie ihn nicht mehr los, bis sie abermals in seinen Träumen auftaucht und sich ihm eine schier unglaubliche Wahrheit ...

Seit Lazlo das Bild der schrecklichen Göttin entdeckt hat und von ihr geträumt hat, lässt sie ihn nicht mehr los, bis sie abermals in seinen Träumen auftaucht und sich ihm eine schier unglaubliche Wahrheit offenbart. Immer tiefer wird Lazlo in die Geheimnisse und Hintergründe von Weep reingezogen, bis er sich entscheiden muss zwischen seinen Gefühlen zum blauhäutigen Mädchen Sarai und seiner Loyalität zu Eril-Fane. Doch auch Sarai hat oben auf der Statue mit Problemen zu kämpfen und möchte einen Krieg um jeden Preis verhindern...



Da dieser Band der zweite Teil des englischen Originals ist, geht die Geschichte nahtlos weiter und führt den dritten thematischen Abschnitt weiter, der im ersten Band begonnen wurde. Auch der Prolog bezieht sich noch auf die Entwicklungen des zweiten Teils und deren Wichtigkeit erschließt sich am Ende dieses Buches.

Wie auch schon im ersten Buch ist der Schreibstil wieder sehr kunstvoll, bildlich und eindrucksvoll, sodass es mir viel Freude bereitete das Buch zu lesen.

Lazlo wächst über sich hinaus und legt eine ordentliche Charakterentwicklung hin. Vom unsicheren, nicht sehr selbstbewussten Lehrling mausert er sich zum Helden der Geschichte und erkennt eigene, verborgene Kräfte. Seine besonnene und selbstlose, ehrliche Art gefällt mir besonders gut. Er handelt selten aus emotionalen Gründen, wirkt aber trotzdem nicht gefühlskalt, sondern hat das Herz am rechten Fleck. Ständig versucht er auch andere Perspektiven einzunehmen und verurteilt andere nicht (so) schnell aufgrund ihrer Taten, da er ihre Entscheidungen nicht nachvollziehen kann wegen ihm entscheidende Erfahrungen fehlen. Bei ihm habe ich das Gefühl er kann anderen nicht (absichtlich) schaden und will immer nur das Beste für alle. Ein sehr eindrucksvoller und bewundernswerter Charakter, wie ich ihn sehr selten in Büchern finde. Seine Handlungen haben mich mit Abstand schwer beeindruckt. Auch Sarai ist ein toller Charakter, der sich weiterentwickelt, wenngleich ich sie bei weitem nicht so fantastisch finde wie Lazlo und sie für mich ehrlich gesagt etwas untergeht bei einer so starken Persönlichkeit wie Lazlo.

Die Geschichte entfaltet sich eher langsam und geht in kleinen Schritten voran. Dadurch kamen manchmal Passagen, die ich langweilig fand und auch nicht so wichtig für die Geschichte insgesamt. Da konnte auch der Schreibstil das nicht mehr retten. Wobei ich verstehen kann, dass die Autorin viel Wert auf die Beziehungen zwischen den Charakteren legt und dementsprechend ein realistisches Bild ihrer Entstehung zeichnen wollte. Am Ende kommt viel Spannung auf und es endet wie vermutet mit einem großen Cliffhanger. Jetzt heißt es warten bis der nächste Teil erscheint.

Fazit: Tolle Entwicklung und Darstellung der Charaktere und wunderschöner Schreibstil, der die kleinen Mängel der etwas langatmigen Geschichte leider nicht vollends ausgleichen konnte.

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