Sehr ehrlich und mit viel warmherzigem Humor erzählt
Es wird Zeit„Statistisch gesehen würde ich in 33 Jahren sterben. Noch 33 Jahre. Verdammt. Wie fülle ich die Zeit bis dahin bloß sinnvoll? Füße hochlegen ist ja nicht mehr erlaubt, seit die Senioren Silver Ager heißen ...
„Statistisch gesehen würde ich in 33 Jahren sterben. Noch 33 Jahre. Verdammt. Wie fülle ich die Zeit bis dahin bloß sinnvoll? Füße hochlegen ist ja nicht mehr erlaubt, seit die Senioren Silver Ager heißen und die Alpen auf E-Bikes überqueren.“
Ihr nähert euch eurem 50. Geburtstag und wollt bei einem vergnüglichen Buch mal wieder richtig lachen? Dann liebe Frauen, greift zu diesem Roman!
Um ihre Mutter zu beerdigen, kehrt Judith in ihren Heimatort zurück und begegnet dort nach 20 Jahren ihrer damaligen besten Freundin Anne wieder, die an Krebs erkrankt ist. Diese beiden Ereignisse und ihr baldiger 50. Geburtstag sorgen dafür, dass Judith immer wieder kritisch und frustriert auf ihr vergangenes und gegenwärtiges Leben blickt.
Judith hat ein schönes und bequemes Leben. Doch nachdem ihre Kinder aus dem Haus sind, beginnt sie über ihr Leben nachzudenken. Für wen ist sie noch wichtig und was ist ihr wichtig?
Mit viel Humor und einem herrlich vergnüglichen Schreibstil schreibt Ildiko von Kürthy über eine Frau um die 50. Dabei setzt sie sich mit Themen wie Freundschaft, die Heimat und die Sehnsucht nach Aufmerksamkeit und einer befriedigenden Aufgabe auseinander. Sicher ist so mancher von Judiths Gedanken auch der 1968 geborenen Autorin schon durch den Kopf gegangen.
Egal ob es um die Optik, die Gesundheit oder den Lebensinhalt geht, viele Frauen dürften sich an der ein oder anderen Stelle wiedererkennen, denn Frau von Kürthy schildert schmerzhaft ehrlich, wie es vielen Frauen um die Lebensmitte geht. Man bekommt den Spiegel vorgehalten, was oft lustig ist, manchmal aber auch nachdenklich stimmt.
Die Handlung in der Gegenwart hat leider nur einen geringen Anteil und dient meistens als Impulsgeber für Judith um ausführlich in ihre Gedankenwelt und die Vergangenheit abzutauchen. Mir war das stellenweise zu ausführlich.
Doch den größten Teil des Buches habe ich mit großem Vergnügen gelesen und wenn sich Judith an ihre Jugend mit Schulterpolstern, warmem Vanillepudding oder Paprikachips erinnert, dachte ich „ja, genauso war’s“.
Ein besonderer Blickfang sind die Zeichnungen von Peter Pichler, welche die Handlung wunderschön wiederspiegeln.
Fazit: Eine sehr ehrliche und mit viel warmherzigem Humor erzählte Geschichte um eine Frau in ihrer Lebensmitte.