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Veröffentlicht am 15.07.2018

Die dramatische Geschichte zweier junger Frauen

Zeiten voller Hoffnung
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Die 13jährige Verity, eine Tochter aus gutem Haus, lernt auf den Straßen Londons das 14jährige Gossenmädchen Ruby kennen. Trotz aller Unterschiede sind die Mädchen sich schnell sympathisch und
freunden ...

Die 13jährige Verity, eine Tochter aus gutem Haus, lernt auf den Straßen Londons das 14jährige Gossenmädchen Ruby kennen. Trotz aller Unterschiede sind die Mädchen sich schnell sympathisch und
freunden sich an. Doch schon nach einigen Tagen werden sie voneinander getrennt, denn Ruby wird zu einer Pflegemutter aufs Land geschickt. Ungeachtet der Trennung wird die Freundschaft der beiden immer tiefer und sie begleiten sich durch die schwierigen Zeiten des 2. Weltkrieges ...

Zu Beginn der Geschichte hat man den Eindruck, dass Ruby das traurigere Leben hat, denn sie lebt in ärmlichen Verhältnissen, muss oft stehlen damit sie etwas zum Essen hat und ihre Mutter verkauft sich an Männer. Doch durch eine glückliche Fügung nimmt Rubys Leben eine Wende hin zum Guten, denn sie wird zu einer Pflegemutter aufs Land geschickt, die ihr ein liebevolles Zuhause bietet, dass Ruby so bisher nicht kannte.

Verity wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf, doch die Fassade trügt. Ihr Vater wird wegen Unterschlagung von der Polizei gesucht und das gesamte Vermögen wird beschlagnahmt. Verity muss mit ihrer Mutter in das karge Haus ihrer grimmigen Tante Hazel ziehen. Doch das ist nur der Anfang eines langen Leidensweges, an dem Veritys Vater Archie immer wieder einen Anteil hat.

Die Autorin spannt die Handlung über einen Zeitraum von 1935, als die beiden Mädchen sich kennenlernen bis mitten in den 2. Weltkrieg. Die historischen Ereignisse dieser Zeit bilden den dramatischen Hintergrund für die nicht weniger schlimmen Erlebnisse der beiden jungen Frauen, die immer wieder Schicksalsschläge hinnehmen müssen.

Der leicht zu lesende und unterhaltsame Schreibstil und immer wieder neue Einfälle der Autorin haben dafür gesorgt, dass keine Langeweile aufkommt.
Aber auch wenn Lesley Pearse Situationen ausführlich schildert, waren die Emotionen nicht immer für mich greifbar und Veritys Verhalten nicht immer nachvollziehbar. Besonders am Ende hat mich die ein oder andere ihrer Reaktionen erstaunt.

Obwohl das Thema nur oberflächlich gestreift wird, haben mir die Schilderungen darüber gut gefallen, was Frauen in Zeiten des Krieges alles geleistet haben, wie wichtig ihre Rolle war, egal welche Aufgabe sie übernahmen.

Fazit: Diese Geschichte über eine Freundschaft, die sich weder durch Entfernung noch durch dramatische Ereignisse erschüttern lässt, habe ich gerne gelesen.

Veröffentlicht am 26.06.2018

Schönes Roadmovie mit einem ungewöhnlichen Paar

Tage der Hoffnung
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Bea ist Witwe und lebt alleine mit ihrer Katze Phyllis in einem Trailer. Der monatliche Sozialhilfescheck ist bis auf den letzten Cent genau verplant und trotzdem kommt sie oft gerade so über die Runden. ...

Bea ist Witwe und lebt alleine mit ihrer Katze Phyllis in einem Trailer. Der monatliche Sozialhilfescheck ist bis auf den letzten Cent genau verplant und trotzdem kommt sie oft gerade so über die Runden. Als ein Betrüger ihr das komplette Guthaben vom Konto räumt, klingt das zwar nicht schlimm, aber für Bea ist das eine Katastrophe. Vor ihr liegt ein kompletter Monat voller Ausgaben und ohne einen Cent in der Tasche. Aus ihrer Verzweiflung heraus beschließt sie diesen Monat in ihrem Lieferwagen quer durch das Land zu fahren, um wenigstens die Nebenkosten zu reduzieren und ihrem Vermieter aus dem Weg zu gehen. Ob dieser Plan aufgeht?

Auf der anderen Seite ist die 15jährige Allie, die ihr bisheriges Leben wohlbehütet und in Wohlstand aufgewachsen ist. Als ihre Eltern beide unerwartet verhaftet werden und sie in der gleichen Nacht noch ihr Zuhause verlassen muss und in eine Unterkunft für Jugendliche gesteckt wird, steht auch ihre Welt bald auf dem Kopf, denn dort wird sie mehr herausgefordert als jemals zuvor.

Die beiden Protagonistinnen gehen sehr unterschiedlich mit ihrer jeweiligen neuen Situation um. Bea entwickelt ganz unerwartet eine fast schon stoische kriminelle Energie, die ich einer Frau in ihrem Alter und mit ihrer bisher ruhigen Vorgeschichte nicht zugetraut hätte. Dabei wird dies keineswegs verharmlost oder lustig dargestellt, sondern es zeigt schnörkellos zu welchen Mitteln sie greift, um zu überleben.

Allie dagegen hat einen enormen Gerechtigkeitssinn, der im Laufe der Zeit immer härter auf die Probe gestellt wird und sie teilweise in arge Bedrängnis bringt. Gebannt habe ich gelesen wie ihr von einem Moment auf den anderen der Boden unter den Füßen weggezogen wird und sie sich fassungslos in einer Welt wiederfindet in der es niemanden gibt, der auf sie aufpasst oder an den sie sich vertrauensvoll wenden kann. Im Gegenteil, jedes Mal wenn sie meint das Richtige zu tun wird ihre Situation nur noch verzweifelter, bis auch ihr nur noch die Flucht aus der Situation und dem System bleibt.

Besonders gut hat mir gefallen, wie die Autorin mit dem Verhältnis von Bea und Allie umgegangen ist. Allie drängt sich Bea in ihrer Verzweiflung regelrecht auf, was gar nicht so einfach ist, denn Bea ist mehr als unwillig und abweisend und würde Allie am liebsten gleich wieder loswerden. Es gibt auch keine spontane Verbrüderung oder große Gesten der Zuneigung. Bea bleibt knurrig und zurückhaltend und ist mehr als einmal genervt von Allies Art die Welt zu sehen. Und während Bea nach und nach lernt, was es heißt zu leben und dass es nicht weh tut freundlich zu sein und sich zu öffnen, muss Allie aufpassen, dass sie nicht sich selbst und ihre Werte verliert.

Der Autorin ist ein ganz wunderbares Roadmovie mit einem ungewöhnlichen Paar gelungen. Es ist eine ruhige Geschichte in der die Personen die Zeit bekommen sich in unterschiedlichen Situationen wiederzufinden und sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen. Hier gibt es keine radikalen Veränderungen der Charaktere, sondern das behutsame Öffnen auf neue Sichtweisen.

Der Schreib- und Erzählstil der Autorin haben mir sehr gut gefallen und das nächste Buch, welches ich von ihr lesen möchte, ist schon notiert.

Fazit: Ein ruhiges Roadmovie mit einem ungewöhnlichen und tollen Paar.

Veröffentlicht am 20.06.2018

Unterhaltsame und schöne Sommerlektüre

Wenn's einfach wär, würd's jeder machen
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Ausgerechnet an ihrem 27. Geburtstag und zwei Tage vor den Sommerferien erfährt die Musiklehrerin Annika Paulsen, dass sie für 2-3 Jahre an die berüchtigte Brennpunktschule Astrid-Lindgren-Schule versetzt ...

Ausgerechnet an ihrem 27. Geburtstag und zwei Tage vor den Sommerferien erfährt die Musiklehrerin Annika Paulsen, dass sie für 2-3 Jahre an die berüchtigte Brennpunktschule Astrid-Lindgren-Schule versetzt wird, weil dort Lehrermangel herrscht.
Sie hat nur einen Gedanken: Was muss ich tun um an mein geliebtes Werther Gymnasium zurückzukommen? Und so gründet sie eine Musical AG, in der Hoffnung an den richtigen Stellen auf sich aufmerksam zu machen. Dabei ist sie weder auf die Schüler, noch auf das Auftauchen ihrer ersten großen Liebe gefasst ...

Von Anfang an haben mir die Geschichte und die Idee von der zwangsversetzten Lehrerin sehr gut gefallen und mich an eine Mischung aus "Fuck Ju Göthe" und "Der Lehrer" erinnert.
Annika hat sich bisher auf ihrer bequemen Stelle am Werther Gymnasium ausgeruht. Sie hat ihre Arbeit zwar gewissenhaft und mit Freude erledigt, aber zusätzlich kein großes Engagement an den Tag gelegt und besondere Herausforderungen haben die Schüler und der Schulalltag ihr nicht gestellt.
Ganz anders sieht es an der Astrid-Lindgren-Schule (kurz ALS) aus. Diese Schule in einem der größten Problembezirke Hamburgs ist in Lehrerkreisen berüchtigt und gefürchtet. Hier wird sie wesentlich mehr gefordert. Man hat das Gefühl, dass sie etwas unwillig aus ihrem Dornröschen-Schlaf geweckt wird und es ist schön zu lesen, wie sie sich nach anfänglichen Schwierigkeiten immer mehr in diese Rolle einarbeitet.

Anhand einiger Schüler werden verschiedene Probleme von Jugendlichen aufgezeigt, die in sozialen Brennpunkten leben. Hier hätte die Autorin gerne näher auf die Probleme der einzelnen Kinder eingehen können, denn genau wie Annika sind mir die Kids nach und nach ans Herz gewachsen und ich hätte gerne mehr über sie erfahren.

Neben ihrer Arbeit als Lehrerin, muss sich Annika auch noch privaten Herausforderungen und Geistern aus der Vergangenheit stellen. Besonders in Sachen Liebe wird ihr Gefühlsleben ordentlich durcheinandergewirbelt, denn ausgerechnet ihre erste große Liebe, der Theaterregisseur Tristan, unterstützt sie bei der Vorbereitung des Musicals. Auch wenn mir relativ schnell klar war, wie sich dieser Handlungsstrang entwickeln wird, hat mir gut gefallen, was sich die Autorin hierzu außerhalb der gern genutzten Klischees hat einfallen lassen.

Ganz nebenbei hat mir das Buch auf humorvolle Art und Weise die Wahrheit über Tchibo-Regale eröffnet. Ich muss gestehen, inzwischen sehe ich sie mit anderen Augen und muss oft Grinsen, wenn ich daran vorbeigehe. Wenn ihr wissen wollt warum, dann lest dieses Buch!

Der lockere und leichte Schreibstil hat dafür gesorgt, dass ich diese unterhaltsame und schöne Geschichte trotz ein paar kleiner Längen regelrecht verschlungen habe. Ich habe mitgefühlt und oft auch geschmunzelt und die Kids und Annika gerne begleitet.

Fazit: Ein schöner und unterhaltsamer Wohlfühlroman zum Abschalten und Abtauchen.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Spannend, aber leider mit viel verschenktem Potenzial

Hades' Hangmen - Styx
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Nach dem Lesen der Kurzbeschreibung war ich in keinster Weise auf den Inhalt des Buches gefasst. Vor allem Maes Leben in einer religiösen Sekte und was sie dort erleiden musste war harter Stoff. Gemeinsam ...

Nach dem Lesen der Kurzbeschreibung war ich in keinster Weise auf den Inhalt des Buches gefasst. Vor allem Maes Leben in einer religiösen Sekte und was sie dort erleiden musste war harter Stoff. Gemeinsam mit anderen jungen Frauen lebt sie dort abgeschnitten von der Außenwelt und ist der Willkür der Männer ausgeliefert, bis ihr eines Tages die Flucht gelingt. Schade, dass man nicht erfährt, wie oder warum Mae dort gelandet ist, oder wie das Leben dort sonst verlaufen ist.
Besonders erschreckend ist bei diesem Bereich der Geschichte, dass das Geschehen von Zeugenaussagen ehemaliger Sektenmitglieder inspiriert wurde, mit denen die Autorin gesprochen hat.

Nach ihrer Flucht landet sie schwerverletzt bei der kriminellen Motorrad Gang „Hades’ Hangmen“ und der Bandenchef Styx fühlt sich sofort zu ihr hingezogen, denn sie ist das Mädchen, dass er seit 15 Jahren sucht.
Leider bedient sich die Autorin hier eines Zeitsprunges und so verpasst man Maes erste Wochen in Freiheit.
Schade, denn ich hätte gerne gelesen, wie sie die neue Welt für sich entdeckt und was ihr dabei durch den Kopf geht. So hat man Eindruck, dass sie ihr Martyrium relativ schnell und leicht hinter sich lässt.

Um die rauhe Schale und das harte und von Gewalt und Sex geprägte Leben der Hangmen zu verdeutlichen, bedient sich Tillie Cole einer meist derben und vulgären Sprache. Zusätzlich gibt es immer wieder Kämpfe, die mit Action für Spannung sorgen.

Das Buch war auf keinen Fall langweilig und die Autorin hat viele tolle Ideen, was die Handlung und die Personen betrifft, doch leider nutzt sie dieses Potenzial nicht, sondern konzentriert sich mehr auf den erotischen Aspekt. Schade, denn so konnte mich das Buch nicht überzeugen.

Am Ende wird klar, auf welches neue Paar sich die Fortsetzung konzentrieren wird. Fans des ersten Teils werden sich sicher darauf freuen.

Fazit: Spannende Geschichte um ein ehemaliges Sektenmitglied – leider mit viel verschenktem Potenzial.

Veröffentlicht am 05.06.2018

Eine warmherzige und humorvolle Geschichte

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Die Familie Ormerod hat es nicht leicht. Oma Gladys soll auf die 15jährige Ellie und den 10jährigen James aufpassen. Durch ihre beginnende Demenz passieren aber immer wieder Dinge, welche die drei in arge ...

Die Familie Ormerod hat es nicht leicht. Oma Gladys soll auf die 15jährige Ellie und den 10jährigen James aufpassen. Durch ihre beginnende Demenz passieren aber immer wieder Dinge, welche die drei in arge Bedrängnis bringen. Um Hilfe können sie niemanden bitten, denn sie befürchten, dass Gladys dann ins Heim kommt und die Kinder in Pflegefamilien. Und so übernimmt Ellie die Verantwortung, welche immer schwerer auf ihren Schultern lastet. Es wird deutlich wie belastend es für sie ist, sich wie eine Erwachsene um die Familie zu kümmern.

Durch Zufall (oder ist es Schicksal?) ruft Tom Major auf Gladys’ Handy an. Er ist Astronaut und unterwegs zum Mars – eine Mission ohne Wiederkehr. Er ist nicht der Vorzeige-Astronaut, den die British-Space-Agency gerne hätte, denn er ist griesgrämig, unfreundlich und löst lieber Kreuzworträtsel als Interviews zu geben.
Er hat seine Gründe, warum er der Erde und den Menschen den Rücken zukehren will und im Verlauf der Geschichte erfährt man welche Schicksalsschläge zu dieser Einstellung geführt haben.
Und obwohl er beim ersten Kontakt am liebsten aufgelegt hätte, versucht er in seiner knurrigen Art den Ormerods zu helfen.

Mit diesem Buch ist dem Autor eine warmherzige Geschichte gelungen. Von Anfang an hat mich die meist ruhige Handlung gefesselt, berührt und humorvoll unterhalten. Ich habe beim Lesen oft geschmunzelt und auch wenn das Ende etwas dick aufgetragen war, hat es mir sehr gut gefallen.

Fazit: Eine warmherzige und humorvolle Geschichte über eine Familie in Not, der unerwartet ein Astronaut mit Rat und Tat zur Seite steht.