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Veröffentlicht am 21.07.2022

Die faszinierende Reise einer mutigen Frau

Die Entdeckerin der Welt
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Worum geht’s?
Um 1700: Maria Sibylla Merian lässt sich von ihrem Mann scheiden, um mit ihren Töchtern ein freies Leben zu führen. Ohne Druck und Fremdbestimmung. In Amsterdam wollen sie einen Neuanfang ...

Worum geht’s?
Um 1700: Maria Sibylla Merian lässt sich von ihrem Mann scheiden, um mit ihren Töchtern ein freies Leben zu führen. Ohne Druck und Fremdbestimmung. In Amsterdam wollen sie einen Neuanfang wagen, frei ihre Kunst ausüben und Schmetterlinge studieren. Ein Studium, bei dem sie sich auch ihren Wunschtraum, die Insektenwelt Surinames zu entdecken, erfüllt.

Meine Meinung:
„Die Entdeckerin der Welt“ (Aufbau Digital, Juli 2022) von Alexander Schwarz ist ein historischer Roman in dem es um das Leben und Arbeiten der Maria Sibylla Merian geht. Dabei hält der Autor sich an die vielen überlieferten Fakten und bringt nur teils Fiktion hinein. Auch die meisten der vorkommenden Personen sind der Künstlerin und Wissenschaftlerin im Laufe ihres Lebens tatsächlich begegnet. Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Der Autor hat so viel Liebe in jedes noch so kleine Detail gelegt und die Flora und Faune aber auch die Menschen perfekt in Szene gesetzt.

Das Leben der Maria Sibylla hat mich wirklich fasziniert. Anders als andere Frauen um 1700 hat sie sich viele Freiheiten erkämpft. Z.B. ihre Reise nach Surinam, eine Frau allein bzw. mit ihrer Tochter Dorothea auf einem Schiff unterwegs war damals eigentlich undenkbar und dennoch hat sie es gewagt. Und auch ihre Forschung hat der Autor auf wunderbare Weise hervorgehoben. Ihre Faszination für alles, was da kreucht und fleucht, aber auch ihre Gefühle, ihr Kampf und ihre Krankheit. Alexander Schwarz hat es geschafft, dass wir nicht nur über die Naturforscherin gelesen haben, sondern dass wir sie kennenlernen und begleiten durften.

Nebenbei haben wir über die Gebietserlangung in Südamerika erfahren dürfen. Über den Sklavenhandel, das Leben der Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen. Haben neben den Tieren viel über die Pflanzenwelt erfahren und wie die sog. roten Sklaven sie als Heilkräuter einsetzen. Auch von Maria Sibyllas Leben bei den Labadisten haben wir einen Eindruck erhalten. Besonders gut an dem Buch hat mir gefallen, dass es sich wie ein Kreis schloss. Vom Plan, ihr drittes Werk über die Tierwelt Surinames zu schreiben bis hin zur Veröffentlichung des Buches. Und auf dem Weg von der Idee zum Buch durften wir wunderbare Menschen kennenlernen und Maria Sibylla von Amsterdam übers Meer nach Suriname und dort in den Dschungel und auf die Plantagen begleiten und haben mit ihr spannende Momente erlebt, aber auch erschreckende Momente. Haben mit ihr gekämpft, bis die Reise möglich war, auch wenn viele hohe Männer Amsterdams dem entgegenstanden. Sind mit ihr dann in die entlegensten Winkel des Dschungels gewandert, haben die schönsten Entdeckungen gemacht und nach der Rückkehr nach Amsterdam mit ihr gekämpft, bis es möglich war, das Buch zu Drucken und zu Veröffentlichen. Ein wunderschöne Gesichte über die spannende Entstehung eines Herzenswerks von Maria Sibylla Merian! Ich habe das Lesen sehr genossen!

Fazit:
In „Die Entdeckerin der Welt“ beschreibt Alexander Schwarz basierend auf Fakten und mit ein bisschen Fiktion das Leben der Maria Sibylla Merian. In dem Buch geht es um die Entstehung ihres dritten Buches, in welchem sie die Tier- und Pflanzenwelt Surinames vorstellt. Es ist ein langer Weg zur Veröffentlichung, aber auch eine spannende Reise von der Entstehung ihrer Idee im Kloster der Labadisten, über ihren Umzug nach Amsterdam, dort die Sponsorensuche. Und es gab viele Hindernisse: 1700 war es unerhört, dass eine Frau alleine solch eine Reise antritt. Und endlich in Suriname haben wir mit Maria Sibylla die wundervolle Flora und Faune entdecken dürfen, absolut schillernd dargestellt von dem Autor. Aber wir haben auch die Schattenseiten dort kennengelernt. Das Leben auf den Zuckerrohrplantagen, das Leben der Sklaven und den Sklavenhandel. Besonders schön war dann, als sich – nach einigem Kämpfen – der Kreis mit der Veröffentlichung ihres Herzenswerks schloss. Der Autor hat uns in diesem Buch mit Maria Sibylla auf eine wundervolle Reise geschickt, in der wir bezaubernde Bilder sehen durften, liebenswerte Menschen kennengelernt haben, aber auch grausame Szenen erleben mussten.

5 Sterne für dieses wirklich bezaubernde Buch über ein Herzensprojekt und die schillernde Welt der Schmetterlinge!

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Veröffentlicht am 19.07.2022

Spannendes Setup – aber eher für Young Adults

Als das Böse kam
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Worum geht’s?
Juno und Boy wachsen bei ihren Eltern auf einer einsamen Insel auf. Außer ihnen gibt es dort niemanden und auch ein Verlassen der Insel ist nicht möglich, da außerhalb tödliche Gefahren lauern. ...

Worum geht’s?
Juno und Boy wachsen bei ihren Eltern auf einer einsamen Insel auf. Außer ihnen gibt es dort niemanden und auch ein Verlassen der Insel ist nicht möglich, da außerhalb tödliche Gefahren lauern. Juno hält sich an die Gebote und Verbote ihrer Eltern, bis sie eines Tages am Strand einen jungen Mann trifft. Kann der Fremde ihr gefährlich werden?

Meine Meinung:
„Als das Böse kam“ (dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Juli 2022) ist ein Thriller von Ivar Leon Menger, der mich etwas verwirrt zurückgelassen hat. Das Buch ist einerseits spannend, die Idee hinter der Geschichte ist außergewöhnlich und es ist mitreißend geschrieben. Aber nach dem Lesen habe ich erstmal geschaut, ob ich irgendwo einen Hinweis finde, ob das Buch tatsächlich für Erwachsene oder nicht doch eher für Jugendliche ist, da die Spannung zwar da war, aber immer leicht zurückhaltend und vorsichtig gewirkt hat.

Als 16jährige wäre das mein Buch gewesen. Ich hätte mit Juno mitgefiebert, versucht, hinter die Geheimnisse ihrer Eltern zu kommen. Juno mit der interessanten Eigenschaft, dass ihr Finger zuckt, sobald sie lügt. Die aufwächst mit 7 Regeln ihrer Eltern, die nie gebrochen werden dürfen, ansonsten wird man hart bestraft. Auch die Szenerie ist spannend. Eine einsame Insel, immer wieder der Probealarm, falls „Fremdlinge“ kommen, die lebensgefährlich werden können und vor denen man sich verstecken muss. Wie kann man 16 Jahre alt werden wie Juno und ohne alles aufwachsen? Ohne Fernsehen, fast ohne Bücher. Ohne ein Wissen, was außerhalb der Insel ist? Das ist fast unvorstellbar!

Auch die Idee dahinter fand ich super spannend. Es geht um Kindesentführung und darum, wie es den Betroffenen geht – nicht den Eltern, sondern den Kindern. Eine wirklich außergewöhnliche Idee, die der Autor an sich auch gut umgesetzt hat. Wäre das Buch als Young Adult Thriller bezeichnet gewesen, hätte ich ohne mit der Wimper zu zucken volle 5 Sterne vergeben. Für einen Thriller für Erwachsene war mir die Umsetzung leider zu soft und zu wenig tiefgehend. Da hätte ich mir noch mehr Input und Hintergründe gewünscht. Mehr von der Vorgeschichte, mehr Spannung, mehr Thrill. Die Geschichte hatte wirklich alle Grundlagen, der perfekte Thriller zu werden, der Autor hat jedoch meiner Meinung nach seine Werkzeuge nicht vollständig genutzt. Daher muss ich leider 2 Sterne Abzug geben.

Fazit:
Mit „Als das Böse kam“ schreibt Ivar Leon Menger einen Thriller, der das Thema Kindesentführung behandelt. Die Grundidee ist super spannend und es ist mal etwas anderes! Wir erleben, wie die 16jährige Juno und ihr kleiner Bruder auf einer Insel aufwachsen. Nur mit ihren Eltern und ohne Kontakt zur Außenwelt. Versteckt vor den „Fremdlingen“, die ihnen lebensgefährliche werden können. Und wie Juno auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden anfängt, Fragen zu stellen und Antworten erhält, die sie vielleicht lieber nicht hören möchte. Die Grundidee des Buches ist wirklich genial, die Szenen passen perfekt und das Ganze aus der Sicht von Juno zu erleben, ist außergewöhnlich und wirklich interessant. Allerdings geht mir das Buch zu wenig in die Tiefe und der Autor nutzt das Potenzial, das in dieser Story steckt, leider nicht voll aus. Er setzt die Spannung nur sehr zurückhaltend um und es ist für mich eher ein Young Adult Thriller, den ich als Jugendliche atemlos verschlungen hätte, bei dem es mir als jedoch Erwachsene am Thrill fehlt.

Daher leider nur 3 Sterne für einen Thriller, dem ich als Jugendliche ohne zu zögern 5 Sterne gegeben hätte.

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Veröffentlicht am 12.07.2022

Ein ausdrucksstarker Roman über die Gesellschaftsschichten von Paris

Die Arena
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Worum geht’s?
In einem kleinen Laden wird Benjamin Grossmanns Handy gestohlen. Er verfolgt den Jugendlichen, den er als Täter vermutet, um ihn zur Rede zu stellen. Am nächsten Tag wird der Junge von einer ...

Worum geht’s?
In einem kleinen Laden wird Benjamin Grossmanns Handy gestohlen. Er verfolgt den Jugendlichen, den er als Täter vermutet, um ihn zur Rede zu stellen. Am nächsten Tag wird der Junge von einer Polizistin tot aufgefunden, die mit einem Fußtritt versucht, den vermeintlich Bewusstlosen zu wecken. Kurz darauf geht ein Video über diese angebliche Polizeigewalt viral.

Meine Meinung:
In ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ beschreibt Négar Djavadi eindrucksvoll die Gesellschaftsschichten in Paris. Ihr Schreibstil lässt die unterschiedlichen Milieus lebendig werden. Die Viertel der Reichen, der Ärmeren, die Gangs und die Lager der Immigranten.

Mit Benjamin Grossmann lernen wir die gehobene Pariser Schicht kennen. Er stammt aus einem ärmeren Viertel, in dem seine Mutter noch immer wohnt. Zu ihr hat er kaum mehr Kontakt, hat ein neues Leben begonnen. Ohne Sorgen. Es ist so schön wie schade zu sehen, wie er und seine Mutter tief verbunden sind und sich dasselbe voneinander wünschen, ohne es auszusprechen. Mit Asya Baydar erleben wir die Mittelschicht. Sie ist Polizistin und gerät aufgrund eines zusammengeschnittenen Videos, das viral geht, in den Mittelpunkt von Ermittlungen wegen Polizeigewalt. Sie, die als Ausländerin und eine der wenigen Frauen bei der Polizei zu einer Minderheit zählt, die sich hart hochgearbeitet hat und alles gibt erlebt, wie schnell das Leben durch ein kurzes Video zerstört werden kann. Und mit Camille alias @corky und den Jungs aus ihrem Viertel erleben wir die ärmere Schicht. Die Gangs. Anhand von ihnen und den Immigranten, wie z.B. Amir, zeigt Négar den Kampf ums Leben und Überleben. Und mit dem Journalisten Stéphane Jahanguir sehen wir, wie der Erfolgsdruck und Drogen ein Leben beeinflussen können.

Am Anfang habe ich etwas gebraucht, um in das Buch hineinzukommen, da die ersten Kapitel zwischen den unterschiedlichen Hauptprotagonisten doch etwas gesprungen sind. Als ich alle dann zugeordnet hatte, war das Buch aber umso spannender. Die Autorin hat uns mit hineingenommen in das bunte Leben von Paris. Mit Camilles Video haben wir gesehen, wie schnell man seine 5 Minuten Ruhm bekommt, wie schnell Leben zerstört werden können und wie schnell alles wieder vergessen ist. Und wir haben erlebt, wie Eskalation entsteht und die Leute aufgehetzt werden. Gut haben mir auch die unterschiedlichen Darstellungen der Arrondissements gefallen, nur ein paar Blocks auseinander und schon ist man in einer komplett anderen Welt. Das Buch ist ein Roman, der die Gesellschaft Paris auf wunderbare Weise widerspiegelt und uns am Leben einzelner Personen teilhaben lässt. Es gibt spannende Momente, es gibt Morde, es gibt lebensverändernde Ereignisse und es ist von Anfang bis Ende wirklich interessant zu Lesen. Man merkt, dass die Autorin in dieser Stadt lebt und einen tiefen Einblick hat – dieses Buch atmet Paris!

Fazit:
Négar Djavadi lässt in ihrem Gesellschaftsroman „Die Arena“ Paris lebendig werden. Wir erleben die Stadt und ihre unterschiedlichen Milieus. Mit Benjamin Grossmann lernen wir die wohlhabende Bevölkerungsschicht kennen. Und wir sehen, wie eine Verwechslung ein ganzes Leben ändern kann. Ein bisschen leidgetan hat mir, dass er und seine Mutter dasselbe voneinander wünschen, es sich aber nicht auszusprechen trauen. Dass die beiden eigentlich eine tiefe Verbindung haben, die aber versteckt ist. Mit Camille erleben wir, wie schnell man mit einem Video 5 Minuten Ruhm erlangt. Und wie ein Video, das viral geht, Leben zerstören kann, obwohl es die Allgemeinheit schon einen Tag später wieder vergessen hat. Mit ihr bekommen wir auch einen Eindruck in die Welt der dort lebenden Immigranten und den Drogenhandel. Und anhand der Polizistin Asya, genannt Sam, erleben wir, wie gegen Polizeigewalt vorgegangen wird. Und wie mit gezielt geschnittenen Videos Leben zerstört werden können. Das Buch gibt ein eindrucksvolles Bild von Paris ab und ist zugleich spannend, erhellend und wirklich interessant zu lesen. Lediglich am Anfang hatte es einige Längen, bis ich in dann in die Geschichte eintauchen konnte.

4 Sterne für diesen spannenden Gesellschaftsroman über eine lebendige Stadt der Unterschiede und Kulturen!

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Faszinierend und farbenprächtig

Die Hennakünstlerin
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Worum geht’s?
Lakshmi flieht aus einer gewalttätigen Ehe – etwas, das im Indien der 1950er Jahre einfach undenkbar ist. Sie schlägt sich nach Jaipur durch und mit viel Glück gelingt es ihr, sich dort als ...

Worum geht’s?
Lakshmi flieht aus einer gewalttätigen Ehe – etwas, das im Indien der 1950er Jahre einfach undenkbar ist. Sie schlägt sich nach Jaipur durch und mit viel Glück gelingt es ihr, sich dort als Hennakünstlerin einen Namen zu machen und die Damen der höheren Gesellschaft zu bemalen. Als jedoch eines Tages ihr Ehemann vor der Tür steht, kommt die Vergangenheit zurück und sie ist kurz davor, alles zu verlieren.

Meine Meinung:
„Die Hennakünstlerin“ (Verlagsgruppe HarperCollins, Juni 2022) ist ein einfach bezaubernder Roman und zugleich das Debüt von Alka Joshi. Ihre Hauptfigur wurde von ihrer Mutter inspiriert, eine Frau, die wie Lakshmi früh in eine arrangierte Ehe gegeben wurde. Als die Autorin sich überlegte, wie das Leben ihrer Mutter hätte aussehen können, entstand die Idee für ihren farbenprächtigen und eindrucksvollen Roman.

In diesem dürfen wir Lakshmi begleiten. Sie kommt aus dem Nichts, wird mit 15 verheiratet. Ihr einziger Lichtblick in diesen Jahren ist ihre Saas, ihre Schwiegermutter, die sie in der Kräuterheilkunde unterrichtet. Das und die Hennamalerei sind dann auch die Fertigkeiten, die ihr helfen, sich nach der Flucht aus der gewalttätigen Ehe ein Leben in Jaipur aufzubauen. Mit ein bisschen Glück und den richtigen Kontakten gelingt es der jungen, durchsetzungsstarken Frau so, in die höheren Kreise der Gesellschaft zu kommen und diesen Frauen zu „dienen“. Anhand Lakshmis Geschichte erleben wir das Kastenwesen in Indien, den Stand, den Frauen haben, die ohne Mann dastehen und auch, was mit einer Frau passiert, die sich nicht an die Regeln hält. Und wir erleben die Traditionen mit, die immer noch gelebt werden. Obwohl die 1950-70er Jahre noch nicht so lange zurückliegen, muten die gesellschaftlichen Regeln in Indien teils doch sehr mittelalterlich an.

Die Geschichte liest sich wie von selbst. Der Einblick, den wir in die einzelnen Kasten und auch in den Palast bekommen, ist einfach wundervoll! Ich liebe es, Lakshmi zu begleiten. Zusammen mit Malik, den sie als Straßenjunge aufgenommen hat und Radha, ihrer Schwester sowie Kanta, die eine Freundin wird, erleben wir, wie Lakshmi in den Palast eingeführt wird. Wie sie Hari, ihrem Ehemann, wieder begegnet. Wie sie kurz davor steht, alles zu verlieren und sich doch immer wieder hochkämpfen kann. Der Schreibstil der Autorin hat mich total gefesselt. Die Düfte, die Öle, das Hennapulver, das Leben in den Straßen – ich habe alles bildhaft vor mir gesehen und fast riechen können. Und ich habe unheimlich Lust bekommen, mich in die Welt der indischen Kräuter und Öle einzulesen und diese selbst auszuprobieren. In einem Interview am Ende des Buches verrät die Autorin, dass sie basierend auf einem der Protagonisten aus diesem Buch schon an einem weiteren Roman arbeitet und ich freue mich sehr, dass wir eine Fortsetzung bekommen werden, so beeindruckt hat mich das bunte und abenteuerliche Leben von Lakshmi, ihrer Familie und ihren Freunden!

Fazit:
Mit „Die Hennakünstlerin“ schreibt Alka Joshi einen wirklich eindrucksvollen Debütroman. Basierend auf dem Leben ihrer Mutter bzw. deren Leben, wie es hätte sein können, baut die Autorin um Lakshmi eine Geschichte auf, die bezaubert und begeistert. Ihr Schreibstil ist absolut farbenprächtig. Die Geschichte ihrer Protagonistin anrührend. Ich hatte sie fast sofort ins Herz geschlossen. Und auch ihre Schwester Radha und Malik, den frechen Straßenjungen, habe ich gemocht! Die Autorin hat uns auf ungeheuer mitreißende Art das Kastensystem im Indien der 1950-70er Jahre vorgestellt und die Traditionen nähergebracht. Wir haben erlebt, was mit Frauen passiert, die ohne Mann dastehen oder die plötzlich zu Waisen werden. Wie abhängig sie doch sind und wie wenig selbstbestimmt sie leben können. Es war einfach schön, Lakshmi auf ihrem Weg begleiten zu dürfen und ich habe total Lust bekommen, mich mit indischen Kräutern und Ölen zu beschäftigen und diese auch für mich zu verwenden! Besonders gefreut hat mich, dass die Autorin in einem Interview am Ende des Buches erklärt, dass sie schon an einer Fortsetzung arbeitet.

5 Sterne von mir für diesen beeindruckenden Roman und ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil!

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Veröffentlicht am 04.07.2022

Schräg und etwas verwirrend

Der letzte Schrei
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Worum geht’s?
Der queere Oded Chefer arbeitet mehr oder weniger erfolglos als Privatermittler, als sich ihm eine einmalige Chance eröffnet. Binyamin Direktor, ein angesagter Manager der High Society, beauftragt ...

Worum geht’s?
Der queere Oded Chefer arbeitet mehr oder weniger erfolglos als Privatermittler, als sich ihm eine einmalige Chance eröffnet. Binyamin Direktor, ein angesagter Manager der High Society, beauftragt ihn, im Falle eines seiner Schäfchen für ihn tätig zu werden. Schnell muss Oded feststellen, dass nicht alles Gold ist, was glänzt und nicht jeder die Wahrheit sagt.

Meine Meinung:
„Der letzte Schrei“ ist ein Kriminalroman von Yonatan Sagiv. Er spielt in Tel Aviv und der Autor führt seine LeserInnen hinein in die Welt der sog. queeren Bevölkerung. Anfangs war für mich der Schreibstil des Autors etwas ungewohnt und so hat es gedauert, bis ich so richtig in dem Buch angekommen war. Dennoch fand ich den Ausflug in die Welt des Sein und Schein, der Unterschied zwischen den Vierteln der High Society und der ärmeren Bevölkerung sowie ins Rotlichtmilieu sehr interessant.

Mit Oded Chefer, dem Hauptprotagonisten, konnte ich allerdings bis zum Ende nicht recht warm werden. Anfangs hat mich verwirrt, dass der Autor von Männern sowohl als sie als auch als er gesprochen hat. Eventuell war das, um die Diversität seiner Charaktere hervorzuheben? Mich hat es jedenfalls bis zum Ende hin verwirrt. Und Oded ist einerseits ein interessanter Charakter, andererseits ein Mensch, der sich selbst gegenüber nicht ehrlich ist und nicht ehrlich sein kann. Von daher passt er gut in die Scheinwelt der Prominenten, die der Autor malt, allen voran Alon und Binyamin, zwei Charaktere aus der High Society. Gut gefallen haben mir die Charaktere von Mona und ihren Mädels aus der Trans-Community. Von ihnen haben wir leider nur kurz am Ende lesen dürfen, aber diese Gruppe war wirklich schillernd und genial.

Der Fall selbst hat mich etwas verwirrt. Es gab durchaus spannende Momente, allerdings kamen die immer unerwartet und plötzlich und anfangs hat die Geschichte auf mich etwas zusammenhanglos gewirkt. Wir haben nicht viel von den Ermittlungen mitbekommen, sondern alles hat etwas zufällig angemutet. Nur im Mittelteil, als Oded an der Schule von Carine war, wurde es etwas spannender. Der Roman hatte also durchaus amüsante Momente und aufregende Stellen und auch die Einblicke in die unterschiedlichen Communities haben mir gefallen. Am Ende hat mir dann aber leider doch etwas mehr Tiefe gefehlt und auch Spannung kam nicht wirklich auf. Dadurch hatte das Buch für mich leider doch einige Längen. Eine gute Basisstory und spannende Charaktere, aus denen der Autor m.E. mehr hätte herausholen können.

Fazit:
Mit „Der letzte Schrei“ schreibt Yonatan Sagiv einen Kriminalroman, in dessen Mittelpunkt Tel Aviv und der queere Privatermittler Oded Chefer stehen. Der Ausflug in die unterschiedlichen Communities hat mir gut gefallen. Sei es in das Leben der Reichen und Schönen, als auch in das Rotlichtmilieu und in die Trans-Community. Hier hat der Autor uns wirklich bildhaft in die einzelnen Persönlichkeiten hineingeführt, besonders Mona und ihre „Mädels“ gefielen mir sehr. Dennoch kam während des Lesens keine richtige Spannung bei mir auf und auch die Bezeichnung von Oded und Co. mal als er und mal als sie hat mich eher verwirrt. Vielleicht wollte der Autor damit die Diversität seiner Protagonisten herausstellen? Obwohl es spannende und amüsante Momente gab, hatte das Buch für mich doch auch einige Längen aufzuweisen, das Ende wirkte etwas zu konstruiert und mit Oded, dem Hauptprotagonisten, konnte ich bis zum Ende nicht richtig warm werden.

Dennoch gute 3 Sterne für den spannenden Einblick in die diversen Communities in Tel Aviv.

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