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Veröffentlicht am 15.05.2022

Wissenschaft trifft Fiktion – einfach perfekt

Schmelzpunkt
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Worum geht’s?
Grönland: Es wird immer wärmer, die Struktur des Eises verändert sich und dann findet der Inuk Nanoq unzählige verendete Fische und Vögel. Ohne äußere Verletzungen. Die deutsche Wissenschaftlerin ...

Worum geht’s?
Grönland: Es wird immer wärmer, die Struktur des Eises verändert sich und dann findet der Inuk Nanoq unzählige verendete Fische und Vögel. Ohne äußere Verletzungen. Die deutsche Wissenschaftlerin Dr. Hanna Jordan untersucht die Tiere und kommt dadurch einer schrecklichen Wahrheit auf die Spur, einer Wahrheit, die sie zwischen die Fronten der Großmächte bringt.

Meine Meinung:
„Schmelzpunkt“ ist das erste Buch, das ich von Wolf Harlander lese – und ich bin absolut begeistert! Es ist wirklich brandaktuell, ein Politthriller, der nicht nur auf den Ukrainekrieg hinweist, sondern auch die Klimaveränderung und den Kampf der Großmächte um das Territorium Antarktis aufzeigt. Und das alles in einem beeindruckend bildhaften Schreibstil – das Buch ist für mich ein absoluter Pageturner.

Zunächst schreibt der Autor aus den unterschiedlichen Perspektiven von dem Touristenführer Nanoq, des Biologin Hannah bzw. den BND-Mitarbeitern Diana und Nelson, lässt aber dann im Laufe des Buches die Perspektiven zusammenlaufen, was eine ganz eigene Dynamik hervorbringt. Die Charaktere wirken alle authentisch und sind perfekt gewählt. Besonders urig fand ich auch Uju, Nanoqs Großvater, der noch an die Geister des Eises und des Meeres glaubt. Diese Vermischung auch aus dem Traditionellen mit dem Modernen hat mir gut gefallen. Tierzähne zum Schutz auf der einen Seite, Atomwaffen und neueste Technik auf der anderen. Die Dynamik der Protagonisten untereinander war genial, ebenfalls das Miteinander der befreundeten Geheimdienste, das Tun der Russen und der Chinesen, die Arbeit der Söldnertruppen. Der Umgang mit der Katastrophe – zum Glück nur Fiktion, aber eine Fiktion, die man so deutlich vor sich sieht, dass man Angst hat, sie könnte Realität werden – und viel fehlt ja leider hierzu auch nicht mehr.

Die Story selbst war total spannend. Schon die Veränderung des Eises und der Natur an sich. Aber auch der Kampf um das Territorium, das Agieren der unterschiedlichen Großmächte, der Wettstreit um Territorium und Rohstoffe und dazwischen noch eine ganz andere, fiktive Katastrophe, durch die die Spannung immer weiter Anstieg. Es gab mehrere Spannungspeaks: Die Spionagetätigkeiten, Verfolgungsjagden und Forschungstätigkeiten haben zwischendurch immer wieder kleine Spannungsbomben gezündet, dafür war das Ende fast schon ruhig und gesittet, aber doch so, wie man es in der Realität vermuten würde. Dieses Buch ist mit eins der besten, die ich in diesem Jahr gelesen habe, der Autor ist definitiv auf meiner Must-Read-Liste gelandet und ich werde zum Thema Kampf um das Territorium Arktis auf jeden Fall noch im Internet recherchieren, weil das wirklich mehr als spannend ist, was in der Welt passiert, das vielleicht doch etwas an den Nachrichtenthemen und damit der Bevölkerung vorbeigeht.

Fazit:
Mit „Schmelzpunkt“ hat Wolf Harlander einen absoluten Pageturner in unsere Bücherregale gebracht! Er verwebt die brandaktuellen Themen wie den Ukrainekrieg, den Klimawandel, die Extremwetter, den Wettstreit um Macht und den Kampf um das Territorium und die Rohstoffe der Arktis mit einer spannenden fiktionalen Katastrophe. Er schafft authentische Charaktere, zeichnet eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen und bring explosive Szenarien zum Leben – man kann einfach nicht aufhören zu lesen! Mir haben die Charaktere gefallen, ich habe die Arktis so lebendig vor mir gesehen, das Eis, die Menschen, die Tiere und ich habe das Gefühl, dass ich viel neues Wissen aufsaugen konnte aber auch perfekt unterhalten wurde.

Dafür kann ich nur 5 Sterne geben und eine absolute Leseempfehlung für diesen genialen Politthriller!

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Eine herrlich leichte Urlaubslektüre

Café Meerblick
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Worum geht’s?
Nach dem Tod ihrer Freundin Sophie zieht sich Mona in sich zurück. Bis sich Sophies Todestag jährt und deren kleine Schwester mit einer Kiste vor Monas Tür steht. Eine Kiste, die Erinnerungen ...



Worum geht’s?
Nach dem Tod ihrer Freundin Sophie zieht sich Mona in sich zurück. Bis sich Sophies Todestag jährt und deren kleine Schwester mit einer Kiste vor Monas Tür steht. Eine Kiste, die Erinnerungen und ein Notizbuch mit schönen Momenten enthält und einen Brief, der Mona auffordert, auf ihre gemeinsame Lieblingsinsel Norderney zu reisen. Eine Reise, die Monas Leben verändert.

Meine Meinung:
„Café Meerblick“ (Ullstein Buchverlage, April 2022) von Christin-Marie Below ist ein unheimlich schöner und leichter Roman, den man am besten direkt am Strand liest. Ich mag den Schreibstil, so locker und doch so unglaublich lebendig. Und der Wechsel zwischen dem Erleben von Mona und den Auszügen aus dem Notizbuch, das Sophie ihr geschrieben hat. Diese Auszüge fand ich besonders berührend.

In dem Buch geht es um eine Sandkastenfreundschaft, die eigentlich ein Leben lang halten sollte. Um Mona und Sophie, die sich von klein auf kennen und so viel gemeinsam erlebt haben und so viele gemeinsame Träume und Pläne hatten. Und um Krankheit und Verlust. Um Mona, die ihre beste Freundin an eine Krankheit verliert. Die mit der Trauerbewältigung zu kämpfen hat. Die aber Unterstützung hat von ihrem besten Freund Chris und von ihrer Mutter. Das Buch zeigt, wie wichtig Freunde und Familie sind.

Als dann Sophies Schwester Franzi ihr die Kiste und das Buch von Sophie bringt, fängt eigentlich erst so richtig Monas Trauerbewältigung an. Ich finde es wunderschön, wie die Autorin die Reise von Mona nicht nur auf die Insel, sondern auch zurück zum Leben und zur Freude beschreibt. Die Menschen, die sie dort kennen und lieben lernt, allen voran Caro, sind einfach nur toll. Wie offen sie sind und was für eine tolle Clique sich bildet. Und wie Mona auch aus den Worten ihrer verstorbenen Freundin Kraft zieht und endlich wieder zurück ins Leben findet. Den gemeinsamen Traum doch noch leben möchte. Diese Entwicklung hat die Autorin auf wirklich bezaubernde Weise beschrieben und ich wäre am Liebsten dabei gewesen, auf der Insel mit den ganzen Leuten dort und hätte mit ihnen gefeiert und gelacht. Teilweise hätte es gerne noch etwas tiefer gehen können. Z.B. hätte ich mir noch emotionalere Beschreibungen der Gefühle und Gedanken von Mona in Bezug auf Sophie gewünscht und auch die Sache mit Tarik war manchmal etwas oberflächlich, wofür ich einen Stern Abzug geben muss. Aber dies nur eine kleine Randnotiz, alles in allem hat mich der Roman mehr als gut unterhalten und ich würde mich sehr auf ein Wiedersehen im Café Meerblick mit all den liebgewonnenen Charakteren freuen! Dieser Roman ist ein wunderschönes Buch, das Mut macht und zu Herzen geht.

Fazit:
Mit „Café Meerblick“ schreibt Christin-Marie Below einen wunderbar herrlich leichten Roman, der Mut macht und zu Herzen geht. Sie schreibt über Trauerbewältigung, über Freundschaft und über die schönen Momente im Leben. Und nimmt uns mit auf Monas Reise; wir dürfen Franzi und Caro kennenlernen, Freundinnen, wie man sich keine bessern wünschen könnte. Auch wenn ich mir an einigen Stellen einen tieferen Einblick in Monas Gefühlswelt erhofft habe und auch in Bezug auf die Geschichte mit Tarik noch etwas mehr Tiefe gewünscht hätte, so hat mir das Buch doch sehr viel Freude bereitet und ich kann es jedem empfehlen, der auf der Suche nach einer leichten Urlaubslektüre ist, die motiviert, Mut macht und ein bisschen ans Herz geht.

4 Sterne von mir und ich hoffe, wir sehen uns bald wieder im Café Meerblick!

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Veröffentlicht am 11.05.2022

Amüsant, unterhaltsam, empathisch und emotional

Morgen kann kommen
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Worum geht’s?
Als Ruth im Mülleimer einer Drogerie ein Foto findet, steht sie urplötzlich vor dem Aus ihrer Ehe. Sie weiß nicht was tun und wohin sie gehen kann und entflieht an einen Ort aus ihrer Kindheit, ...



Worum geht’s?
Als Ruth im Mülleimer einer Drogerie ein Foto findet, steht sie urplötzlich vor dem Aus ihrer Ehe. Sie weiß nicht was tun und wohin sie gehen kann und entflieht an einen Ort aus ihrer Kindheit, in das Haus ohne Hausnummer im Ohnsorgweg. In dem ihre Schwester wohnt. Ihre Schwester, zu der sie seit einer Ewigkeit keinen Kontakt hat.

Meine Meinung:
„Morgen kann kommen“ (Rowohlt Verlag, April 2022) von Ildikó von Kürthy ist das erste Buch, das ich von der Autorin lese. Aber ich kenne sie tatsächlich noch aus meiner Jugend mit ihren Artikeln in der Zeitschrift Brigitte. Schon damals hat mir ihre leichte, aber doch tiefgründige Art zu schreiben sehr gefallen. Schön bei dem Buch sind auch die eingepflegten Zeichnungen, die eine kleine Besonderheit darstellen.

Das Buch selbst ist einfach unterhaltsam zu lesen. Die Autorin bietet uns eine Vielfalt an Emotionen, lustigen Szenen und empathischen und ganz eigenen Charakteren. Die WG, die Gloria in dem Haus im Ohnsorgweg gegründet hat, ist einfach nur schön. Ein lustig zusammengewürfelter Haufen, bei dem man direkt einziehen möchte. Es wirkt alles so leicht und unbeschwert und doch haben jede und jeder sein/ihr Päckchen zu tragen. Die Autorin verbindet auf einzigartige Weise die Themen Betrug, Narzissmus, Selbstaufgabe, Fremdgehen aber auch Freundschaft, Verzeihen, Krankheit und Zusammenhalt auf eine einzigartige Art miteinander. Erzählt von Menschen, die sich verlieren und dann wiederfinden. Von Selbstaufgabe und Selbstvertrauen. Dabei erzählt sie aus unterschiedlichen Perspektiven, was die Gedanken und Ansichten der einzelnen Personen noch deutlicher hervorbringt.

Es hat unheimlich Spaß gemacht, Ruth zu begleiten, zu sehen, wie sie und ihre Schwester sich nach der langen Zeit wiedersehen. Mit den beiden gemeinsam alte Probleme zu thematisieren. Dann die Fastenkur von Erdal – wer hat das nicht schon durchgemacht. Und wie Ildikó von Kürthy dann betrogene Ehefrau und Affäre zusammenbringt, einfach grandios! Dann Sozi, der gegen seinen Hirntumor ankämpft. Der treue Freund von Gloria, der immer für sie da war und das war es auch, was mich am Ende besonders berührt hat, dass er, der sein Leben lang für andere da war, erleben durfte, dass alle auch für ihn da sind und er nicht alleine ist. Ein wirklich schönes Buch mit tollen Charakteren – es wäre so schön, wenn es das Haus im Ohnsorgweg tatsächlich geben würde.

Fazit:
In „Morgen kann kommen“ erzählt Ildikó von Kürthy auf wirklich amüsante aber auch anrührende Weise die Geschichte von Ruth, Gloria, Sozi, Fatma und all den anderen. Wir dürfen sie begleiten durch Freundschaft und Krankheit. Dürfen die Verzweiflung miterleben, den Kampf mit den Kilos, das Akzeptieren seiner selbst und das alles in dem Haus im Ohnsorgweg mit seiner WG, gegründet von Gloria, in die ich am Liebsten direkt mit einziehen würde. Ein bunt zusammengewürfelter Haufen Menschen, vereint durch das Schicksal und verbunden durch eine tiefe Freundschaft und Vertrauen, wo jeder für jeden da ist und jeder sein darf, wie er ist.

5 Sterne für dieses wirklich schöne Buch, das kurzweilig aber doch auch tiefsinnig zu lesen war!

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Mitreißend und farbenprächtig – ich liebe die Neuseeland-Sagas einfach

Der Klang des Muschelhorns
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Worum geht’s?
Idas Familie wächst weiter und hat mit Hass und Neid zu kämpfen. Als Chris und Cat bei einem Schiffsunglück als vermisst gelten und wenig später für tot erklärt werden, versucht Jane, Rata ...

Worum geht’s?
Idas Familie wächst weiter und hat mit Hass und Neid zu kämpfen. Als Chris und Cat bei einem Schiffsunglück als vermisst gelten und wenig später für tot erklärt werden, versucht Jane, Rata Station an sich zu reißen und Linda und Carol zu vertreiben.

Meine Meinung:
„Der Klang des Muschelhorns“ von Sarah Lark ist der zweite Teil der Feuerblüten-Saga und er ist fast noch mitreißender und ereignisreicher, als der erste Teil. In ihrer lebendigen Sprache verwebt die Autorin auch hier wieder Geschichte und Fiktion und nimmt uns mit durch die atemberaubende Kulisse Neuseelands, hinein in die Welt der eingewanderten Pakeha und der Maori.

Idas Familie ist mir inzwischen richtig ans Herz gewachsen. Linda, Mara, Carol – in diesem Teil werden die Mädchen erwachsen und finden ihr Glück, natürlich wieder, wie wir das von Sarah Lark kennen, über einige Umwege. Und auch Ida und ihr Karl haben inzwischen ein kleines Cottage auf der Nordinsel, wo sie ihren Lebensabend verbringen wollen. Auch der Teil mit Chris und Cat und dem Schiffsunglück ist so unglaublich greifbar dargestellt – die Autorin fasziniert mich immer wieder! Und in diesem Roman dürfen wir bereits die nächste Generation kennenlernen, was jetzt schon Vorfreude auf den nächsten Teil weckt.

Dieser Teil ist allerdings auch sehr kriegerisch. Te Ua Haumene, ein Maori-Prediger, sammelt Krieger aus unterschiedlichen Pas (Maori-Kriegsdörfern) zusammen, um die Pakeha, die Weißen, von der Insel zu vertreiben, die ihr Land angeblich gestohlen haben. Und stellenweise war es wirklich grausam zu lesen, was die Maori ihren Opfern angetan haben. Aber auch ebenso faszinierend – Sarah Lark erweckt Geschichte wieder zum Leben. Wir durften die Military Settlers begleiten. Ebenfalls ein Stück erlebte Geschichte. Und natürlich die fiktiven Parts, Franz – Idas Bruder – der als Reverend zurück nach Neuseeland kommt, sich von seiner Vergangenheit löst und sein Glück als Leiter eins Waisenhauses findet. Er macht hier sicher die größte Verwandlung durch. Te Haitara und Jane, für die sich auch endlich alles zum Guten wendet und Chris und Cat, die noch enger zueinander finden. Das Buch hat einfach wieder Spaß gemacht zu lesen und ich bin zeitweise wirklich komplett aus der Realität abgetaucht in die bunte und lebendige Welt der Insel auf der anderen Seite der Erde.

Fazit:
In „Der Klang des Muschelhorns“, dem zweiten Teil ihrer Feuerblüten-Saga, nimmt uns Sarah Lark wieder mit auf eine faszinierende Reise quer durch Neuseeland. Wir begleiten die Military Settlers, erleben Te Ua Haumene und seinen Aufstand gegen die pakeha – Geschichte, die die Autorin wieder zum Leben erweckt. Wir begleiten Ida und Cat und ihre Töchter. Erleben mit, wie sie erwachsen werden, wie sie kämpfen müssen, teilweise wirklich ums Überleben. Und am Ende dürfen wir dann noch die nächste Generation kennenlernen. Ein wieder überaus faszinierendes Buch, ein Stückchen lebendig gewordene Geschichte gepaart mit mitreißender Fiktion und das vor der farbenprächtigen und wundervoll dargestellten Kulisse Neuseelands.

5 Sterne für dieses faszinierende Buch, das mich komplett in eine andere Welt hat eintauchen lassen.

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Veröffentlicht am 07.05.2022

Anfangs schwierig zu lesen, dann aber wirklich fesselnd

Meine geniale Freundin
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Worum geht’s?
Elena und Lila sind von klein auf beste Freundinnen, aber es ist auch eine schwierige Freundschaft. Die beiden wachsen in einem kleinen italienischen Dorf auf und sind auch im hohen Alter ...



Worum geht’s?
Elena und Lila sind von klein auf beste Freundinnen, aber es ist auch eine schwierige Freundschaft. Die beiden wachsen in einem kleinen italienischen Dorf auf und sind auch im hohen Alter noch gut befreundet, als Lila plötzlich verschwindet und alles aus ihrem Leben löscht. Bilder, Gegenstände, nicht ist mehr da.

Meine Meinung:
Mit „Meine geniale Freundin“ beginnt Elena Ferrante ihre neapolitanische Saga um die Freundinnen Elena und Lila. Und obwohl alles rein fiktiv ist hat man doch das Gefühl, als erzähle die Autorin aus ihrem eigenen Leben. Aus der Ich-Perspektive beginnt sie in der Gegenwart und geht dann schnell zurück in die Kindheit und Jugend der Protagonisten. Dabei verwendet sie eine wunderschöne und außergewöhnlich literarische Sprache.

Gemeinsam mit Elena und Lila erleben wir, wie das Leben in einem kleinen, italienischen Dorf nahe Neapel in den 1950er Jahren ist, in dem alles volkstümlich anmutet und noch alte Werte und Gedanken gelten. Jeder kennt jeden und die Unversehrtheit der Mädchen wird hoch geschätzt bis hin zur Blutrache, wenn ein Junge oder Mann ein Mädchen falsch anschaut oder gar anfasst. Und wir haben mit den Solaras die Herren der Kleinstadt, die Mafia, wie sie in keinem solchen Roman fehlen darf.

Anfangs fand ich es etwas beschwerlich zu lesen. Im ersten Teil sind Lila und Elena 6-7 Jahre alt und lernen sich gerade kennen. Dabei versetzt sich die Autorin wunderbar in die Gedankenwelt eben dieser Altersgruppe hinein. Das war es aber auch, was es mir etwas schwer gemacht hatte. Später, ab der Jugendzeit der beiden, fiel mir das Lesen dann deutlich leichter und es wurde spannender. Wir werden aus Sicht der beiden hineingetragen in dieses kleine Dorf im Rione, wachsen mit den beiden zusammen auf und erleben hautnah ihre Wünsche und Träume mit. Eine wunderschöne Geschichte über eine Freundschaft, die durch dick und dünn geht, mit all ihren Gemeinsamkeiten aber auch mit der typischen Eifersucht und dem Gefallen wollen und Nacheifern. Und das ganze vor der Kulisse eines kleinen Dorfes, in dem jeder jeden kennt. Den Weg der Freundinnen zu verfolgen macht wirklich Spaß und man hat das Gefühl, die Autorin wäre tatsächlich ihre Protagonistin Elena und hätte alles genau so erlebt, so lebendig wirkt die Geschichte. Als ich dann so richtig im Geschehen drin war, war das Buch leider schon zu Ende mit der Hochzeit von Lila und jetzt bin ich gespannt auf den zweiten Teil. Wird Lila wirklich glücklich werden? Wird Elena sich Nino angeln? Und wie geht es überhaupt mit dem kleinen Dorf weiter, das wie eine Welt für sich wirkt? Ein wirklich schönes Buch über eine anrührende Freundschaft.

Fazit:
Elena Ferrantes „Meine geniale Freundin“ ist der erste Teil ihrer neapolitanischen Saga um die Freundinnen Elena und Lila. Und obwohl es rein fiktiv ist hat man doch das Gefühl, die Autorin erzählt aus ihrem eigenen Leben! Die Kindheit der beiden ist etwas schwierig zu lesen, obwohl es erstaunenswert ist, wie gut sich die Autorin in die Gedanken und die Sicht der Kinder hineinversetzt. Ab der Jugendzeit wird es dann spannender und mitreißender. Die Freundschaft von Elena und Lila wächst und wir sind mit dabei. Bei den beiden, ihrer Entwicklung. In dem kleinen Ort, in dem alles noch fast mittelalterlich anmutet und die Blutschande noch hochgehalten wird. In dem die Mafia regiert und jeder den Wunsch hat, mehr zu sein als er ist.

Gute 3 Sterne für diesen gelungenen Einstieg und ich setzte hohe Erwartungen in den nächsten Teil!

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