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Veröffentlicht am 24.02.2022

Emotional und eindrucksvoll

Das Mädchen mit dem Drachen
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„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts; leben muss man es aber vorwärts“ (Kierkegaard)

Worum geht’s?
Nach dem Tod Ihres Partners reist Léna an den Golf von Bengalen, um zu sich selbst zu finden. ...

„Verstehen kann man das Leben nur rückwärts; leben muss man es aber vorwärts“ (Kierkegaard)

Worum geht’s?
Nach dem Tod Ihres Partners reist Léna an den Golf von Bengalen, um zu sich selbst zu finden. Eine Reise, die sie nie mit Francois machen konnte. Dort am Strand begegnet ihr jeden Morgen ein kleines Mädchen mit seinem Drachen. Ein Mädchen, das nicht spricht, aber doch Lénas Leben verändert.

Meine Meinung:
„Das Mädchen mit dem Drachen“ (S. Fischer Verlag) ist der dritte Roman von Laetitia Colombani. Und auch dieser hat mich wieder absolut begeistert. Die Autorin schafft es wieder, mit ihren Worten Bilder und Gefühle zu zeichnen, wie man es nur selten findet. Das Buch ist leicht zu lesen und gibt einem doch so viel zu denken.

Mit Léna reisen wir gemeinsam nach Indien. Eigentlich will sie dort nur vor der schrecklichen Realität fliehen, dem Tod ihres Partners. Wieder zu sich finden. Als sie dort dann das Mädchen mit dem Drachen trifft, Holy/Lalita, und durch Zufall herausfindet, dass diese weder lesen noch schreiben kann, beginnt sie, es ihr beizubringen. Durch Zufall begegnet sie noch Preeti und ihrer Roten Brigade, einer Vereinigung, die sich für Frauen einsetzt. Und gemeinsam mit ihr gründet sie dann eine Schule für die armen der Gesellschaft. Für die Menschen aus der Schicht der Unberührbaren.

Anhand dieser Geschichte bringt uns Laetitia Colombani Indien näher. Nicht nur das schöne, touristische Indien, sondern die dunklen Seiten des Landes. In der 12jährige Kinder zwangsverheiratet werden, Unberührbare ausgegrenzt und Frauen als Menschen zweiter Wahl behandelt werden, geschlagen und vergewaltigt, vor allem die Frauen aus der Gruppe der Dalit. Von vielem hatte ich schon gehört oder gelesen, aber es dann fast real am Schicksal dieser Charaktere miterleben zu dürfen, war doch etwas ganz anderes. Und das ist etwas, das die Autorin wirklich gut kann: Eine fiktive Geschichte Realität werden lassen. Menschen zum Leben erwecken, mit denen man mitfühlt, mitlacht und mitweint. Dieses Buch hat Abgründe in unserer Welt aufgezeigt aber auch gezeigt, dass es Menschen in der Gesellschaft gibt, die da sind und etwas ändern möchten. Ein Buch, das Mut und Hoffnung macht.

Fazit:
Mit „Das Mädchen mit dem Drachen“ gewährt uns Laetitia Colombani einen eindrucksvollen Einblick in das Leben in Indien. Das Indien der Armen, der Dalit, der Unberührbaren. Mit Léna, die ihrer eigenen schrecklichen Realität entfliehen und hier zur Ruhe kommen möchte, erleben wir das Schicksal der Frauen und Mädchen hautnah und als sie Preeti von der Roten Brigade kennenlernt, dürfen wir mit ihr gemeinsam für die Rechte dieser Frauen kämpfen, für ihre Unversehrtheit und für ihr Recht auf Bildung. Und obwohl das nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein ist, so ist es doch für Lalita und all die anderen Mädchen eine Tat, die ihre Leben verändert.

5 Sterne für dieses wieder einmal eindrucksvolle und emotionale Buch!

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Veröffentlicht am 23.02.2022

Ein brandaktueller Wirtschaftsthriller, hochinteressant und rasant

Das Bitcoin-Komplott
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Worum geht’s?
Eine Gruppe aus 7 Personen schließt sich zusammen, um die Weltwirtschaft zu manipulieren und den Bitcoin als neue Weltwährung durchzusetzen. Mitten hinein in dieses Komplott gerät Martin, ...

Worum geht’s?
Eine Gruppe aus 7 Personen schließt sich zusammen, um die Weltwirtschaft zu manipulieren und den Bitcoin als neue Weltwährung durchzusetzen. Mitten hinein in dieses Komplott gerät Martin, der an einem Buch über den berüchtigten Satoshi Nakamoto schreibt und für den das Komplott plötzlich mehr als persönlich wird.

Meine Meinung:
Andreas Brandhorst hat schon mehrere herausragende Wirtschaftsthriller geschrieben und „Das Bitcoin-Komplott“ (Fischer Taschenbuch, 02/2022) steht diesen in nichts nach. Wieder gelingt es dem Autor, ein brandheißes Thema herauszufischen und darum herum einen absolut genialen Thriller zu bauen. Dieses Mal ist sein Thema der Bitcoin, Satoshi Nakamoto und das Geheimnis dahinter. Sein Schreibstil ist wie immer mitreißend und brillant und selbst die schwierigen wirtschaftlichen und technischen Details bringt er locker und einfach rüber und die Seiten fliegen nur so dahin!

Zum einen erzählt er aus der Perspektive von den Sieben, angeführt von Francis Forsythe. Eine Gruppe von 7 Wirtschaftsbossen, 5 Männer und 2 Frauen, die sich zusammengeschlossen haben, um den Bitcoin als neue Weltwährung durchzusetzen und sich dadurch erhoffen, die Welt demokratischer und sicherer zu machen. Oder sind sie doch nur an ihrem eigenen Wohlergehen interessiert? Auf der anderen Seite haben wir Martin und Dakota. Martin, der ein Buch über den berüchtigten Satoshi Nakamoto schreibt und dessen Familie ermordet wurde; Dakota, eine Hackerin und Martins Freundin, die ihn tatkräftig unterstützt. Das sind die Hauptpersonen der Geschichte und ich muss sage, Dakota mochte ich von allen am Liebsten und Anthony, der Sekretär von Francis Forsythe, er war wohl der loyalste von allen. Am Meisten überrascht hat ich allerdings Xanadu, eine der 7 und ein absolut geheimnisvoller und tiefgründiger Charakter.

Die Geschichte selbst fand ich unheimlich spannend. Wir haben ein bisschen von der Wirtschaftskrise mitbekommen, durften einen kleinen Blick hineinwerfen, wie Regierungen und Geheimdienste arbeiten und haben erlebt, wie Menschen mit Geld Dinge steuern und lenken können – man bekommt richtig Angst. Und dann noch die Geschichte mit und um Martin. Es war spannend von Anfang bis Ende. Absolut atemberaubend! Seien es die Geschehnisse in der Schweiz, wo alles begann, auf dem Hausboot von Oma Myrthe. Mein Puls wurde schneller, als wir mit Dakota und Martin auf der Flucht waren und die Szenen auf Grönland waren absolut unglaublich! Und wir hatten nicht nur einen Showdown, sondern gleich mehrere und ein Ende, das Platz für Spekulationen lässt, aber dennoch auch ein sehr gelungenes Ende ist! Ein weiteres Buch von Andreas Brandhorst, das einen die Realität für kurze Zeit ausschalten lässt!

Fazit:
Mit „Das Bitcoin-Komplott“ gelingt Andreas Brandhorst ein weiterer, absolut genialer Wirtschaftsthriller. Die Weltwirtschaft und der Bitcoin stehen hierbei im Mittelpunkt. Wir bekommen einen kleinen Eindruck, was der Bitcoin ist, was mit ihm möglich ist. Wie die Wirtschaft gelenkt wird und wie Geheimdienste und Regierungen arbeiten. Und das alles anhand eines spannenden Falls, in dem Martin und Dakota in eine Jagd geraten, die absolut atemberaubend ist! Es ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite und mit dem Bitcoin hat der Autor wieder den Zahn der Zeit getroffen.

5 Sterne von mir und eine absolute Empfehlung an alle, die Thriller im Stil von Elsberg & Co. lieben und beim Lesen auch etwas lernen möchten!

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Veröffentlicht am 22.02.2022

Verwirrend und bedrückend

Der fürsorgliche Mr. Cave
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Worum geht’s?
Terence Cave hat nicht nur seine Mutter, sondern auch die Liebe seines Lebens und seinen Sohn verloren. Alle starben vor ihrer Zeit und geblieben ist ihm nur Byrony, seine Tochter, die er ...

Worum geht’s?
Terence Cave hat nicht nur seine Mutter, sondern auch die Liebe seines Lebens und seinen Sohn verloren. Alle starben vor ihrer Zeit und geblieben ist ihm nur Byrony, seine Tochter, die er jetzt mit Angst und Liebe erdrückt.

Meine Meinung:
Bis jetzt war Matt Haig einer meiner Lieblingsautoren, dessen Bücher ich fasziniert verschlungen habe. Mit „Der fürsorgliche Mr. Cave“ (Droemer Knaur, Februar 2022) lässt er mich allerdings etwas verwirrt zurück. Das Buch ist wirklich gut geschrieben und der Autor beschreibt die Verlustängste und die übertriebene Fürsorge eines Vaters, der Angst hat, auch noch seine Tochter zu verlieren, sehr authentisch. Er schafft einen sehr realen Einblick in die dunkle Welt einer alles zerstörenden Liebe, was das Buch zugleich – obwohl es gut zu lesen ist – doch schwer zu lesen macht und ein bedrückendes Gefühl in mir zurückgelassen hat.

Matt Haig schreibt aus der Sicht des Antiquitätenhändlers Terence Cave, der versucht, sich in einem Brief seiner Tochter zu erklären. Und vielleicht auch versucht, sich selbst zu erklären, wie die Entwicklung von einem liebenden Vater hin zu einem Vater, dessen Liebe seine Tochter zu ersticken droht, vor sich ging. Und so gut der Autor die Gedanken und Gefühle des Vaters transportiert hat, so bedrückend und beängstigend war das Gefühl, das ich beim Lesen hatte. Ich wollte Byrony die ganze Zeit vor ihrem Vater beschützen, der sich zu einer Art überfürsorglicher Psychopath entwickelt hat und von dem ich das Gefühl hatte, es wäre ihm am Liebsten, wenn es außer ihm und seiner Tochter niemanden sonst auf der Welt gäbe. Einerseits konnte ich seine Verlustängste verstehen, nach allem, was er in seinem Leben erlebt hat. Dennoch war es erschreckend, zu lesen, wie Terence denkt, fühlt und handelt und ich kann verstehen, dass die Tochter sich fühlt wie von einem Diktator unterjocht und überwacht.

So gut das Buch geschrieben ist und so real der Autor uns in eine Welt von Verlustängsten und Wahnvorstellungen einführt: Leichte Kost ist dieses Buch definitiv nicht. Einerseits spannend zu lesen, lässt es mich doch auch bedrückt und mit einem schweren Herzen zurück und auch ein bisschen zwiegespalten. Interessant, aber nichts für leichte Gemüter! Ich hoffe sehr, sein nächstes Buch ist wieder optimistischer und lebensbejahender, da er für mich wirklich einer der Autoren ist, die Gefühle und Bilder in Worten perfekt darstellen können und es schaffen, Welten entstehen zu lassen und zu Motivieren und der mich bislang immer auch andere Blickwinkel auf die Dinge gelehrt hat.

Fazit:
Mit „Der fürsorgliche Mr. Cave“ hat Matt Haig ein Buch geschrieben, das man definitiv als schwere Kost bezeichnen muss. Er bringt die Gefühle wie Depression, Angstzustände, Verlustangst und Besessenheit perfekt rüber, was zugleich aber ein sehr bedrückendes Gefühl in mir zurückgelassen hat. Er zeigt die Dunkelheit und Ausweglosigkeit aus einer Depression wirklich realistisch auf. So gut das Buch geschrieben ist, hat mir jedoch z.B. die Motivation, die mir sein Buch „Die Mitternachtsbibliothek“ gegeben hat, sehr gefehlt. Dieses Buch hat mich wirklich extrem bedrückt.

Dennoch gute 3 Sterne und ich hoffe, sein nächstes Buch wird wieder lebensbejahender!

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Veröffentlicht am 20.02.2022

Dieses Buch geht unter die Haut

Solange es ein Morgen gibt
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Worum geht’s?
Jessica hat das perfekte Leben. Ein neuer Job als Chefredakteurin, eine perfekt laufende Beziehung. Die Welt scheint ihr offen zu stehen, doch das Schicksal ist ein mieser Verräter und sie ...

Worum geht’s?
Jessica hat das perfekte Leben. Ein neuer Job als Chefredakteurin, eine perfekt laufende Beziehung. Die Welt scheint ihr offen zu stehen, doch das Schicksal ist ein mieser Verräter und sie erhält die Diagnose Brustkrebs. Ihr Freund betrügt sie. Ihre heile Welt zerbricht in tausend Scherben, die sie langsam versucht, wieder zusammenzusetzen.

Meine Meinung:
Mit „Solange es ein Morgen gibt“ schreibt Laura Price einen Roman, der wirklich unter die Haut geht! Gemäß Nachwort hatte sie selbst vor 10 Jahren die Diagnose Brustkrebs erhalten und das merkt man ihrem Buch an. Nur wer diese schreckliche Krankheit erlebt hat, kann so real darüber schreiben, über die Krankheit, die Gefühle, die Emotionen, wie das Leben, die Bekanntschaften/Freundschaften/Beziehungen dadurch beeinflusst werden. Das Buch hat mich wirklich tief bewegt.

Und auch die Charaktere in dem Buch haben real gewirkt. Jessica, deren Leben sich durch die Diagnose Brustkrebs komplett verändert. Sie ist eine Frau, die man einfach bewundern muss. Und die Folgen der Diagnose, ob sie jemals Kinder haben kann? Trotz der Chemotherapie hat sie weiter gearbeitet, versucht, für ihre Freunde und ihren Dad da zu sein. Ganz besonders ans Herz gewachsen ist mir auch Annabel, die mit noch nicht mal 30 die Diagnose Brustkrebs bekommen hat. Auch sie ist einfach nur eine Inspiration, die das Leben nimmt, wie es kommt und das Beste daraus macht. Die jedem Tag ein Lächeln abringt, egal, wie gut oder schlecht es ihr geht.

Dieses Buch ging mir wirklich total zu Herzen. Die Krankheitsgeschichte von Jessica mitzuerleben. Die Tiefs und Hochs, die Chemotherapie, wie es ihr damit ging. So erschreckend real hat das alles gewirkt, ich hatte mehrmals Tränen in den Augen! Doch nicht nur diese Geschichte hat uns die Autorin erzählt, sondern auch die Geschichte der Freundinnen von Jessica. Kate, die an Wochenbettdepression leidet. Lauren, die sich in eine Beziehung stürzt, nur um nicht das 5. Rad am Wagen zu sein. Dann die ganzen Frauen, die versuchen, Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen und mit welchen Problemen und Sorgen sie dadurch belastet sind. Dieses Buch ist ein Buch der Emotionen und auch ein Buch, in dem sich wohl jede Frau in einem der Charaktere wiederfinden kann. Ein Buch, das Mut macht aber auch die unschöne Wahrheit klar aufzeigt und kein Blatt vor den Mund nimmt. Ein Buch, das man mit einem lachenden und einem weinenden Auge liest.

Fazit:
In „Solange es ein Morgen gibt“ erzählt Laura Price die Geschichte von Jessica, die mit Anfang 30 die Diagnose Brustkrebs erhält. Die Autorin hat selbst vor 10 Jahren diese Diagnose erhalten und das merkt man ihren Worten an. Die Gefühle, Emotionen auf der einen Seite, das Durchleben der Chemotherapie, zuvor die Eizellenentnahme auf der anderen Seite. Wie das Umfeld damit umgeht und wie Jessica ein neues, vielleicht sogar besseres Selbstbewusstsein aufbaut. Es ist einfach unglaublich emotional! Und auch die Charaktere im Umfeld von Jessica sind perfekt gewählt. Ich habe das Buch verschlungen, immer mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

5 Sterne für Jessicas Geschichte, die wirklich unter die Haut geht!

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Veröffentlicht am 17.02.2022

Spannende Ermittlungen im Zeichen der Ostalgie

Im Schatten der Wende
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Worum geht’s?
Tobias Falck macht in der DDR eine Ausbildung zum Polizisten. Als er fast fertig ist, fällt die Mauer und alles ändert sich. Er wird dem Kriminaldauerdienst Ost zugeteilt und die Ermittlungen, ...



Worum geht’s?
Tobias Falck macht in der DDR eine Ausbildung zum Polizisten. Als er fast fertig ist, fällt die Mauer und alles ändert sich. Er wird dem Kriminaldauerdienst Ost zugeteilt und die Ermittlungen, die er vor dem Mauerfall begann, verfolgen ihn weiter. Ermittlungen, die im Schatten der Wende stehen und die ihn fast an seine Grenzen bringen.

Meine Meinung:
Mit „Im Schatten der Wende“ (dtv Verlagsgesellschaft, Februar 2022) schreibt Frank Goldammer einen Kriminalroman, der nicht nur spannend ist, sondern auch deutlich darstellt, wie es für die Menschen dort im Allgemeinen und die Polizei im Besonderen war, als die Mauer fiel. Vor welchen Problemen und Zukunftsängsten sie plötzlich standen und welche Hoffnungen sie hatten. Er beleuchtet hierbei in einem ausdrucksstarken Schreibstil auch das Leben in der DDR vor dem Mauerfall. Und wir dürfen Teil sein an polizeilichen Ermittlungen Ende der 1980er Jahre, erleben den Sturm auf das Stasi-Hauptgebäude und bekommen einen Einblick in das Leben der Menschen, das Warten auf eine Wohnung, den Zerfall der Gebäude und in die Ostalgie der 1980er Jahre.

Besonders gut gefallen hat mir Tobias Falcks Vorgesetzter Schmidt. Er macht zugleich auch die wohl größte Entwicklung durch. Von einem kauzigen Eigenbrötler zu einem echten Teamplayer. Doch auch Tobias gefällt mir gut und seine Kollegin Steffi Bach. Die drei entwickeln sich im Laufe des Buches zu einem tollen Ermittler-Trio bzw. -Quartett, als dann noch Westpolizisten Suderberg hinzukommt.

Und anhand dieser Charaktere dürfen wir einen wirklich spannenden Kriminalfall erleben, der es in sich hat und am Ende richtig an Fahrt und Spannung aufnimmt. Dies alles vor den Kulissen der ehemaligen DDR. Den Problemen, denen sich die Bevölkerung ausgesetzt sah. Der Bespitzelung durch die Stasi – war dein Nachbar Freund oder Feind? Der Wohnungssuche, nur als Familie mit Kind hattest du Chancen, eine gute Wohnung zu bekommen. Das bringt Frank Goldammer wie nebenbei mit in die Ermittlungen ein, dass man die damalige Zeit im Osten wirklich vor sich sieht. Das Handeln mit Westgütern. Die Gedanken und Träume der Menschen. Dieses Buch ist nicht nur ein Kriminalroman, sondern so viel mehr. Zwischendrin hatte ich zwar kurzzeitig das Gefühl, als mache der Autor einen Zeitsprung und hier fehlt mir auch etwas, als es plötzlich mit dem KDD weitergeht, aber ansonsten hat mich das Buch gut unterhalten und ich hatte das Gefühl, einen wirklich authentischen Blick in das ehemalige Ostdeutschland bekommen zu dürfen.

Fazit:
„Im Schatten der Wende“ von Frank Goldammer ist nicht nur ein Kriminalroman, der am Ende an Spannung richtig Fahrt aufnimmt, sondern auch ein historischer Roman, der das Leben und Arbeiten in der ehemaligen DDR aufzeigt. Die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, die Werte der Menschen und der Politik, das Leben im Schatten der Stasi. Wir dürfen Tobias, Steffi und Schmidt auf ihren Ermittlungen begleiten, erleben ihre Entwicklung zu einem guten Ermittler-Trio mit. Sehen die Unterschiede zwischen der Zeit vor und nach dem Mauerfall. Auch wenn es in der Mitte des Buches m.E. eine Lücke gegeben hat, und Tobias plötzlich von der Polizei der DDR im KDD saß – da hätte ich tatsächlich gerne mehr erfahren. Wie das kam, was dazwischen passierte. Aber wirklich gestört hat das nicht und am Ende war das Buch sogar nochmal richtig spannend.

4 Sterne von mir für diesen ostalgisch spannenden Kriminalroman!

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