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Veröffentlicht am 30.09.2021

Unerwartete Wendungen, interessante Charaktere, spannende Plottwists

Wer das Feuer entfacht - Keine Tat ist je vergessen
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Worum geht’s?
Auf einem Hausboot in London wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Erstochen. Ist Laura seine Mörderin, die etwas seltsame junge Frau, die die Nacht mit ihm verbracht hat? Doch auch ...

Worum geht’s?
Auf einem Hausboot in London wird die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Erstochen. Ist Laura seine Mörderin, die etwas seltsame junge Frau, die die Nacht mit ihm verbracht hat? Doch auch seine Tante, sein Onkel und seine neugierige Nachbarin Miriam, die ihre Nase zu tief in Dinge steckt, die sie nichts angehen, scheinen durchaus ein Motiv zu haben.

Meine Meinung:
Mit „Wer das Feuer entfacht“ hat Paula Hawkins mal wieder meisterhaft bewiesen, dass sie es wie kaum eine andere schafft, mit den Sympathien ihrer LeserInnen den ProtagonistenInnen gegenüber zu spielen und diese zu verwirren. Sie schafft es alleine durch Worte, einen Charakter in der Gunst der LeserInnen steigen oder fallen zu lassen. Und nebenbei bringen ihre Worte Verwirrung, Faszination und lassen einen einfach nicht los. Man muss weiterlesen um zu wissen, was hinter allem steckt und was die Wahrheit ist. Auch die Erzählart ist interessant. Teilweise lesen wir Ausschnitte aus Theos Buch, teilweise geht es zurück in die Vergangenheit und teilweise sind wir im hier und jetzt. Und egal in welchem Teil wir gerade sind – alles kann mögliche Hinweise auf den oder die TäterIn liefern.

Die Charaktere sind besonders gelungen. Laura, die nach einem Unfall in ihrer Kindheit ihre Gefühle nicht immer ganz im Griff hat und ab und zu Austicker hat. Es ist einfach genial, wie die Autorin dieses „Krankheitsbild“ umsetzt. Wie real das alles wirkt. Dann haben wir noch den Autor Theo und seine Frau Carla, Onkel und Tante des Ermordeten. Auch sie sind gelungene Charaktere, ebenso wie die etwas seltsame Nachbarin Miriam, die selbst einen einschneidenden Vorfall in ihrer Jugendzeit erleben musste, der einen psychischen Knacks bei ihr hinterlassen hat. Sie ist mit eine der besten Charaktere neben Laura, da sie einfach so unglaublich krasse Psychosen hat. Und wir haben noch Irene, die beste Freundin und Nachbarin von der verstorbenen Mutter des Ermordeten. Sie mag ich besonders. Eine 80jährige, die nach außen hin nicht mehr ganz bei sich scheint, es aber faustdick hinter den Ohren hat.

Die Geschichte selbst ist nicht blutig – aber das Buch ist auch ein Roman und kein Thriller. Dennoch ist von Anfang an eine unglaubliche Spannung da. Man muss unbedingt wissen, wer hinter allem steckt. Jeder hat ein Motiv und doch auch wieder nicht. Alle sind irgendwie durch die Vergangenheit, die Gegenwart oder durch familiäre Bande miteinander verbunden. Und die Art, wie die Autorin die Geschichte aufbaut ist mehr als gelungen. Bis zum Ende weiß man alles und doch nichts und ich habe dieses Buch wirklich verschlungen!

Fazit:
Mit „Wer das Feuer entfacht“ zeigt Paula Hawkins wieder einmal auf geniale Art und Weise, wie gekonnt sie mit der Psyche ihrer LeserInnen spielen kann. Wie sie es schafft, authentische Charaktere zum Leben zu erwecken und eine Story um sie herum aufzubauen, die ihre LeserInnen in den Bann zieht, nicht mehr loslässt und bis zum Ende daran zweifeln lässt, wem man vertrauen kann und wem nicht. Jeder hat eine Vergangenheit, jeder hat ein Motiv und doch kann nur einer der Täter oder die Täterin sein. Bis zum Ende macht es Paula Hawkins spannend und hält einem vor Augen, wie leicht wir doch zu täuschen sind. Und – im Gegensatz zu vielen anderen Büchern – bekommen wir am Ende alle Fragen beantwortet, was zeigt, wie akribisch und genau die Autorin arbeitet und recherchiert.

5 Sterne von mir für diesen genialen Cocktail aus Verwirrungen, Psychosen, Plottwists und Spannung!

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Ein Psychothriller, der dir die Abgründe der Menschheit aufzeigt

Sharing – Willst du wirklich alles teilen?
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Worum geht’s?
Markus und seine Frau Bettina führen ein erfolgreiches Car- und Wohnungssharingunternehmen. Möchten damit Gutes tun. Für die Menschen und die Umwelt. Doch als Markus‘ Familie entführt wird ...

Worum geht’s?
Markus und seine Frau Bettina führen ein erfolgreiches Car- und Wohnungssharingunternehmen. Möchten damit Gutes tun. Für die Menschen und die Umwelt. Doch als Markus‘ Familie entführt wird und der Entführer ihm einen Spiegel vorhält, bekommt das Wort „Sharing“ plötzlich eine ganz andere Bedeutung und für Markus beginnt ein Wettlauf mit der Zeit.

Meine Meinung:
„Sharing – willst du wirklich alles teilen“ (S. Fischer Verlag, 09/2021) ist mein erstes Buch von Arno Strobel. Ich habe bislang von dem Autor nur Gutes gehört und diese Empfehlungen wurden bei Weitem noch übertroffen! Dieses Buch ist ein Psycho-Thriller, den man zu keinem Zeitpunkt aus der Hand legen möchte. Allein die Sprache des Autors: Er hatte mich von der ersten Seite an. Ich habe die Personen, die Szenen vor mir gesehen. Ich konnte die Angst spüren. Und der Autor hat es geschafft, allein durch Worte alles immer schneller werden zu lassen, sodass man als LeserIn diesen Wettlauf mit der Zeit gespürt hat, außer Atem war und doch immer weitermachen musste.

Die Charaktere waren einfach genial. Wem konnte man vertrauen und wem nicht? Markus, der liebevolle Familienvater und erfolgreiche Unternehmer. Er war mir sympathisch. Aber konnte er das wirklich sein oder war dieses Gefühl trügerisch? Sein Begleiter Juss, ein scheinbarer Unterstützer in der Not. Sein Kollege Phillip, ist er wirklich ein Freund? Auch die Kommissare Mantzke und Bauer sind absolut authentisch. Sie reagieren so, wie wir das von Ermittlern erwarten, jedoch nicht erhoffen. Allesamt Protagonisten, die man besser nicht hätte zum Leben erschaffen können!

Dann die Story selbst! Es fängt spannend an. Und dem Autor gelingt es, dass ich im Laufe des Ganzen mehrmals an mir selbst gezweifelt habe. Das nenne ich Psycho-Thriller, wenn man sich nicht mehr sicher sein kann, wer gut ist und wer böse. Und die Jagd selbst. Es hat mich fast schon ein bisschen an einen Escape-Room erinnert. Man konnte als LeserIn miträtseln. Mitfiebern. Die Spannung riss wirklich zu keinem Zeitpunkt ab. Und jedes Mal, wenn ich dachte, jetzt stehen wir kurz vor der Lösung oder wenn ich glaubte, etwas in der Hand zu haben, bei dem ich mir sicher sein konnte, hat der Autor nochmal eins draufgesetzt. Der Ausflug ins Darknet, über das man immer so viel hört und das doch irgendwo auch ein Mysterium ist, hat mir besonders gut gefallen. Und mich gleichermaßen erschreckt. Wie viele Menschen sind bereit, für Grausamkeiten zu bezahlen!?! Auch das Ende war genial, passend und auch ein bisschen unerwartet. Im Kapitel über den Autor steht, dass dieser Grenzerfahrungen liebt und gerne an seine LeserInnen weitergibt. Und ja: Dieses Buch ist definitiv eine Grenzerfahrung!

Fazit:
„Sharing – willst du wirklich alles teilen“ von Arno Strobel ist ein Psycho-Thriller, der seinesgleichen sucht. Das Buch hatte mich von der ersten Seite. Die Charaktere waren so real, ich habe mitfühlen können. Mitfiebern können. Ich hatte beim Lesen Angst zu blinzeln, um ja nichts zu verpassen. Hatte immer einen grausamen Blick im Nacken, der mir Gänsehaut verschafft hat. Besonders der Ausflug in das Darknet und die Abgründe der Menschheit hat mir gut gefallen und mich gleichermaßen entsetzt. Wozu sind Menschen fähig? Der Autor hat es zudem geschafft, dass ich bis zum Ende nicht mehr wusste, wer ist gut und wer ist böse? Wem kann ich vertrauen? Das ist es, was ich von einem Psycho-Thriller erwarte!

5 Sterne von mir für dieses Meisterwerk, das wirklich eine Grenzerfahrung in das Vertrauen an die Menschheit darstellt!

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Veröffentlicht am 29.09.2021

Ein Thriller über erschreckenden Abgründe, Gehirnwäsche und vollständige Hörigkeit

Nur das Böse
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Worum geht’s?
Auf dem Weg von ihrer Familie zurück zur Uni wird Julie entführt und von einem wahnsinnigen Paar gefangen gehalten, die der Überzeugung sind, dass sie die Auserwählte ist. Eingesperrt in ...

Worum geht’s?
Auf dem Weg von ihrer Familie zurück zur Uni wird Julie entführt und von einem wahnsinnigen Paar gefangen gehalten, die der Überzeugung sind, dass sie die Auserwählte ist. Eingesperrt in eine Kammer ohne Tageslicht hofft sie monatelang auf Rettung, während ihre Entführer versuchen, ihren Willen zu brechen.

Meine Meinung:
„Nur das Böse“ (S. Fischer Verlag, 09/2021) von Koethi Zan erschien im Original bereits 2017 und hier gleich die erste Frage: Warum mussten wir auf dieses Buch so lange warten? Die Autorin greift ein Thema auf, das so verstörend wie erschreckend ist. Es geht um Gehirnwäsche, blinde Hörigkeit, gebrochenen Willen und Wahnvorstellungen. Und die Umsetzung in einen Thriller ist mehr als gelungen! Die Sprache ist mitreißend. Erzählend mit Rückblicken aus Coras Vergangenheit sowie aus der Gegenwart von Julie und Cora bzw. Adam, bekommen wir einen Einblick, wie so eine Abhängigkeit/Hörigkeit entstehen kann und wie sich das in der Gegenwart auswirken kann. Und was die Autorin uns hier erzählt, ist einfach nur abgrundtief Böse und erschreckend verstörend.

Wir erleben mit, wie Cora aufwächst. Sie kennt ihre Mutter nicht. Ihr Vater ist alkoholabhängig und gewalttätig, verlangt aber auch absoluten Gehorsam. Cora wächst auf in diesem Gewaltmilieu und ist immer auf der Flucht. Nie bleibt sie an einem Ort länger. Als der Aufenthalt doch einmal doch von längerer Dauer ist, besiegelt das ihr Schicksal endgültig. Auf diesen Reisen lernt sie auch ihren späteren Mann James kennen. Der sich als der Auserwählte versteht und Jünger um sich schart. Die beiden heiraten und Cora, die zuvor alles tat, um ihrem Vater zu gefallen, hat nun James, der für sie alles ist. Sein Wort ist ihr Gesetz – ausgesprochen oder unausgesprochen. Wir erleben diese Entwicklung mit und auf der einen Seite tut mir Cora unendlich leid. Auf der anderen Seite schafft die Autorin es aber auch in Form von Julies Entführung, einen absoluten Hass auf Cora zu schüren. Einerseits erleben wir Cora in der Opferrolle, andererseits aber auch in der Täterrolle. Dann haben wir noch Adam, den beurlaubten Ermittler, der von Coras Fall getrieben ist und nicht aufhören kann zu suchen und diese Suche über alles stellt.

Der Aufbau der Story ist genial. Es geht direkt auf der ersten Seite los und im Laufe der Zeit schafft Koethi Zan es auf außergewöhnliche Art die Entwicklung darzustellen. Den Wahn. Die Abhängigkeit. Ich war direkt mitten drin in der Geschichte. Habe mit Julie mitgefiebert. Mit der kleinen Cora gehofft. Die Autorin hat mit meinen Gefühlen gespielt. Es war einfach nur unglaublich! Die Spannung riss nie ab. Immer war ein Kribbeln unter der Haut spürbar. Man hat auf den nächsten Knall nur gewartet – der auch sicher kam. Die Frage war nur, ob er physisch oder psychisch war und wen es erwischte. Dieses Buch hat mich gefesselt und der Einblick in die Psyche der Menschen, den uns die Autorin gegeben hat, war einfach unglaublich!

Fazit:
„Nur das Böse“ von Koethi Zan ist ein Psychothriller der wirklich außergewöhnlich mitreißend ist und absolut unter die Haut geht. Die Charaktere sind perfekt gewählt. Die Gefühle, die Psychospiele wirken so real, ich hatte die ganze Zeit ein Kribbeln unter der Haut! Es ist erschreckend, wie Gehirnwäsche einen Menschen hörig machen kann, der eigentlich gut ist und dann für den Menschen, der ihn abhängig gemacht hat, wirklich alles tut, ohne dies zu hinterfragen. Diese Entwicklung ist von der Autorin meisterhaft dargestellt und es ist mehr als spannend von der ersten bis zur letzten Seite.

5 Sterne von mir für diesen Pageturner, der kein Lesezeichen benötigt!

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Veröffentlicht am 26.09.2021

Das wirklich fulminante Ende der Trilogie um Paul Herzfeld

Abgetrennt
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Worum geht’s?
Auf Paul Herzfelds Sektionstisch taucht der Arm einer Person auf, die er vor einigen Monaten bereits seziert hat und die längst verbrannt und beerdigt sein sollte. Dieser Arm führt den Rechtsmediziner ...

Worum geht’s?
Auf Paul Herzfelds Sektionstisch taucht der Arm einer Person auf, die er vor einigen Monaten bereits seziert hat und die längst verbrannt und beerdigt sein sollte. Dieser Arm führt den Rechtsmediziner zu seinem Kollegen und in ein Institut und mit hinein in einen Fall, der ihn fast das Leben kostet.

Meine Meinung:
Mit „Abgetrennt“ beendet Michael Tsokos die Thriller-Trilogie um den Rechtsmediziner Paul Herzfeld. Leider! Aber im Nachwort versichert uns der Autor, dass wir auch weiterhin von Paul hören werden – wenn auch in den Büchern um seine anderen Protagonisten, insbesondere in der Z-Reihe um Fred Abel, wo er auch schon mit von der Partie war. Das Buch ist, wie auch seine Vorgänger, wieder perfekt recherchiert. Mir gefällt besonders der Gedanke, dass hinter all den Fällen, über die Tsokos schreibt, ein wahrer Hintergrund ist. True-Crime ist doch nochmal gruseliger und grausamer. Insbesondere auch die Beschreibung der Toten an den Tatorten und auf den Sektionstischen, die Beschreibung der Gerüche – keiner kann das besser als unser Prof. der Rechtsmedizin Tsokos!

In diesem Band haben wir es neben Paul Herzfeld, der einfach einen perfekten Riecher hat und für jeden Mörder ein würdiger Gegner ist, wieder mit Tomforde zu tun, wenn auch er hier eher eine Nebenrolle spielt. Ich mag die beiden einfach. Sie sind ein tolles Gespann, die Lust auf mehr machen und ich hoffe sehr, beiden in anderen Büchern wieder zu begegnen. Auch von Waldstamm, der Sektionsassistent, ist ein toller Charakter. Ebenso Schneider, die Besessenheit und Fixierung auf Herzfeld bringt der Autor absolut realistisch auf den Punkt.

Und der Fall selbst! Es ist von der ersten Seite an spannend und blutig. Hier muss Spannung nicht erst aufgebaut werden, sondern das Buch ist ein Pageturner, der die Fantasie ankurbelt und den LeserInnen keine Sekunde Zeit zum Durchatmen lässt. Die Szenerie, die Charaktere, die Handlung – einfach nur außergewöhnlich und mitreißend und realistisch. Und das Ende in dem Amphitheater: Dieses Buch endet, wie es beginnt: Mit einem riesengroßen Knall! Nur ein kleiner Cliffhanger bleibt und die Frage, ob hier ein neuer Gegner geboren ist, den wir wiedersehen werden?

Fazit:
„Abgetrennt“ von Michael Tsokos ist ein mehr als würdiger Abschluss für die Thriller-Trilogie um den Rechtsmediziner Paul Herzfeld. Ich werde ihn, Tomforde und all die anderen wirklich vermissen, aber der Autor verspricht im Nachwort, dass wir zumindest den Rechtsmediziner in der Z-Reihe um Fred Abel wiedersehen werden. Die Geschichte selbst ist einfach wieder genial – da ist Tsokos wirklich ein Meister seines Fachs! Die Tatorte, die Leichen, selten beschreibt ein Autor alles so lebendig. Sogar der olfaktorische Faktor bleibt hier nicht aus. Es ist spannend von Anfang bis zum Ende.

5 Sterne von mir für diesen mehr als gelungenen Pageturner!

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Veröffentlicht am 25.09.2021

Spannend und mitreißend – ein schwieriges Thema und das perfekte Verbrechen

Tiefer Fjord
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Worum geht’s?
Haavard ist diensthabender Arzt, als ein schwer misshandelnder Junge stirbt. Kurz darauf wird dessen Vater im Gebetsraum aufgefunden. Tot. Für Haavards Frau Clara, die schon lange dafür kämpft, ...

Worum geht’s?
Haavard ist diensthabender Arzt, als ein schwer misshandelnder Junge stirbt. Kurz darauf wird dessen Vater im Gebetsraum aufgefunden. Tot. Für Haavards Frau Clara, die schon lange dafür kämpft, dass Verbrechen an Kindern strenger verfolgt werden, reißt dieser Fall alte Wunden wieder auf.

Meine Meinung:
„Tiefer Fjord“ von Ruth Lillegraven wird vorne als Roman bezeichnet, im Klappentext als Thriller-Sensation gefeiert. Und das Buch ist tatsächlich ein bisschen von beiden. Es ist nicht so blutig, wie man das von einem guten Thriller erwartet. Und es beschäftigt sich mit dem schwierigen Thema der Kindesmisshandlung und dem erfolglosen Kampf einer Politikerin für die Rechte dieser Kinder. Der Schreibstil der Autorin gefällt mir gut. Einfach aber intensiv. Realistisch und lebendig. Die Seiten flogen nur so dahin. Berichtet wurde zum einen aus der Vergangenheit, zum anderen aus der Gegenwart. Wir durften die Geschichte aus der Perspektive der einzelnen Protagonisten erleben.

Hier hatten wir zunächst Haavard, den Arzt und Ehemann von Clara. Ein erfolgreicher Mann aus einer erfolgreichen Familie, der aber auch in Sachen Treue nach seinem Vater kommt. Er liebt seine beide Jungs und würde alles für sie tun – wirklich alles! Auf der anderen Seite steht Clara. Hier gewährt uns die Autorin immer wieder Einblicke in ihre Vergangenheit. Eine schlimme, grausame Vergangenheit. Und Clara war für mich ehrlich gesagt mit eine der größten Überraschungen des Buches. Die Entwicklung ihrer Rolle war absolut unvorhersehbar und doch so logisch! Wir lernen auch noch Claras Vater Leif kennen, ein Kämpfer, der es nicht immer einfach hatte im Leben. Und Roger, einen Kollegen von Haavard, sowie Sabiya, eine Kollegin. Diese beiden Charaktere haben mich ebenfalls sehr überrascht in ihrer Rolle in der Geschichte.

Nachdem der Prolog spannend und verheißungsvoll begonnen hat, ging es dann fast etwas zu langsam weiter. Da wäre ich gerne schneller in die Story eingestiegen. Aber ab dem ersten Drittel wurde es dann richtig spannend und zum Ende hin entwickelte sich das Buch zu einem wahren Psychothriller. Die Ereignisse im Krankenhaus, die Aktivitäten in der Politik. Die Personen untereinander. Die Autorin gibt uns hier einen durchaus realistischen Einblick in das Leben in Norwegen. Gut gefallen haben mir auch die Darstellungen der Landschaften – zu gerne würde ich das Land bereisen und die Fjorde und alles mit eigenen Augen sehen! Die Beschreibungen waren absolut authentisch, wir hatten Spannung und einen genialen Showdown am Schluss von dem nicht sicher war, wie er ausgehen würde. Und das Ende selbst, quasi der Epilog, war einfach nur krass.

Fazit:
Mit „Tiefer Fjord“ schreibt Ruth Lillegraven eine Mischung aus Roman und Psychothriller. Sie beschreibt die erschreckenden Fälle von Kindesmisshandlung und wie die Gesellschaft davor oftmals die Augen verschließt. Und sie baut darum herum - nach einigen kurzen Längen am Anfang - eine wirklich spannende und mitreißende Geschichte auf mit authentischen Charakteren und lebendigen Bildern, die mich absolut ergriffen hat. Und dann wartet die Autorin nach dem fulminanten Showdown noch mit einem kleinen, aber erschreckenden Extra auf – aber lest selbst!

4 Sterne von mir für dieses spannende und fesselnde Buch!

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